Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 63

Zu seiner Erleichterung richtete sich Wood plotzlich auf und rief:

»Leute! Ins Bett!«

Harry schlief schlecht. Erst traumte ihm, er habe verschlafen und Wood rufe»Wo steckst du? Statt deiner mu?ten wir Neville nehmen!«. Dann traumte er, Malfoy und das ganze Slytherin-Team wurden mit fliegenden Drachen zum Spiel kommen. Er flog mit halsbrecherischer Geschwindigkeit und versuchte den Flammensto?en zu entgehen, die Malfoys Streitdrache ausspie, und dann fiel ihm ein, da? er seinen Feuerblitz vergessen hatte. Er sturzte in die Tiefe und fuhr erschrocken aus dem Schlaf.

Es dauerte ein paar Minuten, bis Harry einfiel, da? das Spiel noch gar nicht angefangen hatte, da? er wohlbehalten im Bett lag und da? es den Slytherins sicher verboten wurde, auf Drachen zu spielen. Er hatte schrecklichen Durst. So leise er konnte, stieg er aus dem Himmelbett und go? sich aus der silbernen Kanne am Fenster ein wenig Wasser ein.

Still und ruhig lag das Schlo?gelande im Mondlicht. Kein Windhauch krauselte die Baumspitzen des Verbotenen Waldes; so reglos, wie die Peitschende Weide dastand, wirkte sie ganz unschuldig. Fur das Spiel morgen herrschten die besten Bedingungen.

Harry stellte den Becher ab und wollte gerade zuruck ins Bett, als ihm etwas ins Auge fiel. Ein Tier schlich uber den silbern glitzernden Rasen.

Harry huschte zum Nachttisch, setzte sich die Brille auf und rannte zuruck zum Fenster. Blo? nicht wieder der Grimm – nicht jetzt – nicht kurz vor dem Spiel

Er starrte hinaus auf das Gelande und suchte es hektisch mit den Augen ab. Und da war es wieder. Es schlich sich jetzt am Waldrand entlang… der Grimm war es jedenfalls nicht… es war eine Katze… Harry erkannte jetzt den buschigen Schwanz und umklammerte erleichtert den Fenstersims. Es war doch blo? Krummbein…

Aber war es nur Krummbein? Harry pre?te die Nase gegen das Fensterglas und spahte mit zusammengekniffenen Augen hinunter. Krummbein war offenbar stehen geblieben. Im Schatten der Baume bewegte sich noch etwas anderes, da war sich Harry sicher.

Und schon tauchte es auf – ein riesiger, zottiger schwarzer Hund trottete uber den Rasen, Krummbein an seiner Seite. Harry ri? den Mund auf. Was sollte das bedeuten? Wenn selbst Krummbein den Hund sehen konnte, wie konnte er dann ein Vorbote des Todes fur Harry sein?

»Ron!«, zischte Harry.»Ron! Wach auf!«

»Was'n los?«

»Ich will wissen, was du da unten siehst!«

»'s' doch vollig dunkel, Harry«, murmelte Ron dumpf.»was ist los mit dir?«

»Dort unten -«

Rasch blickte Harry wieder aus dem Fenster.

Krummbein und der Hund waren verschwunden. Harry kletterte auf den Fenstersims, um steil hinab in den Schatten des Schlosses sehen zu konnen, doch vergeblich. Wo waren sie abgeblieben?

Ein lauter Schnarcher sagte ihm, da? Ron wieder eingeschlafen war.

Tosender Beifall empfing Harry und die anderen Gryffindor-Spieler am nachsten Morgen in der Halle. Harry konnte ein Grinsen nicht unterdrucken, als er sah, da? sie auch an den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs klatschten. Die Slytherins zischten laut, als sie vorbeigingen. Harrys Augen entging nicht, da? Malfoy noch blasser war als sonst.

Wood war beim Fruhstuck damit beschaftigt, sein Team zum Essen zu ermuntern, wahrend er selbst keinen Bissen anruhrte. Dann, bevor die andern fertig waren, scheuchte er sie hinaus aufs Spielfeld, damit sie sich schon ein wenig umsehen konnten. Als sie die Gro?e Halle verlie?en, gab es wieder Beifall von fast allen Seiten.

»Viel Gluck, Harry!«, rief Cho Chang. Harry spurte, wie er rot anlief.

»Okay – praktisch kein Wind – die Sonne ist ein bi?chen hell, das konnte deine Sicht storen, also pa? auf – der Boden ist recht hart, gut, dann konnen wir uns schnell absto?en

Wood schritt das Feld ab und warf seinen Leuten immer wieder aufmerksame Blicke zu. Schlie?lich sahen sie, wie in der Ferne das Schlo?portal aufging, und bald ergo? sich die ganze Schulerschar uber den Rasen.

»Umkleidekabinen«, sagte Wood steif

Keiner verlor ein Wort, wahrend sie in ihre scharlachroten Umhange schlupften. Harry fragte sich, ob es ihnen auch so erging wie ihm; er hatte das Gefuhl, als hatte er etwas furchterlich Wuseliges zum Fruhstuck verspeist. Kaum eine Minute schien ihm vergangen, als Wood schon sagte:

»Gut, es ist Zeit, gehen wir -«

Sie marschierten hinaus aufs Spielfeld und eine Flutwelle aus Larm brandete ihnen entgegen. Drei Viertel der Zuschauer trugen scharlachrote Bandschleifen, schwangen scharlachrote Fahnen mit dem Gryffindor-Lowen oder hielten Spruchbander in die Hohe.»SIEG FUR GRYFFINDOR«und»LOWEN FUR DEN CUP«, hie? es da. Hinter den Torstangen der Slytherins jedoch sa?en zweihundert Zuschauer ganz in Grun; die silberne Schlange der Slytherins glitzerte auf ihren Fahnen, und Professor Snape, ebenfalls grun gewandet, sa? in der ersten Reihe und lachelte grimmig.

»Und hier kommen die Gryffindors!«, rief Lee Jordan, der wie immer das Spiel kommentierte.»Potter, Bell, Johnson, Spinnet, Weasley, Weasley und Wood. Weithin anerkannt als das beste Team, das Hogwarts seit einigen Jahren hervorgebracht hat -«

Lees Bemerkung ging in einer Welle von Buhrufen der Slytherins unter.

»Und hier ist das Team der Slytherins, gefuhrt von Kapitan Flint. Er hat einige Anderungen in der Aufstellung vorgenommen und scheint jetzt weniger auf Konnen als auf Kraft zu setzen -«

Wieder buhte die Kurve der Slytherins. Harry jedoch kam es so vor, als hatte Lee durchaus Recht. Malfoy war eindeutig der Kleinste im Team der Slytherins, die anderen waren riesig.

»Begru?t euch, Kapitane!«, sagte Madam Hooch.

Flint und Wood traten aufeinander zu und packten sich an den Handen, so fest, als wollten sie sich die Finger brechen.

»Besteigt eure Besen!«, sagte Madam Hooch.»Drei… zwei… eins…«

Der gellende Pfiff ging im Raunen der Menge unter und die vierzehn Besen stiegen in die Luft. Harry wehte das Haar aus der Stirn; jetzt, da er flog, begannen seine Nerven zu flirren; er blickte sich um und sah, da? Malfoy ihm folgte. Er beschleunigte scharf und machte sich auf die Suche nach dem Schnatz.

»Und jetzt ist Gryffindor im Ballbesitz, Alicia Spinnet mit dem Quaffel, sie fliegt direkt auf die Torstangen der Slytherins zu, sieht gut aus, Alicia! Aaarh, nein – Quaffel abgefangen von Warrington, Warrington von den Slytherins rast jetzt in die Gegenrichtung – autsch! – George Weasley hat da schon mit dem Klatscher gearbeitet, Warrington la?t den Quaffel fallen, er wird gefangen von – Johnson, Gryffindor wieder in Ballbesitz, komm schon, Angelina – hubscher Schlenker um Montague – duck dich, Angelina, da kommt ein Klatscher! – Sie macht das Tor! Zehn zu null fur Gryffindor!«

Angelina stie? mit der Faust in die Luft und flog uber die Tribunen hinweg; das scharlachrote Meer in der Tiefe tobte vor Begeisterung -

»Autsch!«

Marcus Flint stie? mit ihr zusammen und Angelina schleuderte es fast vom Besen.

»'tschuldigung«, sagte Flint, als die Menge unten zu buhen anfing.»Tut mir Leid, hab sie nicht gesehen!«

Doch schon hatte ihn Fred Weasley mit seinem Schlager auf den Hinterkopf gehauen – Flints Nase knallte gegen den Besenstiel und fing an zu bluten.

»Das reicht jetzt!«, sagte Madam Hooch und rauschte dazwischen.»Strafsto? fur Gryffindor wegen einer willkurlichen Attacke auf ihre Jagerin! Strafsto? fur Slytherin wegen mutwilliger Verletzung ihres Jagers!«

»Das ist doch Unsinn, Miss!«, heulte Fred, doch Madam Hooch blies in ihre Pfeife und Alicia flog nach vorne, um den Strafsto? auszufuhren.,

»Alicia, du machst es!«, schrie Lee in die Stille hinein, die sich uber die Menge gesenkt hatte.»Ja! Sie hat den Torhuter geschlagen! Zwanzig zu null fur Gryffindor!«

Harry ri? den Feuerblitz scharf herum und sah Flint, der immer noch heftig aus der Nase blutete, nach vorne fliegen, um den Strafsto? fur Slytherin auszufuhren. Wood schwebte mit zusammengebissenen Zahnen vor den Torstangen der Gryffindors.