Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander. Страница 59

Auf den beiden Franzosen blitzte es mehrmals auf; dunne Fontanen wuchsen zwischen den Wellenkammen empor und wurden vom Wind zerfetzt.

Joberts Geschwader mu?te rasch an der anderen Kuste Sardiniens entlanggesegelt sein und dabei die Helicon mit ihren Verwundeten versenkt haben. Es lag an Backbord achteraus und war vom Achterdeck noch nicht sichtbar. Die anderen beiden Schiffe naherten sich von Steuerbord und nahmen die Benbow unter Beschu?, vermutlich mit Kettenkugeln, um sie zu entmasten oder wenigstens kampfunfahig zu machen. Jobert wurde ihr dann den Rest geben.

Weitere Kanonenschusse. Bolitho richtete das Fernrohr auf eine kleine Fregatte, die hinter den beiden Linienschiffen aufgetaucht war. War dies das andere Begleitschiff des Konvois, das den Feind herausgefordert und ihn um seinen Uberraschungseffekt gebracht hatte? Die Fregatte trieb steuerlos und praktisch entmastet ab. Sie mu?te versucht haben, dem Feind von hinten zuzusetzen wie der Terrier dem Baren, aber in Reichweite seiner Heckgeschutze gekommen sein.

Ein Seesoldat rief:»Da ist noch ein Schiff!»

Bolitho sah weitere Segel sich fullen und verkurzen, als dicht bei der zerschossenen Fregatte eine Brigg auftauchte.

Ausgeschlossen! Einen Moment lang geriet Bolitho vollig aus dem Konzept. Das war doch Adams Brigg Firefly, die da mit ihren winzigen Vierpfundern dem Feind trotzig Kugeln entgegenspuckte, ohne ihn aber vom Angriff ablenken zu konnen!

Benbow wendete, und die Sonne fiel auf ihre schwarzen Rohre, als sie dem Feind die Flanke bot. Die zwei Geschutzreihen spuckten grelle, orangerote Zungen, und der Rauch wehte binnenbords, als sei Herricks Schiff getroffen worden.

«Klar zum Angriff auf Joberts Geschwader!«rief Bolitho.

Herrick wurde sich selbst verteidigen mussen; und die Schatzschiffe konnten warten.

Keen legte die Hande um den Mund:»Mr. Paget, gehen Sie uber Stag auf Steuerbordbug!«Er trat an den Kompa?, als sich die Manner in die Brassen warfen.

«Neuer Kurs Nordost, Mr. Fallowfield. «Er gab schon das nachste Kommando, als noch das erste Signal auswehte:»Schlachtlinie formieren!»

Das Deck neigte sich unter dem Druck des Ruders und der Segel, und Bolitho sah erst Joberts eines Schiff und dann das andere in sein Blickfeld gleiten.

«Kurs Nordost liegt an, Sir!»

Wir haben den Windvorteil, dachte Bolitho, aber nicht lange. Dann war jedes Schiff auf sich allein gestellt.

Neuer Kanonendonner vom Geleitzug, doch Bolitho ignorierte ihn. Er bekam kurz Dispatch zu sehen, die schwerfallig halste, um ihrem Flaggschiff zu folgen. Icarus achteraus von ihr war noch unsichtbar, doch jeder Kommandant wu?te, was auf dem Spiel stand. Auch Joberts beide Fregatten hielten sich bereit zum Zusto?en, falls eines der gro?eren Schiffe manovrierunfahig geschossen wurde.

«Signal an Barracouta: Ran an den Feind!»

Besorgt schaute Keen ihn an, doch Bolitho hielt seinem Blick stand.»Lapish mu? sein Bestes geben.»

Ein scheinbarer Zweidecker, der plotzlich mehr Segel setzte und eilig ins Gefecht eingriff, mochte den Feind verwirren. Wenn Lapish das Uberraschungsmoment nutzte, konnte er Jobert einige Spieren herunterschie?en, es sei denn. Bolitho wagte nicht, an das furchterliche Risiko zu denken, das er Lapish da aufburdete.

Er horte Allday scharf mit Bankart flustern und sah, wie der Junge trotzig den Kopf schuttelte. Er wich nicht von der Stelle. Was es ihn auch kosten mochte, am meisten furchtete er, sich seine Angst anmerken zu lassen.

Bolitho schob sein Teleskop durch die geteerten Wanten. Erst tauchten vertraute Gesichter auf, dann fand er den Feind. Da war das Flaggschiff, dessen springender Leopard im Schein der steigenden Sonne wild und lebendig wirkte. Vom Besanmast wehte die Flagge des Konteradmirals.

Keen gesellte sich zu ihm und trommelte mit den Fingern einen stummen Rhythmus auf den Griff seines Degens.

«Wir mussen ihm Einhalt gebieten, Val«, sagte Bolitho.»Jobert wird alles riskieren, nur um an das Gold heranzukommen.»

Keen nickte, war aber von der jahen Wendung noch verwirrt. Zunachst die Genugtuung uber ihr rechtzeitiges Eintreffen, und nun schien angesichts der neuen Gefahr sogar ihr Uberleben fraglich zu sein.

Bolitho setzte das Glas ab.»Laden und Ausrennen. Dann — «, er warf Stayt einen Blick zu,»setzen Sie das Nahkampfsignal. «Er reichte das Fernrohr Sheaffes kleinem Helfer.»Das brauche ich nicht mehr. «Rasch entfernte er sich von den anderen und starrte auf die blaue Wasserwuste hinaus. Doch sah er dabei nur ihre Gesichter vor sich: Montresor, Houston, Lapish, Quarrell — und Adam, der mit dreiundzwanzig sein erstes Schiff fuhrte. Hatte er vielleicht schon wie Inch fur seinen Wagemut bezahlt?

Er sah nach oben, als das Signal fur Nahkampf gesetzt wurde, und erinnerte sich an andere Schlachten, in denen Manner und Jungen wie diese hier gestorben waren, damit Englands Stern nicht sank. Als vom Geleitzug erneut Schusse heruberschallten, stellte er zu seiner Uberraschung fest, da? sein Ha? und seine Verbitterung verschwunden waren. Gefuhle waren ein Luxus, den sich nur die Lebenden leisten konnten.

XVII Der Zweikampf

Die aufeinander zulaufenden Schlachtlinien schienen sich rasch zu bewegen, obwohl Joberts Geschwader noch rund drei Meilen entfernt war.

Keen starrte hinuber.»Er hat die Segel noch nicht gekurzt, Sir.»

Bolitho ware gern in die Wanten geklettert, um nachzusehen, was beim Geleitzug vorging. Das Feuer dort war heftiger geworden, und Benbow, die mit je einem Zweidecker an Backbord und Steuerbord im Gefecht lag, hatte sich in Rauch gehullt. Keine angenehme Lage, da die Geschutzbedienungen wie die Teufel schuften mu?ten und nur wenige Manner fur Reparaturen und den Abtransport der Verwundeten ubrigblieben.

Das scharfere Knallen kleinerer Geschutze verriet ihm, da? Adams Firefly alle Vorsicht in den Wind geschlagen und sich dicht an die beiden gro?en Franzosen herangewagt hatte. Adam wu?te, da? die Benbow Herricks Flagge fuhrte.

Bolitho fiel wieder Keens Bemerkung ein. Jobert hatte auch noch keine Signale gesetzt; seine Mannschaften waren offenbar auf diesen Augenblick grundlich vorbereitet worden.

Ohne das Fernrohr abzusetzen, fragte Keen:»Soll ich Segel kurzen, Sir?»

«Ja, nehmen Sie die Untersegel weg. Andernfalls uberholen wir Jobert, ehe wir einige seiner Schiffe kampfunfahig schie?en konnen.»

«Barracouta greift die Fregatten an!«rief Paget erregt.»Mein Gott, bei einer kreuzt sie gerade das Heck!»

Lapish hatte seine Tarnung geschickt eingesetzt. Wahrend die beiden Franzosinnen in Kiellinie geblieben waren, hatte er vorm Wind schnell auf sie zugehalten. Seine Steuerbordbatterie beharkte den Feind, als er so dicht das Heck des ersten Schiffes kreuzte, da? es aussah, als waren sie kollidiert. Rauch und Feuer quollen aus dem Achterschiff des Franzosen, und jemand auf Argonaute jubelte wild, als seine Gro?bramstenge mit einem Wirrwarr aus Tauwerk und gebrochenen Spieren uber Bord ging. Lapish erhielt so die seltene Chance zu einer zweiten Breitseite. Dann drehte Barracouta ab und wendete, um auf die franzosische Schlachtlinie zuzuhalten.

Selbst einige von Keens Matrosen, die mit dem Aufgeien von Breitfock und Gro?segel beschaftigt waren, hielten bei der Arbeit inne, um ihrer einzigen Fregatte nachzusehen, wie sie einen Haken schlug, ehe das zweite feindliche Schiff ihr folgen konnte. Ihre beiden Breitseiten hatten die erste Fregatte ausgeschaltet.

Bolitho zwang sich, Joberts Flaggschiff im Auge zu behalten. Wie seine Begleiter war es schwarz-wei? gestrichen; seine Stuckpforten bildeten mit der Bordwand ein Karomuster.

«Er hat vor, uns zu uberholen, Sir«, sagte Keen.

Bolitho schwieg. Leopards Bugspriet schien direkt auf ihren zu weisen.