Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander. Страница 39
Leutnant Dalby kam uber das stockdunkle Deck und fa?te an den Hut.»Alle Lampen brennen vorschriftsma?ig«, meldete er.
Bolitho blieb stehen und suchte die langsamen Transporter mit den Augen. Jeder fuhrte eine einzelne Laterne, und so waren sie auch wahrend der Nacht untereinander standig in Sichtkontakt. Es war seine Idee gewesen, und auch er hatte es schon als ubertriebene Vorsicht empfunden. Andererseits hatte die Schaluppe Snipe, dem Konvoi weit voraus wie ein stobernder Terrier, nachmittags signalisiert, da? sie im Sudwesten ein unbekanntes Segel ausgemacht hatte. Es war seitdem nicht wieder gesichtet worden, aber man mu?te vorsichtig sein. Wahrscheinlich ein spanischer Kauffahrer, dachte er, obwohl der Geleitzug ziemlich weit drau?en stand, uber sechzig Meilen vom nachsten Land entfernt. Immerhin waren sie im Golf von Valencia und kamen mit jedem Tag der franzosischen Kuste naher.
«Recht so, Mr. Dalby. «Er hatte wenig Lust, sich mit dem Dritten zu unterhalten, der zu leicht ins Schwatzen kam, wenn man ihm Gelegenheit dazu gab. Doch Dalby sprach schon weiter:»Wenn sich das Wetter halt, sind wir in funf Tagen vor Cozar, Sir. «Er schlug laut die Hande zusammen, denn nach des Tages Hitze war es jetzt empfindlich kalt.»Hoffentlich wird Miss Seton von ihrer neuen Heimat nicht enttauscht sein.»
Das war auch ein Punkt, uber den sich Bolitho des ofteren Gedanken gemacht hatte. Aber da? dieser Dalby so leichthin daruber redete, versetzte ihn in eine unvernunftige Wut.
«Kummern Sie sich gefalligst um Ihren Dienst, Mr. Dalby«, fuhr er ihn an.»Sie hatten schon langst die Wache herausrufen und die Luvbrassen dichtholen lassen mussen, die schlagen ja wie Glockenseile!»
Dalby verschwand eiligst, und Bolitho seufzte. Es ging ihn zwar uberhaupt nichts an — aber wie konnte Pomfret ein Madchen nach Cozar holen, in diese sonnengebleichte Holle?
Am Achterdecksniedergang bewegte sich etwas, und er sah zwei Gestalten an Deck kommen und nach Lee hinubergehen. Die eine war Cheney, fest in ihren langen Mantel gehullt, die Kapuze uberm Haar; die andere war ihr Bruder, der beim Dinner in der Offiziersmesse als Begleitung fungiert hatte; vermutlich war er uber die plotzliche Beliebtheit, die ihm die Anwesenheit seiner Schwester verschaffte, hochst erfreut.
Seton erblickte den einsamen Bolitho und sagte rasch:»M-mu? gehen. H-hab' in einer Stunde W-wache!«Er verschwand eiligst unter Deck, und das Madchen wandte sich um. Bleich hob sich sein Gesicht vor der dunklen See ab.»Gute Nacht, Captain!«Sie hob fluchtig die Hand und stutzte sich dann gegen den Mast, denn die Hyperion nahm eben wieder eine steil anrollende Welle.»Das war ein sehr netter Abend.»
Sie wandte sich zur Kampanje, doch Bolitho rief rasch:»Ah — Miss Seton!«Sie hielt inne und drehte sich wieder um.»Ich, ah, fragte mich gerade, ob Sie sich in der Kajute auch wohl fuhlen?»
In der Dunkelheit leuchtete ihr Lacheln auf.»Danke sehr, Cap-tain, durchaus.»
Bolitho fuhlte, da? er tatsachlich rot wurde, und geriet in Wut uber seine eigene Dummheit. Was hatte er sich blo? dabei gedacht? Doch sie fuhr gelassen fort:»Fast tut es mir leid, da? wir bald am Ziel sein werden.»
Zogernd ging Bolitho uber das trennende Deck zu ihr hinuber und sagte:»Daruber habe auch ich mir schon Gedanken gemacht. Cozar ist eigentlich kein passender Ort fur ein Lady.»
«Ich wei?, Captain. «In ihrer Stimme lag weder Zuruckweisung noch Feindseligkeit.
Dalby kam rasch ubers Deck und starrte die beiden verwundert an.»Brassen zur Nacht gesichert, Sir«, meldete er.
Wutend fuhr Bolitho herum.»Verschwinden Sie, Mr. Dalby!«knurrte er und wandte sich wieder dem Madchen zu. Es hielt die Hand vor den Mund und schuttelte sich vor unterdrucktem Lachen.»Der Arme! Sie haben ihn zu Tode erschreckt!«Doch gleich nahm sie sich wieder zusammen.»Ich kann mir nicht vorstellen, warum Ihre Leute Sie so mogen. Sie sind doch furchtbar streng!»
Bolitho wu?te nicht, was er sagen sollte.»Ich wollte ihn nicht. «setzte er an, doch kam er sich so blod vor, da? er mit verlegenem Grinsen abbrach.»Bitte um Entschuldigung, Miss Seton«, brachte er schlie?lich zustande,»ich will versuchen, mich zu bessern.»
Sie nickte nur.»Dann gehe ich jetzt in meine Kajute, Captain«, sagte sie.
Bolitho folgte ihr einen halben Schritt.»Vielleicht konnten wir gelegentlich zusammen essen?«Er war furchtbar verlegen, und um es noch schlimmer zu machen, war er sich dessen auch bewu?t.»Vielleicht noch bevor wir in Cozar sind?»
Einen gra?lichen Augenblick dachte er, sie wurde ihren Sieg dadurch kronen, da? sie so tat, als habe sie nichts gehort. Doch dann blieb sie, anscheinend nachdenklich, neben dem Ruder stehen.»Das ware sehr nett, Captain. Ich will es mir morgen uberlegen. «Und damit verschwand sie. Mit Augen, die wie helle Glasmurmeln glitzerten, starrten die beiden Rudergasten ihren vollig verwirrten Kommandanten an.
Bolitho war das gleichgultig. Er freute sich uber alle Ma?en; und was irgendeiner seiner Leute von ihm denken mochte, kummerte ihn in diesem Moment merkwurdigerweise uberhaupt nicht.
Am nachsten Morgen war Bolitho schon sehr fruh auf und hatte sich besonders sorgfaltig rasiert und gekleidet. Das war allerdings nichts Ungewohnliches; denn obwohl er Sonnenuntergange auf See liebte, faszinierte und belebte ihn die Morgenfruhe noch mehr. Die Luft atmete sich frischer, und die See war in der bleichen Morgensonne noch ohne jede Bosartigkeit.
Er ging aufs Achterdeck und postierte sich an der Reling. Geschaftig liefen die Matrosen auf dem Oberdeck hin und her, arbeiteten mit Schwabber und Bimsstein und ubertonten mit ihren vergnugten Zurufen das stete Klappern der Lenzpumpe.
Rooke hatte, wahrend Bolitho sich rasierte, um Erlaubnis ersucht, die Bramsegel zu setzen, und der Anblick der schimmernd wei?en Leinwand hoch oben erfullte ihn gerade heute mit besonderer Freude. Uberhaupt war er hochzufrieden. Das Schiff benahm sich ausgezeichnet, und die Manner waren viel vergnugter als fruher. Beim Gedanken an den Vorabend empfand er allerdings kurz eine schmerzliche Ungewi?heit. Das Madchen wurde das Schiff sehr bald verlassen. Hoffentlich ging diese neue Atmosphare von Kameradschaft und Zusammengehorigkeit nicht mit ihm von Bord.
Aber er wu?te genau, da? er mit diesen Uberlegungen nur seine eigenen Gefuhle erforschte. Ware er noch im Zweifel gewesen, so hatte ihm der plotzliche Schmerz beim blo?en Gedanken, sie zu verlieren, die richtige Antwort gegeben. Es war naturlich absolut lacherlich. So oder so, in Kurze war sie Frau eines Admirals, und zweifellos wurde Pomfret seinen Einflu? zu nutzen wissen und alsbald seine Flagge in angenehmerer Umgebung hissen.
Hinter ihm murmelte Gossett einen Gru?, und als Bolitho sich umwandte, sah er Cheney langsam auf die Reling zuschreiten, das Gesicht dem noch dunstigen Sonnenlicht zugewandt. Schon als sie an Bord kam, war sie sonnengebraunter gewesen als bei jungen Damen ublich; seit er wu?te, da? sie auf Jamaika aufgewachsen war, wunderte ihn das nicht mehr. Und die Tage auf See hatten ihrer Braune einen wunderschonen Goldton verliehen; er empfand ihren Anblick, als sie so dastand und die milde Morgensonne geno?, als au?erordentlich herzbewegend.
Verlegen lachelnd luftete er seinen Dreispitz.»Guten Morgen, Miss Seton. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?«Er sprach lauter als beabsichtigt, und ein Schiffsjunge neben dem Neunpfunder erstarrte uber seinem Bimsstein und glotzte zu ihm empor.
«Sehr gut, Captain«, lachelte sie.»Besser als seit Tagen.»
«Ah — na, fein. «Er kummerte sich nicht um die neugierigen Matrosen am Ruder.»Wie Sie sehen, halt sich der Geleitzug gut, und auch der Wind benimmt sich sehr anstandig.»
Sie sah ihn an, und plotzlich wurden ihre Augen ernst.»Dann erreichen wir Cozar also planma?ig?»
«Ja«, nickte er und hatte beinahe hinzugefugt:»Leider. «Er ri? sich zusammen und blickte zum Wimpel empor.»Ich habe dem