Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander. Страница 37
Belsey fuhrte seine wurgenden, keuchenden Leute zum Heck und brullte:»Hochste Zeit, abzuziehen, Sir. «Er grinste, obwohl ihm vor Qualm die Augen tranten.
Bolitho deutete hinab.»Das Boot ist an der Gilling vertaut. Schnell hinunter, Jungs. Das Magazin wird gleich in die Luft fliegen.»
Ein Matrose nach dem anderen glitt in das kleine Boot hinunter. Bolitho, der vor Hitze kaum atmen konnte und den die vorruckenden Flammen fast blendeten, verlie? die Korvette als letzter.
«Riemen bei!«bellte Stockdale.»Ruder an!»
Das Boot kam klar. Die grausame Glut lie? das Wei?e in den
Augen der Manner aufglimmen, als die brennende Korvette vorbeitrieb. In der Nahe schwammen mehrere Franzosen. Einer versuchte, sich in das bereits uberfullte Boot zu ziehen, doch Stockdale stie? ihn zuruck, und seine jammervollen Schreie verklangen achtern.
«Bei Gott, jetzt sind sie zusammengesto?en«, rief ein Matrose.
Die Korvette hatte den Transporter erreicht, und die Flammen zungelten bereits seine hohen Masten hinauf. Die halb herabgelassenen Segel fingen Feuer und verwehten wie Asche im Wind.
«Pullt, Jungs, pullt!«Bolitho drehte sich um, um den Erfolg seiner Attacke zu beobachten, der ihn halb mit Befriedigung, halb mit Abscheu erfullte.
Das Magazin der Korvette explodierte. Das Schiff, vor einer halben Stunde noch still vor Anker, brach mittschiffs auseinander und versank spruhend und zischend. Die Arbeit war getan. Der Transporter stand vom Steven bis zum Heck in Flammen, Fock- und Gro?mast waren vor Rauch schon nicht mehr zu sehen. Der Qualm verbarg den anderen Transporter, doch Bolitho wu?te, da? es nur zwei Moglichkeiten fur das Schiff gab. Entweder versuchte es auszubrechen, wobei es riskierte, das Schicksal seines Schwesternschiffs zu erleiden, oder es lie? sich auf den Strand treiben, wo es nach Einsetzen der Ebbe als nutzloses Wrack liegen bleiben wurde.
«Lichter am Ende der Bucht, Sir«, meldete Belsey.»Dort liegen wahrscheinlich die Truppen.»
Bolitho fuhr sich uber das rauchgeschwarzte Gesicht und nickte.»Wir haben in ein Hornissennest gestochen. Gleich werden sie uber uns herfallen. «Da? ihre Schiffe zerstort und ihre Batterien kampfunfahig gemacht waren, mu?te die franzosischen Soldaten nach Rache dursten lassen. Immerhin, es war vollbracht. Und viel besser, als er gehofft hatte. Daran wurden die Leute kunftig denken, wenn sie den Namen Phalarope aussprachen.
Leutnant Matthew Okes starrte von der Batterie hinunter, erschreckt und benommen durch die rasende Feuersglut und die hallenden Explosionen. Auf seinem schwei?nassen Gesicht spurte er den gluhenden Hauch des brennenden Schiffs, und sein ganzes Wesen wehrte sich gegen die Schrecken, die er sah, und gegen die, die er nur ahnen konnte.
«Hochste Zeit, die Kanonen hinunterzusto?en«, sagte Farquhar scharf.
Okes nickte stumm, seine Augen hafteten noch immer auf dem flammenden Transporterschiff, das sich langsam auf die Seite legte. Manner schwammen oder trieben zwischen den Trummern und dem verkohlten Treibgut. Unaufhorlich regneten Wrackstucke, von gedampften Explosionen innerhalb des geborstenen Rumpfes hochgeschleudert, in das glitzernde Wasser. Obwohl der Rauch die Sicht behinderte, sah er, da? der zweite Transporter gleich auflaufen wurde. Seine Masten neigten sich schon gefahrlich.
Hinter ihm rumpelte es, und ein abgerissenes Hurra erklang, als die Matrosen die erste Kanone uber den Klippenrand stie?en. Eine zweite, eine dritte Kanone folgte und sturzte krachend auf die Felsen. Er horte, wie McIntosh seine Leute anfeuerte, ihnen die anderen nachzuschicken.
Okes spurte, da? ihm die Knie weich wurden. Am liebsten hatte er sich davongemacht und der hollischen Szene mit ihrem von Funken gesprenkelten Rauch und den Flammen, die die ganze Reede erhellten, den Rucken gekehrt. Es war die reine Verrucktheit, etwas, das niemand von ihnen unter Kontrolle halten konnte.
Von Bolitho war nichts zu sehen. Selbst wenn es ihm gelungen sein sollte, den Brander zu verlassen, wurde es sehr lange dauern, wieder zum Vorgebirge zuruckzukommen.
«Dort, Sir«, sagte Farquhar.»Sehen Sie. Truppen schwarmen uber den Kamm.»
Gerade als Okes seine Augen von der Schreckensszene losri?, legte sich der Transporter auf die Seite und versank in den Fluten. Damit erlosch das grelle Licht wie eine Kerze, und der Ankergrund sank wieder in tiefen Schatten zuruck. Okes blinzelte durch den Rauch. Es wurde bereits heller, uber dem Kamm jenseits der Reede lag schon ein schwaches Grau. Die Feuersglut der Schiffe hatte das Nahen der Morgendammerung verborgen. Er blickte in die von Farquhar gewiesene Richtung und nahm mit steigender Panik das schwache Aufglanzen von Bajonetten wahr. Eine Formation schob sich wie eine riesige Raupe uber den Rand des nachstgelegenen Hugels.
Seine Augen glitten von den heranmarschierenden Truppen zur Brucke und von seiner Position auf dem Batteriegelande zum Ende der Kustenstra?e. Mit einer Stimme, die er kaum erkannte, befahl er:»Bereiten Sie alles zur Sprengung des Magazins vor, Mr. Farquhar. «Er starrte um sich wie ein in der Falle sitzendes Tier.»Ich mu? sofort zu Rennie. Machen Sie hier weiter.»
Er eilte davon und ignorierte die verwunderten Blicke der Matrosen und die in Farquhars Augen aufblitzende Verachtung. Seine Gedanken rasten, und plotzlich raste auch er mit keuchendem Atem. Er stolperte uber Stechginster und glitt auf Steinen aus. Dann rannte er blind uber die Brucke und an den bewaffneten Matrosen auf der Talseite vorbei. Weiter, nur weiter! Da und dort bemerkte er zwischen dem Farnkraut des Abhangs die roten Rocke der Seesoldaten, und mit Entsetzen wurde ihm klar, da? das Ufer und die zusammengewurfelten Hauser vor dem Pier bereits zu erkennen waren. Das wachsende Tageslicht steigerte sein Gefuhl, der Gefahr nackt und blo? ausgesetzt zu sein, und im Geiste horte er den Tritt franzosischer Soldaten, die vorruckten, um ihm die Flucht zur See abzuschneiden.
Okes folgte der Wegbiegung und ware beinahe uber Hauptmann Rennie gesturzt. Rennie hatte es sich auf einem niedrigen, grasbewachsenen Wall bequem gemacht. Sein Dreispitz und sein Degen lagen neben ihm. Auf den Knien hielt er eine halb verzehrte Pastete. Als Okes taumelnd vor ihm stehenblieb, blickte er auf und wischte sich gelassen den Mund mit seinem Taschentuch.
«Kostlich«, sagte er und sah forschend an dem Zweiten vorbei.»Hort sich an, als waren sie ziemlich lebhaft dahinten.»
Okes blickte wild umher. Das war fast zuviel. Er hatte am liebsten gebrullt und Rennie durchgeschuttelt, damit er das Ausma? der Gefahr begriff. Doch Rennie kniff die Augen zusammen und sagte:»Auch ein Stuck Huhnerpastete? Ich hatte schon fast vergessen, wie sowas schmeckt. «Er deutete uber die Schulter, ohne Okes' verzerrtes Gesicht aus den Augen zu lassen.»Haben mir wahrend der Nacht irgendwelche Hollander aus dem Dorf gebracht, verdammt nette Leute. Schade, da? wir im Krieg sind, nicht?«Er stand auf und wickelte den Rest der Pastete sorgfaltig in sein Taschentuch. Dann sagte er gelassen:
«Nun, erzahlen Sie. Wie stehen die Dinge?»
Okes gab sich alle Muhe, ruhig zu sprechen.»Die Franzosen kommen. Von dort, hinter dem Berg.»
«Ich wei?. Meine Leute haben sie bereits entdeckt. «Rennie musterte ihn unbewegt.»Was haben Sie sonst erwartet?»
Rennies offensichtliche Gleichmutigkeit schenkte Okes den kleinen Schu? zusatzlicher Entschlu?kraft, den er noch benotigte.»Fangen Sie an, sich zuruckzuziehen. Ich habe befohlen, das Magazin zi sprengen. «Er sah zu Boden.»Ich sprenge die Brucke, sobald McIntosh fertig ist.»
Rennie starrte ihn an.»Aber der Kapitan! Wie, in Teufels Namen, soll er ohne Brucke zuruckkommen?«Er stulpte den Dreispitz auf und griff nach dem Sabel.»Ich werde mir die Lage lieber mal selber ansehen.»
Okes verstellte ihm den Weg. Seine Augen funkelten.»Sie kennen die Order. Ich habe das Kommando, wenn dem Kapitan etwas zusto?t. Ihre Pflicht ist es, den Ruckzug zu decken.»