Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 62

Harry hatte alles, was er besa?, mitsamt dem Feuerblitz, darauf gewettet, da? dieses Etwas nichts Gutes verhie?. Und tatsachlich -

»Mein Lieber…«, raunte Professor Trelawney und blickte zu Harry auf»Es ist hier, deutlicher als je zuvor… meine Gute, es schleicht auf dich zu und kommt immer naher… der Gr…«

»Ach zum Teufel damit!«, sagte Hermine laut.»Nicht schon wieder dieser lacherliche Grimm!«

Professor Trelawneys riesige Augen richteten sich auf Hermines Gesicht. Parvati flusterte Lavender etwas ins Ohr und sie starrten Hermine emport an. Professor Trelawney richtete sich auf und musterte Hermine mit unverhohlenem Zorn.

»Ich mu? leider sagen, meine Liebe, bei Ihnen war mir auf den ersten Blick klar, da? Sie nicht die Begabung besitzen, welche die noble Kunst des Wahrsagens verlangt. Tatsachlich kann ich mich an keine einzige Schulerin erinnern, deren Geist so hoffnungslos irdischen Dingen zugewandt war.«

Fur einen Moment trat Schweigen ein. Dann -

»Schon!«, sagte Hermine plotzlich, stand auf und stopfte Entnebelung der Zukunft in die Schulmappe.»Schon!«, sagte sie noch einmal und warf sich die Mappe uber die Schulter, wobei sie fast Ron vom Stuhl fegte.»Ich geb's auf! Ich gehe!«

Und zur Verbluffung der ganzen Klasse stapfte Hermine hinuber zur Falltur, offnete sie mit einem Fu?tritt, kletterte die Leiter hinunter und verschwand.

Die andern brauchten ein paar Minuten, um zu begreifen, was vorgefallen war. Professor Trelawney schien den Grimm vollig vergessen zu haben. Sie wandte sich abrupt von Harry und Ron ab und zog schwer atmend den hauchdunnen Schal fester um den Hals.

»Ooooooh!«, sagte Lavender plotzlich und alle schreckten auf.»Oooooh, Professor Trelawney, mir ist was eingefallen! Sie haben sie gehen sehen, nicht wahr? Wissen Sie noch, Professor?»Um Ostern wird einer von uns fur immer von uns gehen!< Das haben Sie schon vor einer Ewigkeit gesagt, Professor!«

Professor Trelawney schenkte ihr ein munteres Lacheln.

»Ja, meine Liebe, ich wu?te in der Tat, da? Miss Granger uns verlassen wurde. Aber man hofft doch immer, die Zeichen falsch gedeutet zu haben… das Innere Auge kann eine Last sein, wei?t du…«

Lavender und Parvati schienen tief beeindruckt und ruckten zusammen, damit sich Professor Trelawney an ihren Tisch setzen konnte.

»Hermine schafft sie heute alle«, murmelte Ron mit ehrfurchtsvoller Miene Harry zu.

»Jaah…«

Harry starrte in die Kristallkugel, sah jedoch nichts als Wirbel aus wei?em Nebel. Hatte Professor Trelawney wirklich schon wieder den Grimm gesehen? Wurde er ihn sehen? Was er jetzt gar nicht brauchen konnte, war noch ein lebensgefahrlicher Unfall, jetzt, wo das Quidditch-Finale immer naher ruckte.

Die Osterferien waren nicht gerade erholsam. Noch nie hatten die Drittkla?ler so viele Hausaufgaben zu erledigen gehabt. Neville Longbottom schien einem Nervenzusammenbruch nahe und er war nicht der Einzige.

»Und das nennen sie Ferien!«, polterte Seamus Finnigan eines Nachmittags im Gemeinschaftsraum.»Bis zu den Prufungen ist doch noch ewig Zeit, also was wollen sie eigentlich?«

Doch so viel wie Hermine hatte keiner zu tun. Selbst ohne Wahrsagen hatte sie mehr Facher als alle andern. Meist war sie abends die Letzte, die den Gemeinschaftsraum verlie?, und am nachsten Morgen die Erste, die in der Bibliothek sa?; sie hatte dunkle Ringe unter den Augen wie Lupin und schien standig den Tranen nahe.

Ron hatte die Verantwortung fur Seidenschnabels Berufungsverhandlung ubernommen. Wenn er nicht fur sich arbeitete, brutete er uber machtigen Walzern wie Handbuch der Hippogreif-Psychologie und Tollheit oder Tollwut? Die Ubergriffe von Hippogreifen. Er war so sehr in das Problem vertieft, da? er sogar verga?, gemein zu Krummbein zu sein.

Harry unterdessen mu?te seine Hausaufgaben neben dem taglichen Quidditch-Training erledigen, ganz zu schweigen von den endlosen Gesprachen mit Wood uber die Spieltaktik. Die Begegnung Gryffindor gegen Slytherin war fur den ersten Samstag nach den Osterferien angesetzt. Slytherin fuhrte im Turnier mit genau zweihundert Punkten. Das bedeutete, wie Wood den Spielern unablassig einscharfte, da? ihr Sieg noch hoher ausfallen mu?te, wenn sie den Pokal gewinnen wollten. Und es hie? auch, da? die Last dieser Aufgabe weitgehend auf Harry ruhte, denn der Schnatz brachte hundertfunfzig Punkte.

»Also darfst du ihn erst fangen, wenn wir mit mehr als funfzig Punkten fuhren«, erklarte ihm Wood tagein, tagaus.»Nur wenn wir mit uber funfzig Punkten vorn liegen, Harry, oder wir gewinnen zwar das Spiel, verlieren aber den Pokal. Das hast du doch begriffen? Du darfst den Schnatz erst fangen, wenn wir -«

»Ich wei?, Oliver!«, fauchte Harry.

Samtliche Gryffindors hatten nichts anderes mehr im Kopf als das kommende Spiel. Ihr Haus hatte den Quidditch-Pokal nicht mehr gewonnen, seit der legendare Charlie Weasley (Rons zweitaltester Bruder) als Sucher gespielt hatte. Doch Harry fragte sich, ob auch nur einer von ihnen, Wood eingeschlossen, sich so nach dem Sieg sehnte wie er. Die Feindschaft zwischen Harry und Malfoy hatte ihren Hohepunkt erreicht. Malfoy rauchte immer noch vor Zorn wegen der einseitigen Schlammschlacht in Hogsmeade und war noch zorniger daruber, da? Harry der Strafe irgendwie entgangen war. Harry hatte Malfoys Versuch nicht vergessen, ihm bei der Partie gegen Ravenclaw ganz ubel mitzuspielen, doch es war die Sache mit Seidenschnabel, die ihn so wild entschlossen machte, Malfoy vor den Augen der ganzen Schule zu demutigen.

Keiner konnte sich erinnern, jemals in so geladener Atmosphare einem Spiel entgegengefiebert zu haben. Am Ende der Ferien erreichte die Spannung zwischen den beiden Teams und ihren Hausern ihren knisternden Hohepunkt. In den Korridoren brachen kleinere Rangeleien aus, und es kam schlie?lich zu einem ha?lichen Zwischenfall, in dessen Folge ein Viertkla?ler der Gryffindors und ein Sechstkla?ler der Slytherins im Krankenflugel landeten, weil ihnen kraftige Lauchpflanzen aus den Ohren wucherten.

Harry hatte es in dieser Zeit besonders schwer. Er konnte nicht in den Unterricht gehen, ohne da? ihm ein Slytherin irgendwo auf den Gangen ein Bein stellte; wo er auch war, Crabbe und Goyle tauchten uberall auf und trollten sich mit enttauschten Mienen, wenn sie sahen, da? er von Schulern umringt war. Wood hatte die Gryffindors gebeten, Harry uberallhin zu begleiten, falls die Slytherins versuchen sollten, ihn schon im Vorfeld lahm zu legen. Begeistert widmete sich das ganze Haus dieser Aufgabe, und Harry war es von nun an unmoglich, rechtzeitig zum Unterricht zu kommen, da er standig von einer dicken, schnatternden Menschentraube umgeben war. Harry sorgte sich weniger um seine Sicherheit als um die des Feuerblitzes. Wenn er ihn nicht flog, schlo? er ihn in seinen Koffer ein, und haufig flitzte er in den Pausen nach oben in den Turm, um nachzusehen, ob er noch da war.

Am Vorabend des Spiels ging im Gemeinschaftsraum nichts mehr seinen gewohnten Gang. Selbst Hermine hatte ihre Bucher beiseite gelegt.

»Ich kann nicht arbeiten, ich kann mich einfach nicht konzentrieren«, sagte sie nervos.

Es herrschte ziemlicher Larm. Fred und George Weasley linderten die Anspannung auf ihre Weise und gebardeten sich lauter und ausgelassener als sonst. Oliver Wood hatte sich uber ein Modell des Quidditch-Feldes in der Ecke gebeugt, schob kleine Figuren hin und her und murmelte vor sich hin. Angelina, Alicia und Katie lachten uber die Witzeleien von Fred und George. Harry sa? mit Ron und Hermine etwas abseits vom Geschehen und versuchte nicht an den nachsten Tag zu denken, denn immer wenn er es tat, bekam er das furchterliche Gefuhl, etwas sehr Gro?es wolle unbedingt aus seinem Magen heraus.

»Du schaffst das«, sagte Hermine, sah dabei jedoch ausgesprochen besorgt aus.

»Du hast einen Feuerblitz!«, sagte Ron.

»Jaah…«, sagte Harry und sein Magen verkrampfte sich.