Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 19
»Es war ein Dementor, Poppy«, sagte Professor McGonagall. Sie tauschten dustere Blicke aus und Madam Pomfrey schnalzte mi?billigend mit der Zunge.
»Dementoren um die Schule herum aufstellen«, murmelte sie und strich Harrys Haare zuruck, um ihm die Stirn zu fuhlen,»da wird er nicht der Letzte sein, der zusammenbricht. ja, er ist ganz unterkuhlt. Furchterliche Ungeheuer sind das, und wenn man bedenkt, wie sie auf Leute wirken, die ohnehin schon zartbesaitet sind.«
»Ich bin nicht zart besaitet!«, sagte Harry beleidigt.
»Naturlich nicht«, sagte Madam Pomfrey geistesabwesend und fuhlte ihm den Puls.
»Was braucht er?«, sagte Professor McGonagall forsch.»Bettruhe? Sollte er die Nacht vielleicht im Krankenflugel verbringen?«
»Mir geht's gut!«, sagte Harry und sprang auf Die Vorstellung, was Draco Malfoy sagen wurde, wenn er in den Krankenflugel mu?te, war die reine Folter.
»Nun, zumindest sollte er ein wenig Schokolade bekommen«, sagte Madam Pomfrey, die jetzt versuchte, in Harrys Augen zu spahen.
»Ich hatte schon welche«, sagte Harry.»Professor Lupin hat mir ein Stuck gegeben. Er hat sie an uns alle verteilt.«
»Ach, das war nett von ihm«, sagte Madam Pomfrey anerkennend.»Also haben wir endlich einen Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Kunste, der seine Gegenmittel beherrscht?«
»Sind Sie sicher, da? Sie sich wohl fuhlen, Potter?«, fragte Professor McGonagall in scharfem Ton.
»Ja«, sagte Harry.
»Sehr schon. Warten Sie bitte drau?en, wahrend ich kurz mit Miss Granger uber ihren Stundenplan spreche, dann konnen wir zusammen nach unten gehen.«
Harry ging hinaus in den Gang, zusammen mit Madam Pomfrey, die leise murmelnd in den Krankenflugel zuruckkehrte. Er mu?te nur wenige Minuten warten; als Hermine aus der Tur trat, schien sie sehr froh uber etwas zu sein. Professor McGonagall folgte ihr und die drei stiegen die Marmortreppe hinunter in die Gro?e Halle.
Die Halle war ein Meer aus schwarzen Spitzhuten; die langen Tische der vier Hauser waren voll besetzt mit Schulern, deren Gesichter beim Licht Tausender schwebender Kerzen ergluhten. Professor Flitwick, ein winziger Zauberer mit einem Schock wei?en Haars, trug gerade einen alten Hut und einen dreibeinigen Stuhl aus der Halle.
»Schade«, sagte Hermine,»wir haben die Auswahl versaumt!«
Die neuen Schuler in Hogwarts wurden auf die Hauser verteilt (Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin). Dazu diente der Sprechende Hut, den sie aufsetzten und der daraufhin laut das Haus verkundete, zu dem sie am besten pa?ten. Professor McGonagall schritt auf ihren Platz am Lehrertisch zu und Harry und Hermine gingen so unauffallig wie moglich in die andere Richtung zum Tisch der Gryffindors. Ihre Mitschuler wandten sich nach ihnen um, wahrend sie an der ruckwartigen Wand der Halle entlanggingen, und ein paar deuteten auf Harry. Hatte sich die Geschichte von seinem Ohnmachtsanfall vor dem Dementor so rasch herumgesprochen?
Harry und Hermine setzten sich neben Ron, der ihnen Platze freigehalten hatte.
»Was sollte der ganze Aufstand?«, murmelte er Harry zu.
Harry begann flusternd zu erklaren, doch in diesem Augenblick erhob sich der Schulleiter und Harry verstummte.
Professor Dumbledore, obwohl sehr alt, erweckte immer den Eindruck von ungeheurer Kraft. Er hatte fast meterlanges silbernes Haar und einen Bart, halbmondformige Brillenglaser und eine scharf gekrummte Nase. Oft hie? es, er sei der gro?te Zauberer seiner Zeit, doch das war nicht der Grund, weshalb Harry ihn schatzte. Man konnte einfach nicht umhin, Albus Dumbledore zu vertrauen, und wahrend Harry beobachtete, wie Dumbledore die Schuler reihum strahlend anlachelte, fuhlte er sich zum ersten Mal, seit der Dementor das Zugabteil betreten hatte, richtig entspannt.
»Willkommen!«, sagte Dumbledore und das Kerzenlicht schimmerte auf seinem Bart.»Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Ich habe euch allen einige Dinge mitzuteilen, und da etwas sehr Ernstes darunter ist, halte ich es fur das Beste, wenn ich gleich damit herausrucke, denn nach unserem herrlichen Festmahl werdet ihr sicher ein wenig bedroppelt sein…«
Dumbledore rausperte sich und fuhr fort:
»Wie ihr mitbekommen habt, ist der Hogwarts-Express durchsucht worden, und ihr wi?t inzwischen, da? unsere Schule gegenwartig einige der Dementoren von Askaban beherbergt, die im Auftrag des Zaubereiministeriums hier sind.«
Er hielt inne und Harry fiel ein, da? Mr Weasley gesagt hatte, auch Dumbledore sei nicht glucklich daruber, da? die Dementoren die Schule bewachten.
»Sie sind an allen Eingangen zum Gelande Postiert«, fuhr Dumbledore fort,»und ich mu? euch klar sagen, da? niemand ohne Erlaubnis die Schule verlassen darf, wahrend sie hier sind. Dementoren durfen nicht mit Tricks oder Verkleidungen zum Narren gehalten werden – nicht einmal mit Tarnumhangen«, fugte er mild lachelnd hinzu, und Harry und Ron warfen sich verstohlene Blicke zu.»Es liegt nicht in der Natur eines Dementors, Bitten oder Ausreden zu verstehen. Ich mahne daher jeden Einzelnen von euch: Gebt ihnen keinen Grund, euch Leid zuzufugen. Ich erwarte von unseren Vertrauensschulern und von unserem neuen Schulsprecherpaar, da? sie dafur sorgen, da? kein Schuler und keine Schulerin den Dementoren in die Quere kommt«, sagte Dumbledore.
Percy, der einige Stuhle von Harry entfernt sa?, warf sich erneut in die Brust und blickte Achtung heischend in die Runde. Dumbledore legte eine Pause ein; er lie? die Augen mit ernster Miene durch den Saal wandern; niemand bewegte sich oder machte auch nur das kleinste Gerausch.
»Und nun zu etwas Angenehmerem«, fuhr er fort.»Ich freue mich, dieses Jahr zwei neue Lehrer in unseren Reihen begru?en zu konnen.
Zunachst Professor Lupin, der sich freundlicherweise bereit erklart hat, die Stelle des Lehrers fur Verteidigung gegen die dunklen Kunste zu ubernehmen.«
Es gab vereinzelten, wenig begeisterten Beifall. Nur jene, die mit Professor Lupin im Zugabteil gesessen hatten, und dazu gehorte Harry; klatschten wild in die Hande. Professor Lupin sah neben all den andern Lehrern in ihren besten Umhangen besonders schabig aus.
»Schau dir Snape an!«, zischte Ron Harry ins Ohr.
Professor Snape, der Lehrer fur Zaubertranke, starrte quer uber den Tisch auf Professor Lupin. Es war kein Geheimnis, da? Snape eigentlich dessen Stelle haben wollte, doch selbst Harry, der Snape nicht leiden konnte, war besturzt uber den Ausdruck, der uber sein schmales, fahles Gesicht zuckte; es war mehr als Wut; es war blanker Ha?. Harry kannte diesen Ausdruck nur zu gut; es war derselbe Blick, mit dem Snape jedes Mal Harry ansah.
»Zu unserer zweiten Neuernennung«, fuhr Dumbledore fort, wahrend der halbherzige Applaus fur Professor Lupin erstarb.»Nun, es tut mir Leid, euch sagen zu mussen, da? Professor Kesselbrand, unser Lehrer fur die Pflege magischer Geschopfe, Ende letzten Jahres in den Ruhestand getreten ist, um sich noch ein wenig seiner verbliebenen Gliedma?en erfreuen zu konnen. Jedoch bin ich froh sagen zu konnen, da? sein Platz von keinem anderen als Rubeus Hagrid eingenommen wird, der sich bereit erklart hat, diese Lehrtatigkeit zusatzlich zu seinen Pflichten als Wildhuter zu ubernehmen.«
Harry, Ron und Hermine starrten sich verdutzt an. Dann stimmten auch sie in den Beifall ein, der besonders am Tisch der Gryffindors tumultartige Zuge annahm; Harry lehnte sich vor, um Hagrid sehen zu konnen, der rubinrot angelaufen war und auf seine gewaltigen Pranken hinunterstarrte, das breite Grinsen im Gestrupp seines schwarzen Bartes verborgen.
»Das hatten wir doch erraten konnen!«, brullte Ron und hammerte auf den Tisch,»wer sonst wurde uns ein bei?endes Buch auf die Liste setzen?«
Harry, Ron und Hermine horten als Letzte zu klatschen auf, und als Professor Dumbledore wieder zu sprechen begann, sahen sie, wie Hagrid sich am Tischtuch die Augen wischte.