Harry Potter und der Orden des Phonix - Rowling Joanne Kathleen. Страница 44
Im allerletzten Wagen trafen sie Neville Longbottom, Harrys Klassenkameraden im funften Jahr bei Gryffindor, sein Gesicht glanzend vor Anstrengung, weil er versuchte seinen Koffer zu ziehen und gleichzeitig seine zappelnde Krote Trevor mit einer Hand festzuhalten.
»Hi, Harry,«keuchte er.»Hi, Ginny… der ganze Zug ist voll… ich finde nirgends einen Sitzplatz…«
»Rede kein dummes Zeug!,«sagte Ginny, die sich an Neville vorbei gequetscht hatte um in das Abteil hinter ihm zu schauen.»Hier sind doch noch Platze frei, nur Loony Lovegood ist hier -«
Neville murmelte irgendwas daruber, da? er niemanden storen wolle.
»Stell dich nicht so an,«sagte Ginny lachend,»sie ist in Ordnung.«
Sie schob die Tur auf und zerrte ihren Koffer hinein. Harry und Neville folgten.
»Hi Luna,«sagte Ginny,»geht es in Ordnung, wenn wir die Sitze hier nehmen?«
Das Madchen neben dem Fenster blickte auf. Sie hatte widerspenstige dreckige blonde Haare, die ihr bis zur Hufte reichten, sehr bleiche Augenbrauen und hervorstehende Augen, was ihr einen dauerhaften Ausdruck von Uberraschung auf ihrem Gesicht bescherte. Harry wu?te sofort, warum Neville nicht in dieses Abteil wollte. Das Madchen gab eine Aura von tiefer Verwirrtheit ab. Vielleicht lag es an der Tatsache, da? sie ihren Zauberstab zur Sicherheit hinter ihr linkes Ohr geklemmt hatte, oder das sie beschlossen hatte eine Halskette aus Butterbier-Korken zu tragen, oder soeben eine Zeitschrift verkehrt herum las. Ihre Augen wanderten uber Neville und kamen bei Harry zum stehen. Sie nickte.
»Danke,«sagte Ginny lachelnd zu ihr.
Harry und Neville verstauten die drei Koffer und Hedwigs Kafig im Gepackhalter und setzen sich. Luna beobachtete sie uber ihre umgedrehte Zeitschrift, die den Titel Der Wortklauber hatte. Sie schien nicht so oft zwinkern zu mussen wie normale Menschen. Sie starrte andauernd zu Harry, der den Sitz ihr gegenuber genommen hatte und sich jetzt wunschte es nicht getan zu haben.
»Hattest du einen schonen Sommer, Luna?,«fragte Ginny…»Ja,«sagte Luna vertraumt, ohne ihre Augen von Harry abzuwenden.»Ja, es war ziemlich erfreulich, wei?t du. Du bist Harry Potter,«fugte sie hinzu.
»Ist mir klar, da? ich der bin,«sagte Harry.
Neville grinste. Luna wandte ihre blassen Augen nun ihm zu.
»Aber ich wei? nicht wer du bist.«
»Ich bin niemand,«sagte Neville schnell.
»Nein bist du nicht,«sagte Ginny spitz.»Neville Longbottom – Luna Lovegood. Luna ist im selben Jahr wie ich, nur in Ravenclaw.«
»Grenzenlose Weisheit ist der gro?te Schatz des Menschen,«sagte Luna in einer eintonigen Stimme.
Sie hob ihre umgedrehte Zeitschrift hoch genug, um ihr Gesicht zu verstecken, und wurde still. Harry und Neville schauten sich gegenseitig mit gehobenen Augenbrauen an. Ginny unterdruckte ein Lachen.
Der Zug ratterte vorwarts und trug sie hinaus in die offene Landschaft. Es war ein seltsamer, unbestandiger Tag, im einen Moment war der Waggon geflutet mit Sonnenlicht und im nachsten fuhren sie unter ominosen dunklen Wolken hindurch.
»Ratet mal was ich zum Geburtstag bekommen habe?«sagte Neville.
»Noch ein Erinnermich?«sagte Harry, der sich an das murmelahnliche Gerat erinnerte, da? ihm seine Gro?mutter geschickt hatte um sein schwaches Gedachtnis etwas aufzubessern.
»Nein,«sagte Neville.»Eins war genug, obwohl ich das alte schon vor Ewigkeiten verloren habe… nein, schaut euch das hier an…«
Er kramte mit der Hand, mit der er nicht versuchte, Trevor festzuhalten, in seiner Schultasche. Nach einigem stobern zog er etwas heraus, das sich als kleiner grauer Kaktus in einem Topf erwies, au?er, da? er mit etwas uberzogen war, was eher wie Beulen anstatt Stacheln aussah.
Mimbulus mimbletonia, erklarte er stolz.
Harry starrte es an. Es pulsierte leicht, was ihm den schauerlichen Anblick eines kranken inneren Organs verlieh.
»Sie ist sehr, sehr selten,«sagte Neville strahlend.»Ich wei? nicht einmal ob es eine im Gewachshaus von Hogwarts gibt. Ich kann es gar nicht erwarten sie Professor Sprout zu zeigen. Mein Gro?onkel Algie hat sie fur mich aus Assyria besorgt. Mal sehen ob ich Ableger davon zuchten kann.«
Harry wu?te, da? Nevilles Lieblingsfach Krauterkunde war, aber konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Neville mit einer verkruppelten Pflanze anfangen sollte.
»Macht es – ahm – irgendwas?«fragte er.
»Ungeheuer viel sogar!«sagte Neville stolz.»Es hat einen faszinierenden Abwehrmechanismus. Hier, halte Trevor fur mich…«
Er lie? Trevor in Harrys Scho? fallen und zog eine Feder aus seiner Schultasche. Luna Lovegood«s hervorstehende Augen erschienen wieder uber ihrer umgedrehten Zeitschrift um zu sehen was Neville vorhatte.
Neville hielt den Mimbulus mimbletonia nun auf Augenhohe. Mit der Zunge zwischen den Zahnen zielte er und gab ihr einen heftigen Stich mit der Spitze seiner Feder.
Eine stinkende, zahe, dunkle Flussigkeit spritzte in dicken dunklen Fontanen aus jeder einzelnen Beule der Pflanze. Sie trafen die Decke, die Fenster und bespritzten Luna Lovegoods Zeitschrift. Ginny, die ihre Arme rechtzeitig vor ihr Gesicht geworfen hatte, sah lediglich so aus, als wurde sie einen schleimigen grunen Hut tragen, aber Harry, dessen Hande damit beschaftigt waren Trevors Flucht zu verhindern, erwischte es voll im Gesicht. Es roch wie ranziger Dunger.
Neville, dessen Gesicht und Korper ebenfalls vollgespritzt waren, schuttelte seinen Kopf um das schlimmste aus seinen Augen zu bekommen.
»Tsch- Tschuldigung,«keuchte er.»Ich hab das noch nie vorher probiert… dachte nicht es wurde so… aber keine Panik, Stinksaft ist nicht giftig,«fugte er nervos hinzu, als Harry einen Mundvoll Schleim auf den Boden spuckte.
Genau in diesem Moment ging die Tur ihres Abteils auf.
»Oh… hallo Harry,» sagte eine nervose Stimme.»Ahm… store ich?«
Harry wischte sich die Brillenglaser mit seiner freien Hand…Eine sehr hubsches Madchen mit langen glanzenden schwarzen Haaren stand in der Turoffnung und lachelte ihn an:
Cho Chang, der Sucher im Ravenclaw Quidditch Team.
»Oh… hi,«sagte Harry ausdruckslos.
»Ahm…«sagte Cho.»Naja… ich dachte nur ich sag mal hallo… bis dann.«
Mit errotetem Gesicht schloss sie die Tur und verschwand. Harry lie? sich wieder in seinen Sitz fallen und stohnte. Er hatte es lieber gehabt, wenn Cho ihn mit einer Gruppe von sehr coolen Leuten angetroffen hatte, die sich gerade uber einen seiner Witze totlachten. Harry hatte es sich nicht ausgesucht, triefend voll Stinksaft hier neben Neville und Loony Lovegood zu sitzen, wahrend er eine Krote festhielt.
»Kein Problem,«sagte Ginny ermutigend.»Schau, wir konnen das Zeug ganz einfach loswerden.«Sie zog ihren Zauberstab heraus. »Scourgify!«
Der Stinksaft verschwand.
»Tschuldigung,«sagte Neville nochmals, in einer leisen Stimme.
Ron und Hermine tauchten fast eine ganze Stunde lang nicht auf, erst zu der Zeit als der Essens-Wagen schon wieder weg war. Harry, Ginny und Neville hatten gerade ihre Kurbispasteten aufgegessen und waren dabei ihre Schokoladenfrosch-Karten zu tauschen, als die Abteiltur aufging und Harry und Hermine hereinkamen, begleitet von Krumbein und dem schrill johlenden Pigwidgeon in seinem Kafig.
»Ich verhungere,«sagte Ron wahrend er Pigwidgeon neben Hedwig stellte. Er schnappte sich einen Schokoladenfrosch von Harry, warf sich auf den Sitz neben ihm, riss die Verpackung auf, biss den Kopf des Frosches ab und lehnte sich mit geschlossenen Augen zuruck, als ob er einen sehr anstrengenden Vormittag verbracht hatte.
»Nun ja, es gibt zwei Vertrauensschuleren aus der funften Klasse von jedem Haus,«sagte Hermine, die total verstimmt dreinblickte, als sie sich in ihren Sitz setze.
»Ein Madchen und ein Junge von jedem.«
»Und ratet mal wer Slytherins Vertrauensschuler ist?«sagte Ron, mit immer noch geschlossenen Augen.