Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander. Страница 29
Onslow drehte sich gehorsam um, so da? ein schwacher Sonnenschimmer auf seinen Rucken fiel. Die dicht gedrangten Matrosen stohnten auf, und Belsey sagte kalt:»Seht es euch gut an, ehe ihr anfangt, auf solche Bruder zu horen.»
Alldays Lippen verzogen sich, als er Onslows zerschlagenen Rucken sah. Er konnte sich nicht vorstellen, wie oft Onslow ausgepeitscht worden war, aber da? er es uberlebt hatte, war ein Wunder.
Uber den ganzen Rucken, vom Nackenansatz bis zur Hufte, zogen sich Narben und Striemen, deren wei?e Rander sich widerlich von dem Braun der Arme und Beine abhoben.
Ferguson blickte weg, sein Mund zitterte.
Selbst Pochin, Zeuge mancher harten Auspeitschung, sagte heiser:»Da, Mann, zieh dein Hemd an.»
Pook, der andere Neue, war dunn und sehnig. Auch sein Rucken zeigte die Klauenspuren der neunschwanzigen Katze, doch verglichen mit Onslow war es nichts.
Belsey, von den anderen neuen Matrosen gefolgt, schlenderte davon.
Onslow zog sich das Hemd uber und schuttelte die sauberen, neuen Hosen glatt. Dann sagte er ruhig:»Was ist los mit eurem Kapitan? Will er, da? seine Leute geschniegelt aussehen?«Er sprach mit lassigem Norfolkakzent; der Schreck, den seine Narben ausgelost hatten, beruhrte ihn augenscheinlich durchaus nicht.
«Ja, er ist anders«, sagte Ferguson schnell.»Er wollte nicht zulassen, da? Betts ausgepeitscht wurde. «Er versuchte zu lacheln.»Auf diesem Schiff hast du es besser, Onslow.»
Onslow musterte ihn ausdruckslos.»Wer hat dich denn gefragt?»
«Alle Kapitane sind Schweine. «Pook stieg in seine Hose und schnallte sich ein gefahrlich aussehendes Messer um.»Auf der Cassius haben wir die Nase voll bekommen.»
«Betts?«fragte Onslow.»Was war mit ihm los?»
«Er hat einen Vorgesetzten angegriffen. «Pochin blickte nachdenklich vor sich hin.»Kapitan Bolitho lie? ihn nicht auspeitschen.»
«Und wo ist er jetzt?«Die dunklen Augen Onslows blinzelten nicht.
«Tot. Ging mit der Gro?bramstenge uber Bord.»
«Na also. «Onslow stie? Ferguson von der Bank und pflanzte sich auf dessen Platz.»Hat ihm also nicht viel geholfen, wie?»
Old Strachan wickelte seine Schnitzerei in ein Stuck Segeltuch und sagte unbestimmt:»Aber Ferguson hat recht. Kapitan Bolitho hat versprochen, da? er uns gerecht behandelt, wenn wir uns anstrengen. - Bald gehen wir an Land. «Er schielte zur Luke.»Wenn ich blo? dran denke: ein Spaziergang uber die grunen Hugel und vielleicht auch 'nen Tropfen von freundlichen Eingeborenen.»
Ferguson versuchte es noch einmal, als musse er jemandem vertrauen, um nicht verruckt zu werden.»Und Mr. Herrick hat mir versprochen, da? er fur mich einen Brief auf das nachste nach England bestimmte Schiff schafft. Damit meine Frau wei?, da? ich noch lebe und gesund bin. «Er sah erbarmlich aus.
«Du kannst lesen und schreiben, Kleiner?«Onslow studierte ihn ruhig.»Du konntest mir sehr nutzlich sein.»
Allday lachelte in sich hinein. Larm und Stimmen fullten wieder die Messe. Vielleicht hatte Ferguson recht, und es wurde von jetzt an besser. Er hoffte es, und wenn auch nur, damit Ferguson zur Ruhe kam.
Pochin fragte erbittert:»Wofur bist du so ausgepeitscht worden, Onslow?»
«Ach, das Ubliche. «Onslow beobachtete noch immer Ferguson, er war tief in Gedanken.
«Er schlug einen Obermaat«, sagte Pook, um sich einzuschmeicheln.»Und davor hat er — »
Onslows Mund offnete und schlo? sich wie eine Falle.»Hor auf! Was von jetzt an geschieht, darauf kommt's an. «Und wieder ruhiger:»Ich war noch ein Junge, als ich vor zehn Jahren ruberkam. Seit Jahren warte ich auf die Fahrt nach Hause, aber vergeblich. Ich bin von einem Kapitan zum anderen gekommen. Ich habe meine Wachen geschoben und mehr Breitseiten durchgestanden, als ich zahlen kann. Nein, Leute, fur uns gibt's kein Ende. Entweder machen wir mit, bis wir ins Segeltuch eingenaht werden — oder wir suchen uns unseren eigenen Ausweg und nehmen den Kurs, den die Burschen von der Andiron genommen haben.»
Alle horten ihm aufmerksam zu. Er stand auf, sein brutendes Gesicht verriet Entschlossenheit.»Sie haben dem Konig den Dienst aufgesagt, um ein neues Leben zu beginnen, hier drau?en oder irgendwo auf dem amerikanischen Festland.»
Strachan schuttelte den grauen Kopf.»Das ist Meuterei!»
«Du bist zu alt, du zahlst nicht. «Onslows Stimme klang bissig. »Den Kapitan mu? ich erst noch finden, der gerecht ist und nicht nur an Prisengeld oder Ruhm fur sich selber denkt.»
In diesem Augenblick flogen Schatten uber die Luken, und die Pfeifen trillerten.
«Verdammte Pfeifen!«grunzte Pochin.»Horen sie denn nie auf?»
Die Stimmen der Maaten hallten durch das Zwischendeck.»Alle Mann! Alle Mann klar zum Segelsetzen! Ankerkommando auf die Back!»
Ferguson stierte leer in das Sonnenlicht des Niedergangs. Sein Mund stand offen.»Er hat es doch versprochen. Er hat mir versprochen, da? er mir einen Brief nach Hause besorgt.»
Onslow klopfte ihm auf die Schulter.» Und er wird dir noch mehr versprechen, sollte mich nicht wundern, mein Junge. «Ohne zu lacheln, betrachtete er die anderen.»Na, Jungs, begreift ihr nun, was ich gemeint habe?»
Maat Josling erschien vor dem Niedergang.»Seid ihr taub? Rauf mit euch! Der Letzte bekommt den Tampen zu spuren.»
Die Leute kamen zur Besinnung und trampelten den Niedergang hinauf in die Sonne.
«Klar am Gangspill. «Die Befehle gellten ihnen in die Ohren.»Auf die Rahen! Setzt Bramsegel.»
Ferguson starrte au?er sich zu der grunen, einladenden Insel mit den niedrigen, welligen Bergen hinuber. Allday sah es. Er spurte selber einen Klo? in der Kehle. Die Landschaft erinnerte irgendwie an das sommerliche Cornwall. Er legte Ferguson die Hand auf den Arm und sagte freundlich:»Los, Junge. Ich helfe dir hinauf.»
Vibarts drohnende Stimme fullte die Luft.»Setzt Focksegel! An die Brassen!»
Allday erreichte die Gro?rahe und kletterte auf den Fu?pferden zu den anderen Mannern hinaus, die uber der dicken Spiere lagen. Unter sich sah er das geschaftige Deck. Blickte er uber die Schulter zuruck, konnte er Bolithos Gestalt an der Heckreling ausmachen.
Von der Back rief Herrick:»Anker ist auf, Sir!»
Allday grub die Zehen in die Fu?pferde, als sich das Segel blahte und fullte und die gro?e Rahe schwerfallig herumschwang, damit die Leinwand den Wind fing. Das Land glitt bereits achteraus, und wenn alle Segel gesetzt und gebrasst waren, wurde die Insel im Glast verschwunden sein. Vielleicht fur immer, dachte er.
VII Der spanische Lugger
Herrick schob sich ein wenig um den Besan, um im Schatten zu bleiben, den der dicke Mast warf. Wegen des glei?enden Lichtes kniff er standig die Augen zusammen, und seine Zunge fuhr unaufhorlich uber die ausgetrockneten Lippen, wahrend sich die Vormittagswache langsam dem Ende zuschleppte. Die Segel hingen schlaff und leblos, denn nicht die leiseste Brise bewegte die spiegelglatte, leere Weite des Meeres, auf der die Fregatte regungslos in der Flaute lag.
Er zog an seinem verklebten Hemd. Die Nutzlosigkeit der Bewegung reizte ihn. Es war schwei?durchtrankt, doch sein Korper schien nur eins zu verlangen: Feuchtigkeit. Die Decksnahte griffen klebrig nach seinen Schuhen, und als er die Hand unabsichtlich auf einen der Neunpfunder legte, hatte er vor Schmerz beinahe aufgeschrien. Das Rohr war so hei?, als hatte die Kanone pausenlos gefeuert. Bei dem Gedanken verzog er die Lippen. Es hatte keine Feindberuhrung gegeben, noch wurde es unter diesen unmoglichen Bedingungen dazu kommen.
Von Antigua war die Phalarope direkt zu der ihr zugewiesenen Position gesegelt. Bis auf eine andere Patrouille laufende Fregatte und den massigen Rumpf der Cassius hatte man kein anderes Schiff gesichtet.
Und jetzt, wie um allem die Krone aufzusetzen, lag die Phalarope in einer Flaute. Seit vierundzwanzig Stunden trieb sie ziellos uber ihrem Spiegelbild, von tragen Stromungen hierhin und dorthin getrieben. Die Manner im Ausguck, die hoffnungsvoll nach einem Windsto? Ausschau hielten, waren matt und mude.