Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 20
»Nun, ich denke, das ist alles, was zu erwahnen ware«, sagte Dumbledore.»Beginnen wir mit dem Festmahl!«
Die goldenen Teller und Becher vor ihnen fullten sich plotzlich mit Speisen und Getranken. Harry, mit einem Mal hungrig wie ein Tier, tat sich von allem, was er mit Handen erreichen konnte, etwas auf und begann zu essen.
Es war ein herrliches Mahl; die Halle war erfullt von Stimmen, Gelachter und vom Geklirr der Messer und Gabeln. Doch Harry, Ron und Hermine wollten schnell fertig werden, um mit Hagrid sprechen zu konnen. Sie wu?ten, wie viel es ihm bedeutete, zum Lehrer ernannt worden zusein. Hagrid war kein vollstandig ausgebildeter Zauberer; er war im dritten Schuljahr von Hogwarts verwiesen worden, wegen eines Verbrechens, das er nicht begangen hatte; erst Harry, Ron und Hermine hatten letztes Jahr seinen guten Namen wiederhergestellt.
Endlich, als die letzten Krumel Kurbistorte von den goldenen Tellern verschwunden waren, verkundete Dumbledore, es sei nun fur alle an der Zeit, ins Bett zu gehen, und das war ihre Chance.
»Herzlichen Gluckwunsch, Hagrid«,kreischte Hermine, als sie zum Lehrertisch gelangten.
»Allen Dank euch dreien«, sagte Hagrid zu ihnen aufblickend und wischte sich das glanzende Gesicht mit der Serviette ab.»Kann's einfach nicht glauben… gro?artiger Mann, Dumbledore… kam schnurstracks ruber zu meiner Hutte, nachdem Professor Kesselbrand gesagt hatte, er hatte genug… das hab ich mir immer gewunscht…«
Uberwaltigt vor Ruhrung vergrub er das Gesicht in der Serviette, und Professor McGonagall scheuchte sie davon.
Harry, Ron und Hermine schlossen sich den Gryffindors an, die die Treppe emporstromten, und gingen, inzwischen recht mude, die Korridore entlang und noch mehr Treppen empor, bis sie zum versteckten Eingang des Gryffindor-Turms kamen. Das gro?e Bildnis einer fetten Dame in einem rosa Kleid fragte sie:»Pa?wort?«
»Ich komm schon, ich komm schon!«, rief Percy am anderen Ende der Schulerschlange.»Das neue Pa?wort ist Fortuna Major!«
»O nein«, sagte Neville Longbottom traurig. Es fiel ihm immer schwer, sich Pa?worter zu merken.
Sie kletterten durch das Portratloch und durchquerten den Gemeinschaftsraum, und schlie?lich nahmen Jungen und Madchen verschiedene Treppen nach oben; Harry stieg die Wendeltreppe hoch und dachte einzig daran, wie froh er war, zuruck zu sein; sie kamen in den vertrauten, runden Schlafsaal mit ihren Himmelbetten, und als Harry sich umsah, hatte er das Gefuhl, endlich wieder zu Hause zu sein.
Teeblatter und Krallen
Als Harry, Ron und Hermine am nachsten Morgen zum Fruhstuck in die Gro?e Halle kamen, fiel ihnen zuallererst Draco Malfoy auf, der eine gro?e Schar Slytherins mit einer offenbar sehr komischen Geschichte unterhielt. Wahrend sie vorbeigingen, gab Malfoy eine drollige Vorstellung von einem Ohnmachtsanfall zum Besten und heimste dafur johlendes Gelachter ein.
»Achte nicht auf ihn«, sagte Hermine, die dicht hinter Harry ging,»ignorier ihn einfach, er ist es nicht wert…«
»He, Potter!«, kreischte Pansy Parkinson, ein Slytherin-Madchen mit einem Gesicht wie ein Mops,»Potter! Die Dementoren kommen, Potter! Uuuuhuuuh!«
Harry lie? sich auf einen Stuhl am Tisch der Gryffindors fallen, neben George Weasley.
»Die neuen Stundenplane fur die Drittkla?ler«, sagte George und reichte die Blatter weiter.»Was ist los mit dir, Harry?«
»Malfoy«, sagte Ron, der sich ebenfalls zu George gesetzt hatte und zornig zum Tisch der Slytherins hinuberstarrte.
George sah gerade noch rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie Malfoy schon wieder so tat, als wurde er vor Schreck in Ohnmacht fallen.
»Dieses kleine Gro?maul«, sagte er gelassen.»Gestern Abend, als die Dementoren in unserem Wagen waren, war er nicht so dreist. Kam in unser Abteil gerannt, wei?t du noch, Fred?«
»Hat sich fast na? gemacht«, sagte Fred mit einem verachtlichen Blick zu Malfoy hinuber.
»Mir war auch nicht besonders wohl«, sagte George.»Richtige Ungeheuer, diese Dementoren…«
»Lassen dir die Eingeweide gefrieren«, sagte Fred.
»Immerhin seid ihr nicht ohnmachtig geworden, oder?«' sagte Harry mit matter Stimme.
»Vergi? es, Harry«, sagte George aufmunternd.»Fred, wei?t du noch, wie Dad mal nach Askaban mu?te? Und er meinte, das sei der schlimmste Ort, an dem er je gewesen sei, er kam ganz schwach und zittrig zuruck… Diese Dementoren saugen das Gluck ab, wo sie auch sind. Die meisten Gefangenen dort werden verruckt.«
»Wollen mal sehen, wie gut gelaunt Malfoy nach unserem ersten Quidditch-Spiel noch aus der Wasche guckt«, sagte Fred.».Gryffindor gegen Slytherin, das erste Spiel der Saison, so war's doch?«
Das einzige Mal, da? Harry und Malfoy sich in einem Quidditch-Spiel gegenubergestanden hatten, hatte Malfoy eindeutig den Kurzeren gezogen. Harry, dem jetzt ein wenig besser zumute war, tat sich Wurstchen und gegrillte Tomaten auf.
Hermine war in ihren neuen Stundenplan vertieft.
»Ach gut, wir fangen heute mit ein paar neuen Fachern an«, sagte sie glucklich.
»Hermine«, sagte Ron, der ihr stirnrunzelnd uber die Schulter sah,»da haben sie dir einen verkorksten Stundenplan gegeben. Schau mal – du hast ungefahr zehn Facher am Tag. Dazu hast du uberhaupt nicht die Zeit.«
»Das schaff ich schon. Ich hab alles mit Professor McGonagall abgesprochen.«
»Aber hor mal«, sagte Ron lachend,»was ist mit heute Morgen? Neun Uhr Wahrsagen. Und darunter, auch neun Uhr, Muggelkunde. Und sieh mal an«- Ron beugte sich mit unglaubiger Miene tiefer uber den Stundenplan,»- darunter Arithmantik, auch um neun. Ich wei? ja, da? du gut in der Schule bist, Hermine, aber niemand ist so gut. Wie willst du denn in drei Klassenzimmern auf einmal sein?«
»Stell dich nicht so bescheuert an«, sagte Hermine barsch.»Naturlich bin ich nicht in drei Klassenraumen auf einmal.«
»Und wie -«
»Gib mir mal die Marmelade«, sagte Hermine.
»Aber -«
»O Ron, was kummert es dich, wenn mein Stundenplan ein bi?chen voll ist?«fauchte ihn Hermine an.»Ich hab dir doch gesagt, da? ich alles mit Professor McGonagall geklart habe.«
In diesem Augenblick betrat Hagrid die Gro?e Halle. Er trug seinen langen Maulwurffell-Umhang und gedankenversunken lie? er einen toten Iltis von einer seiner Pranken baumeln. Auf dem Weg zum Lehrertisch hielt er bei den dreien inne.
»Alles klar bei euch?«, sagte er gut gelaunt.»Ihr sitzt in meiner allerersten Stunde! Gleich nach dem Mittagessen! Bin seit funf auf den Beinen, um alles vorzubereiten… hoffe, es gefallt euch… ich und Lehrer… nicht zu fassen…«
Er sah sie breit grinsend an und ging dann, munter mit dem Iltis wedelnd, weiter zum Lehrertisch.
»Was er wohl vorbereitet hat?«, sagte Ron mit leichter Anspannung in der Stimme.
Die Schuler brachen jetzt zur ersten Unterrichtsstunde auf und die Halle leerte sich zusehends. Ron warf einen Blick auf seinen Stundenplan.
»Wir sollten gehen, sieh mal, Wahrsagen ist oben auf dem Nordturm, da hoch brauchen wir mindestens zehn Minuten…«
Hastig beendeten sie ihr Fruhstuck, verabschiedeten sich von Fred und George und machten sich auf den Weg zum Ausgang. Als sie am Tisch der Slytherins vorbeigingen, tat Malfoy noch einmal so, als wurde er in Ohnmacht fallen. johlendes Gelachter folgte Harry in die Eingangshalle.
Der Weg durch das Schlo? zum Nordturm war lang. Zweijahre in Hogwarts hatten nicht gereicht, um alle Ecken und Enden des Schlosses kennen zu lernen, und sie waren noch nie im Nordturm gewesen.
»Es – mu? – doch – eine – Abkurzung – geben«, keuchte Ron, wahrend sie die siebte lange Treppe emporstiegen. Oben gelangten sie auf einen unbekannten Rundgang, wo es nichts gab au?er einem gro?en Gemalde an der steinernen Wand, das nichts als ein Stuck Grasland zeigte.
»Ich glaube, hier geht's lang«, sagte Hermine und spahte in den leeren Gang zu ihrer Rechten.