Faust - Goethe Johann Wolfgang. Страница 31

Heut, seh ich, will mir nichts gelingen;

Doch eine Reise nehm ich immer mit

Und hoffe noch vor meinem letzten Schritt

Die Teufel und die Dichter zu bezwingen.

MEPHISTOPHELES:

Er wird sich gleich in eine Pfütze setzen,

Das ist die Art, wie er sich soulagiert,

Und wenn Blutegel sich an seinem Steiß ergetzen,

Ist er von Geistern und von Geist kuriert.

(Zu Faust, der aus dem Tanz getreten ist.)

Was lässest du das schöne Mädchen fahren,

Das dir zum Tanz so lieblich sang?

FAUST:

Ach! mitten im Gesange sprang

Ein rotes Mäuschen ihr aus dem Munde.

MEPHISTOPHELES:

Das ist was Rechts! das nimmt man nicht genau;

Genug, die Maus war doch nicht grau.

Wer fragt darnach in einer Schäferstunde?

FAUST:

Dann sah ich —

MEPHISTOPHELES:

Was?

FAUST:

Mephisto, siehst du dort Ein blasses, schönes Kind allein und ferne stehen?

Sie schiebt sich langsam nur vom Ort,

Sie scheint mit geschloßnen Füßen zu gehen.

Ich muß bekennen, daß mir deucht,

Daß sie dem guten Gretchen gleicht.

MEPHISTOPHELES:

Laß das nur stehn! dabei wird's niemand wohl.

Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein Idol.

Ihm zu begegnen, ist nicht gut:

Vom starren Blick erstarrt des Menschen Blut,

Und er wird fast in Stein verkehrt;

Von der Meduse hast du ja gehört.

FAUST:

Fürwahr, es sind die Augen einer Toten,

Die eine liebende Hand nicht schloß.

Das ist die Brust, die Gretchen mir geboten,

Das ist der süße Leib, den ich genoß.

MEPHISTOPHELES:

Das ist die Zauberei, du leicht verführter Tor!

Denn jedem kommt sie wie sein Liebchen vor.

FAUST:

Welch eine Wonne! welch ein Leiden!

Ich kann von diesem Blick nicht scheiden.

Wie sonderbar muß diesen schönen Hals

Ein einzig rotes Schnürchen schmücken,

Nicht breiter als ein Messerrücken!

MEPHISTOPHELES:

Ganz recht! ich seh es ebenfalls.

Sie kann das Haupt auch unterm Arme tragen,

Denn Perseus hat's ihr abgeschlagen.

Nur immer diese Lust zum Wahn!

Komm doch das Hügelchen heran,

Hier ist's so lustig wie im Prater

Und hat man mir's nicht angetan,

So seh ich wahrlich ein Theater.

Was gibt's denn da?

SERVIBILIS:

Gleich fängt man wieder an. Ein neues Stück, das letzte Stück von sieben.

So viel zu geben ist allhier der Brauch,

Ein Dilettant hat es geschrieben

Und Dilettanten spielen's auch.

Verzeiht, ihr Herrn, wenn ich verschwinde

Mich dilettiert's, den Vorhang aufzuziehn.

MEPHISTOPHELES:

Wenn ich euch auf dem Blocksberg finde,

Das find ich gut; denn da gehört ihr hin.

WALPURGISNACHTSTRAUM

oder Oberons und Titanias goldne Hochzeit

Intermezzo

THEATERMEISTER:

Heute ruhen wir einmal,

Miedings wackre Söhne.

Alter Berg und feuchtes Tal,

Das ist die ganze Szene!

HEROLD:

Daß die Hochzeit golden sei,

Solln funfzig Jahr sein vorüber;

Aber ist der Streit vorbei,

Das golden ist mir lieber.

OBERON:

Seid ihr Geister, wo ich bin,

So zeigt's in diesen Stunden;

König und die Königin,

Sie sind aufs neu verbunden.

PUCK:

Kommt der Puck und dreht sich quer

Und schleift den Fuß im Reihen;

Hundert kommen hinterher,

Sich auch mit ihm zu freuen.

ARIEL:

Ariel bewegt den Sang

In himmlisch reinen Tönen;

Viele Fratzen lockt sein Klang,

Doch lockt er auch die Schönen.

OBERON:

Gatten, die sich vertragen wollen,

Lernen's von uns beiden!

Wenn sich zweie lieben sollen,

Braucht man sie nur zu scheiden.

TITANIA:

Schmollt der Mann und grillt die Frau,

So faßt sie nur behende,

Führt mir nach dem Mittag sie,

Und ihn an Nordens Ende.

ORCHESTER TUTTI (Fortissimo):

Fliegenschnauz und Mückennas

Mit ihren Anverwandten,

Frosch im Laub und Grill im Gras,

Das sind die Musikanten!

SOLO:

Seht, da kommt der Dudelsack!

Es ist die Seifenblase.

Hört den Schneckeschnickeschnack

Durch seine stumpfe Nase

GEIST, DER SICH ERST BILDET:

Spinnenfuß und Krötenbauch

Und Flügelchen dem Wichtchen!

Zwar ein Tierchen gibt es nicht,

Doch gibt es ein Gedichtchen.

EIN PÄRCHEN:

Kleiner Schritt und hoher Sprung

Durch Honigtau und Düfte

Zwar du trippelst mir genung,

Doch geh's nicht in die Lüfte.

NEUGIERIGER REISENDER:

Ist das nicht Maskeradenspott?

Soll ich den Augen trauen,

Oberon, den schönen Gott,

Auch heute hier zu schauen?

ORTHODOX:

Keine Klauen, keinen Schwanz!

Doch bleibt es außer Zweifel:

So wie die Götter Griechenlands,

So ist auch er ein Teufel.

NORDISCHER KÜNSTLER:

Was ich ergreife, das ist heut

Fürwahr nur skizzenweise;

Doch ich bereite mich beizeit

Zur italien'schen Reise.

PURIST:

Ach! mein Unglück führt mich her:

Wie wird nicht hier geludert!

Und von dem ganzen Hexenheer

Sind zweie nur gepudert.

JUNGE HEXE

Der Puder ist so wie der Rock

Für alt' und graue Weibchen,

Drum sitz ich nackt auf meinem Bock

Und zeig ein derbes Leibchen.

MATRONE:

Wir haben zu viel Lebensart

Um hier mit euch zu maulen!

Doch hoff ich, sollt ihr jung und zart

So wie ihr seid, verfaulen.

KAPELLMEISTER:

Fliegenschnauz und Mückennas

Umschwärmt mir nicht die Nackte!

Frosch im Laub und Grill im Gras,

So bleibt doch auch im Takte!

WINDFAHNE (nach der einen Seite):

Gesellschaft, wie man wünschen kann:

Wahrhaftig lauter Bräute!

Und Junggesellen, Mann für Mann,

Die hoffnungsvollsten Leute!

WINDFAHNE (nach der andern Seite):

Und tut sich nicht der Boden auf,

Sie alle zu verschlingen,

So will ich mit behendem Lauf

Gleich in die Hölle springen.

XENIEN:

Als Insekten sind wir da,

Mit kleinen scharfen Scheren,

Satan, unsern Herrn Papa,

Nach Würden zu verehren.

HENNINGS:

Seht, wie sie in gedrängter Schar

Naiv zusammen scherzen!

Am Ende sagen sie noch gar,