Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 76

Den 20. Decembris ist der dreyjährige Stillstand zwischen Moskow und Schweden zu Weliasar von den Commissarien und Groß- und Gewollmächtigten Gesandten, dem Bojaren und Statthalter zu Twier, Knias Iwan Siemionowitz Prozorowskij, dem Hoffrath und Statthalter zu Schatzk, Afonasey Laurentiewitz Ardin-Nasczokyn, dem Stolnik und Statthalter zu Jelatom, Iwan Afonasiewitz Prontzischow, und den Diaken Garasim Dochtorow und Jefim Jurgiew von russischer Seite, Herren zu Freßwetten, Ihro Königlichen Maytt. und dero Reich Schweden Rath und Hoffrichtern im gleichen Bent Horn, Freyherren zu Aminne, Herren zu Ekebyholm, Mustella und Wyk, Ihro Königlichen Maytt. Generalmajoren bey der Infanterii und Gouverneuren auff Revel und Estland, Herren Johan Silberstern zu Ledgenen und Nigalen, Ihro Königlichen Maytt. Hoffrath von Krusenstern zu Wimmen, Ihro Königlichen Maytt. Hoffrath und Burggraffen zu Narva von schwedischer Seiten geschlossen.

Den 27. Decembris ist der gefangene littausche General Gonsewskij mit andern Gefangenen von seiner Armee in der Moskow mit grossem Froloken und Zulauff des gemeinen Mannes eingebracht, (61v) ohne einigen Respect über andere Gefangene, denen er in allen gleich gehalten und geachtet, auch selbst nichts absolutes begehret hat.

Supplementum des 1658 Jahres

Ihro Königliche Maytt. in Schweden Carolus Gustavus nachdem sie Polen verlassen und in Holstein arriviret waren, erholten sich ihres Schadens in Dännemark, gingen über den gefrorenen Belt und eroberten nach gar wenigem Wiederstand Fünen und Schonen, avancirten endlich mit der gantzen Armee, so von den untergestekten dänischen Völkern sehr gestärket war, in Seeland und nöthigten die Cron Dännemark zum Frieden, welcher in etzlichen wenigen Stunden zu Friedrich gestifftet, und alsobald von Ihro Königlichen Maytt. in Dännemark confirmiret, und ohne Wissen und Willen der Alliirten approbiret war.

Die littausche Adelschafft und viel der zaporowischen Kosaken wurden durch Tiraney und unmenschliche Proceduren der Gouverneuren und Woywoden, an die Russen untreu zu werden, gezwungen, konten das unerträgliche Joch nicht länger erdulden und lieffen so hauffenweiß zu ihrer vorigen Obrigkeit, selbige umb Amnestie und gnädige Verzeihung ihres begangenen Fehlers anflehend, welche (62r) ihnen denn gar willig aus fürstlicher Clemence und Güttigkeit condoniret und geschenket ward. Die Tartarn suchten auch gemehlich Ursach an die Russen, weilen auch ihnen derer Stoltz und unmenschliche Hoffarth zu verdriessen anfing, praetendirten dennoch, daß den donischen Kosaken möchte verbothen werden, den Dohn Strohmb hinab nach ihren und den türkischen Gräntzen zu streiffen. Im Fall nicht, so wolten sie Gewalt mit Gewalt steüern und ihren Freünden dergestalt begegnen, daß man erkennen würde, wie auch sie annoch denen alten, so vor 100 Jahren gelebet hätten, im gringsten nichts nachgeben.

Die Cron Polen erneüerte sich auch ziemlich in diesem Jahr an ihren Kräfften und fingen nach gerade an, die matten und bald gantz verlähmte Glieder abermahl wieder ihren Feinde zu regen und ihre occupirte Örter zu erobern. Der littausche General Paul Sapieha eroberte Neügrodek und Grodno von den Russen. Die Adelschafft und die Gemeine der Provintz Minsk machten den russischen Woywoden und die Besatzung nieder und übergaben das Schloß Minsk an die littausche Völker. Die Szameyten verbrachten den gantzen Winder unter dem Schloß Kowna, musten aber unverrichter Sache abmarchiren und die Festung annoch den Russen laßen.

(62v) Der schwedische Feldmarechal Graff Duklas lavirte mit seiner Armee in Churland und that auch viel Parteyen in Szameyten hinein. Die Polen aber wolten auch wenig nachgeben, entsetzten erstlich Churland, gingen endlich gar über die Düna in Lieffland hinein und eroberten Wollmar. General Duklas aber, weilen er an den Polen wenig gewinnen konte, gebrauchte seine Strategemata wieder den unschuldigen Hertzog zu Churland, den, nachdem er ihm die Neutralitet zu halten versprochen, den bewilligten Tribut aus seinem Hertzogthumb abgefordert, mit vielen falschen Bezeügung und Correspondentzen gantz sicher gemacht hatte, bemächtigte er sich mit List des Schloßes Mitau und nahm Ihro Fürstliche Gnaden samt dero Gemahlin und fürstlichen Printzen und Printzessinen gefangen, beraubte sie aller ihrer Schätze und Gütter und schikte sie sämbtlich mit dem gantzen Hoffgesinde, die ertappet waren, ins Verhafft nach Riga, allda sie bis den unter Polen und Schweden in Oliva geschlossenen Frieden continuiren und im Arrest behalten wurden. Endlich eroberte er auch Goldingen in Churland. Bausk und andere kleine Schlößer musten sich ihm auch theils gezwungen, theils betrogen ergeben, aus welchen er einen (63r) grossen Schatz fähig ward, weilen die Adelschafft in diesen Kriegszeiten alle das ihrige in die Schlösser, welche durch vieler Potentaten versprochener Neutralitet sicher genug waren, hineingebracht hatten. Insonderheit in Mitau ward ein grosses Gutt, so Ihro Fürstlicher Gnaden und der Adelschafft zukahm, gefunden.

Der General Zeugmeister Komorowskij commandirte unterdessen, als der General Gonsewskij bey den Russen gefangen war, seine nachgebliebene Armee und that dem General Duklas durch Parteyen und öffentliche Batailie grossen Abbruch an unterschiedlichen Örtern, also, daß die Schweden in Churland gar matt wurden und abnahmen. Die Polen aber, nachdem sie sich ziemlich erholet hatten, streifften und raubten im Lande viel ärger als der Feind und machte alles kahl.

(63r) Das 1659te Jahr

Den 3. Januarii sind die Comissarien, so den Stillstand mit Schweden geschlossen, aus Lieffland nach Moskow kommen und von Ihro Czarischen Maytt. in der Vorstadt hinter der Twerischen Pforten empfangen worden.

(63v) Den 12. Januarii ist der Bojar und Statthalter zu Kasan, Knias Alexey Nikititz Trubetzkij, mit seinen Collegen bey Ihro Czar. Maytt. Hand gewesen, sind mit einer starken Armee nach der Ukrain gesand worden, die einreissende Uneinigkeiten unter den zaporowischen Kosaken zu stillen und den General Wychowskij in gebührender Pflicht zu behalten.

Den 31. Januarii ist der Lieutenant Michaylo Majorow bey Ihro Czar. Maytt. Hand gewesen, solte mit Ihro Czar. Maytt. Schreiben zu Ihro Königlichen Maytt. in Schweden gehen, umb anzukündigen, daß beyderseits Großgesandten mit den Ratificationen über den zu Walliasar geschlossenen Stillstandstractat sich auf bestimten Termin einstellen solten.

Den 2. Februarii hat der Bojar Knias Juria Alexiewitz Dolgorukow wegen der Victori unter der Wilde grosse Verehrung aus Ihro Czar. Maytt. Schatz bekommen, nehmlich 6.000 Rht. in specie, viele köstliche Zäbelpeltzwerk und silbern Geschir auff etzliche 1.000 Ducaten, auch 200 Erbbauren ihm und seine Erben zu ewigen Zeiten.

Den 6. Februarii sind mit Ihro Czar. Maytt. Ratification über den geschlossenen Stillstandtractat zu Großgesandten deputirt, nach Schweden zu gehen, der dumnij Dworianin und Statthalter zu Schatzk Afonasey Laurentiewitz Ardin-(64r)Nasczokyn, der Dworianin und Statthalter zu Kadom Bogdan Iwanowitz Naschokyn, der Diak Garasym Siemenow syn Dochtorow und Jefim Juriew.

Den 9. Februarii ist der Glowa streletzkij Abram Lopuchin, der zu dem zaporowischen General Wychowskij verschikt gewesen, zu Moskow angelanget, stattet Bericht ab, wie daß selbige malcontent und eines bösen Vornehmens sey, vorgebend, daß ihm die Puncten, welche von Ihro Czar. Maytt., die kosaksche Freyheit betreffend, verheissen wären, im gringsten nicht gehalten und von dem Generalgouverneuren und Woywoden gar violiret und gebrochen würden.

Den 25. Martii haben die neülich angelangte Abgesandten, nehmlich der dänische H. Oldeland und ein Brandenburgischer, bey Ihro Czar. Maj. Audience gehabt.

Den 26. Martii ist der Dähnische zur Conferentz beruffen, und wolte ihm gantz nicht schmeken, daß Moskow der mit Dännemark auffgerichteten Alliantz zuwieder mit der Cron Schweden ein Armistitium geschlossen hätte. Weilen aber der König in Dännemark es vorm Jahr eben also gemacht, muste es dabey verbleiben. Des Abends hatte er eine geheime Audience bey Ihro Czar. Maytt., welche sich dann gar freündlich gegen Ihro Königliche Maytt. in Dännemark als ihren Freund und Nachbahren erklährten.