Faust - Goethe Johann Wolfgang. Страница 45

Sie ist getan, und du hast es geleistet.

Dann muß fortan, nach magischem Behandeln,

Der Weihrauchsnebel sich in Götter wandeln.

Faust

Und nun was jetzt?

Mephistopheles

Dein Wesen strebe nieder;

Versinke stampfend, stampfend steigst du wieder.

Mephistopheles

Wenn ihm der Schlüssel nur zum besten frommt!

Neugierig bin ich, ob er wiederkommt.

HELL ERLEUCHTETE SÄLE

Kämmerer

Ihr seid uns noch die Geisterszene schuldig;

Macht Euch daran! der Herr ist ungeduldig.

Marschalk

Soeben fragt der Gnädigste darnach;

Ihr! zaudert nicht der Majestät zur Schmach.

Mephistopheles

Ist mein Kumpan doch deshalb weggegangen;

Er weiß schon, wie es anzufangen,

Und laboriert verschlossen still,

Muß ganz besonders sich befleißen;

Denn wer den Schatz, das Schöne, heben will,

Bedarf der höchsten Kunst, Magie der Weisen.

Marschalk

Was ihr für Künste braucht, ist einerlei:

Der Kaiser will, daß alles fertig sei.

Blondine

Ein Wort, mein Herr! Ihr seht ein klar Gesicht,

Jedoch so ist's im leidigen Sommer nicht!

Da sprossen hundert bräunlich rote Flecken,

Die zum Verdruß die weiße Haut bedecken.

Ein Mittel!

Mephistopheles

Schade! so ein leuchtend Schätzchen

Im Mai getupft wie eure Pantherkätzchen.

Nehmt Froschlaich, Krötenzungen, kohobiert,

Im vollsten Mondlicht sorglich distilliert

Und, wenn er abnimmt, reinlich aufgestrichen,

Der Frühling kommt, die Tupfen sind entwichen.

Braune

Die Menge drängt heran, Euch zu umschranzen.

Ich bitt' um Mittel! Ein erfrorner Fuß

Verhindert mich am Wandeln wie am Tanzen,

Selbst ungeschickt beweg' ich mich zum Gruß.

Mephistopheles

Erlaubet einen Tritt von meinem Fuß.

Braune

Nun, das geschieht wohl unter Liebesleuten.

Mephistopheles

Mein Fußtritt, Kind! hat Größres zu bedeuten.

Zu Gleichem Gleiches, was auch einer litt;

Fuß heilet Fuß, so ist's mit allen Gliedern.

Heran! Gebt acht! Ihr sollt es nicht erwidern.

Braune

Weh! Weh! das brennt! das war ein harter Tritt,

Wie Pferdehuf.

Mephistopheles

Die Heilung nehmt Ihr mit.

Du kannst nunmehr den Tanz nach Lust verüben,

Bei Tafel schwelgend füßle mit dem Lieben.

Dame

Laßt mich hindurch! Zu groß sind meine Schmerzen,

Sie wühlen siedend mir im tiefsten Herzen;

Bis gestern sucht' Er Heil in meinen Blicken,

Er schwatzt mit ihr und wendet mir den Rücken.

Mephistopheles

Bedenklich ist es, aber höre mich.

An ihn heran mußt du dich leise drüchen;

Nimm diese Kohle, streich ihm einen Strich

Auf ärmel, Mantel, Schulter, wie sich's macht;

Er fühlt im Herzen holden Reuestich.

Die Kohle doch mußt du sogleich verschlingen,

Nicht Wein, nicht Wasser an die Lippen bringen;

Er seufzt vor deiner Tür noch heute nacht.

Dame

Ist doch kein Gift?

Mephistopheles

Respekt, wo sich's gebührt!

Weit müßtet Ihr nach solcher Kohle laufen;

Sie kommt von einem Scheiterhaufen,

Den wir sonst emsiger angeschürt.

Page

Ich bin verliebt, man hält mich nicht für voll.

Mephistopheles

Ich weiß nicht mehr, wohin ich hören soll.

Müßt Euer Glück nicht auf die Jüngste setzen.

Die Angejahrten wissen Euch zu schätzen. —

Schon wieder Neue! Welch ein harter Strauß!

Ich helfe mir zuletzt mit Wahrheit aus;

Der schlechteste Behelf! Die Not ist groß. —

O Mütter, Mütter! Laßt nur Fausten los!

Die Lichter brennen trübe schon im Saal,

Der ganze Hof bewegt sich auf einmal.

Anständig seh' ich sie in Folge ziehn

Durch lange Gänge, ferne Galerien.

Nun! sie versammeln sich im weiten Raum

Des alten Rittersaals, er faßt sie kaum.

Auf breite Wände Teppiche spendiert,

Mit Rüstung Eck' und Nischen ausgeziert.

Hier braucht es, dächt' ich, keine Zauberworte;

Die Geister finden sich von selbst zum Orte.

RITTERSAAL

Herold

Mein alt Geschäft, das Schauspiel anzukünden,

Verkümmert mir der Geister heimlich Walten;

Vergebens wagt man, aus verständigen Gründen

Sich zu erklären das verworrene Schalten.

Die Sessel sind, die Stühle schon zur Hand;

Den Kaiser setzt man grade vor die Wand;

Auf den Tapeten mag er da die Schlachten

Der großen Zeit bequemlichstens betrachten.

Hier sitzt nun alles, Herr und Hof im Runde,

Die Bänke drängen sich im Hintergrunde;

Auch Liebchen hat, in düstern Geisterstunden,

Zur Seite Liebchens lieblich Raum gefunden.

Und so, da alle schicklich Platz genommen,

Sind wir bereit; die Geister mögen kommen!

Astrolog

Beginne gleich das Drama seinen Lauf,

Der Herr befiehlt's, ihr Wände tut euch auf!

Nichts hindert mehr, hier ist Magie zur Hand:

Die Teppiche schwinden, wie gerollt vom Brand;

Die Mauer spaltet sich, sie kehrt sich um,

Ein tief Theater scheint sich aufzustellen,

Geheimnisvoll ein Schein uns zu erhellen,

Und ich besteige das Proszenium.

Mephistopheles

Von hier aus hoff' ich allgemeine Gunst,

Einbläsereien sind des Teufels Redekunst.

Du kennst den Takt, in dem die Sterne gehn,

Und wirst mein Flüstern meisterlich verstehn.

Astrolog

Durch Wunderkraft erscheint allhier zur Schau,

Massiv genug, ein alter Tempelbau.

Dem Atlas gleich, der einst den Himmel trug,

Stehn reihenweis der Säulen hier genug;

Sie mögen wohl der Felsenlast genügen,

Da zweie schon ein groß Gebäude trügen.

Architekt

Das wär' antik! Ich wüßt' es nicht zu preisen,

Es sollte plump und überlästig heißen.

Roh nennt man edel, unbehülflich groß.

Schmalpfeiler lieb' ich, strebend, grenzenlos;

Spitzbögiger Zenit erhebt den Geist;

Solch ein Gebäu erbaut uns allermeist.

Astrolog

Empfangt mit Ehrfurcht sterngegönnte Stunden;

Durch magisch Wort sei die Vernunft gebunden;

Dagegen weit heran bewege frei

Sich herrliche verwegne Phantasei.

Mit Augen schaut nun, was ihr kühn begehrt,

Unmöglich ist's, drum eben glaubenswert.

Astrolog

Im Priesterkleid, bekränzt, ein Wundermann,

Der nun vollbringt, was er getrost begann.

Ein Dreifuß steigt mit ihm aus hohler Gruft,

Schon ahn' ich aus der Schale Weihrauchduft.

Er rüstet sich, das hohe Werk zu segnen;

Es kann fortan nur Glückliches begegnen.

Faust

In eurem Namen, Mütter, die ihr thront

Im Grenzenlosen, ewig einsam wohnt,