Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 13
»Was war denn das?«, sagte er und rieb sich den Kopf,
»Entweder eine sehr gro?e Katze oder ein ziemlich kleiner Tiger«, sagte Harry.
»Wo ist Hermine?«
»Kauft vermutlich ihre Eule.«
Durch die belebte Gasse gingen sie zuruck zur Magischen Menagerie. Als sie vor dem Laden standen, kam Hermine heraus, doch eine Eule hatte sie nicht bei sich. Ihre Arme waren fest um einen gewaltigen rotlichen Kater geklammert.
»Du hast dieses Monster gekauft?«, fragte Ron und starrte sie mit offenem Mund an.
»Ist er nicht unglaublich?«, sagte Hermine strahlend.
Das ist Ansichtssache, dachte Harry. Das rotliche Fell des Katers war dick und flauschig, doch er sah unleugbar etwas krummbeinig aus und sein Gesicht wirkte mi?mutig und seltsam eingedellt, als ob er geradewegs gegen eine Backsteinmauer gerannt ware. Nun jedoch, da Kratze au?er Sicht war, schnurrte der Kater zufrieden in Hermines Armen.
»Hermine, das Ungeheuer hat mich fast skalpiert!«, sagte Ron.
»War keine Absicht, oder, Krummbein?«, sagte Hermine.
»Und was ist mit Kratze?«, sagte Ron und deutete auf das Knauel in seiner Brusttasche.»Meine Ratte braucht Ruhe und Entspannung! Wie soll das gehen, wenn dieses Ding in der Nahe ist?«
»Da fallt mir ein, du hast dein Rattentonikum vergessen«, sagte Hermine und druckte Ron die kleine rote Flasche in die Hand.»Und mach dir keine Sorgen, Krummbein schlaft bei mir im Schlafsaal und Kratze bei dir, wo ist das Problem? Armer Krummbein, die Hexe sagte, er sei schon seit Ewigkeiten da und keiner wollte ihn haben.«
»Das wundert mich auch«, sagte Ron mit sauerlicher Miene und sie machten sich auf den Weg zum Tropfenden Kessel.
In der Bar des Wirtshauses sa? Mr Weasley und las den Tagespropheten.
Er blickte auf»Harry!«, sagte er lachelnd.»Wie geht's dir?«
»Danke, gut«, sagte Harry, und alle drei setzten sich mit ihren Einkaufen zu ihm.
Mr Weasley legte die Zeitung beiseite und Harrys Blick fiel auf ein vertrautes Foto. Sirius Black starrte Harry ins Gesicht.
»Sie haben ihn also noch immer nicht?«, fragte er.
»Nein«, sagte Mr Weasley mit ernster Miene.»Das Ministerium hat uns alle von den taglichen Pflichten entbunden, um ihn mit vereinten Kraften zu suchen, doch bislang hatten wir wenig Gluck.«
»War eine Belohnung fur uns drin, wenn wir ihn fangen wurden?«, fragte Ron.»Ein wenig Geld konnte ich gut gebrauchen.«
»Sei nicht albern, Ron«, sagte Mr Weasley, der bei naherem Hinsehen au?erst angespannt wirkte.»Black wird sich von einem dreizehnjahrigen Zauberer nicht fangen lassen. Es sind die Wachen von Askaban, die ihn kriegen werden, darauf kannst du dich verlassen.«
In diesem Augenblick kam Mrs Weasley in die Bar, beladen mit Einkaufen und gefolgt von den Zwillingen Fred und George, die nun ihr funftes Jahr in Hogwarts begannen, vom neu gewahlten Schulsprecher Percy und vom jungsten Kind und einzigen Madchen der Weasleys, Ginny.
Ginny war von Harry immer schon hingerissen gewesen, und als sie ihn jetzt sah, sturzte sie offenbar in noch tiefere Verlegenheit als sonst, vielleicht, weil er ihr letztes Jahr in Hogwarts das Leben gerettet hatte. Sie wurde puterrot und murmelte:»Hallo«, ohne ihn anzusehen. Percy jedoch streckte Harry feierlich die Hand entgegen, als ob er und Harry sich noch nie gesehen hatten:
»Harry. Wie schon dich zu sehen.«
»Hallo, Percy«, sagte Harry und muhte sich, nicht zu lachen.
»Ich hoffe, dir geht's gut?«, sagte Percy pompos und schuttelte ihm die Hand. Es war, als ob Harry einem Burgermeister vorgestellt wurde.
»Sehr gut, danke.«
»Harry!«, sagte Fred, schob Percy mit dem Ellbogen aus dem Weg und verbeugte sich tief,»Einfach toll dich zu sehen, alter Junge.«
»Gro?artig«, sagte George, stie? Fred beiseite und ergriff seinerseits Harrys Hand.»Absolut umwerfend.«
Percy runzelte die Stirn.
»Das reicht jetzt«, sagte Mrs Weasley.
»Mum!«, sagte Fred, als ob er sie just in diesem Augenblick erkannt hatte, und packte ihre Hand:»Einfach unglaublich dich zu sehen.«
»Genug jetzt, hab ich gesagt«, herrschte ihn Mrs Weasley an und stellte ihre Einkaufe auf einem freien Stuhl ab.»Hallo, Harry, mein Lieber. Ich nehm an, du hast die fabelhafte Neuigkeit schon erfahren?«Sie deutete auf das brandneue silberne Abzeichen auf Percys Brust.»Der zweite Schulsprecher in der Familie!«, sagte sie und schwoll vor Stolz an.
»Und der letzte«, murmelte Fred hintenherum.
»Das bezweifle ich nicht«, sagte Mrs Weasley und runzelte plotzlich die Stirn.»Mir ist nicht entgangen, da? sie euch beide nicht zu Vertrauensschulern ernannt haben.«
»Wozu sollen wir denn Vertrauensschuler sein?«, sagte George und schien bereits von der blo?en Vorstellung angewidert.»Das wurde uns doch jeden Spa? im Leben nehmen.«
Ginny gluckste.
»Du solltest deiner Schwester ein besseres Vorbild sein«, fauchte Mrs Weasley.
»Ginny hat doch noch andere Bruder, die ihr ein Vorbild sein konnen, Mutter«, sagte Percy hochmutig.»Ich geh nach oben und zieh mich zum Abendessen um…«
Er verschwand und George seufzte schwer.
»Wir wollten ihn in eine Pyramide einmauern«, meinte er zu Harry gewandt.»Aber Mum hat uns erwischt.«
Das Essen an diesem Abend war eine vergnugliche Angelegenheit. Tom, der Wirt, stellte im Salon drei Tische zusammen und die sieben Weasleys, Harry und Hermine futterten sich durch funf leckere Gange.
»Wie kommen wir morgen eigentlich nach King's Cross, Dad?«, fragte Fred, wahrend sie sich uber einen uppigen Schokoladenpudding hermachten.
»Das Ministerium stellt ein paar Autos zur Verfugung«, sagte Mr Weasley.
Alle hoben die Kopfe und sahen ihn an.
»Warum?«, fragte Percy neugierig.
»Wegen dir, Percy«, sagte George mit ernster Miene.»Und auf die Kuhler stecken sie kleine Wimpel mit G. W, drauf,«
»- fur Gewaltiger Angeber«, sagte Fred.
Alle au?er Percy und Mrs Weasley prusteten in ihren Nachtisch.
»Warum stellt das Ministerium Autos zur Verfugung?«, fragte Percy noch einmal in Respekt heischendem Ton.
»Nun, weil wir kein Auto mehr haben«, sagte Mr Weasley,»und weil ich dort arbeite, tun sie mir einen Gefallen.«
Er sprach in lassigem Ton, doch Harry entging nicht, da? seine Ohren rot angelaufen waren, genau wie die von Ron, wenn ihn etwas bedruckte.
»Das ist auch ganz gut so«, sagte Mrs Weasley gut gelaunt.»Ist euch klar, wie viel Gepack ihr alle zusammen mitschleppt? Da hatten die Muggel in ihrer U-Bahn was zu gucken… Ihr habt doch alle schon gepackt, oder?«
»Ron hat noch nicht alle seine neuen Sachen im Koffer«, sagte Percy mit leidgetrankter Stimme,»er hat sie auf meinem Bett abgelegt.«
»Dann gehst du jetzt besser und packst ordentlich, Ron, denn morgen fruh haben wir nicht viel Zeit.«Mit diesen Worten hob Mrs Weasley die Tafel auf Ron starrte Percy mi?mutig an.
Nach dem Abendessen fuhlten sie sich alle proppenvoll und schlafrig. Einer nach dem andern ging nach oben in sein Zimmer, um die Abreise am nachsten Tag vorzubereiten. Ron und Percy hatten das Zimmer neben Harry. Er hatte seinen Koffer gerade zugemacht und abgeschlossen, als zorniges Stimmengewirr durch die Wand drang. Er ging hinaus, um nachzusehen, was los war.
Die Tur zu Nummer zwolf stand offen und er horte Percy laut rufen.
»Es war hier, auf dem Nachttisch, ich hab es zum Polieren abgenommen.«
»Ich hab's nicht angeruhrt, klar?«, brullte Ron zuruck.
»Was ist los?«, fragte Harry.
»Mein Schulsprecher-Abzeichen ist verschwunden«, sagte Percy und wandte sich Harry zu.
»Und Kratzes Rattentonikum auch«, sagte Ron und warf seine Sachen aus dem Koffer, um nachzusehen.»Vielleicht hab ich's unten vergessen.«
»Du gehst nirgendwohin, bis du mein Abzeichen gefunden hast«, polterte Percy.
»Ich hol das Zeug fur Kratze, ich hab schon gepackt«, sagte Harry zu Ron und ging nach unten.
Harry war in der Mitte des Durchgangs zur Bar, die jetzt stockdunkel war, als er vom Salon her ein weiteres Paar zorniger Stimmen horte. Gleich darauf erkannte er sie als die von Mr und Mrs Weasley. Er wollte schon weitergehen, denn von ihrem Streit wollte er nichts wissen, als sein Name fiel. Er hielt inne und naherte sich langsam der Tur zum Salon.