Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander. Страница 24

Vielleicht beobachtete ihn Warren ja wirklich, sagte sich dieser. Sie hatten ihn ganz in der Nahe der See ubergeben, eingenaht und mit einer Kanonenkugel zu Fu?en.

Drau?en meldete der Posten:»Offizier der Wache, Sir!»

Der Leutnant trat fast lautlos ein.»Das Boot der Truculent hat abgelegt, Sir Richard.»

«Sehr gut, Mr. Latham. Empfangen Sie Leutnant Tyacke bitte mit allem Respekt. Er hatte das Kommando uber die ganze Operation.»

Der Leutnant verbeugte sich und verschwand. Mehr als der Befehl verbluffte ihn, da? der Admiral sich an seinen Namen erinnerte.

Ozzard schlich herbei.»Ein frisches Hemd, Sir?»

Bolitho sah drau?en das Boot der Truculent uber das bleierne Wasser naherkommen.»Nein«, sagte er. Tyacke wurde sich nicht wohlfuhlen, wenn er ihm mit frischem Hemd gegenubersa?. Und das Gesprach zwischen ihnen war wichtig, sogar sehr wichtig.»Lassen Sie uns dann bitte allein.»

Schweigend sammelte Yovell seine Papiere ein.

Zu Jenour sagte Bolitho:»Ich werde heute abend mit Mr. Tyacke essen und mochte Sie gern dabeihaben. Aber jetzt mu? ich allein mit ihm reden.»

Jenour zog sich zuruck. Am Fallreep sah er die Seesoldaten das Gewehr prasentieren, als Tyacke an Bord kletterte, den Hut zog und zum Achterdeck gru?te. Von dieser Seite aus gewahrte Janour nur die unverletzte Gesichtshalfte Tyackes. So also hatte der Mann fruher ausgesehen. Nicht schlecht.

Allday fing Tyacke achtern unter der Poop ab. Der Leutnant hielt inne und fragte kuhl:»Die Herren erwarten mich wohl schon, wie?»

Allday verstand seinen abweisenden Ton. Der entstellte Mann hatte jetzt auch sein Schiff verloren.»Behandeln Sie den Admiral freundlich, Sir«, bat er.»Er denkt jetzt daran zuruck, wie er sein letztes Schiff verlor. Das geht ihm so nahe wie Ihnen.»

Tyacke nickte schweigend. Allday hatte ihn aus dem Konzept gebracht. All seine Argumente, die sorgfaltig vorbereiteten Erklarungen schienen ihm plotzlich entwertet.

Beim Weggehen stolperte Allday fast uber das Brandyfa?chen, und Ozzard lie? sich hinter ihm vernehmen:»La? ja die Finger davon, John. Ich seh's dir an, wenn du an seinem Brandy warst!»

An Land feuerten die Kanonen lange Salven in ununterbrochenem Donner, der von den fremden Hugeln zuruckgeworfen wurde.»Wei?t du, warum sie kampfen?«fragte

Allday.

«Keine Ahnung. «Ozzard rollte das Brandyfa?chen aus dem Weg, und Allday seufzte. Ein kleiner Schluck ware jetzt genau richtig gewesen.

Tyacke wartete, als der Posten seinen Namen rief, der ihn kein einziges Mal angesehen hatte. Als er die Tur aufstie?, sa? Bolitho auf der Bank unter den Heckfenstern; bis auf sie beide war die Kajute leer und so unpersonlich wie fruher. Nichts verriet, da? Warren hier jahrelang gelebt hatte. Tyacke dachte an seine enge, vollgestopfte Kajute auf der Miranda. Die lag nun auf dem Meeresboden.

«Bitte setzen Sie sich. «Bolitho deutete auf einen kleinen Tisch mit Wein und zwei Glasern.»Ich danke Ihnen fur Ihr Kommen.»

Tyacke richtete sich auf. Seine geborgten Kleider waren viel zu eng.»Entschuldigen Sie meinen Aufzug, Sir Richard, aber die Offiziere der Truculent haben mir gegeben, was sie entbehren konnten.»

Bolitho nickte.»Mir ging's schon ofter ahnlich. Alles, was ich besa?, war plotzlich versunken. «Er schenkte kuhlen Rheinwein ein.»Auch auf diesem Schiff bin ich nicht zu Hause.»

Er setzte sich Tyacke gegenuber und streckte die Beine aus.»So, und nun berichten Sie mir von den Mannern, die bei Ihnen waren. Der Seesoldat zum Beispiel — hat er sein Mitmachen bereut?»

Tyacke berichtete von ihrem langen Weg in die Bucht. Ferne Gestalten wurden vor ihren Augen lebendig, als er von ihrem Mut und ihrer Furcht erzahlte: von Buller, dem Scharfschutzen, von Swayne, dem Deserteur, und von Midshipman Segrave, der plotzlich Mut gefa?t hatte und Tyacke half, als er es am dringendsten brauchte. Dabei tranken sie, ohne es zu merken.

«Ich mochte, da? Sie heute abend mit mir speisen«, sagte Bolitho schlie?lich.»Wir wollen dabei aber nicht uber den Krieg reden, der beschaftigt mich schon Tag und Nacht genug.»

Hatte er richtig gehort? Der Vizeadmiral lud ihn, den Leutnant, der sein Schiff verloren hatte, zum Essen ein?» Gern. Danke. Aber erwarten Sie keine Schmeicheleien von mir, Sir. Ich tue alles fur Sie, aber ich verschaffe mir keine Vorteile durch Su?holzraspeln.»

«Ich auch nicht«, antwortete Bolitho.»Wir sind beide Marineoffiziere, wenn auch mit verschiedenen Dienstgraden. Unser Land braucht heute jedes Schiff und jeden Mann, vor allem so mutige und erfahrene Offiziere wie Sie.»

«Wollen Sie, da? ich die Miranda schneller vergesse? Wollen Sie mich auf einem anderen Schiff als Offizier haben?«Tyacke fuhlte sich wie in einer Falle.

«Kennen Sie die Brigg Larne, Mr. Tyacke?»

«Sie segelt in Commodore Pophams Geschwader. «Das klang unsicher.»Unter Commander Blackmore.»

Bolitho beugte sich uber ein Blatt mit Yovells sauberer Schrift.»Blackmore ubernimmt ein gro?eres Schiff. Sie werden die Larne befehligen.»

Tyacke sah ihn unglaubig an.»Aber kann ich das? Ich bin doch nur…»

Bolitho reichte ihm einen Umschlag.»Hier ist Ihre offizielle Order. Und Sie sind mit sofortiger Wirkung zum Commander befordert. Ihre Lordschaften in London werden das spater bestatigen. «Er amusierte sich uber Tyackes Verlegenheit.»Mein Flaggleutnant wird dafur sorgen, da? Sie sofort die passende

Uniform bekommen. «Er go? Wein nach.»Wollen Sie also das Schiff ubernehmen und mir damit einen Wunsch erfullen?»

Tyacke war aufgestanden.»Ich werde es ubernehmen, und einen besseren Grund als Ihren Wunsch brauche ich nicht.»

Bolitho stand ebenfalls auf.»Horen Sie das?«Sein Blick hatte sich verandert.»Die Kanonen — sie schweigen. Das hei?t, Commander Tyacke, unser Feldzug ist zu Ende. Der Feind hat sich ergeben.»

Es klopfte, Jenour sturzte herein.»Gerade haben wir ein Signal empfangen: Die Hollander haben die Fahne gestrichen!»

Der Admiral lachelte.»Jetzt konnen wir nach Hause segeln.»

Kapitan Poland stand mit verschrankten Armen da und sah seinen Mannern zu, die halbnackt auf ihre Manoverstationen rannten. Am Ankerspill erklang eine Fiedel, und ein Shantyman stimmte ein anfeuerndes Lied an. In den kurzen Pausen zwischen den Strophen brullte ein Bootsmannsgehilfe:»Los, Manner, los! Sonst kommen wir nie nach England.»

Der Erste Offizier rausperte sich diskret neben Poland.»Der Admiral kommt, Sir.»

Poland blickte ihn an.»Danke, Mr. Williams. Aber wir haben hier nichts zu verbergen. «Er gru?te, als Bolitho unter dem Besan erschien, der im Licht der sinkenden Sonne kupferrot leuchtete.»Wir sind soweit, Sir Richard.»

Bolitho sah in der Ferne den Tafelberg und in der Bucht das verankerte Geschwader. Die Schiffe schimmerten wie gluhendes Metall. Nur ein leichter Landwind riffelte die See.

Bolitho spurte die verwehende Hitze des Tages und fragte sich, warum Poland keinerlei Bewegung zeigte beim Beginn ihrer langen Heimreise.

Am Ankerspill warfen sich die Manner in die Spaken. Der Bootsmann brullte sie ermunternd an, und dann klickte das riesige Spill. Die dicke Trosse begann sich zu bewegen.

Die offenen Stuckpforten der anderen Schiffe sahen aus wie Augen, die sie beobachteten. Aber sie hatten hier ihre Pflicht erfullt, uber der Festungsbatterie an Land wehte die englische Flagge. Und da wurde sie von nun an bleiben.

Einige Einheiten des Geschwaders waren schon fruher ankeraufgegangen und hatten den langen Heimweg angetreten: zwei

Linienschiffe, funf Fregatten, auch Varians Zest, und eine ganze Flottille kleinerer Schiffe. Sie wurden dringend in England gebraucht. Andere wie die Themis wurden folgen, sobald die Truppen fest in Kapstadt etabliert waren und niemand mehr England den Ankergrund hier streitig machen konnte. Die rauchgeschwarzten Spanten der beiden Ostindienfahrer waren eine harsche Warnung.