Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander. Страница 13
«Aha. «Bolitho versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was dieser Schoner zu bedeuten hatte. Aber es gelang ihm nicht. Adam war weg. Und Allday auch. Sie lagen vermutlich irgendwo im Sterben. Oder hofften auf Rettung, die nie kommen wurde.
Mears fuhr fort:»Leider wurde der Kapitan des Schoners getotet, als er uber Bord springen wollte. Aber ich fand Karten und Papiere in seiner Kajute. Er hatte Marschorder nach Toulon.»
«Bei Gott, Sir«, rief Javal aus,»also auch darin hatten Sie recht. Die Dons arbeiten wie die Wilden, um ihren machtigen Alliierten in Toulon zu helfen!«Er holte eine Kruke aus einer seiner Seekisten.»Gut gemacht, Toby. Trinken Sie einen Schluck; wir uberlegen inzwischen, wie wir weiter vorgehen. «Er sah Bolitho fragend an.»Der Wind frischt auf, Sir. Wir segeln am besten wieder los.»
«Ja. «Unregelma?ig hob und senkte sich das Deck unter ihren Fu?en.»Teilen Sie eine Prisenmannschaft ein, die den Schoner direkt nach Gibraltar segelt. Rufen Sie Ihren Schreiber und diktieren Sie ihm eine Depesche fur den Admiral dort. Er wird schon wissen, was er mit seiner Ladung anfangen soll.»
Mears grinste, zufrieden trotz seiner Erschopfung.»Nette kleine Prise, Sir. Ist 'n Penny wert oder zwei.»
Javal funkelte ihn mi?billigend an und sagte dann rasch zu Bo-litho:»Das mit Ihrem Leutnant tut mir leid, Sir. War er lange bei Ihnen?»
«Er ist mein Neffe.»
Javal und Mears wechselten besturzte Blicke.»Bei Gott, Sir«, sagte Javal schlie?lich,»das hatte ich wissen sollen! Dann hatte ich einen meiner Offiziere geschickt!»
Bolitho sah ihn ernst an.»Sie haben nur getan, was richtig war. Die Buzzard ist knapp an Offizieren. Und Ehre und Gefahr mussen stets moglichst gleichma?ig verteilt werden.»
«Und wenn ich eins von den Booten mit einem Behelfssegel nahme, Sir?«schlug Mears vor.
«Nein. «Bolitho sah an ihm vorbei.»Am Tage haben Sie uberhaupt keine Chance. «Er wandte sich ab.»Gehen Sie wieder an Ihren Dienst, Captain. Wir konnen nichts weiter tun.»
Die Kajutentur fiel ins Schlo?, und Bolitho lie? sich mude auf die Sitzbank unter den Fenstern fallen. Er drehte den zerbrochenen Degen in den Handen. Wie der Junge sich gefreut hatte, als er ihn bekam; und wie ruhrend stolz er gewesen war, als sie damals wieder zusammentrafen!
Er sah auf, als erwarte er, Allday neben sich zu entdecken, der immer spurte, wenn er gebraucht wurde. Jetzt hatte er nicht einmal mehr Allday. Niemand war bei ihm.
Irgendwo jenseits der Schottwand horte er einen Matrosen ein Lied singen, das er nicht kannte. Der traumte vielleicht von seinem winzigen Anteil am Prisengeld oder von einem Madchen zu Hause in England.
Getrampel oben an Deck, und jemand brullte:»Bringt die Boote langsseit, und dann ran an die Taljen!«Er glaubte auch, jemanden hurra rufen zu horen, als der Schoner segelklar gemacht wurde.
Javal erschien an der Tur, das Gesicht regenna?.
«Schoner ist segelklar, Sir. Wollen Sie bestimmt keine eigene Depesche an den Admiral schicken?»
«Nein, danke. Sie haben die Aktion befehligt, Ihr Name gehort unter den Bericht.»
Javal leckte sich die Lippen.»Also vielen Dank, Sir. Ich dachte nur, man konnte was tun wegen. «Er brach ab. Rufe ertonten an Deck, und das Schiff legte sich schwer in den Wind.»Ich will lieber gehen, Sir — sie in Fahrt bringen, ehe uns ein paar Spieren we g-brechen.»
Er eilte hinaus, und Sekunden spater horte Bolitho seine Stimme durch den Spalt des Skylight:»Setzen Sie den Kluver, Mr. Mears!
Aber spater werden wir wohl ein oder zwei Reffs einbinden mussen. Wir sto?en wieder zum Geschwader.»
«Jawohl, Sir. Bei Gott, seine Vorwurfe mochte ich mir jetzt nicht machen.»
Javals Antwort kam schnell und traurig.»Um Vorwurfe geht es nicht, Toby. Die werden von der Verantwortung aus dem Fenster geweht.»
Allday sa? an einen Fels gelehnt und musterte die Pferde, die am Fu? des Abhangs angepflockt waren. Reglos lag Pascoe quer uber seinem Scho?, die Augen fest geschlossen, wie tot. Sechs Matrosen hockten trubselig herum; gleich Allday warteten sie darauf, wie es weitergehen wurde.
Er spahte zum Himmel empor — hoffentlich wurde es bald wieder regnen; er hatte wilden Durst. Nach dem Sonnenstand mu?te es ungefahr Mittag sein. Und der rauhe, gewundene Pfad fuhrte immer weiter landeinwarts. Er seufzte. Fuhrte sie weg von der See.
Alldays Beine waren unter Pascoes Gewicht eingeschlafen, doch jetzt bewegte er sich. Allday legte ihm die Hand auf den Mund.
«Still, Mr. Pascoe.»
Die dunklen Augen sahen zu ihm auf. Die Schmerzen riefen dem Jungen das Geschehen wieder ins Gedachtnis zuruck.
«Wir machen nur Rast. «Allday nickte vorsichtig zu den Soldaten bei den Pferden hinuber.»Oder die zumindest.»
Da Pascoe Miene machte aufzustehen, legte Allday ihm die Hand auf die Brust. Trotz der brennenden Sonne uberlief es ihn kalt. Er scheuchte eine Fliege von der wei?lichen Narbe, die quer uber Pascoes Rippen lief und von dem Duell in Gibraltar stammte.
«Was — was ist geschehen?«Pascoe befuhlte seinen Korper, als wolle er Stuck fur Stuck prufen, ob seine Gliedma?en noch vorhanden waren. Wie sie alle trug er weder Koppel noch Schuhe; nur die Hose und die Reste seines Hemdes hatte man ihm gelassen.
«Die Hunde haben uns alles weggenommen«, murmelte Allday.»Ich glaube, sie haben zwei von unseren Jungs unterwegs umgebracht, weil sie verwundet waren und das Tempo nicht durchhalten konnten. «Er dachte an die klaglichen Schreie und die Stille danach — Gott sei Dank war Pascoe bewu?tlos gewesen.
«Aber wie bin dann ich. «Pascoes Augen trubten sich.»Sie haben mich den ganzen Weg getragen?»
Allday versuchte zu grinsen.»Das sind keine spanischen Soldaten, sondern Eingeborene. Mauren hochstwahrscheinlich. Aber sogar diese Schweine sehen, wer ein Offizier ist.»
Mi?trauisch beobachtete er die Soldaten. Wohin wurde man sie wohl schaffen? Alles war so plotzlich gekommen: Auf einmal das Stampfen von Pferdehufen im nassen Sand, nur ein paar Meter von dem auf Strand gezogenen Boot: eine Patrouille oder ein Trupp, der zufallig zum Lager zuruckritt — er wu?te es immer noch nicht, und es spielte auch keine Rolle.
Die Reiter waren schnell an ihnen vorbeigewesen; sie hatten sich laut und sorglos unterhalten und bemerkten nichts Verdachtiges.
Doch ohne auch nur einen Moment zu zogern, hatte Pascoe gesagt:»Die werden Leutnant Mears und die beiden Boote entdecken, Allday. Wenn sie den Schoner warnen, sind unsere Leute hoffnungslos verloren.»
Und so hatte Pascoe die Patrouille angegriffen, damit Mears unbemerkt an den Schoner herankam. Mit gezogenem Degen war er den Strand hinaufgerannt.»Drauf, Jungs!«hatte er geschrien.
Und ebenso schnell war es vorbeigewesen. Das Klirren von Stahl auf Stahl, Fluche, sausende Sabel, von allen Seiten die riesigen Schatten der tanzelnden Pferde.
Dann lag Pascoe nach einem Sabelhieb bewu?tlos da, und die Matrosen warfen die Waffen weg. Die Reiter hatten sie ausgeplundert und dann geschlagen, systematisch, ohne Erregung oder Freude am Prugeln. Danach hatten sie die benommenen Manner mit Tritten und Sto?en vor den Pferden hergetrieben, landeinwarts, weg von der See.
Pascoe leckte sich die trockenen Lippen und tippte auf die Beule an seinem Kopf.»Ich komme mir vor wie ein Ambo? unterm Hammer.»
«Aye.»
Allday fuhr zusammen, denn der Anfuhrer rief seinen Mannern etwas zu: ein gutes Dutzend, alle wohlbewaffnet. Die uberlebenden Matrosen dagegen waren ein geschlagener, verangstigter Haufen.
Der Reiter kam zu der kleinen Schar und sah auf Pascoe hinunter.
Er war gro?, schlank, dunkelbraun und trug einen rohwei?en Fez, von dem ein Nackentuch herabhing. Er deutete mit der Peitsche auf Pascoe und nickte.
«Teniente, teniente!«Langsam entblo?te er gelbe Zahne und spuckte Pascoe gezielt aufs Bein.
Allday arbeitete sich unter Pascoes Korper hervor und stand muhsam auf.»Benimm dich, verdammter Hund, wenn du mit einem Offizier des Konigs sprichst!»