Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen. Страница 106

Ron hatten sie zwischen Hermine und Cho Chang angebunden. Mit dabei war auch ein Madchen, das nicht alter als acht schien. Die silbrige Haarwolke, die um es her im Wasser schwebte, lie? Harry sicher sein, da? es Fleur Delacours Schwester war. Alle vier schienen in einen sehr tiefen Schlaf versunken. Die Kopfe hingen schlaff herunter und Strome feiner Blasen quollen aus ihren Mundern.

Harry schwamm mit raschen Zugen auf die Geiseln zu, in der Furcht, da? die Wassermenschen ihre Speere senken und gegen ihn schleudern wurden, doch nichts geschah. Die Gefangenen waren mit dicken, glibberigen und sehr zahen Tangschlingen an die Statue gefesselt. Einen kurzen Augenblick lang dachte er an das Messer, das ihm Sirius zu Weihnachten geschenkt hatte – aber es lag sicher verwahrt und vollig nutzlos in seinem Koffer im Schlo?.

Er sah sich um. Viele der Wassermenschen, die ihn und die vier Geiseln umkreisten, trugen Speere. Er schwamm auf einen uber zwei Meter gro?en Wassermann mit langem grauem Bart und einer Halskette aus Haifischzahnen zu und versuchte ihm grimassierend und fuchtelnd verstandlich zu machen, da? er sich seinen Speer ausleihen wolle. Der Wassermann lachte und schuttelte den Kopf.»Wir helfen nicht«, sagte er mit knirschender und krachzender Stimme.

»Nun mach schon!«, sagte Harry wutend (doch nur Blasen kamen aus seinem Mund) und versuchte dem Wassermann den Speer zu entwinden, doch er ri? ihn an sich, schuttelte wieder den Kopf und lachte.

Harry wirbelte herum und blickte umher. Etwas Scharfes… irgend etwas… Auf dem Boden des Sees lagen Steine verstreut. Er schwamm hinab, holte sich einen besonders scharf gezackten Stein und kehrte zu der Statue zuruck. Dann begann er auf die Taue einzuhacken, mit denen Ron gefesselt war, und nach einigen Minuten harter Arbeit rissen sie. Ron blieb bewu?tlos ein paar Zentimeter uber dem Seegrund schweben und dumpelte langsam dahin.

Harry sah sich um. Von den anderen Champions war keine Spur zu sehen. Worauf warteten sie? Warum beeilten sie sich nicht? Er wandte sich nun Hermine zu, hob den gezackten Stein und begann auch auf ihre Fesseln einzuhacken -

Doch schon packten ihn mehrere Paar starker grauer Hande. Ein halbes Dutzend Wassermanner schuttelten die grunhaarigen Kopfe und zogen ihn lachend von Hermine fort.

»Du nimmst deine eigene Geisel«, sagte einer der Wassermanner.»La? die anderen hier…«

»Unmoglich!«, wollte Harry aufgebracht schreien – doch seinem Mund entwichen nur zwei gro?e Blasen.

»Deine Aufgabe ist es, deinen Freund zuruckzuholen… la? die anderen hier…«

»Mit ihr bin ich auch befreundet!«, rief Harry und gestikulierte zu Hermine hinuber, wobei ihm eine riesige silberne Blase gerauschlos aus dem Mund trat.»Und die anderen sollen auch nicht sterben!«

Chos Kopf lag auf Hermines Schulter; das kleine silberhaarige Madchen war gespenstisch grun und fahl. Harry muhte sich verzweifelt, die Wassermanner abzuschutteln, doch sie lachten nur noch lauter und hielten ihn fest. Harry blickte hektisch um sich. Wo blieben die anderen Champions? Hatte er noch Zeit, Ron nach oben zu bringen und dann zuruckzukommen, um Hermine und die anderen zu holen? Wurde er sie dann wieder finden? Er sah auf die Uhr, um zu prufen, wie viel Zeit ihm noch blieb – aber sie war stehen geblieben. Nun jedoch deuteten die Wassermanner um ihn her auf etwas uber seinem Kopf. Harry blickte auf und sah Cedric auf sich zuschwimmen. Sein Kopf steckte in einer machtigen Blase, die seine Zuge merkwurdig weitete und spannte.

»Hab mich verirrt!«, formte er mit den Lippen, die Augen voller Panik.»Fleur und Krum kommen gleich!«

Harry fiel ein Stein vom Herzen, und er beobachtete, wie Cedric ein Messer aus der Tasche zog und Chos Fesseln durchschnitt. Er zog sie in die Hohe und verschwand mit ihr.

Harry sah sich angespannt um. Wo blieben Fleur und Krum? Die Zeit wurde allmahlich knapp, und dem Lied zufolge waren die Geiseln nach einer Stunde verloren…

Die Wassermenschen kreischten erregt. Jene, die Harry festhielten, lockerten ihren Griff und schauten uber die Schultern. Auch Harry wandte sich um und sah etwas Monstroses durch das Wasser furchen: ein menschlicher Korper in Badehosen mit dem Kopf eines Hais… es war Krum. Erschien sich selbst verwandelt zu haben – allerdings nicht besonders gut.

Der Hai-Mann schwamm geradewegs auf Hermine zu und begann an ihren Fesseln zu rei?en und zu bei?en: Das Problem war nur, da? Krums neue Zahne wenig dazu geeignet waren, etwas Kleineres als einen Delphin zu zerbei?en, und Harry sah es schon kommen, da? Krum, wenn er nicht vorsichtig war, Hermine in zwei Teile rei?en wurde. Er scho? auf ihn zu, schlug ihm hart auf die Schulter und hielt den gezackten Stein in die Hohe. Krum packte den Stein und begann Hermine freizuhacken. Nach Sekunden schon war es ihm gelungen; er schlang den Arm um Hermines Taille und schwamm ohne einen Blick zuruck davon.

Was jetzt?, dachte Harry verzweifelt. Wenn er nur sicher wu?te, da? Fleur auf dem Weg war… noch war nichts von ihr zu sehen. Es blieb ihm nichts anderes ubrig…

Er holte den Stein vom Grund, den Krum hatte fallen lassen, doch die Wassermanner kamen naher, bildeten nun einen Kreis um Ron und das kleine Madchen und schuttelten die Kopfe.

Harry zog seinen Zauberstab.»Aus dem Weg!«

Nur Blasen sprudelten ihm aus dem Mund, aber er war sich sicher, da? die Wassermanner ihn verstanden hatten, denn plotzlich horten sie auf zu lachen. Mit ihren gelblichen Augen blickten sie gebannt und verangstigt auf Harrys Zauberstab. Harry war allein und sie waren viele, doch nach ihren Mienen zu schlie?en konnten sie genauso wenig zaubern wie der Riesenkrake.

»Ich zahle bis drei!«, rief Harry; ein langer Strom aus Blasen quoll aus seinem Mund, doch er hielt drei Finger in die Hohe, damit sie die Botschaft auch sicher verstanden.»Eins…«(er zog einen Finger ein) -»zwei…«(er zog den zweiten Finger ein) -

Sie wichen zuruck. Harry scho? auf das kleine Madchen zu und hieb mit dem Stein auf das Tau ein, mit dem es an die Statue gefesselt war; und endlich war auch sie befreit. Er schlang den Arm um die Taille des Madchens, packte Ron hinten am Umhang und stie? mit seinen Beinen durchs Wasser.

Er kam nur langsam und muhsam voran. Seine Schwimmhande konnte er nicht mehr benutzen, um sich anzutreiben; er ruderte verzweifelt mit seinen Beinen, doch Ron und Fleurs Schwester waren wie Sacke voll Kartoffeln, die ihn hinabzogen… er wandte das Gesicht nach oben, obwohl das Wasser uber ihm noch dunkel war und er wu?te, da? er noch tief unten sein mu?te…

Auch Wassermenschen stiegen mit ihm hoch. Sie schlangelten vollig muhelos um ihn herum und beobachteten, wie er sich durch das Wasser kampfte… wurden sie ihn zuruck in die Tiefe ziehen, wenn die Zeit um war? Fra?en sie vielleicht sogar Menschen? Harrys Beine verkrampften sich vor Anstrengung; seine Schultern schmerzten furchtbar unter der Last Rons und des Madchens, die sie nach oben ziehen mu?ten…

Das Luftholen war nun unertraglich schwer geworden. Wieder spurte er Schmerzen an beiden Seiten seines Halses… jetzt wurde ihm auch bewu?t, da? sein Mund voll Wasser war… aber die Dunkelheit war jetzt nicht mehr so undurchdringlich… uber sich konnte er das Tageslicht sehen…

Er stie? mit den Beinen kraftig nach unten und entdeckte, da? er wieder ganz normale Fu?e hatte… Wasser drang ihm durch den Mund in die Lungen… er fuhlte sich schwindlig und benommen, doch er wu?te, da? nur drei Meter uber ihm Licht und Luft waren… er mu?te es bis oben schaffen… er mu?te einfach…

Harry ruderte so verzweifelt mit seinen Beinen, da? es sich anfuhlte, als wurden seine Muskeln vor Emporungschreien; sogar sein Kopf schien voll Wasser, er konnte nicht atmen, er brauchte Sauerstoff, er mu?te weitermachen, er durfte nicht aufhoren -

Und dann spurte er, wie sein Kopf durch die Wasseroberflache stie?; wunderbare, kalte, klare Luft stach ihm ins nasse Gesicht; er sog sie in machtigen Zugen ein, und es schien ihm, als hatte er in seinem Leben noch nie richtig geatmet. Keuchend zog er Ron und das kleine Madchen hoch an die Luft. Uberall um ihn her tauchten wilde, grunbehaarte Kopfe aus dem Wasser und lachelten ihm zu.