Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 71

Harry starrte auf Black und Krummbein und umklammerte den Zauberstab noch fester. Was machte es schon, wenn er auch den Kater totete. Er war mit Black verbundet… wenn er bereit war zu sterben, weil er Black schutzen wollte, ging Harry das nichts an… wenn Black ihn retten wollte, zeigte das nur, da? er sich mehr um Krummbein scherte als um Harrys Eltern…

Harry hob den Zauberstab. Die Zeit war gekommen. Dies war der Augenblick, Vater und Mutter zu rachen. Er wurde Black toten. Er mu?te Black toten. Dies war seine Chance…

Und die Sekunden zogen sich in die Lange, und immer noch stand Harry wie angewurzelt da, den Zauberstab umklammert. Black, mit Krummbein auf der Brust, starrte zu ihm hoch. Vom Bett her horte er Rons rasselndes Atmen, Hermine war ganz still.

Und dann horte er ein neues Gerausch -

Gedampfte Schritte drangen durch den Fu?boden; jemand kam die Treppe hinauf.

»Wir sind hier oben!«, rief Hermine plotzlich.»Wir sind hier oben – Sirius Black – schnell!«

Black zuckte so heftig zusammen, da? Krummbein fast von seiner Brust gerutscht ware; Harry umklammerte krampfhaft seinen Zauberstab – tu's jetzt!, sagte eine Stimme in seinem Kopf – doch die Schritte polterten die Treppe herauf und Harry hatte immer noch nicht gehandelt.

Die Tur krachte unter einem Schauer roter Funken auf und Harry wirbelte herum. Professor Lupin kam in das Zimmer gesturzt, das Gesicht blutleer, den Zauberstab drohend erhoben. Seine Augen flackerten hinuber zu Ron, der auf dem Bett lag, zu Hermine, die an der Tur kauerte, und zu Harry, der dastand und Black mit dem Zauberstab bedrohte, und dann zu Black selbst, zusammengekrummt und blutend zu Harrys Fu?en.

»Expelliarmus!«, rief Lupin.

Abermals flog Harry der Zauberstab aus der Hand, und auch Hermine verlor die beiden, die sie gehalten hatte. Geschickt fing Lupin sie auf, dann trat er naher und starrte Black an, auf dessen Brust noch immer Krummbein schutzend lag.

Harry stand da und fuhlte sich plotzlich vollkommen leer. Er hatte es nicht getan. Er hatte nicht den Mumm dazu gehabt. Sie wurden Black den Dementoren aushandigen und Harrys Eltern wurden nie geracht werden…

Dann sprach Lupin, und seine Stimme war zum Zerrei?en gespannt.

»Wo ist er, Sirius?«

Harry blickte Lupin uberrascht an. Er verstand nicht, was er meinte. Wo war wer? Er schaute erneut auf Black.

Blacks Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Ein paar Sekunden lang regte er sich uberhaupt nicht. Dann, ganz langsam, hob er die leere Hand und deutete auf Ron. Verblufft wandte sich Harry zu Ron um, der ebenfalls vollig verdutzt schien.

»Aber dann…«, murmelte Lupin und starrte Black so durchdringend an, als wolle er seine Gedanken lesen,»warum hat er sich dann nie offenbart? Au?er«- und Lupin ri? plotzlich die Augen auf, als wurde er hinter Black noch etwas sehen, etwas, das keiner von den anderen sehen konnte -»au?er, er war es… wenn ihr getauscht habt… ohne es mir zu sagen?«

Ganz langsam, mit den eingesunkenen Augen starr auf Lupins Gesicht gerichtet, nickte Black mit dem Kopf.

»Professor«, setzte Harry an,»was -?«

Doch er kam mit seiner Frage nie zu Ende, denn was er sah, wurgte ihm die Stimme ab. Lupin lie? den Zauberstab sinken und sah Black unverwandt an. Und schon sprang er an Blacks Seite, packte ihn bei der Hand, zog ihn hoch, so da? Krummbein zu Boden fiel, und umarmte Black wie einen Bruder.

Harry hatte das Gefuhl, als hatte es ihm den Magen umgedreht.

»Ich glaub's nicht!«, schrie Hermine.

Lupin loste sich von Black und wandte sich ihr zu. Sie hatte sich aufgerichtet und deutete mit zornflackerndem Blick auf Lupin.»Sie – Sie -«

»Hermine -«

»- Sie und er!«

»Hermine, beruhige dich -«

»Ich hab's niemandem erzahlt!«, kreischte Hermine,»ich hab es fur Sie vertuscht -«

»Hermine, hor mir bitte zu!«, rief Lupin,»ich kann's dir erklaren -«

Harry schuttelte es am ganzen Leib, doch nicht aus Angst. Eine neue Welle von Zorn uberschwemmte ihn.

»Ich habe Ihnen vertraut«, rief er Lupin zu, seiner Stimme nicht mehr Herr,»und die ganze Zeit waren Sie sein Freund -«

»Du irrst dich«, sagte Lupin,»ich war bisher nicht Sirius' Freund, aber ich bin es jetzt – la? es mich erklaren…«

»Nein!«, schrie Hermine,»Harry, trau ihm nicht, er hat Black geholfen, ins Schlo? zu kommen, er will auch dich tot sehen – er ist ein Werwolf!«

Eine unheimliche Stille trat ein. Sirius Black starrte weiterhin Lupin an; es war unmoglich zu sagen, was er von alldem hielt. Auch Lupin wirkte erstaunlich ruhig, wenn auch ziemlich bla?.

»Nicht ganz so gut wie sonst, Hermine«, sagte er.»Nur einen von drei Punkten, furchte ich. Ich habe Sirius nicht geholfen, ins Schlo? zu kommen, und ich will gewi? nicht, da? Harry stirbt…«Ein merkwurdiges Zittern huschte ihm ubers Gesicht.»Doch will ich nicht bestreiten, da? ich ein Werwolf bin.«

Ron unternahm einen vergeblichen Versuch, sich aufzurichten, sackte jedoch vor Schmerz wimmernd zuruck aufs Bett. Lupin ging mit besorgtem Blick zu ihm hinuber, doch Ron japste:

»Weg von mir, Werwolf!«

Lupin blieb wie angewurzelt stehen. Dann wandte er sich mit offensichtlicher Muhe Hermine zu und sagte:

»Seit wann wei?t du es?«

»Schon 'ne Ewigkeit«, flusterte Hermine.»Seit ich den Aufsatz fur Professor Snape geschrieben habe…«

»Er wird sich freuen«, sagte Lupin kuhl.»Er hat euch den Aufsatz schreiben lassen in der Hoffnung, jemand wurde erkennen, was meine Symptome bedeuten… Hast du auf der Mondtabelle nachgesehen und festgestellt, da? ich bei Vollmond krank war? Oder ist dir aufgefallen, da? der Irrwicht sich in einen Mond verwandelte, als er mich sah?«

»Beides«, sagte Hermine leise.

Lupin lachte gequalt.

»Du bist die schlauste Hexe deines Alters, die ich je getroffen habe, Hermine.«

»Bin ich nicht«, flusterte Hermine,»wenn ich ein wenig schlauer gewesen ware, hatte ich allen gesagt, was Sie sind!«

»Aber das wissen sie schon«, sagte Lupin.»Zumindest die Lehrer.«

»Dumbledore hat Sie eingestellt, obwohl er wu?te, da? Sie ein Werwolf sind?«, schnaubte Ron mit aufgerissenen Augen.»Ist er wahnsinnig?«

»Einige Lehrer dachten das auch«, sagte Lupin.»Es war ein schweres Stuck Arbeit, gewisse Lehrer davon zu uberzeugen, da? man mir vertrauen kann -«

»Und da hat er sich geirrt!«, rief Harry.»Sie haben ihm die ganze Zeit geholfen!«Er deutete auf Black, der plotzlich zum Bett hinuberhumpelte und darauf niedersank, als ob seine Beine ihn nicht mehr langer tragen wollten. Krummbein sprang zu ihm hoch und kroch schnurrend auf seinen Scho?. Ron ruckte von beiden weg und zog sein Bein nach.

»Ich habe Sirius nicht geholfen«, sagte Lupin.»Wenn ihr mir eine Chance gebt, dann erklare ich es. Hier -«

Er nahm die Zauberstabe von Harry, Ron und Hermine und warf sie ihren Besitzern zu; verdutzt fing Harry den seinen auf.

»Also gut«, sagte Lupin und steckte den eigenen Zauberstab in den Gurtel.»Ihr seid bewaffnet, wir nicht. Hort ihr mir jetzt zu?«

Harry wu?te nicht, was er davon halten sollte. War das eine List?

»Wenn Sie ihm nicht geholfen haben«, sagte er mit zornigem Blick auf Black,»woher wu?ten Sie dann, da? er hier war?«

»Die Karte«, sagte Lupin,»die Karte des Rumtreibers. Ich war in meinem Buro und hab auf ihr nachgesehen.«

»Sie wissen, wie man mit ihr umgeht?«, sagte Harry mi?trauisch.

Black hatte den Kopf gehoben. Auch er starrte Lupin verblufft an.

»Naturlich wei? ich, wie man mit ihr umgeht«, sagte Lupin und wedelte ungeduldig mit der Hand.»Ich hab daran mitgeschrieben. Ich bin Moony – das war mein Spitzname bei den Freunden in der Schule.«

»Sie selbst -?«

»Wichtig ist jetzt nur, da? ich die Karte heute Abend sorgfaltig zu Rate gezogen habe, weil ich ahnte, da? ihr drei euch vielleicht aus dem Schlo? stehlt, um Hagrid zu besuchen, bevor der Hippogreif hingerichtet wird. Und ich hatte Recht, nicht wahr?«