Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 77
(64v) Den 9. May ist die Printzessin Anna Alexiewna in Gott sanfft und seelig entschlaffen im 4ten Jahr ihres Alters, auch noch selbigen Tag, weilen hier im Lande die Leichen nicht lang gehalten werden, im Schloß Kremle, in dem Jungfer Kloster Woznieszenie oder Himmelfahrt Christi, allda alle Czarifraulein ihr Begräbniß haben, gar schlecht ohne einige Pracht nach Landesmanier zur Erden bestätiget worden.
Den 16. May hat der dänische Abgesandte Oldeland seinen Abschied bekommen.
Den 13. Juni ist in den Stadtmaueren Kitay aus Scheines Hoff ein Brand entstanden, und sind über 1.000 statliche Bojaren Höffe weggebrand.
Den 22. Juni hat der schwedische Secretarius Adam Möller bey Ihro Czar. Maytt. Audientz gehabt, thut kund, daß die schwedischen Großgesandten mit Ihro Königlichen Maytt. Ratification gnüge dem Walliasarischen Stillstandsschluß nach Moskow zu kommen bereit seyn, daß dennoch auch Ihro Czar. Maytt. desgleichen ihre groß- und gewollmachtigte Gesandten abzuordnen belieben möchten.
(65r) Den 8. Augusti sind die russ. Großgesandten (welches die Russen Czarewitza Dmittria Gorod nennen) arriviret und den Hoffrath und Gouverneur der Grentzstäte in Lieffland Nasczokin allda angetroffen.
Den 4. September ist von den schwedischen Commissarien aus Riga ein Lieutenant, Adam Kiewitz, mit dero Brieffen in Kokenhausen angelanget, berichtet, daß die schwedischen gnüge des Walliasarschen Friedensschlusses auff der Grentze zusammenzukommen, die Ratification auffzulegen und in Augenschein zu nehmen, auch ihre Reyse ferner nach Moskow zu Ihro Czar. Maytt. fortzusetzen fertig wären, weswegen denn auch zu Überführung der russisch. Commiss. ein Schiff zu Riga fertig stunde, aber denselben grauete vor die See und hatten keinen Appetit, mit Ihro Czar. Maytt. Ratification zu Ihro Königlichen Maytt. in Schweden zu gehen.
Den 16. Septembris ist von den russ. Commissarien ein Edelmann, Stephan Senoview, in Abgesandschafft an die schwedischen nach Riga abgefertiget, umb bey selbigen zu bearbeiten, daß sie (weilen die Gräntze noch nicht richtig wäre), an einen gelegenen Ort zwischen Riga und Kokenhausen, mit den Russ. (65v) mündlich Conferentz zu halten und sich ferner in der Sache zu besprechen möchten zusammenkommen.
Den 20. September ist der zu den schwedischen Commiss. abgesandte Dworanin von Riga nach Kokenhausen zurükgekommen, bringet in seiner Relation mit, daß die Schwed. verabschiedet und bewilliget hätten, mit den Russ. zwischen Riga und Kokenhausen auff der Düna bey Thonsdorff zusammenzukommen.
Den 22. Septemberis ist der gefangene polnische Obrister Hering zu Kokenhausen eingebracht und ist von dar nach Moskow, von Moskow nach Sibirien verschikt.
Den 23. Septembris sind die Großgesandten von Kokenhausen nach dem bestimten Conferentzort Thonsdorff auffgebrochen und die Nacht gelegen unter Ascherade.
Den 24. Septemberis sind dieselbe zu Thonsdorff angelanget.
Den 25. Septemberis sind die schwedischen, nehmblich H. Bent Horn, Freyherr zu Amine, Herr zu Ekebyholm, Müstella und Wik, Ihro Königlichen Maytt. und dero Reich Schweden Rath, Generalmajor bey der Infanterie und Gouverneur zu Revel und Estland, H. Gustav Banier Carlssohn, Freyherr zu Gamle, Karbey, Herr zu Orby, Krakerum und Werpen, Ihro Königlichen Maytt. Hoff- und Kriegsrath, H. Andreas (66r) Walwig zu Kordney, Ihro Königlichen Maytt. Assistentzrath und der Secretarius des Estischen Staats, zu Thomsdorff arriviret.
Den 26. Septemberis war unter Thomsdorff in Gezelten beyder Großgesandten erste Zusammenkunfft. Die schwedischen legten ihre Ratification auff und resolvirten sich, gnüge dem Walliasarischen Abschied zu verfahren und mit selbiger Ratification nach Moskow zu Ihro Czar. Maytt. zu gehen. Die Russ. aber waren diesem zugegen, vorgebend, daß ehe bevor beyderseits Großgesandten Reyse fortgesetzet würde, gnüge dem Waliasarischen Schluß von Nöthen wäre, erstlich eine richtige Grentze zu schliessen, weilen ausdrüklich lautet, daß beyderseits Großgesandten auff der geschiedenen Grentze zusammenkommen und die Ratificationen ihrer Potentaten aufflegen solten, musten also vor diesmahl ungeschlossener Sachen voneinander scheiden.
Den 27. Septemberis hatte der Hoffrath Nasczokyn mit H. Bent Horn eine geheime Conferentz nur unter sich beyden, handelten untereinander, daß die vorgenommene Reyse zu beyden Potentaten mit den Ratificationen itzo an die Seite gesetzet, anstatt dessen aber beyderseits große und gevollmächtigte (66v) Gesandten an einen sichern Ort zusammenkommen und gnüge des Walliasarischen Stillstandes Schluße ferner vom ewigen Frieden handeln und selbigen bester Möglichkeit nach fortsetzen möchten.
Den 28. Septemberis waren abermahl beyderseits Großgesandten auff vorigen Orte zusammenkommen und wurden gnüge gestriger Abrede der beyden Principalen eins, die vorgenommene Reyse an die Seit zu setzen, und nach Verfliessung 3 Wochen zwischen Derpt und Revel zusammenzutreten und gnüge dem Walliasarischen Stillstandes Schluß die Stiefftung des ewigen Friedens ferner zu reassumiren, damit beyde Potentaten zu vorigen Vetrauligkeit gebracht werden möchten. Dieses ward also von beyden Theilen schrifftlich verfaßet, gewechselt und schieden vor diesmahl in guter Veträuligkeit voneinander.
Den 15. Octoberis sind die russ. Großgesandten von Derpt nach dem Tractatsorth Pehgküll abgreyset.
Den 22. Octoberis haben die russ. Commissarien zu die schwedischen nach Manicula einen abgesand, umb zu berichten, wie daß die Russ. Pehgküll bequähm zum Conferentzorth ausersehen hätten, weswegen dan auch vor die Schwed. (67r) allda gute Quartier abgetheilet wären, ob dennoch sie sich einzustellen oder erstlich den Ort von den ihrigen zu besichtigen belieben laßen wolten. Sie consentirten in allen und ließen den Abgeschikten noch selbigen Tag von sich.
Den 26. October sind die schwedischen Commiss. mit ihrem gantzen Comitat zu Pehestekülle angelanget.
Den 27. Octoberis sind beyderseits Commissarien zu Pehestekülle zum erstenmahl zusammenkommen. Die schwedischen protestirten noch, wie sie in allen den Walliasarischen Schluß nachzukommen resolviret, auch den Punct wegen Ratification desselbigen nicht aus den Händen geben wolten, in mittelst aber auff Anhalten und Begehren der Russ. auch vom ewigen Frieden zu tractiren nicht zuwieder, sondern so bereits zu dem einen als andern wären.
Den 29. Octoberis war die andere Conferentz, bey der beyderseits Commissarien ihre Plenipotentzen wechselten und ferner den 30. zusammenzukommen beschlossen.
Den 30. Octoberis war die dritte Zusammenkunfft. Die Schweden praetendirten alle von der Cron Schweden occupirte Örter, auch völlige Recompence und Satisfaction vor unterschiedlich erlittenen Schaden. Die (67v) Russ. aber forderten von den Schweden zu den schon von den russischen Waffen occupirten Örtern Karelen, Koporien und Oreszek.
Den 1. Novemberis war der Hoffrath Nasczokyn mit Bent Horn allein zusammen und conferirten von etzlichen Sachen, worzu sich dan der H. Bent Horn im gringsten nicht verstehen wolte.
Den 3. Novemberis war die 4te Zusammenkunfft. Die Russ. blieben bey ihrer vorigen Proposition, jedoch etwas mutabel in ihren Worten, nachdem sie einmahl alle occupirte Örter, weilen sie Ihro Czar. Maytt. und dem russischen Reich zu Weißreüssen sehr gelegen waren, begehrten, verheissend den gutten Willen, welchen hirin Ihro Königliche Maytt. bezeügen würden, mit Volk, Geld und allerhand Nothdurfft bey itzigem schwedischen schwerem Kriege zu ersetzen. Endlich wolten sie wieder nebst den occipirten Örtern Kexholm, Koporien und Nöteburg. Die schwedischen aber resolvirten sich auff das eüsserste, declarirten nichts mehr als den erlittenen Schaden und auch selbigen aus Begierde eines vertreülichen Friedens fahren zulassen, aber von allen occupirten Örtern würde Ihro Königlichen Maytt. und die Cron Schweden nimmermehr das allergringste weggeben noch sich nehmen lassen, und dessen solten die Russen gewiß versichert seyn, daß von ihnen (im Fall es von ihnen anitzo nicht acceptiret würde) solch (68r) eine gute Proposition nimmermehr solte declariret werden, weilen sie, so eine grosse Unbilligkeit von russischer Seit spürend, zu andern Mitteln schreiten wolten.