Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander. Страница 25
Bolitho erinnerte sich an Tyackes festen Handschlag beim Abschied.»Die Larne ist ein gutes Schiff«, hatte der neue Commander gesagt.»Nach der Miranda naturlich eine Herausforderung fur mich. Aber wir werden gut miteinander auskommen.»
Irgendwo da hinten ankerte er nun. Bolitho wu?te, da? Tyacke an Deck sein wurde, um die Truculent ankeraufgehen zu sehen.
Er trat zur Seite, damit Kapitan Poland und die Manner auf dem Achterdeck mehr Platz hatten. Segrave lehnte an den Finknetzen.»Wie fuhlen Sie sich, Mr. Segrave? Es war wohl ein kurzer Aufenthalt — aber mit einer Menge neuer Erfahrungen.»
Der Junge hatte im Abendlicht ein dunkelrotes Gesicht.»Ich bin froh, da? ich hier war, Sir Richard. «Sein Haar flatterte im Wind, wahrend er die Manner am Ankerspill beobachtete. Sie gingen jetzt schneller, die dicke Ankertrosse kam zugig an Bord.
Bolitho erinnerte sich an seine ersten Jahre als Midshipman.»Tut's Ihnen leid, da? wir heimsegeln?»
Segrave nickte und verga? einen Augenblick, da? er mit einem Vizeadmiral sprach.»Aber wenn ich auf mein altes Schiff zuruckkehre, mu? alles anders werden.»
Bolitho sah ein Wachboot vorbeirudern, der Leutnant im Heck gru?te die Flagge der Truculent. »Machen Sie sich daruber keine Sorgen. Sie haben hier Ihren Mut entdeckt.»
Jenour stand in der Nahe und horte zu. Er wu?te, da? Bolitho langst einen Brief an Segraves fruheren Kommandanten geschrieben hatte. Leuteschinder zogen sich Bolithos Zorn zu, aber davon wu?te der Midshipman naturlich nichts.
Endlich kam der erwartete Ruf von vorn:»Anker ist kurzstag, Sir!»
Pfeifen schrillten, fluchend hastete ein Mann nach vorn, dem ein Tampen Beine gemacht hatte.
«Alles klar, Sir!«meldete Williams.
«Fock und Kluver setzen!«Polands Stimme klang ruhig und unbewegt. Was hatte dieser Mann eigentlich gegen Varian? Und was suchte er im Leben au?er Beforderung? Auf den Rahen arbeiteten die Manner und lie?en das Tuch auswehen. Unten an Brassen, Halsen und Schoten warteten andere auf den Befehl, der das stilliegende Schiff in einen schnellen Segler verwandeln wurde.
Was wurde in England auf sie zukommen? Wurde man sie an Bord festhalten, bis neue Befehle eingingen? Oder wurde man sie auf andere Schiffe verteilen, zwischen die unerfahrenen Landratten und Opfer der Pre?kommandos? Die Fiedel spielte flotter, und das Ankerspill drehte sich noch schneller.
«Es ist Sommer in England, wenn wir zuruckkehren, Stephen«, sagte Bolitho plotzlich.»Wie schnell so ein Jahr vergeht.»
Jenour drehte sich zu ihm um.»Ein Jahr der Siege!»
Bolitho schuttelte den Kopf.»Kaum. Es wird Ruckschlage geben.»
«Der Anker ist frei!»
Bolitho hielt sich an den Finknetzen fest, als sich das Schiff leicht uberlegte und der Anker festgezurrt wurde. In England wurden sie den anderen Anker benutzen — auch so ein Ritual.
Die Truculent fiel ab, Leinwand knallte, Manner rannten an Schoten und Brassen, und uber allem ertonte die Stimme von Hull, dem Master:»Komm auf! Gut so — Kurs halten!»
Bolitho beobachtete den Master. Seine beiden Ruderganger griffen in die Speichen des gro?en Rades, ihre Augen blitzten. Master zu werden, war Simcox' gro?ter Wunsch gewesen.
Die Marssegel fullten sich, und die Truculent nahm Fahrt auf, glitt an der Huk vorbei auf die offene, rotlich glanzende See hinaus.
«Westsudwest, Sir! Voll und bei!»
Poland verzog den Mund zu einer harten Linie.»Gehen Sie hoher an den Wind, Hull, so hoch sie kann!«Als der Erste wieder auf dem Achterdeck erschien, befahl er:»Bramsegel setzen und auch die Royals, sobald hier alles klar ist, Mr. Williams. «Er blickte zum Admiral an den Netzen hinuber.»Und da? mir keine Fehler passieren!»
Bolitho blieb an Deck, bis die Dunkelheit das Land und die davor verankerten Schiffe verschluckt hatte. Ihre Welt war jetzt nur noch die See und die Gischt, die am Bug hochsprang und seitlich davonwirbelte. Der Himmel ging dunkel in den Ozean uber.
Unten erwartete ihn Ozzard mit einem spaten Imbi?.
An den salzverkrusteten Heckfenstern der Kajute stehend, dachte Bolitho an seine Zeit als Kommandant einer Fregatte. Das Auslaufen war damals immer spannend gewesen, ein Vorsto? auf die freie See. Poland sah das offenbar ganz anders. Vielleicht zahlte er aber auch nur die Tage, bis er seine ungeliebte Last loswurde, den Vizeadmiral an Bord. Bolitho sah hoch, als er Schritte an Deck horte. Der Wind wehte Stimmen herunter, und das Rigg sirrte. Es zog ihn nach oben, wie gern hatte er selbst die Kommandos gegeben, die Kurse ausgerechnet, das Schiff gefuhrt! Aber sein Dienstrang machte das unmoglich.
Er war jetzt neunundvierzig Jahre alt und wirkte viel junger. Sicher fragte mancher Offizier Jenour druben in der Messe nach dem Admiral aus. Sei's drum. Besser so, als da? Geruchte uber ihn umgingen. Davon gab es schon genug, uber ihn und Catherine. Sie war eine betorend schone Frau, nach der sich alle Manner umdrehten, bei Hofe ebenso wie auf der Stra?e. Er spurte sinnlose Eifersucht auf jeden, der jetzt das Gluck hatte, sie zu sehen.
Allday schaute herein.»Soll Ozzard den Imbi? auftragen?«Er machte sich Gedanken uber die Melancholie seines Admirals. England zu verlassen, war schlimm fur Bolitho gewesen, aber die Ruckkehr wurde vielleicht noch schlimmer. Was war Catherine widerfahren in all den Monaten?
«Ich bin nicht hungrig.»
Eine See rauschte mit Macht am Rumpf vorbei, und Bolitho wu?te, da? das Schiff jetzt das offene Meer erreicht hatte und das Land weit hinter ihnen lag. Wie lange wurde die Truculent nach England brauchen?
Allday blieb hartnackig.»Es gibt gebratenes Schweinefleisch, in Brotkrumen paniert, genau, wie Sie es mogen. So was Feines haben Sie in den letzten Wochen bestimmt nicht gegessen.»
Bolitho drehte sich nach ihm um.»Ich mochte, da? du mir morgen das Haar kurzschneidest. «Als Allday schwieg, fragte er:»Du haltst mich sicher fur verruckt?»
Allday antwortete diplomatisch:»Die meisten Herren in der Offiziersmesse tragen ihr Haar jetzt kurz, es ist die neue Mode. «Er schuttelte seinen geteerten Zopf.»Mir wurde so was nicht stehen.»
«Aber du kannst es schneiden?»
«Naturlich, Sir Richard«, antwortete Allday mit breitem Grinsen.
«Darf ich noch was sagen?»
«Habe ich dich je daran gehindert? Sag, was du loswerden willst.»
«Also, was Sie fur Tyacke getan haben, war sehr anstandig. So hat er noch eine Chance.»
«Jeder andere hatte das auch getan.«»Eben nicht!»
Sie sahen einander an wie Zweikampfer, bis Bolitho fragte:»Wie meinst du das?«»Ich meine, man sollte nun auch was fur Sie tun. So wie Sie was fur andere tun.»
Hoflich klapperte Ozzard mit Tellern und Geschirr in der Pantry nebenan. Bolitho ging zum Tisch.»Ich werde wohl doch was essen, sonst la?t ihr mir keine Ruhe. «Ozzard kam und schenkte ihm Wein ein.»Mach das Brandyfa?chen auf«, sagte Bolitho und zu Allday gewandt:»Wir konnten wirklich ein paar tausend Leute wie dich brauchen. Der General hatte recht.»
Ozzard stellte die Flasche in einen tonernen Weinkuhler. Schade um das Schrankchen, das mit der Hyperion untergegangen war, dachte er. Es war ein Geschenk von Catherine gewesen.
«Bedien' dich aus dem Fa?chen, Allday. Und dann Schlu? fur heute. Gute Nacht.»
Allday verlie? die Kajute. Bolitho a? allein und zerstreut sein Abendbrot. In Gedanken war er schon daheim in Cornwall.
In den folgenden Wochen kampfte sich die Truculent nach Nordwesten, an den Kapverdischen Inseln vorbei. Wahrend der langen Heimreise durch die wechselnden Windzonen zog Bolitho sich noch mehr zuruck als bei der Ausreise.
Allday wu?te, da? Bolitho nichts zu tun hatte. Nicht einmal das Schiff durfte ihn beschaftigen, das war Polands Sache. Zwar umgaben ihn standig Offiziere und Matrosen, wenn er an Deck kam, doch vom Admiral hielten sie sich fern.