Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 51

»Nein, Potter, Sie konnen ihn noch nicht zuruckhaben«erklarte ihm Professor McGonagall beim zwolften Mal, noch bevor er den Mund geoffnet hatte.»Wir haben ihn auf die meisten ublichen Fluche gepruft, doch Professor Flitwick glaubt, in dem Besen konnte ein Schleuderfluch stecken. Ich werde es Ihnen schon sagen, wenn wir damit fertig sind. Und nun horen Sie bitte auf, mich standig mit ein und derselben Frage zu lochern.«

Um alles noch schlimmer zu machen, lief es mit Harrys Unterricht gegen die Dementoren bei weitem nicht so gut, wie er gehofft hatte. Nach einigen Stunden schaffte er es, eine verschwommene silberne Schattengestalt zu erzeugen, wenn der Irrwicht-Dementor auf ihn zukam, doch sein Patronus war zu schwach, um ihn zu verjagen. Der Dementor schwebte nur auf der Stelle, wie eine halb durchsichtige Wolke, und saugte die Krafte aus Harry heraus, die er doch brauchte, um ihn in Schach zu halten. Harry war wutend auf sich selbst und fuhlte sich schuldig, weil er sich wunschte, die Stimmen seiner Eltern immer wieder zu horen.

»Du erwartest zu viel von dir«, sagte Professor Lupin ernst, als sie schon in der vierten Woche waren.»Fur einen dreizehnjahrigen Zauberer ist selbst ein verschwommener Patronus eine gro?e Leistung. Und du wirst nicht mehr ohnmachtig, mu?t du bedenken.«

»Ich dachte, ein Patronus wurde – die Dementoren niederschlagen oder so was«, sagte Harry entmutigt.»Sie verschwinden lassen -«

»Der richtige Patronus tut das«, sagte Lupin.»Aber du hast in kurzer Zeit schon eine Menge geschafft. Wenn die Dementoren bei eurem nachsten Quidditch-Spiel einen Auftritt einlegen, kannst du sie so lange in Schach halten, bis du wieder auf dem Boden bist.«

»Sie sagten, es sei schwieriger, wenn viele da sind«, sagte Harry.

»Ich hab volles Vertrauen zu dir«, sagte Lupin lachelnd.»Hier – du hast dir was zu trinken verdient – etwas aus den Drei Besen, das kennst du sicher noch nicht -«

Er zog zwei Flaschen aus seiner Mappe.

»Butterbier!«, sagte Harry unbedacht.»Ja, das Zeug mag ich wirklich!«

Lupin hob eine Augenbraue.

»Oh – Ron und Hermine haben mir was aus Hogsmeade mitgebracht«, log Harry rasch.

»Verstehe«, sagte Lupin, auch wenn er immer noch ein wenig mi?trauisch aussah.»Nun – trinken wir auf einen Sieg der Gryffindors gegen die Ravenclaws! Wobei ich als Lehrer naturlich nicht parteiisch sein darf -«, fugte er hastig hinzu.

Schweigend tranken sie das Butterbier, bis Harry etwas ansprach, uber das er schon langer nachgedacht hatte.

»Was steckt unter der Kapuze dieser Dementoren?«

Professor Lupin lie? nachdenklich seine Flasche sinken.

»Hmmm… ja, die Einzigen, die es wirklich wissen, konnen es uns nicht mehr erzahlen. Der Dementor nimmt seine Kapuze nur ab, um seine letzte und schlimmste Waffe einzusetzen.«

»Welche ist das?«

»Sie nennen es den Ku? des Dementors«, sagte Lupin mit einem leicht gequalten Lacheln.»Das tun sie denen an, die sie vollkommen zerstoren wollen. Ich vermute, es ist eine Art Mund unter der Kapuze, sie pressen ihre Kiefer auf den Mund des Opfers und – saugen ihm die Seele aus.«

Harry spuckte unwillkurlich ein wenig Butterbier.

»Was – sie toten -?«

»O nein«, sagte Lupin.»Viel schlimmer als das. Du kannst ohne deine Seele existieren, wei?t du, solange dein Gehirn und dein Herz noch arbeiten. Aber du wirst kein Selbstgefuhl mehr haben, keine Erinnerungen, nein… nichts. Es gibt keine Chance, sich davon zu erholen. Du fristest nur dein elendes Dasein. Als leere Hulle. Und deine Seele hast du verloren… fur immer.«

Lupin nahm einen Schluck Butterbier, dann fuhr er fort:

»Das ist das Schicksal, das Sirius Black erwartet. Es stand heute morgen im Tagespropheten. Das Ministerium hat den Dementoren die Erlaubnis erteilt, dieses Urteil an ihm zu vollstrecken, sollten sie ihn finden.«

Harry war einen Augenblick lang stumm, bedruckt von der Vorstellung, jemandem wurde die Seele durch den Mund ausgesogen. Doch dann dachte er an Black.

»Er verdient es«, sagte er unvermittelt.

»Glaubst du?«, antwortete Lupin mit tonloser Stimme.»Glaubst du wirklich, irgend jemand verdient das?«

»Ja«, sagte Harry widerspenstig.»Fur… fur bestimmte Taten…«

Am liebsten hatte er Lupin von dem Gesprach erzahlt, das er in den Drei Besen belauscht hatte, uber Black, der seine Eltern verraten hatte, doch dann hatte er zugeben mussen, da? er ohne Erlaubnis nach Hogsmeade gegangen war, und er wu?te, da? Lupin nicht sonderlich davon angetan sein wurde. Also trank er sein Butterbier aus, bedankte sich bei Lupin und verlie? das Klassenzimmer.

Fast bereute er, gefragt zu haben, was unter der Kapuze eines Dementors steckte. Die Antwort war so entsetzlich gewesen und er war so in die unangenehme Vorstellung versunken, wie es sich wohl anfuhlen wurde, wenn einem die Seele ausgesogen wird, da? er auf halbem Weg die Treppehoch beinahe mit Professor McGonagall zusammengesto?en ware.

»Machen Sie die Augen auf, Potter!«

»Verzeihung, Professor -«

»Ich war gerade oben, um Sie zu suchen. Nun, hier ist er: Wir haben alles Erdenkliche unternommen und er scheint vollig in Ordnung zu sein – Sie mussen irgendwo einen sehr guten Freund haben, Potter. -«

Harry klappte der Mund auf. Sie hielt ihm seinen Feuerblitz entgegen und er sah so herrlich aus wie zuvor.

»Kann ich ihn zuruckhaben?«, sagte Harry mit matter Stimme.»Im Ernst?«

»Im Ernst«, sagte Professor McGonagall und lachelte noch dazu.»Ich wurde sagen, Sie sollten vor dem Spiel am Samstag noch ein wenig Gespur fur ihn bekommen. Und, Potter – Sie werden doch gewinnen, nicht wahr? Sonst sind wir das achte Jahr in Folge ohne Pokalsieg, wie Professor Snape mir erst gestern Abend freundlicherweise in Erinnerung rief…«

Sprachlos trug Harry den Feuerblitz nach oben in den Gryffindor-Turm. Als er um eine Ecke bog, sah er den von Ohr zu Ohr grinsenden Ron auf ihn zurennen.

»Sie hat ihn dir gegeben? Klasse! Hor mal, kann ich ihn mal ausprobieren? Morgen?«

»Jaah… naturlich…«, sagte Harry und seit Monaten war ihm nicht mehr so leicht ums Herz gewesen.»Wei?t du was – wir sollten uns mit Hermine wieder vertragen… sie wollte ja nur helfen…«

»Ja, schon gut«, sagte Ron.»Sie ist im Gemeinschaftsraum und arbeitet – zur Abwechslung mal -«

Sie bogen in den Korridor zum Gryffindor-Turm ein und sahen an dessen Ende Neville Longbottom flehentlich mit Sir Cadogan verhandeln, der ihn offenbar nicht einlassen wollte.

»Ich hab sie mir doch aufgeschrieben!«, sagte Neville, de

Tranen nahe.»Aber ich mu? den Zettel irgendwie verlegt haben!«

»Eine tolle Ausrede!«, brullte Sir Cadogan. Dann erkannte er Harry und Ron:»Einen guten Abend, die edlen jungen Freischutzen! Kommt und legt diesen Taugenichts in Ketten, er ist gewillt, sich Eingang zu meinen Gemachern zu erzwingen!«

»Ach, halt den Mund«, sagte Ron. Sie standen jetzt neben Neville.

»Ich hab die Pa?worter vergessen!«, erklarte Neville verzweifelt.»Ich hab ihn dazu uberredet, mir zu sagen, welche Pa?worter er diese Woche benutzen will, weil er sie ja dauernd andert, und jetzt wei? ich nicht mehr, wo ich den Zettel hingelegt hab!«

»Metzengerstein«, sagte Harry, und Sir Cadogan, offenbar furchtbar enttauscht, klappte widerwillig zur Seite und lie? sie ein. Jahes, erregtes Gemurmel hob an, alle Kopfe wandten sich ihnen zu und schon war Harry umgeben von einer Traube Schuler, die alle begeistert auf den Feuerblitz deuteten.

»Wo hast du den her, Harry?«

»Kann ich ihn mal fliegen?«

»Hast du ihn schon ausprobiert, Harry?«

»Ravenclaw hat jetzt keine Chance mehr, die haben doch alle noch diesen Sauberwisch Sieben!«

»Kann ich ihn nur mal halten, Harry?«

Gut zehn Minuten lang ging der Feuerblitz von Hand zu Hand und zog bewundernde Blicke von allen Seiten auf sich, dann zerstreute sich die Schar, und Harry und Ron hatten freie Sicht auf Hermine, die Einzige, die nicht herbeigeeilt war. Da sa? sie, uber ihre Arbeit gebeugt, und mied sorgfaltig ihre Blicke. Harry und Ron gingen langsam auf ihren Tisch zu und endlich sah sie auf