Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen. Страница 70

Harry hatte es jetzt satt. Hagrid hatte immerhin vier leibhaftige Drachen und Madame Maxime, denen er seine Aufmerksamkeit schenken konnte, und so wurde er Harry sicher nicht vermissen. Er drehte sich gerauschlos um und machte sich auf den Ruckweg zum Schlo?.

Er wu?te nicht, ob er froh sein sollte, gesehen zu haben, was auf ihn zukam. Vielleicht war es besser so. Den ersten Schreck hatte er schon uberstanden. Wenn er die Drachen am Dienstag zum ersten Mal gesehen hatte, dann ware er womoglich vor aller Augen ohnmachtig geworden… vielleicht jedoch wurde ihm das ohnehin passieren… er wurde mit seinem Zauberstab bewaffnet – der jetzt, wenn er daran dachte, nur ein dunnes Stuck Holz war – gegen einen funfzehn Meter hohen, schuppigen, stachelbewehrten, Feuer speienden Drachen antreten. Und er mu?te an ihm vorbeikommen. Unter den Augen aller. Wie?

Harry ging am Waldrand entlang und beschleunigte jetzt seine Schritte; er hatte nur noch funfzehn Minuten, um zum Kamin zu gelangen und mit Sirius zu sprechen. Und er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so danach gesehnt zu haben, mit jemandem zu reden – und dann stie? er urplotzlich gegen etwas Festes und fiel rucklings auf die Erde.

Seine Brille baumelte nur noch an einem Ohr und er zog den Tarnurnhang fest um sich. Dann horte er, ganz nahe, eine Stimme:»Autsch! Wer da!«

Harry prufte hastig, ob ihn der Tarnumhang ganz verhullte, blieb reglos liegen und sah hinauf zu dem schwarzen Umri? des Zauberers, mit dem er soeben zusammengesto?en war. Er erkannte den Spitzbart… es war Karkaroff.

»Wer ist da?«, sagte Karkaroff erneut argwohnisch und spahte in der Dunkelheit umher. Harry ruhrte sich nicht und gab keine Antwort. Nach ungefahr einer Minute schien Karkaroff zu dem Schlu? gekommen zu sein, da? irgendein Tier ihn angefallen habe; er sah auf Hufthohe um sich her, als ob er erwartete, einen Hund zu sehen. Dann schlich er zuruck in den Schutz der Baume und stahl sich weiter zum Drachengehege vor.

Langsam und umsichtig stand Harry auf und ging dann, so schnell er konnte, ohne allzu viel Gerausche zu machen, weiter in Richtung Schlo?.

Harry wu?te genau, was Karkaroff im Schilde fuhrte. Er hatte sich von seinem Schiff geschlichen und wollte auskundschaften, worin die erste Aufgabe bestand. Vielleicht hatte er sogar Hagrid und Madame Maxime zusammen am Wald entlanggehen sehen… und nun mu?te Karkaroff nur ihren Stimmen folgen, dann wurde auch er, wie schon Madame Maxime, genau wissen, was die Champions erwartete. So, wie es jetzt aussah, wurde Cedric am Dienstag der Einzige sein, der nicht wu?te, was auf ihn zukam.

Harry erreichte das Schlo?, glitt durchs Portal und stieg die Marmortreppe hoch; er atmete schwer, doch er wagte es nicht, ein wenig langsamer zu gehen… er hatte nur noch funf Minuten, um nach oben zum Kamin zu kommen…

»Quatsch!«, keuchte er vor der fetten Dame, die in ihrem Bild vor dem Portratloch doste.

»Wenn du meinst«, murmelte sie schlafrig, und ohne die Augen zu offnen, lie? sie das Bild zur Seite schwingen und gab den Weg frei. Harry kletterte hinein. Der Gemeinschaftsraum war menschenleer, und da es hier wie immer roch, hatte Hermine offenbar keine Stinkbomben werfen mussen, um ihm und Sirius ein Gesprach unter vier Augen zu ermoglichen.

Harry zog sich den Tarnurnhang vom Kopf und warf sich in einen Sessel vor dem Feuer. Der Raum lag im Halbdunkel; nur die Flammen gaben ein wenig Licht. Auf einem Tisch in der Nahe glommen die Lettern der Anstecker. Doch jetzt war etwas anderes zu lesen. POTTER STINKT WIRKLICH. Harry sah wieder ins Feuer und zuckte zusammen.

Sirius' Kopf sa? mitten in den Flammen. Wenn Harry nicht vor einiger Zeit bei den Weasleys Mr Diggory in genau derselben Haltung gesehen hatte, dann ware er zu Tode erschrocken. Stattdessen breitete sich auf seinem Gesicht das erste Lacheln seit Tagen aus, er rappelte sich aus dem Sessel und kauerte sich am Kamin nieder.»Sirius – wie geht's dir?«

Sirius sah anders aus, als Harry ihn in Erinnerung hatte. Als sie sich verabschiedet hatten, war sein Gesicht noch ausgemergelt und hohlwangig gewesen, umwachsen von einer langen mattschwarzen Haarmahne – doch nun war sein Haar kurz und sauber, sein Gesicht voller und er sah junger aus, viel eher wie auf dem einzigen Foto, das Harry von ihm besa? und das bei der Hochzeit der Potters aufgenommen worden war.

»Wie's mir geht, ist nicht so wichtig, wie geht's dir?«, sagte Sirius ernst.

»Mir geht's -«Einen Moment lang versuchte Harry»gut«zu sagen. Doch er schaffte es nicht. Bevor er recht wu?te, wie ihm geschah, hatte er mehr geredet als wahrend der ganzen letzten Tage zusammen – er erzahlte, wie er gegen seinen Willen ins Turnier gelangt war, da? Rita Kimmkorn im Tagespropheten Lugen uber ihn verbreitet hatte, da? er keinen Flur entlanggehen konnte, ohne sich hamische Bemerkungen anhoren zu mussen – und er redete uber Ron, uber Ron, der ihm nicht glaubte, der eifersuchtig war…»Und gerade vorhin hat Hagrid mir gezeigt, was sie in der ersten Runde bringen, namlich Drachen, Sirius, und jetzt bin ich erledigt«, schlo? er verzweifelt.

Sirius sah ihn voller Sorge an, mit Augen, die noch nicht ganz den Ausdruck verloren hatten, den ihnen Askaban eingebrannt hatte – diesen abgestumpften und gehetzten Blick. Er hatte Harry ohne Unterbrechung reden lassen, bis dieser erschopft war, doch jetzt sagte er:»Mit Drachen werden wir schon fertig, Harry, aber dazu gleich – ich kann nicht lange bleiben… ich bin in ein Zaubererhaus eingebrochen, um den Kamin zu benutzen, aber die konnen jeden Augenblick zuruckkommen. Ich mu? dich vor jemandem warnen.«

»Vor wem denn?«, fragte Harry, und auch der letzte Rest seiner Zuversicht begann zu schwinden… was konnte denn noch Schlimmeres kommen als die Drachen?

»Karkaroff«, sagte Sirius.»Harry, er war ein Todesser. Du wei?t, was Todesser sind?«

»Ja – was – war mit ihm?«

»Er wurde gefa?t, er war mit mir in Askaban, doch sie haben ihn freigelassen. Ich wette, das ist der Grund, warum Dumbledore dieses Jahr einen Auroren in Hogwarts haben wollte – damit er ein Auge auf ihn wirft. Es war Moody, der Karkaroff damals gefa?t hat. Er hat ihn uberhaupt erst nach Askaban gebracht.«

»Karkaroff wurde freigelassen?«, sagte Harry langsam -sein Gehirn schien Muhe zu haben, auch noch diese erschreckende Neuigkeit aufzunehmen.»Warum haben sie ihn freigelassen?«

»Er hat mit dem Zaubereiministerium ein Geschaft gemacht«, sagte Sirius erbittert.»Er sagte, er hatte seine Irrtumer eingesehen, und dann nannte er Namen… hat statt seiner eine Menge anderer Leute nach Askaban gebracht… dort drin ist er nicht gerade beliebt, kann ich dir sagen. Und seit er drau?en ist, hat er, soweit ich wei?, jedem Schuler, den er in seiner Schule ausbildet, die dunklen Kunste beigebracht. Also nimm dich auch vor dem Durmstrang-Champion in Acht.«

»Gut«, sagte Harry nachdenklich.»Aber… willst du damit sagen, da? Karkaroff meinen Namen in den Kelch geworfen hat? Denn dann ware er ein wirklich guter Schauspieler. Er schien doch so wutend daruber zu sein. Er wollte mich uberhaupt nicht im Turnier haben.«

»Wir wissen, da? er ein guter Schauspieler ist«, sagte Sirius,»denn er hat immerhin das Zaubereiministerium davon uberzeugt, er konne freigelassen werden, oder? Harry, ich habe in letzter Zeit den Tagespropheten verfolgt -«

»Du und der Rest der Welt«, sagte Harry erbittert.

»- und wenn ich den Bericht von dieser Kimmkorn letzten Monat zwischen den Zeilen lese, dann wird mir klar, da? Moody in der Nacht, bevor er in Hogwarts antrat, angegriffen wurde. Ja, ich wei?, sie behauptet, es sei wieder mal falscher Alarm gewesen«, setzte Sirius hastig hinzu, da Harry schon den Mund aufmachte,»aber ich kann das nicht so recht glauben. Ich denke, da? jemand versucht hat, ihn daran zu hindern, nach Hogwarts zu kommen. Jemand mu? gewu?t haben, da? es viel schwieriger sein wurde, etwas zu erledigen, wenn Moody in der Nahe ist. Und keiner wird sich ernsthaft um den Vorfall kummern, weil Mad-Eye im Lauf der Zeit schlicht ein wenig zu viele Eindringlinge gehort haben will. Doch das hei?t nicht, da? er eine wirkliche Gefahr nicht mehr wittern kann. Moody war immerhin der beste Auror, den das Ministerium je hatte.«