Песнь о Нибелунгах - Старонемецкий эпос. Страница 43
7. Abenteuer
Wie Gunther Brunhilden gewann
Ihr Schifflein unterdessen war auf der Wogenflut
Zur Burg heran geschwommen; da sah der Konig gut
Oben in den Fenstern manche schone Maid;
Dass er sie nicht erkannte, das war in Wahrheit ihm leid. (401)
Er fragte Siegfrieden, den Gesellen sein:
“Hattet ihr wohl Kunde um diese Magdelein,
Die droben nach uns schauen hernieder auf die Flut?
Wie ihr Herr auch hei?e, es sind Frauen hochgemut.” (402)
Da sprach der Herre Siegfried: “Nun sollt ihr heimlich spahn
Nach den Jungfrauen, und sollt mir dann gestehen
Welche ihr nehmen wolltet, war euch die Wahl verliehn.”
“Das will ich,” sprach da Gunther, dieser Ritter schnell und kuhn. (403)
“So schau ich ihrer eine in jenem Fenster an,
Im Schneewei?en Kleide, die ist so wohlgetan:
Die wahlen meine Augen um ihren schonen Leib;
Wenn ich gebieten durfte, sie musste werden mein Weib.” (404)
“Dir hat recht erkoren deiner Augen Schein:
Es ist die edle Brunhild, das schone Magdelein,
Nach der dein Herze ringet, dein Sinn und auch dein Mut.”
Ihre Gebarden alle dauchten Konig Gunthern gut. (405)
Da hie? die Konigstochter von den Fenstern gehn
Ihre herrlichen Maide: Sie sollten nicht da stehn
Zum Anblick fur die Fremden; sie folgten unverwandt.
Was da die Frauen taten, das ist uns auch wohl bekannt. (406)
Sie zierten den fremden Gasten sich entgegen
Wie zu allen Zeiten schone Frauen pflegen:
Dann an die Fensterscharten traten sie heran,
Dass sie die Helden sahen: Das war aus Neugier getan. (407)
* Nicht mehr als Viere waren, die kamen in das Land.
Siegfried der kuhne ein Ross zog auf den Strand.
Das sahen durch die Fenster die schonen Frauen an:
Gro?e Ehre dauchte sich Konig Gunther getan. (408)
* Er hielt ihm bei dem Zaune das zierliche Ross,
Das war gut und stattlich, stark dazu und gro?,
Bis der Konig Gunther fest im Sattel sa?.
Also dient' ihm Siegfried, was er doch spater ganz verga?. (409)
* Da zog er auch das seine aus dem Schiff heran;
Er hatte solche Dienste gar selten sonst getan.
Dass er am Stegreif Helden je gestanden war.
Das sahen durch die Fenster diese schonen Frauen hehr. (410)
Es war in gleicher Weise den Degen allbereit
Von schneeblanker Farbe das Ross und auch das Kleid,
Dem einen wie dem andern, und schon der Schilder Rand:
Die warfen hellen Schimmer an der edeln Recken Hand. (411)
So ritten sie herrlich vor Brunhildens Saal,
Ihre Sattel wohl gesteinet, die Brustriemen schmal;
Daran hingen Schellen von lichtem Golde rot:
Sie kamen zu dem Lande wie ihre Tugend gebot. (412)
* Mit Speeren wohl geschliffen, mit Schwertern wohlgetan,
Die reichten den Kuhnen bis zum Sporn hinan.
Die Wohlgemuten fuhrten ihn scharf genug und breit:
Das alles sah Brunhilde, die viel herrliche Maid. (413)
Mit ihm kam da Dankwart und der Degen Hagen:
Diese Ritter trugen, wie wir horen sagen,
Von rabenschwarzer Farbe ein reich gewirktes Kleid;
Neu waren ihre Schilde, gut, dazu auch lang und breit. (414)
Von India dem Lande trugen sie Gestein,
Das warf an ihrem Kleide auf und ab den Schein.
Sie lie?en unbehutet das Schifflein bei der Flut.
So ritten nach der Veste diese Heldenkuhn und gut. (415)
Sechsundachtzig Turme sahn sie darin zumal,
Drei weite Pfalzen und einen schonen Saal
Von edelm Marmelsteine so grun als wie das Gras,
Darin Brunhilde selber mit ihrem Ingesinde sa?. (416)
Die Burg war erschlossen, weithin aufgetan;
Entgegen liefen ihnen die in Brunhilds Bann,
Die Gaste zu empfangen in ihrer Herrin Land.
Die Rosse nahm man ihnen und die Schilde von der Hand. (417)
Da sprach der Kammrer einer: “Gebt uns euer Schwert
Und die lichten Panzer.” “Das wird euch nicht gewahrt,”
Sprach von Tronje Hagen, “wir wollens selber tragen.”
Da begann ihm Siegfried von des Hofs Gebrauch zu sagen: (418)
“In dieser Burg ist Sitte, das will ich euch sagen,
Dass die Gaste nimmer Waffen sollen tragen:
Lasst sie von hinnen bringen, das ist wohl getan.”
Ihm folgte wider Willen Hagen, Konig Gunthers Mann. (419)
Man lie? den Gasten schanken und schaffen gute Ruh.
Manchen schnellen Recken sah man dem Hofe zu
Allenthalben gehen in furstlichem Gewand:
Doch wurden nach den Kuhnen rings her die Blicke gesandt. (420)
* Da wurden auch Brunhilden gesagt die Maren,
Dass unbekannte Recken gekommen waren
In herrlichem Gewande geflossen auf der Flut;
Darob begann zu fragen diese Jungfrau schon und gut: (421)
“Ihr sollt mich wissen lassen,” sprach das Konigskind,
“Wer die unbekannten Recken dorten sind,
Die ich stehen sehe so herrlich und hehr,
Und wem zu Leib die Helden wohl gefahren sind hieher.” (422)
Des Gesindes sprach da einer: “Frau, ich muss gestehn,
Dass ich ihrer keinen je zuvor gesehn;
Doch einer ist darunter, der Siegfrieds Weise hat:
Den sollt ihr wohl empfangen; das ist, Herrin, mein Rat. (423)
* Der andre der Gesellen, gar loblich dunkt er mich;
Wenn er die Macht besa?e, zum Konig ziemt' er sich
Ob weiten Furstenlanden; die mag er wohl versehn.
Man sieht ihn bei den andern dort so recht herrlich stehn. (424)
* Der dritte der Gesellen, der ist von grimmem Sinn,
Doch auch von schonem Wuchse, reiche Konigin.
Die Blicke sind geschwinde, deren so viel er tut:
Er hat in seinem Sinne, ich wahne, grimmigen Mut. (425)
* Der Jungste darunter, gar loblich dunkt er mich,
Man sieht den reichen Degen so recht minniglich
In jungfraulicher Sitte und edler Haltung stehn:
Wir musstens alle furchten, war ihm ein Leid hier geschehn. (426)
* So freundlich er gebahre, so wohlgetan sein Leib.
Er brachte doch zum Weinen manch waidliches Weib,
Wenn er begann zu zurnen: sein Wuchs ist wohl so gut,
Er ist an allen Tugenden ein Ritter kuhn und wohlgemut.” (427)
Da sprach die Konigstochter: “Nun bringt mir mein Gewand:
Und ist der starke Siegfried gekommen in mein Land
Um meiner Minne willen, es geht ihm an den Leib:
Ich furcht ihn nicht so heftig, dass ich wurde sein Weib. (428)
Brunhild die schone trug bald erlesen Kleid.
Da ging an ihrer Seite manche schone Maid,
Wohl hundert oder druber; geziert war ihr Leib:
Die Gaste wollte schauen manches waidliche Weib. (429)
Mit ihnen gingen Degen und Isenland,
Brunhildens Recken, die Schwerter in der Hand,
Funfhundert oder druber; das war den Gasten leid.
Aufstanden von den Sitzen die kuhnen Helden allbereit. (430)
Als die Konigstochter Siegfrieden sah,
Wohl gezogen sprach sie zu dem Gaste da:
“Willkommen sied, Herr Siegfried, hier in diesem Land.
Was meinet eure Reise? Das macht mir, bitt ich, bekannt.” (431)
“Viel Dank muss ich euch sagen, Frau Brunhild,
Dass ihr geruht mich gru?en, Furstentochter mild,
Vor diesem edeln Recken, der hier vor mir steht;
Denn er ist mein Herre: der Ehre Siegfried wohl entrat. (432)
Er ist am Rheine Konig, was soll ich sagen mehr?
Nur um deinetwillen fuhren wir hierher.
Er will dich gerne minnen, was ihm geschehen mag.
Nun bedenke dich bei Zeiten: Mein Herr lasst nimmermehr nach. (433)
Er ist gehei?en Gunther, ein Konig reich und hehr;
Erwirbt er deine Minne, nichts weiter wunscht er mehr.
Mit ihm bin ich gefahren in dieses Land um dich!
Wenn er mein Herr nicht ware, so lie? ich es sicherlich.” (434)
Sie sprach: “Ist er dein Herre, stehst du in seinem Lehn,
Kann er, die ich erteile, meine Spiele dann bestehn
Und bleibt darin der Meister, so wird ich sein Weib:
Gewinn ich aber eines, es geht euch allen an den Leib.” (435)
Da sprach der Tronje Hagen: “Nun zeigt uns, Konigin,
Was ihr fur Spiel' erteilet. Eh euch den Gewinn
Mein Herre Gunther lie?e, so musst es ubel sein:
Er getraut wohl zu erwerben ein so schones Magdelein.” (436)
“Den Stein soll er werfen und springen darnach,
Den Speer mit mir schie?en: Drum sei euch nicht zu jach.
Ihr konnt hier leicht verlieren die Ehr und auch den Leib:
Das geb ich zu bedenken,” sprach das minnigliche Weib. (437)
Siegfried der schnelle ging vor den Konig hin
Und bat ihn frei zu reden mit der Konigin
Ganz nach seinem Willen; angstlos soll' ersein:
“Ich will dich wohl beschutzen vor ihr mit den Listen mein.” (438)
Da sprach der Konig Gunther: “Konigstochter hehr:
Erteilt mir was ihr wollet und war es auch noch mehr,
Das bestand ich alles um euern schonen Leib:
Mein Haupt will ich verlieren, so ihr nicht werdet mein Weib.” (439)
Als da seine Rede vernahm die Konigin,
Bat sie, wie ihr geziemte, das Spiel nicht zu verziehn.
Sie lie? sich zum Streite bringen ihr Gewand,
Einen goldnen Panzer und einen gutes Schildesrand. (440)
Ein Waffenhemd von Seide zog sich an die Maid,
Das konnte keine Waffe verletzen je im Streit,
Von Zeugen wohl geschaffen aus Libya dem Land:
Lichtgewirkte Borten erganzten an seinem Rand. (441)
Derweilen hatt ihr Ubermut den Gasten schwer bedraut:
Dankwart und Hagen die standen unerfreut;
Wie es dem Herrn erginge besorgte sehr ihr Mut;
Sie dachten: “Unsre Reise bekommt uns Recken nicht gut.” (442)
Derweilen war auch Siegfried, der waidliche Mann,
An das Schiff gegangen, eh wer daruber sann,
Wo er die Tarnkappe verborgen liegen fand,
In die er hurtig schlupfte; da ward er niemand bekannt. (443)
Er eilte bald zurucke, da sah er Recken viel;
Es ordnete die Konigin allda ihr hohes Spiel.
Er ging hinzu verstohlen und dass ihn niemand sah
Von allen die da waren; gar listiglich das geschah. (444)
Es war ein Kreis gezogen, wo das Spiel geschehn
Vor kuhnen Recken sollte, die es wollten sehn.
Wohl an siebenhundert sah man Waffen tragen:
Wer den Sieg errungen, das sollten sie nach Wahrheit sagen. (445)
Da war Brunhild gekommen, die man gewaffnet fand,
Als ob sie streiten wolle nun aller Konge Land.
Wohl trug sie auf der Seide der Stablein viel von Gold;
Ihre lichte Farbe glanzte darunter hold. (446)
Nun kam ihr Gesinde, das trug an der Hand
Aus allrotem Golde einen Schildesrand
Mit hartem Stahlbeschlage, machtig gro? und breit,
Worunter spielen wollte diese minnigliche Maid. (447)
An einer edeln Borte ward ihr Schild getragen,
Darauf Edelsteine, wie Gras so grune, lagen;
Die warfen mannigfaltig Gefunkel auf das Gold.
Der bedurfte gro?e Kuhnheit, dem die Jungfrau wurde hold. (448)
Der Schild war untern Buckeln, so hat man uns gesagt,
Von dreier Spannen Dicke; den trug hernach die Magd.
An Stahl und auch an Golde war er reich genug,
Den ihrer Kammrer einer mit Muhe selbvierter trug. (449)
Als der Degen Hangen den Schild hertragen sah,
Wie sprach mit gemeinem Mute der Held von Tronje da:
“Wie nun, Konig Gunther? Wie verlieren wir den Leib?
Die ihr begehrt zu minnen, die ist wohl des Teufels Weib.” (450)
* Nun hort von den Gewanden, woran sie reich genug:
Von Azagoger Seide einen Wappenrock sie trug,
Der war reich und edel, davon warf hellen Schein
Von der Konigstochter gar mancher herrliche Stein. (451)
Da brachte man der Frauen, schwer und ubergro?,
Einen scharfen Wurfspie?, den sie stets verschoss,
Stark und ungefuge, machtig und breit zumal:
Der hatt an seinen Seiten zwei Schneiden von scharfem Stahl. (452)
Von des Spie?es Schwere horet Wunder sagen:
Viertehalb Stab Eisen war dazu verschlagen.
Ihn trugen kaum dreie von Brunhildens Bann;
Gunther der edle darum zu sorgen begann. (453)
* Er dacht in seinem Sinne: Was soll dieses sein?
Der Teufel aus der Holle, wie konnt er hier gedeihn?
Wenn ich lebend wieder in Burgonden war,
Ihr schufe meine Minne wohl selten gro?e Beschwer. (454)
* Er hatt in seinen Sorgen, das wisset, Leid genug.
All sein Kampfgerate man ihm zur Stelle trug:
Bald stand der reiche Konig in seiner Waffen Hut;
Vor Leide hatte Hagen fast gar verloren den Mut. (455)
Da sprach Hagens Bruder, der kuhne Dankwart:
“Mich reuet in der Seele diese Hofesfahrt.
Die immer Recken hie?en, wie verlieren wir den Leib!
Soll uns in diesem Lande nun verderben ein Weib? (456)
Des bin ich sehr verdrossen, dass ich kam in dieses Land.
Hatte Bruder Hagen seine Waffen an der Hand
Und auch ich die meinen, so sollten sich in Hut
Brunhildens Recken nehmen mit all ihrem Ubermut. (457)
* “Sie sollten sich bescheiden, das glaubet mir nur;
Hatt ich den Frieden tausendmal bestarkt mit einem Schwur,
Bevor ich sterben sahe den lieben Herren mein,
Das Leben musste lassen dieses schone Magdelein.” (458)
“Wir mochten ungefangen wohl raumen dieses Land,”
Sprach sein Bruder Hagen, “hatten wir das Gewand,
Das wir zum Streit bedurften und die Schwerter gut,
So sollte sich wohl geben der schonen Fraue Ubermut.” (459)
Wohl horte was er sagte die Fraue wohlgetan;
Sie sah ihn uber Achsel lachenden Mundes an.
“Nun er so kuhn sich dunket, so bringt doch ihr Gewand,
Ihre scharfen Waffen gebt den Degen an die Hand. (460)
* “Es kummert mich so wenig, ob sie gewaffnet sind,
Als ob sie blo? da stunden,” so sprach das Konigskind.
“Ich furchte niemands Starke, den ich noch je gekannt;
Ich mag auch wohl genesen im Streite vor des Konigs Hand.” (461)
Als sie die Schwerter hatten, nach der Maid Gebot,
Dankwart der kuhne ward vor Freuden rot.
“Nun spielet, was ihr wollet,” so sprach der Degen wert,
“Gunther ist unbezwungen, wir haben wieder unser Schwert.” (462)
Brunhildens Starke zeigte sich nicht klein:
Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,
Gro? und ungeheuer, rund und stark und breit.
Ihn trugen kaum Zwolfe dieser Degen kuhn im Streit. (463)
Den warf sie allerwegen, wie sie den Spie? verschoss.
Daruber war die Sorge der Burgonden gro?.
“Wen will der Konig werben?”, sprach Herr Hagen laut:
“Sie mag wohl in der Holle sein des bosen Teufels Braut.” (464)
An ihre wei?en Arme sie die Armel wand,
Sie begann zu fassen den Schild mit der Hand,
Sie schwang den Spie? zur Hohe: da ging es an den Streit.
Die fremden Gaste bangten vor Brunhildens Zorn und Neid. (465)
Und war ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen,
So hatte sie das Leben Gunthern wohl benommen.
Er nahte sich verstohlen und ruhrte seine Hand;
Gunther seine Kunste mit gro?en Sorgen befand. (466)
* “Was hat mich beruhret?”, dachte der kuhne Mann,
Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an.
Er sprach: “Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein:
Du sollst mir ohne Sorge vor der Konigin sein.” (467)
Er sprach: “Gib aus den Handen den Schild, lass mich ihn tragen.
Behalte wohl im Sinne, was du mich horest sagen:
Du habe die Gebarde, ich will das Werk bestehn.”
Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn. (468)
* “Verhehl auch meine Kunste, die darfst du niemand sagen;
So mag die Konigstochter wenig Ruhm erjagen
An deinem edeln Leben, worauf ihr sinnt der Mut.
Nun sieh doch, wie so furchtlos vor dir die Konigin tut.” (469)
Da schoss mit gro?en Kraften die herrliche Maid
Auf einen neuen Schildrand, machtig und breit,
Den trug an seiner Linken der Siegelinde Kind:
Das Feuer sprang vom Stahle als ob es wehte der Wind. (470)
Des starken Spie?es Schneide den ganzen Schild durchdrang,
Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang.
Von dem Schuss strauchelten die kraftvollen Degen:
War nicht die Tarnkappe, sie waren beide tot erlegen. (471)
Siegfried dem kuhnen vom Munde brach das Blut.
Bald hatt er sich ermannet: da nahm der Degen gut
Den Spie?, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand:
Den warf ihr bald zurucke des starken Siegfriedes Hand. (472)
* Er dacht: “Ich will nicht schie?en das schone Magdelein.”
Des Spie?es Schneide kehrt' er hinter den Rucken sein;
Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand,
Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand. (473)
Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind.
Es hatte wohl geschossen Konig Siegmunds Kind;
Ihr reichten nicht die Krafte vor solchem Schuss zu stehn:
Das war von Konig Gunthern in Wahrheit nimmer geschehn. (474)
Brunhild die Schone bald auf die Fu?e sprang.
“Edler Ritter Gunther, des Schusses habe Dank!”
Sie wahnte noch, er hatt es mit seiner Kraft getan;
Nein, gefallet hatte sie ein viel starkerer Mann. (475)
Da trat sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,
Den Stein hoch erhob sie, die edle Jungfrau gut;
Sie schwang ihn mit Kraften weithin von der Hand,
Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand. (476)
Der Stein war geflogen zwolf Klafter von dem Schwung:
Die Jungfrau wohl geschaffen erreicht' ihn doch im Sprung.
Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag:
Gunther musst ihn wagen, des Wurfs der Verholne plag. (477)
Siegfried war verwogen, kraftig und lang;
Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang:
Von seinen schonen Kunsten empfing er Kraft genug,
Dass er in dem Sprunge den Konig Gunther noch trug. (478)
* Der Sprung, der war ergangen, der Stein lag nun da,
Gunther wars, der Degen, den man einzig sah.
Brunhild die schone ward vor Zorne rot;
Gewendet hatte Siegfried dem Konig Gunther den Tod. (479)
Zu ihrem Ingesinde sprach laut die Furstin da,
Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:
“Ihr meine Freund und Mannen, tretet gleich heran:
Ihr sollt dem Konig Gunther alle werden untertan.” (480)
Da legten die Kuhnen die Waffen von der Hand,
Und boten sich zu Fu?en von Burgondenland
Gunther dem reichen, so mancher kuhne Mann:
Sie wahnten all, er hatte das Spiel mit seiner Kraft getan. (481)
Er gru?te sie gar minniglich: Wohl war er tugendreich.
Da nahm ihn bei den Handen das Magdlein ohne gleich:
Sie erlaubt' ihm zu gebieten in ihrem ganzen Land;
Da freuten des sich alle die Degen kuhn und gewandt. (482)
Sie bat den edeln Ritter mit ihr zuruck zu gehn
Zu dem weiten Saale. Als das war geschehn,
Da bot man den Recken der Dienste desto mehr:
Dankwart und Hagen, die litten es ohne Wehr. (483)
Siegfried der schnelle weise war genug,
Dass er die Tarnkappe zum Schiffe wieder trug;
Dann ging er zu dem Saale, wo manche Fraue sa?,
Und er mit andern Degen alles Leides verga?. (484)
* “Was saumet ihr, mein Herre? Was beginnt ihr nicht die Spiel',
Euch will die Konigstochter erteilen doch so viel,
Und lasst uns bald erschauen, wie es damit bestellt?”
Als wusst er nichts von allem, so tat der listige Held. (485)
* Da sprach die Konigstochter: “Wie konnte das geschehn,
Dass ihr nicht habt die Spiele, Herr Siegfried, gesehn,
Worin hier obsiegte Konig Gunthers Hand?”
Zur Antwort gab ihr Hagen aus der Burgonden Land: (486)
* Er sprach: “Da habt ihr, Fraue, uns betrubt den Mut:
Da war bei dem Schiffe Siegfried der Degen gut,
Als der Vogt vom Rheine das Spiel euch abgewann;
Drum ist es ihm unkundig,” sprach der Held in Gunthers Bann. (487)
“Nun wohl mir dieser Mare,” sprach Siegfried der Degen,
“Dass hier eure Hochfahrt also ist erlegen,
Und jemand lebt, der euer Meister moge sein.
Nun sollt ihr, edle Jungfrau, uns hinnen folgen an den Rhein.” (488)
Da sprach die Wohlgetane: “Das mag noch nicht geschehn:
Erst frag ich meine Vettern, und die in meinem Lehn.
Ich darf ja nicht so leichthin verlassen dieses Land:
Meine besten Freunde, die werden erst noch besandt.” (489)
Da lie? sie ihre Boten nach allen Seiten gehn:
Sie besandte ihre Freunde und die in ihrem Lehn,
Dass sie zum Isensteine kamen unverwandt;
Einem jeden lies sie geben reiches, herrliches Gewand. (490)
Da ritten alle Tage, beides, spat und fruh,
Der Veste Brunhildens die Recken scharweis zu.
“Nun jadoch,” sprach da Hagen, “was haben wir getan?
Wir erwarten uns zum Schaden der schonen Brunhilde Bann. (491)
Wenn sie mit ihren Kraften kommen in dies Land,
Der Konigin Gedanken, die sind uns unbekannt:
Wie, wenn sie also zurnet, dass wir sind verloren?
So ist das edle Magdlein uns zu gro?en Sorgen geboren!” (492)
Da sprach der starke Siegfried: “Dem will ich widerstehn.
Was euch da Sorge schaffet, das lass ich nicht geschehn:
Ich will euch Hilfe bringen her in dieses Land
Durch auserwahlte Recken: Die sind euch noch unbekannt. (493)
Ihr sollt nach mir nicht fragen, ich will von hinnen fahren;
Gott mag eure Ehre derweilen wohl bewahren.
Ich komme bald zurucke und bring euch tausend Mann
Der allerbesten Degen, deren ich Kunde je gewann.” (494)
“So bleibt auch nicht zu lange,” der Konig sprach da so,
“Wir sind aus guten Grunden eurer Hilfe froh.”
Er sprach: “Ich komme wieder gewiss in wenig Tagen;
Dass ihr mich weg gesendet sollt ihr der Konigin sagen.” (495)