Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander. Страница 22
Ozzard offnete die Tur, und sie war verschwunden.
Keen ging in der Kajute umher und beruhrte Gegenstande, ohne sie zu sehen. Dann blieb er vor dem neuen Sessel stehen und lachelte. Was hatte Bolitho an seiner Stelle getan?
Schlie?lich begab er sich an Deck und sah Paget und den wachhabenden Offizier besorgt den Stand der Segel prufen. Die machtige Gro?rah krummte sich unter dem Winddruck wie ein riesiger Bogen. Der Master warf ihm einen warnenden Blick zu.
Ein Midshipman rief: «Rapid hat bestatigt, Sir!«Da gewahrte er Keen und schwieg verwirrt.
Keen verschrankte die Hande unterm Rockscho?, ihn fror plotzlich.
«Der Franzmann setzt mehr Segel, Sir!«rief Leutnant Chaytor von oben.
Keen schaute Paget an.»Segel kurzen. Untersegel auf-geien. «Er sah Erleichterung in ihren Gesichtern.
Icarus folgte dem Beispiel des Flaggschiffs.
Die Minuten gingen zah dahin. Vielleicht hatte er sich geirrt. Wenn der franzosische Kommandant nun rangehen und kampfen wollte? Es stand zwei zu eins dagegen, aber ausgeschlossen war es nicht. Erleichtert atmete er aus, als es aus dem Ausguck rief:»Er kurzt ebenfalls Segel, Sir.»
Keen ging zum Fu? des Gro?mastes und beruhrte die Piken, die dort in einem runden Stander warteten. Dieser Franzose will, da? ich ihn verfolge, dachte er. Er lockt mich. Warum? Die Erkenntnis war ein Schock.
«Sobald Rapid nahe genug ist, signalisieren Sie: >alle Segel setzen und Supreme suchen<. Quarrell wird den nachsten Ankerplatz auf seiner Karte verzeichnet haben.»
Paget beobachtete ihn reserviert, denn er wu?te, wie scharf Keen war, wie seine Stimmung umschlagen konnte.
«Unser Admiral mu? wissen, da? wir beschattet, aber nicht verfolgt werden. Und fur eine schriftliche Meldung ist nicht genug Zeit. «Wieder frostelte er. Der franzosische Kommandant hatte ihn zu einer Verfolgungsjagd verleiten wollen, die ihren Verband noch weiter aufgesplittert hatte. »Rapid soll sich beeilen. Sobald Quarrell bestatigt hat, setzen wir alle Arbeitssegel. «Er warf einen Blick auf die Masten und fugte hinzu:»Und wenn es uns die Spieren runterrei?t.»
Spater, in der Achterkajute, horte er Paget durchs Sprachrohr seine Befehle wiederholen.
Rapid wurde ihrem Namen Ehre machen. Trotzdem war er plotzlich besorgt, und als er zu Bolithos Sessel hinuber schaute, fragte er sich, ob er fur immer leer bleiben wurde.
Bolitho sa? auf einer niedrigen Koje in der winzigen Achterkajute der Supreme. Unter Deck war es noch erstickend hei?, aber er wu?te, da? es drau?en Abend sein mu?te.
Jemand zwangte sich durch die Tur und sagte:»Es wird dunkel, Sir. «Bolithos Hande verkrampften sich. Es war Hallowes, der bedruckt und entmutigt schien und offenbar gar nicht merkte, was er da gesagt hatte.
Bolitho beruhrte den feuchten Augenverband. Vielleicht mu?te er jetzt immer im Dunkeln leben? Wieso eigentlich diese plotzliche Angst? Mit so etwas hatte er doch rechnen mussen. Bei Gott, er hatte viele gute Manner fallen sehen.
«Berichten Sie!«befahl er, um sein Selbstmitleid zu unterdrucken.
Wahrend des Nachmittags hatte Hallowes versucht, eines der treibenden Boote zu bergen. Ein Matrose hatte sich erboten, zu ihm hin zu schwimmen. Der Mann hatte gerade zwanzig Meter zuruckgelegt, als ihn eine einzelne Musketenkugel von Land her traf. Er warf die Arme hoch und versank in einem rosa Wirbel.
Der franzosische Landungstrupp mu?te also noch an Ort und Stelle sein, den Kutter beobachten und daraufwarten, da? er von seinem eigenen Schiff abgeholt wurde.
«Ich habe alle Kanonen mit Kartatschen und Schrapnell laden lassen«, erklarte Hallowes gepre?t.»Wenn diese Teufel in unsere Nahe kommen, erwartet sie ein Eisenhagel.»
Bolitho entlie? Hallowes und sank zuruck an die gewolbte Bordwand. Das Schreien und Stohnen drau?en war so gut wie verstummt. Sieben Mann waren bei dem kurzen Angriff ums Leben gekommen. Einer, der kleine Duncannon, war in Bolithos Scho? gestorben.
«Wo ist mein Flaggleutnant?«sagte Bolitho.»Ich mochte an Deck.»
«Hier, Sir. «Er hatte Stayts Anwesenheit nicht bemerkt, und diese Hilflosigkeit versetzte ihn jah in Zorn. Die Manner hatten sich alle auf ihn verlassen; nun verloren sie so rasch den Mut, da? ihnen am Ende der Kampfgeist fehlen wurde, ganz gleich, was der Kommandant tat.
«Hallowes soll weitere Schwimmer ausschicken«, befahl er.»Mit den Booten konnten wir Supreme dichter an den Landvorsprung verholen. Dort ist der Grund felsig, das halt uns diese verdammte Fregatte vom Leib.»
«Aye, Sir. Ich werde mich sofort darum kummern.»
Bolitho erhob sich vorsichtig, um nicht mit dem Kopf an die Decksbalken zu sto?en. Bei jeder Bewegung kehrte der Schmerz in seinen Augen zuruck und brannte wie Feuer.
Er nahm Stayts Arm und spurte dabei dessen Pistole.
Die Fregatte wollte offenbar bis zum Einbruch der Nacht abwarten. Es bestand auch kein Grund zur Eile, solange die Franzosen nicht wu?ten, da? ein englischer Admiral praktisch in ihren Handen war. Bolitho verzog schmerzlich das Gesicht. Ein nutzloser, hilfloser Admiral.
An Deck war es schwul, obwohl eine stetige Brise kleine Wellen wie Katzenpfoten gegen den Rumpf tappen lie?.
Stayt flusterte:»Er hat alle angewiesen, hinterm Schanzkleid in Deckung zu bleiben. Sie scheinen bewaffnet zu sein.»
«Gut. «Bolitho bewegte suchend den Kopf. Er konnte das Land riechen, es sich vorstellen. Was fur ein gottverlassener Platz zum Sterben, dachte er, fur den jungen Midshipman, den Ausguckposten auf dem Hugel und die anderen, die er nicht einmal gekannt hatte.»Wo ist mein Bootsfuhrer?»
Bankart stand direkt hinter ihm.»Zur Stelle, Sir.»
Wenn doch nur Allday hier gewesen ware! Bolitho hob die Hande zu den verbundenen Augen. Nein, Allday hatte ge — nug geleistet und gelitten.
Hallowes sagte gedampft:»Die Schwimmer sind bereit, Sir.»
Sheaffes Stimme klang sehr nahe.»Ich bin dabei, Sir. Schwimmen habe ich schon als Kind gelernt.»
Bolitho streckte die Hand aus.»Passen Sie auf: Wenn Sie ein Boot erreichen, ganz gleich ob allein oder mit Ihren Kameraden, bleiben Sie dort. Werfen Sie den Draggen aus, es ist seicht genug. Wer schwimmt mit Ihnen?»
Der Matrose hie? Moore und stammte der Aussprache nach aus Kent. Wie Thomas Herrick, dachte Bolitho verzweifelt.
«Bleiben Sie jedenfalls zusammen.»
Bolitho hatte sich am liebsten den Verband vom Gesicht gerissen. Es war ein Alptraum. Er unterdruckte ein Aufstohnen, als der Schmerz erneut durch seine Augen zuckte.
«Was konnen Sie sehen?«Er trat zum Schanzkleid und schurfte sich dabei an einer Geschutzlafette das Knie auf.
Stayt beruhrte ihn an der linken Schulter.»In dieser Richtung liegt der Landvorsprung, Sir. Wenn Sie sich langsam nach rechts wenden, erhebt sich dort das Kliff, hinter dem die Fregatte hervorkam.»
«Ja, ja. «Bolitho klammerte sich an einen Belegnagel. Er sah es vor sich, erinnerte sich noch daran.»Die Franzosen werden hinter dem Landvorsprung auftauchen. «Er beruhrte Sheaffes blo?en Rucken. Die Haut fuhlte sich eisig an, leichenhaft.»Dann mal los. Und pa?t gut auf, ihr zwei. «Als sie sich entfernten, fugte er hinzu:»Spielt nicht die Helden. Ruft laut, wenn ihr andere Boote seht. «Er horte sie uber Bord springen und rechnete halb mit einem Schu?.
«Ist es sehr dunkel?«Er fuhlte sich so hilflos wie ein kleines Kind in der Nacht.
«Aye, Sir. Der Mond ist noch nicht aufgegangen.»
«Sobald sie das erste Boot erreichen«, fast hatte er falls gesagt,»halten Sie sich bereit. Wir konnen zwar nichts ausmachen, aber wenn Sheaffe Boote kommen sieht, eroffnen wir das Feuer.»
«Einfach blind schie?en, Sir?«Das war wieder Hallowes. Er stammelte:»Oh, Verzeihung, Sir, wie taktlos von mir.»
Bolitho streckte die Hand aus und beruhrte seinen Rock.»Schon gut. Genau das habe ich vor.»
Stayt sagte leise:»Die Franzosen werden sich zwischen uns und den Strand setzen wollen. Wenn sie erst einmal langsseits sind, konnten sie uns uberwaltigen.»