Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander. Страница 40

«Mein Herz gehort ihr, Adam. Mit ihr bin ich wieder ein Mann, ohne sie bin ich wie ein Schiff, dem man die Segel vorenthalt.»

Adam sah ihn voll an.»Ich glaube, da? man dich nach London ruft, um die Dinge zu ordnen. Du sollst die Affare bereinigen, sozusagen.»

«Indem ich die Wahrheit leugne?»

«Das ist jedenfalls meine Befurchtung, Onkel. «Bolitho lachelte traurig.»Ein so weiser Kopf auf so jungen Schultern.»

Adam wirkte plotzlich so verletzlich wie als vierzehn Jahre alter Fahnrich, der einmal den ganzen Weg zu Fu? von seinem Elternhaus in Penzance gekommen war, um nach dem Tod seiner Mutter auf Bolithos Hyperion einzusteigen. Sie mochte eine Hure gewesen sein, aber sie hatte fur den Jungen zu sorgen versucht. Und Hugh, Bolithos Bruder, hatte von nichts gewu?t, bis es zu spat war.

Der junge Mann sagte:»Wir werden einander viel sehen. Ich habe noch mehr Depeschen von Lord Nelson, und wenn deine Angelegenheiten in London geklart sind, habe ich dich zu deinem Geschwader zuruckzubringen.»

Wer mochte das angeordnet haben? fragte sich Bolitho. Nelson selbst, der es denen zeigen wollte, die seine Affare mit Lady Hamilton verachteten? Oder ein noch Hohergestellter, der die Familie Bolitho benutzte, um ihn zu beeinflussen? Er konnte noch gar nicht glauben, da? er Catherine so bald wiedersehen sollte. Die Tatsache eines franzosischen Durchbruchs in den Atlantik erschien ihm im Vergleich dazu unwichtig. Er berief die anderen in seine Kajute.»Stephen, Sie mussen wahrend meiner Abwesenheit hierbleiben. «Kopfschuttelnd wehrte er die Proteste ab und fugte hinzu:»Ich brauche Sie auf der Hyperion. Verstehen Sie, warum?«In des Leutnants Augen verdrangte das Begreifen die Enttauschung.»Als einen Verbundeten, der mich benachrichtigt, wenn etwas Unerwartetes geschieht.»

Er sah Yovell an.»Sie unterstutzen den Flaggleutnant nach Kraften. «Er zwang sich ein Lacheln ab.»Als Fels in der Brandung, ja?»

Yovell erwiderte das Lacheln nic ht.»Ich mache mir Sorgen um Sie, Sir Richard.»

Bolitho sah sich im Kreise um.»Ihr seid alle meine guten Freunde, aber das mu? ich allein bereinigen.»

Auf einmal fiel ihm die blaugraue Narbe an Somervells Hals ein. Sollte die Sache damit beigelegt werden? Mit einem Duell? Doch er verwarf die Idee sogleich wieder. Somervell war zu sehr bestrebt, dem Konig zu gefallen. Nein, es mu?te ein Scharmutzel anderer Art sein.»Ubrigens, ich nehme Allday mit.»

Adam griff sich mit einer Hand an den Kopf.»Ich Idiot, das hab' ich vollig vergessen. «Er deutete aus dem Fenster.»Ich habe den jungen Bankart zu meinem Bootsfuhrer gemacht. Er kam in Plymouth an Bord, als ich dort nach Befehlen fragte. «Und mit einem schiefen Lacheln:»Es ist nur recht, da? ein Bastard dem anderen hilft.»

Die kleine Brigg Firefly lichtete am folgenden Tag den Anker und ging in See. Von dem Augenblick an, da Bolitho die Depeschen gelesen hatte, fand er kaum Zeit, seine Kommandanten zu versammeln und ihnen zu sagen, da? sie die nachsten Wochen dazu benutzen sollten, ihre Schiffe zu versorgen und zu uberholen.

Haven war seinen mundlichen Instruktionen ohne Uberraschung oder Erregung gefolgt. Bolitho hatte ihm mehr als einmal eingescharft, da? er als Flaggkapitan verpflichtet war, uber das Geschwader zu wachen, und sich nicht lediglich um die Angelegenheiten seines eigenen Schiffes kummern durfte. Welch beeindruckende Vorschlage Kapitan McKee von der Fregatte Tybalt auch machen wurde, um sich fortzustehlen, warnte er Haven, sie seien alle abzulehnen. Er brauchte die Fregatte ebenso sehr wie ihn, wenn nicht noch mehr als ihn.

Nach der Kajute der Hyperion kamen ihm die Unterkunfte der Brigg eng wie ein Kuchenschrank vor. Er konnte nur unter dem Oberlicht aufrecht stehen und erfuhr, da? die Mannschaft in Quartieren lebte, deren Stehhohe nur vier Fu? und sechs Zoll betrug. Aber das Schiff wirkte binnenbords so lebhaft und tuchtig wie nach au?en. Bolitho bemerkte schnell das aufgelockerte Verhaltnis zwischen Achterdeck und Mannschaftslogis und war heimlich stolz auf das, was sein Neffe geleistet hatte.

Es storte ihn nur der Umstand, da? er nichts Neues mehr von Catherine erfahren hatte. Vermutlich suchte sie ein normales Leben zu fuhren, bis die Geruchte verstummten, oder sie war umgezogen. Dennoch beunruhigte es ihn, besonders nach dem Lesen des einen Briefes, den ihm Belinda geschickt hatte.

Es war ein kuhler Brief, viele hatten ihn als vernunftig bezeichnet. Sie erwahnte nur kurz seine Leidenschaft fur» dieses Weib «als etwas, das man vergeben, aber nicht verstehen konnte. Nichts durfte zwischen ihnen stehen:»Ich werde es nicht tolerieren«. Hatte sie im Zorn geschrieben, ware er weniger beunruhigt gewesen. Vielleicht hatte sie Catherine schon auf einem jener Empfange getroffen, die Belinda so liebte? Aber das schien unwahrscheinlich.

Auf dem Ozean begann die Firefly ihrem Namen getreu formlich zu fliegen. Adam hielt sich weit drau?en, weg von Land, als sie Tag fur Tag ihren Weg entlang der Kuste Portugals nahmen und dann in die Biskaya abdrehten. Als Bolitho fragte, warum er so weit drau?en segelte, erklarte Adam ihm grinsend, da? er die Blockadegeschwader meiden wolle.»Jeder Kommandant, der die Firefly sichtet, will mir Post fur England mitgeben. Diesmal aber habe ich keine Stunde zu verschenken.»

Bolitho bedauerte die Manner auf den Blockadeschiffen. Woche um Woche kreuzten sie bei jedem Wetter hin und her, wahrend der Feind sich im Schutz des Hafens ausruhte und jede ihrer Bewegungen beobachtete. Blockadedienst war der meistgeha?te von allen, was die neuen Leute der Hyperion bald erfahren wurden.

Die zwolfhundert Meilen von Gibraltar nach Portsmouth wurden zu einer der lebhaftesten Uberfahrten, an die sich Bolitho je entsann. Er verbrachte viel Zeit an Deck mit Adam, wo sie den Larm von Wind und Gischt uberschreien mu?ten und die Brigg ihre Segel derma?en strapazierte, da? er sich fragte, wie das ihre Masten aushielten.

Es machte ihm Spa?, wieder mit Adam zusammen zu sein und zu sehen, da? er sich vom eifrigen Leutnant zum Kommandanten gemausert hatte, der die Starke jedes Tampens und Segels kannte und den Unerfahrenen Vertrauen einflo?te. Gern zitierte er Nelson, den Helden, den er ruckhaltlos bewunderte. Adams Erster Leutnant, Bolitho bisher unbekannt, hatte, als die Biskayasturme plotzlich uber sie herfielen, angstlich Segel reffen wollen. Adam hatte das Getose uberschrien:»Es ist erst dann Zeit zu reffen, wenn man dazu Lust hat!»

Ein andermal hatte er seinen Onkel zitiert, als ihn ein Meistersgehilfe fragte, ob die Mannschaft vor oder nach dem Wenden essen solle. Adam hatte Bolitho angesehen und gemeint:»Die Mannschaft geht vor.»

Dann erreichten sie die Westlichen Zufahrtswege und den Kanal, tauschten Signale mit wachsamen Vorposten und sichteten an einem herrlichen Fruhlingsmorgen die Is le of Wight. Nur funfeinhalb Tage hatten sie von Gibraltar hierher gebraucht.

Bolitho und Adam begaben sich in Portsmouth zu einem kleineren Gasthaus, nicht zum» George«, um die Postkutsche nach London zu erwarten. Vielleicht hatte das» George «zu viele Erinnerungen geweckt.

Es hatte Bolitho wahrend der Uberfahrt auch Freude gemacht, Allday mit seinem Sohn zu beobachten. Nun sagten sie einander Lebewohl, als der junge Bankart auf seinem Schiff blieb und Allday die Kutsche bestieg. Bolitho protestierte, als Allday wegen der belegten Sitze drau?en Platz nehmen sollte. Der aber musterte verachtlich die rundlichen Kaufleute, die den Innenraum belegten.

«Ich mochte die Gegend sehen, Sir Richard, und nicht dummes Geschwatz anhoren mussen. Mir ist es lieber auf dem Oberdeck.»

Bolitho lehnte sich in seine Ecke und vermied jegliche Unterhaltung, indem er die Augen schlo?. Mehrere Herren hatten seinen Rang erkannt und erwarteten von ihm wahrscheinlich Neuigkeiten uber den Krieg. Jedenfalls war es nichts Neues, da? die Kaufleute daran ganz gut verdienten. Adam sa? ihm gegenuber, sein Blick verlor sich in der Weite der voruberziehenden Landschaft Hampshires. Im spiegelnden Fensterglas der Kutsche sah sein Bild wie eines der Portrats in