Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander. Страница 40

Keen legte die Hande um den Mund.»Klar zum Fallenlassen, Mr. Paget!»

Bolitho starrte zum Ufer mit der uralten Festung und seinem geschaftigen Markt. Ein Kriegshafen, wimmelnd wie ein Ameisenhaufen. Und ein gutes Betatigungsfeld fur Spione.

Keen sagte:»Die Firefly ist bereits ausgelaufen, Sir.«»Aye. «Zumindest Adam war aus der Sache heraus, ganz gleich wie hilfsbereit er sich auch gezeigt hatte. Liegt diese Solidaritat daran, da? wir alle aus Cornwall sind? uberlegte er. Ein hoher Offizier hatte ihm einmal ins Gesicht gesagt:»Aus Cornwall? Ihr seid doch alle Piraten und Rebellen!»

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Argonaute endlich mit sauberlich aufgetuchten Segeln vor Anker lag. Sonnendacher wurden aufgespannt, und dann erwartete die Besatzung die kommenden Ereignisse.

Bolitho sah fremde Boote auf sie zuhalten: der Wachoffizier, ein Schiffsausruster von der Werft, ein verlegen drein-blickender Fahnrich von der Garnison, der die Zofe Millie abholen kam. Sie schien nicht von Bord zu wollen und klammerte sich trotz des anzuglichen Grinsens der Matrosen an ihren Korporal, als galte es ihr Leben.

Keen sah vom Poopdeck aus Leutnant Stayt mit dem Bootsmann sprechen. Dann losten Matrosen die Verzur-rung der Admiralsbarkasse. Bolitho wollte an Land, fruher als erwartet, was ihn unbehaglich stimmte.

Der Wachoffizier salutierte und reichte Keen einen amtlich aussehenden Umschlag. Dabei wirkte er betreten, als fuhre er einen Auftrag aus, der ihm gegen den Strich ging. Es handelte sich um eine Vorladung ins Hauptquartier: Keen hatte in zwei Tagen vor einem Tribunal der Admiralitat zu erscheinen. Der befehlshabende Flaggoffizier mu?te sie sofort nach Sichtung der Argonaute abgesandt haben.

Stayt wartete, bis das Wachboot abgelegt hatte, und ging dann nach achtern.

«Ich soll Sir Richards Depeschen an Land bringen, Sir.»

Keen nickte. Stayt wurde also die Barkasse nehmen. Ihm fiel auf, da? sie von Bankart, dem Zweiten Bootsfuhrer, kommandiert wurde. Ungewohnlich, dachte er. Normalerweise fuhrte Allday die Barkasse, wenn sie im Hafen oder unter den Augen der Flotte lagen.

Er horte Midshipman Hickling um Erlaubnis bitten, mit der Gig zu einem in der Nahe liegenden Frachtschiff fahren zu durfen. Paget war einverstanden, als er erfuhr, da? auch eine Nachricht vom Admiral mitgesandt werden sollte.

Keen schaute zur Flagge auf. Wenn sie wieder eingeholt wurde, mochte dies das Ende fur sie beide bedeuten.

Midshipman Sheaffe kam eilig die Leiter zum Poopdeck hoch und meldete:»Empfehlung vom Admiral, Sir: Er erwartet Sie um acht Glasen.»

Keen bi? die Zahne zusammen. Wenn Bolitho gute Nachrichten fur ihn gehabt hatte, ware er sofort gerufen worden.

Gereizt rief er Paget zu:»Lassen Sie alle Boote aussetzen und den Rumpf untersuchen. «Es war allerdings unwahrscheinlich, da? Schaden aus dem kurzen Gefecht ubersehen worden waren. Er burdete den Mannern aus Zorn uberflussige Arbeit auf und wu?te das auch.

Endlich horte Keen die Schiffsglocke von der Back schlagen. Es wurde Zeit.

Plotzlich dachte er an seine Heimat Hampshire. Dort war es nun kalt und wahrscheinlich regnerisch; die Dorfbewohner bereiteten sich auf den Winter und moglicherweise auf einen Landungsversuch der Franzosen vor. Was wurden seine Geschwister sagen, wenn sie von dem Kriegsgerichtsverfahren gegen ihn erfuhren? Seinen Vater wurde es erschuttern, besonders da er von Anfang an nicht gewollt hatte, da? sein jungster Sohn zur Kriegsmarine ging.

Als Keen in den Laternenschein der Achterkajute trat, sah er zu seiner Uberraschung, da? Bolitho seinen langen Bootsmantel trug, und glaubte einen Moment lang, Stayt habe seine Befehle mi?verstanden.

Bolitho aber sagte gelassen:»Ich gehe an Land, Val, und nehme dazu Ihre Gig, falls Sie nichts dagegen haben. «Er lachelte rasch und nervos.»Das ist nicht ganz so formlich.»

«Selbstverstandlich, Sir. Das Schiff ist gesichert.»

Allday stapfte durch die Kajute und nahm Bolithos alten Degen vom Halter. Keen uberlegte. Demnach wollte Bo-litho also nicht den Admiral aufsuchen, der auf Malta den Oberbefehl hatte. Fur formliche Besuche wurde es ohnehin etwas spat.

Bolitho ruckte die Waffe an der Seite zurecht.»Ehe ich den Fu? an Land setze, statte ich der Lord Egmont einen Besuch ab«, sagte er. Keen nickte. Er hatte mit angesehen, wie das Frachtschiff zum Auslaufen vorbereitet wurde. An Deck hatten Manner zusatzliche Ladung verzurrt, vermutlich die private Beute des Kapitans.

«Wir bringen es am besten rasch hinter uns, Val«, meinte Bolitho. Er hob die Stimme:»Sind Sie fertig?»

Keen starrte verdutzt, als ein Midshipman durch die gegenuberliegende Tur kam. Dann begriff er.»Ich wu?te nicht, da? du.»

Zenoria sah ihn fest an. Sie war in die komplette Uniform eines Midshipman gekleidet und trug sogar eine vergoldete Seitenwaffe. Keen trat mit offenen Armen auf sie zu, sie nahm den Hut ab, und er sah, was Allday mit ihrem Haar angerichtet hatte. Es war kurz und im Nacken sauberlich mit einer schwarzen Schleife zusammengebunden, wie es sich fur einen >jungen Gentleman< gehorte, der im Begriff war, auf dem Boot seines Admirals das Kommando zu ubernehmen.

Bolitho beobachtete die beiden und fuhlte sich plotzlich wohl, wenn er an sein Vorhaben dachte.»Ich gehe an Deck«, sagte er.»Keine Ehrenwache, klar?»

Als die Tur sich schlo?, nahm Keen sie in die Arme. Obwohl sie sich das Hemd ausgestopft hatte, um ihre Figur zu kaschieren, spurte er ihr Herz schlagen.

«Du hast mir nichts davon gesagt. «Erst jetzt ging ihm auf, was Bolitho getan hatte und warum er beim Einlaufen in den Hafen plotzlich so erregt gewesen war. Die Lord Egmont war auf der Heimreise nach Falmouth und dort ein so vertrauter Anblick wie die Burg Pendennis.

«Er bat mich, Schweigen zu bewahren. «Als sie zu ihm aufschaute, schimmerten ihre Wimpern im weichen Licht.»Ich habe einen Brief von ihm und etwas Geld dabei, fur den Fall…»

Er zog sie noch fester an sich. Er hatte um ihre Sicherheit gebetet, selbst wenn das bedeutete, da? er sie verlor. Doch nun, da der Augenblick der Trennung gekommen war, fand er ihn fast unertraglich.

«Du mu?t jetzt tapfer sein, mein Herz«, sagte sie leise.»Fur uns beide.»

Ein Boot schabte an der Bordwand entlang, und Keen horte Alldays Stimme.

«Wenn ich wieder in England bin.»

Sie nahm sein Gesicht in die Hande.»Ich warte dort auf dich. «Sie schaute ihn fest an.»Ganz gleich, was aus uns wird, ich warte. «Sie ku?te ihn langsam und trat dann zuruck.»Ich hab' dich lieb, mein Kapitan.»

Er sah zu, wie sie sich den Hut aufsetzte und schrag in die Stirn ruckte. Sie wirkte sehr beherrscht.

«Alles klar, Sir!»

Er nickte, wollte sie noch einmal in die Arme nehmen, wu?te aber, da? sie das beide nicht ertragen wurden.

«Jawohl. An die Arbeit, Mr. Carwithen.»

An Deck war es fast dunkel. Keen stellte fest, da? die Laterne an der Schanzkleidpforte geloscht worden war.

Das Boot wartete unterm Fallreep, und es waren nur wenige Manner an Deck, die mit ansahen, da? jemand das Schiff verlie?. Keen sah Tuson und Paget, aber keiner sagte etwas; selbst der Gehilfe des Masters, der Wache hatte, trat zuruck, als Bolitho vorbeiging, als existiere er uberhaupt nicht.

Zenoria schaute ihn noch einmal an und legte gru?end die Hand an den Hut, ehe sie an der Bordwand hinunterkletterte.

Bolitho warf Keen einen Blick zu.»Der Kapitan der Lord Egmont ist ein alter Freund von mir, Val. Keine Sorge, Ihr Passagier ist bei ihm in guter Obhut. «Er warf sich den Mantel uber die Schultern.»Wir haben keine Minute zu verlieren.»

«Vielen Dank, Sir«, sagte Keen.

Ohne einen weiteren Blick kletterte Bolitho hinunter ins Boot. Als die Bootsgasten anruderten, konnte Keen im Heck Allday erkennen, der die Hand auf Zenorias gelegt hatte und zusammen mit ihr die Pinne fuhrte. Bolitho hatte sich so plaziert, da? die Rudermannschaft das nicht sehen konnte.