Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen. Страница 95

Harry blickte auf und sah in Bagmans rundes, rosiges Gesicht und die geweiteten, babyblauen Augen.

»Wir sollen doch das Ratsel allein losen, oder?«, sagte er, darauf bedacht, lassig zu klingen und nicht so, als ob er den Chef der Abteilung fur Magische Spiele beschuldigen wurde, die Regeln zu brechen.

»Ja, schon richtig«, sagte Bagman ungeduldig,»aber – nun stell dich nicht so an, Harry, wir wollen doch alle einen Sieger aus Hogwarts, oder?«

»Haben Sie Cedric auch Hilfe angeboten?«, fragte Harry.

Auf Bagmans glattem Gesicht erschienen sehr feine Runzeln.

»Nein, hab ich nicht«, sagte er.»Ich – nun, wie gesagt, ich mag dich inzwischen ganz gern. Dachte eben, ich konnte dir ein wenig unter die Arme…«

»Nett von Ihnen«, sagte Harry,»aber ich glaube, ich hab dieses Eierratsel fast gelost… brauch vielleicht nur noch ein paar Tage.«

Er war sich nicht ganz sicher, warum er Bagmans Hilfe ablehnte, er wu?te nur, da? er Bagman eigentlich gar nicht kannte, und wenn er seine Hilfe annehmen wurde, hatte er viel eher das Gefuhl, er wurde mogeln, als wenn er Ron, Hermine oder Sirius um Rat fragte.

Bagman sah fast beleidigt aus, aber er konnte nichts weiter sagen, weil in diesem Augenblick Fred und George auftauchten.

»Hallo, Mr Bagman«, sagte Fred und lachelte breit.»Durfen wir Sie zu einem Drink einladen?«

»Ahm… nein«, sagte Bagman mit einem letzten, enttauschten Blick auf Harry,»nein danke, Jungs…«

Fred und George schienen nicht weniger enttauscht als Mr Bagman, der Harry musterte, als hatte er ihn ganz ubel im Stich gelassen.

»Jetzt mu? ich mich aber sputen«, sagte er.»War schon, euch zu sehen. Viel Gluck, Harry.«

Er eilte hinaus. Die Kobolde rutschten von ihren Stuhlen und folgten ihm vor die Tur. Harry ging hinuber zu Ron und Hermine.

»Was wollte er?«, fragte Ron, kaum hatte Harry sich gesetzt.

»Er hat mir Hilfe fur das goldene Ei angeboten«, antwortete Harry.

»Das darf er eigentlich nicht!«, sagte Hermine schockiert.»Er ist einer der Richter! Und au?erdem hast du es doch schon gelost, oder?«

»Ahemm… fast«, sagte Harry.

»Ich glaube nicht, da? Dumbledore erfreut ware, wenn er wu?te, da? Bagman dich zum Mogeln anstiften will!«, sagte Hermine mit einem noch immer zutiefst mi?billigenden Blick.»Ich hoffe, er versucht auch Cedric zu helfen!«

»Tut er nicht. Ich hab ihn gefragt«, sagte Harry.

»Wen kummert es, ob Diggory Hilfe kriegt?«, meinte Ron. Harry gab ihm stillschweigend Recht.

»Diese Kobolde sahen nicht gerade freundlich aus«, sagte Hermine und nippte an ihrem Butterbier.»Was hatten die hier verloren?«

»Bagman behauptet, sie suchen nach Crouch«, entgegnete Harry.»Er ist immer noch krank. Erscheint nicht zur Arbeit.«

»Vielleicht ist Percy dabei, ihn zu vergiften«, sagte Ron.»Denkt wahrscheinlich, wenn Crouch abnippelt, wird er zum Chef der Abteilung fur Internationale Magische Zusammenarbeit ernannt.«

Hermine versetzte Ron einen Daruber-macht-man-keine-Witze-Blick und sagte:»Merkwurdig, Kobolde, die nach Mr Crouch suchen… normalerweise haben sie mit der Abteilung zur Fuhrung und Aufsicht Magischer Geschopfe zu tun.«

»Crouch beherrscht ubrigens eine Menge verschiedener Sprachen«, sagte Harry.»Vielleicht brauchen sie einen Ubersetzer.«

»Jetzt sorgst du dich auch noch um die su?en kleinen Kobolde, nicht wahr?«, fragte Ron Hermine.»Willst du vielleicht so was wie BLOK grunden? Befreit die Lummelhaften Oden Kobolde?«

»Ha, ha, ha«, lachte Hermine trocken.»Kobolde brauchen keinen Schutz. Habt ihr nicht gehort, was uns Professor Binns uber die Kobold-Aufstande erzahlt hat?«

»Nein«, sagten Harry und Ron wie aus einem Munde.

»Sie sind durchaus fahig, es mit Zauberern aufzunehmen«, sagte Hermine und nippte an ihrem Butterbier.»Sie sind ziemlich klug. Ganz anders als die Hauselfen, die nie fur ihre Sache eingetreten sind.«

»O nein«, sagte Ron und blickte zur Tur.

Rita Kimmkorn war gerade eingetreten. Heute trug sie einen bananengelben Umhang; ihre langen Fingernagel waren knallrosa lackiert, und begleitet wurde sie von ihrem dickbauchigen Fotografen. Sie holten Getranke an der Bar, dann drangten sie sich durch die Menge, und zwar, wie Harry, Ron und Hermine mit finsteren Blicken feststellten, zu einem Tisch in ihrer Nahe. Rita Kimmkorn redete sehr schnell und offenbar voller Genugtuung.

»… schien nicht besonders scharf darauf, mit uns zu reden, oder, Bozo? Was glaubst du, warum? Und was tut er eigentlich mit einer Bande Kobolde im Schlepptau? Zeigt ihnen die Sehenswurdigkeiten… was fur ein Blodsinn… er war immer schon ein schlechter Lugner. Denkst du, da ist was im Busch? Sollen wir vielleicht ein wenig Staub aufwirbeln? In Ungnade gefallener Ex-Chef der Sportabteilung, Ludo Bagman… packender Satzanfang, Bozo – wir brauchen nur noch 'ne Story, die dazu pa?t -«

»Wieder mal dabei, jemandes Leben zu ruinieren?«, fragte Harry laut.

Einige Kopfe wandten sich um. Rita Kimmkorns Augen hinter der juwelenbesetzten Brille weiteten sich, als sie erkannte, wer gesprochen hatte.

»Harry!«, rief sie und setzte ein strahlendes Lacheln auf.»Wie wunderbar! Willst du dich nicht zu uns -?«

»Ich wurde nicht mal mit einem Dreimeterbesen in Ihre Nahe kommen«, sagte Harry erhitzt.»Warum haben Sie das Hagrid angetan?«

Rita Kimmkorn hob ihre stark nachgezogenen Brauen.

»Unsere Leser haben das Recht, die Wahrheit zu erfahren, Harry, ich tue nur meine -«

»Wen schert es, da? er ein Halbriese ist?«, rief Harry.»Er ist vollig in Ordnung!«

Der ganze Pub war verstummt. Madam Rosmerta stand hinter der Bar und starrte heruber, ohne zu merken, da? der Krug, den sie mit Met fullte, schon uberlief.

Rita Kimmkorns Lacheln flackerte kaum merklich, doch sie festigte es sofort wieder; sie lie? ihre Krokodillederhandtasche aufschnappen, zog ihre Flotte-Schreibe-Feder heraus und sagte:»Wie war's mit einem Interview uber Hagrid, wie du ihn kennst, Harry? Der Mann hinter den Muskeln? Eure doch sehr verwunderliche Freundschaft und die Grunde, die dahinter stecken. Wurdest du ihn als Vaterersatz bezeichnen?«

Hermine stand abrupt auf und umklammerte das Butterbierglas, als ware es eine Granate.

»Sie entsetzliche Frau«, sagte sie zahneknirschend,»Ihnen ist alles gleich, nicht wahr, Hauptsache, Sie haben eine Story und jeder kann dafur den Kopf hinhalten, nicht wahr? Selbst Ludo Bagman -«

»Setz dich, du dummes kleines Gor, und red nicht uber Dinge, von denen du nichts verstehst«, sagte Rita Kimmkorn kuhl und musterte Hermine mit einem harten Ausdruck in den Augen.»Ich wei? Dinge uber Ludo Bagman, die dir die Haare zu Berge stehen lie?en… Nicht da? das notig ware -«, fugte sie mit einem Blick auf Hermines buschigen Haarschopf hinzu.

»Gehen wir«, sagte Hermine.»Kommt, Harry – Ron…«

Sie gingen zur Tur; viele Gaste starrten ihnen nach, und Harry warf von der Tur her einen Blick zuruck. Rita Kimmkorns Flotte-Schreibe-Feder war nicht mehr zu halten; sie flog wie besessen uber ein Blatt Pergament auf dem Tisch, vor und zuruck, vor und zuruck.

»Dich nimmt sie als Nachste aufs Korn, Hermine«, sagte Ron mit leiser, besorgter Stimme, wahrend sie rasch die Stra?e hinuntergingen.

»La?t sie nur machen!«, sagte Hermine schrill; sie zitterte vor Wut.»Ich werd's ihr schon zeigen! 'ne dumme Gore bin ich also? Oh, das werd ich ihr heimzahlen, erst Harry, dann Hagrid…«

»Du willst doch nicht etwa Rita Kimmkorn in die Quere schie?en«, sagte Ron nervos.»Ich mein es ernst, Hermine, dann wird sie irgendwas uber dich ausgraben -«

»Meine Eltern lesen den Tagespropheten nicht, mich bringt sie nicht zum Kuschen!«, sagte Hermine und schritt so energisch aus, da? Harry und Ron Muhe hatten, ihr zu folgen. Das letzte Mal, da? Harry sie so wutend gesehen hatte, hatte sie Draco Malfoy ein paar saftige Ohrfeigen verpa?t.»Und Hagrid kommt jetzt aus seinem Versteck! Er hatte sich von so einer niedertrachtigen Kreatur nie und nimmer einschuchtern lassen durfen! Kommt mit!«