Die Feuertaufe: Richard Bolitho - Fahnrich zur See - Kent Alexander. Страница 15

«Klar zum Feuern! Dasselbe Ziel!«Die Spannung war atemberaubend.»Feuer!»

Wieder schuttelte sich das Schiff wie im Fieberschauer, die Planken knirschten unter den Fu?en im Rucksto? der Geschutze, deren auspuffender Qualm wie ein Vorhang an den Stuckpforten hangenblieb.

Dancer rief:»Hoffentlich konnen sie auf dem Achterdeck sehen, was wir hier machen! Unsere Geschutze tragen bis zum Himmel!«Er hatte kaum ausgesprochen, da fuhr er zusammen: etwas schlug donnernd gegen den Schiffsrumpf; unmittelbar darauf ertonte von oben wildes Geschrei.

Bolitho nickte Dancer besorgt zu. Ein Treffer. Der Gegner, wer er auch sein mochte, erwiderte das Feuer.

Irgendwo begann eine Pumpe zu klappern. Vermutlich hatte eine erhitzte Kugel das Plankenwerk durchschlagen, und man brauchte Loschwasser, damit das Holz nicht Feuer fing.

Neben Bolitho hob ein Matrose die Hand zum Oberdeck hin.»Da kriegen die faulen Hunde auch mal was zu tun, eh?»

Aber keiner lachte; und Bolitho beobachtete, wie Wellesley sich mit hastigen, nervosen Bewegungen das Kinn rieb — als konne er uberhaupt nicht glauben, da? jemand so vermessen sei, auf ein Schiff des Konigs zu schie?en.

«Alles geladen, Sir!»

Ein Melder tauchte am Niedergang auf und rief mit schriller Stimme.»Wir gehen uber Stag, Sir! Backbordgeschutze feuerbereit machen!»

Fairweather spahte zu Bolitho heruber. Wei? blitzten seine Zahne in dem wirbelnden Pulverdampf.»Denen haben wir ordentlich eins verpa?t, Sir jetzt kriegen die Backbordgeschutze auch mal 'ne Chance!»

Der Geschutzfuhrer warf einen raschen Blick auf das Verschlu?stuck und knurrte:»Quatsch — die haben uns geschlagen. Wir machen, da? wir wegkommen, du bloder Narr!»

Bolitho sah die Verwirrung in Fairweathers Miene und spurte, wie die unverblumten Worte des Geschutzfuhrers die Manner in seiner Horweite beeindruckten.

Tergorren stapfte vorbei; sein Kopf senkte und hob sich beim Passieren der massiven Decksbalken.

«Klar bei den Geschutzen! Fertigmachen zum Ausrennen!«Er hielt inne und blickte Bolitho an.»Was, zur Holle, haben Sie hier zu glotzen?»

«Wir gehen uber Stag, Sir!«Bolitho bemuhte sich, ruhig zu sprechen, obwohl von Land aus weiter gefeuert wurde. Der geheimnisvolle Festungskommandant mu?te reichlich Munition haben.

«Das haben Sie ja geradezu meisterhaft erkannt, Mr. Bolitho!«Tergorren mu?te sich an einem Decksbalken festhalten, denn die Gorgon drehte sich eben schwerfallig in den Wind und krangte so steil, da? die See bis an die Stuckpforten kam.»Der Schlachtenlarm war wohl zuviel fur Sie?»

«Nein, Sir. «Ohne sich von Tergorrens Feindseligkeit beeindrucken zu lassen, fuhr Bolitho fort:»Wir segeln zu dicht unter Land, glaube ich. Wir sind genau in Reichweite der Festung.»

Die Manner, die zur Gegenseite hasteten, verhielten einen Moment und blickten zu den beiden hin. Der massige Leutnant und der schlanke Midshipman standen sich spreizbeinig gegenuber, Arme an den Seiten, wie zwei Duellanten.

Nervos sagte Wellesley:»Der Kapitan wird schon wissen, was am besten ist.»

Tergorren blitzte ihn wutend an.»Haben Sie es notig, einem Midshipman Erklarungen zu geben?«Er blickte von einem zum andern.»An die Geschutze!»

Aber der Feuerbefehl fur die Backbordseite kam nicht. Statt dessen gab es eine lange Ungewisse Stille, nur gelegentlich von dem Getrampel der Matrosen auf dem Oberdeck unterbrochen, und vom Trillern der Signalpfeifen, das die Manner an die Brassen und Fallen rief, um das Schiff auf anderen Kurs zu bringen.

«Wie ich sagte«, murmelte der Geschutzfuhrer neben Bolitho duster.»Der Kapt'n nimmt Kurs auf See. Ist auch besser so, wenn Sie mich fragen.»

Wahrend des langen, anstrengenden Geschutzexerzierens hatte Bolitho nie Zeit gehabt zu merken, wie abgeschnitten man im unteren Batteriedeck war. Jetzt, als er die Matrosen und Offiziere unentschlossen und tatenlos an den Stuckpforten stehen sah, wurde er von Minute zu Minute unsicherer und nervoser. Am Einfallswinkel der Sonnenstrahlen sah er, da? das Schiff sich vom Land entfernte, aber abgesehen davon hatte er keine Ahnung, was vor sich ging. Man war von der Oberwelt vollig isoliert — ein erniedrigendes Gefuhl.

«Geschutze belegen!«Das Sonnenlicht fing sich an der wei?en Kniehose des Laufers im Niedergang.»Und alle Offiziere zum Achterdeck, Sir.»

Bolitho sagte leise zu Dancer:»Ich glaube, das hat der Kapitan von Anfang an befurchtet, Martyn.»

Dancer blickte finster.»Aber da? er vor so einem verdammten Piraten ausrei?t, hatte ich nicht gedacht!»

«Immer noch besser, als wenn man kein Schiff mehr hat und schwimmen mu?, nicht wahr?«versuchte Bolitho ihn aufzuheitern.»Ich fur meine Person wei? jedenfalls, was mir lieber ware.»

Das untere Geschutzdeck war der direkten Feindeinwirkung nicht ausgesetzt gewesen und unversehrt geblieben; aber oben auf dem Achterdeck sah es wust aus. Bolitho blinzelte in das grelle Sonnenlicht. Zwei gro?e Locher klafften im Kreuzbramsegel. Blutige Streifen auf den Decksplanken gaben Kunde von Verwundung und Tod. Er starrte uber das Schanzkleid und sah das Land im schimmernden Dunst versinken. Schon waren die Insel und das Fort nicht mehr vom Festland zu unterscheiden, und die ankernden Schiffe waren an der Landspitze, welche die Gorgon ein paar Stunden vorher so zuversichtlich umrundet hatte, ebenfalls nicht mehr auszumachen. Von der Barkentine war uberhaupt nichts zu sehen.

Besorgt fragte Dancer:»Wo ist die Athen, was meinst du?»

«Sie liegt auf ablaufendem Kurs und b-behalt die K-Kerls im Auge«, vermutete der kleine Eden.

Dancer nickte:»War schon ein Gluck, da? wir die erwischt haben. «Sie unterbrachen ihr Gesprach, als Verling die Matrosen von den Neunpfundern wegtreten lie? und die Offiziere naher heranwinkte. Seine Schnabelnase kontrollierte, wer da war und wer noch kommen mu?te; und dabei sah er nicht gereizter aus als sonst auch, fand Bolitho.

Kapitan Conway kam von Luv heruber, nahm an der Achterdeckreling Aufstellung und blickte hinunter zu den Achtzehnpfundern, wo die Mannschaften ihr Gerat uberpruften und die Kugelfender nachfullten. In der Luft lag der bei?ende Geruch von Pulver, hei?em Metall und verbranntem Holz.

«Alles da, Sir«, meldete Verling. Der Kapitan wandte sich um und sah sie nachdenklich an. Er stand mit dem Rucken an der Reling und stutzte die Hande auf das polierte Holz.

«Wir halten Kurs landab und werden etwas weiter unten vor der Kuste Anker werfen. Wie Sie wissen, sind wir beschossen worden, und zwar mit einer Selbstsicherheit, die mir nicht gefallt. «Er sprach ruhig und gelassen; damals bei der Verkundung der Prugelstrafe hatte er mehr Bewegung gezeigt.»Der Feind ist gut ausgerustet, und unsere Artillerie, soweit sie eingesetzt wurde, hat ihn nicht sonderlich beeindruckt. Aber ich wollte sichergehen. Ich mu?te Bescheid wissen, mit was fur einem Gegner wir es zu tun haben.»

Die Gesichter derjenigen, die wahrend des kurzen Gefechts auf dem Oberdeck gewesen waren, verrieten Bolitho, da? noch etwas nachkommen wurde.

Im gleichen gelassenen Ton fuhr Kapitan Conway fort:

«Vor ein paar Monaten wurde gemeldet, da? eine Brigg unserer Kriegsflotte, die in diesen Gewassern operierte, uberfallig und vermutlich in Verlust geraten war. Zu der betreffenden Zeit herrschten hier sehr schlimme Wetterverhaltnisse, und mehrere Kauffahrer hatten ebenfalls Schiffbruch erlitten. «Er blickte zum Wimpel am Mastknopf hoch, und seine Augen glanzten in der hellen Sonne.»Als wir heute fruh die Landspitze umrundeten, war die Athen uns erheblich voraus. Die Ausguckposten meldeten zwei Schiffe vor Anker. Und in Lee der Insel konnen durchaus noch weitere Schiffe liegen. «Jetzt erst wurde seine Stimme hart.»Aber das eine Schiff war die Sandpiper, Brigg Seiner Majestat, vierzehn Geschutze. Ihretwegen mu? der Kapitan der Athen angenommen haben, da? alles klar ging und da? der Kapitan der Sandpiper bereits getan hatte, was unser Auftrag war.»