Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 81

»Ich werde euch einschlie?en. Es ist -«, er sah auf die Uhr,»funf Minuten vor zwolf Hermine, drei Drehungen sollten genugen. Viel Gluck.«

»Viel Gluck?«, wiederholte Harry, als sich die Tur hinter Dumbledore schlo?.»Drei Drehungen? Was redet er da? Was sollen wir tun?«

Doch Hermine fingerte am Kragen ihres Umhangs und zog eine sehr lange, sehr feingliedrige Goldkette hervor.

»Harry, komm her«, sagte sie eindringlich.»Schnell!«

Vollig verdattert trat Harry zu ihr. Sie hielt die Kette in die Hohe. Harry sah ein winziges, funkelndes Stundenglas daran hangen.

»Hier -«

Sie warf die Kette auch um seinen Hals.

»Bereit?«, sagte sie atemlos.

»was haben wir vor?«, fragte Harry vollig ratlos.

Hermine drehte das Stundenglas dreimal im Kreis.

Der dunkle Krankensaal loste sich auf Harry hatte das Gefuhl, schnell, rasend schnell ruckwarts zu fliegen. Eine Flut von Farben und verschwommenen Gestalten raste an ihm vorbei, in seinen Ohren hammerte es, er versuchte zu rufen, konnte aber seine eigene Stimme nicht horen -

Und dann spurte er wieder festen Boden unter den Fu?en und um ihn her nahm alles wieder klare Gestalt an -

Er stand neben Hermine in der menschenleeren Eingangshalle. Goldenes Sonnenlicht ergo? sich durch das offene Portal uber den steingefliesten Boden. Die Kette des Stundenglases schnitt ihm in den Hals. Verwirrt wandte er sich Hermine zu.

»Hermine, was -?«

»Hier rein!«Hermine packte ihn am Arm und zog ihn quer durch die Halle zu einem Besenschrank; sie offnete ihn, schubste Harry hinein in das Durcheinander von Eimern und Wischlappen, dann zog sie die Tur hinter ihnen zu.

»Was – wie – Hermine, was ist passiert?«

»Wir haben eine kleine Zeitreise gemacht«, flusterte Hermine und befreite Harry in der Dunkelheit von der Kette.»Drei Stunden in die Vergangenheit…«

Harry tastete nach seinem Bein und zwickte es kraftig. Es tat richtig weh, also war er offenbar nicht mitten in einem haarstraubenden Traum.

»Aber -«

»Schh! Hor mal! Da kommt jemand! Ich glaube – ich glaube, das konnten wir sein!«

Hermine druckte ein Ohr an die Schranktur.

»Schritte durch die Halle… ja, ich glaube, das sind wir auf dem Weg zu Hagrid!«

»Willst du mir sagen«, wisperte Harry,»da? wir hier in diesem Schrank sind und gleichzeitig auch da drau?en?«

»Ja«, sagte Hermine, das Ohr immer noch an die Schranktur gepre?t.»Ich bin sicher, da? wir es sind… klingt nicht nach mehr als drei Leuten und wir gehen langsam, weil wir unter dem Tarnumhang stecken -«

Sie verstummte und lauschte gespannt.

»Wir gehen die Treppe runter…«

Hermine setzte sich auf einen umgestulpten Eimer. Die Anspannung stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch Harry mu?te unbedingt ein paar Fragen stellen.

»Wo hast du dieses Ding, dieses Stundenglas her?«

»Es hei?t Zeitumkehrer«, flusterte Hermine,»und ich hab's am ersten Tag nach den Ferien von Professor McGonagall bekommen. Sie lie? mich schworen, da? ich es niemandem sage. Sie mu?te alle moglichen Briefe an das Zaubereiministerium schreiben, damit ich einen kriegen konnte. Sie mu?te ihnen sagen, da? ich eine vorbildliche Schulerin bin und da? ich es niemals fur irgendetwas anderes als meine Schulausbildung benutzen wurde… ich hab den Zeitumkehrer gedreht, damit ich die Stunden noch einmal erlebe, und deshalb habe ich mehrere Facher gleichzeitig belegen konnen, verstehst du jetzt? Aber…

Harry, ich wei? nicht, was Dumbledore meint, was wir tun sollen. Warum hat er gesagt, wir sollen drei Stunden zuruckgehen? Wie soll das Sirius nutzen?«

Harry starrte in ihr sorgenvolles Gesicht.

»Etwas mu? um diese Zeit passiert sein, etwas, das wir andern sollen«, sagte er langsam.»Was ist passiert? Vor drei Stunden gingen wir hinunter zu Hagrid…«

»Das ist jetzt vor drei Stunden und wir gehen gerade hinunter zu Hagrid«, sagte Hermine,»wir haben uns eben gehen horen…«

Harry runzelte die Stirn; er hatte das Gefuhl, vor Anstrengung sein ganzes Hirn zu verknoten.

»Dumbledore hat eben gesagt – eben gesagt, da? wir mehr als ein unschuldiges Leben retten konnten…«Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.»Hermine, wir retten Seidenschnabel!«

»Aber – wie helfen wir damit Sirius?«

»Dumbledore – er hat uns gerade erklart, wo das Fenster ist – das Fenster von Flitwicks Buro! Wo sie Sirius eingeschlossen haben! Wir mussen mit Seidenschnabel zum Fenster fliegen und Sirius retten! Sirius kann mit Seidenschnabel fliehen – sie konnen zusammen entkommen!«

Harry sah Hermines Gesicht nur undeutlich, doch sie schien entsetzt zu sein.

»Wenn wir das schaffen, ohne gesehen zu werden, ware das ein Wunder!«

»Wir mussen es einfach versuchen, oder?«, sagte Harry. Er stand auf und legte ein Ohr an die Tur.

»Hort sich nicht an, als ob jemand da ware… komm, gehen wir…«

Harry druckte die Schranktur auf Die Eingangshalle war menschenleer. So schnell sie konnten, huschten sie aus dem Schrank und die steinernen Stufen hinunter. Schon zogen sich die Schatten in die Lange, und wieder waren die Baumspitzen des Verbotenen Waldes in Gold getaucht.

Hermine warf einen Blick zuruck.»Hoffentlich sieht uns keiner vom Fenster aus«, ziepte sie.

»La? uns rennen«, sagte Harry entschlossen.»Und zwar hinuber zum Wald, einverstanden? Dann verstecken wir uns am besten hinter einem Baum und halten Ausschau.«

»Gut, aber hinter den Gewachshausern lang!«, keuchte Hermine.»Und moglichst weit weg von Hagrids Tur, oder sie sehen uns. Wir sind schon fast bei seiner Hutte!«

Harry, dem immer noch nicht klar war, was sie meinte, lief los und Hermine folgte ihm auf den Fersen. Sie rannten durch die Gemusegarten hinuber zu den Gewachshausern, verpusteten sich in deren Schutz ein wenig, und rannten dann so schnell sie konnten weiter. Sie schlugen einen Bogen um die Peitschende Weide und gelangten schlie?lich zum schutzenden Waldrand…

Im Schatten der Baume verborgen, wandte Harry sich um; Sekunden spater stand Hermine neben ihm und schnappte nach Luft.

»Gut«, japste sie,»wir mussen zu Hagrid hinuberschleichen… halt dich versteckt, Harry…«

Leise und dicht am Waldrand staksten sie im Unterholz voran. Dann, ganz in der Nahe von Hagrids Hutte, horten sie, wie es an der Tur klopfte. Sie versteckten sich rasch hinter dem dicken Stamm einer Eiche und spahten an beiden Seiten hervor. Hagrid erschien in der Tur, zitternd und bleich, und sah sich stirnrunzelnd um. Dann horte Harry seine eigene Stimme.

»Wir sind's. Wir tragen den Tarnumhang. La? uns rein, dann konnen wir ihn ablegen.«

»Ihr hattet nicht kommen sollen!«, flusterte Hagrid. Er trat zuruck, lie? sie ein und schlo? rasch die Tur.

»Das ist das Verruckteste, was wir je getan haben«, sagte Harry begeistert.

»Gehen wir ein Stuck weiter«, flusterte Hermine.»Wir mussen naher an Seidenschnabel heran!«

Sie krauchten zwischen den Baumen durch, bis sie den Hippogreif sahen, der gereizt an seiner Leine zerrte, die Hagrid am Zaun um sein Kurbisbeet befestigt hatte.

»Jetzt?«, flusterte Harry.

»Nein!«, sagte Hermine.»Wenn wir ihn jetzt stehlen, werden die Leute vom Ausschu? denken, Hagrid hatte ihn befreit! Wir mussen warten, bis sie sehen, da? er drau?en angebunden ist!«

»Dann haben wir gerade mal sechzig Sekunden«, sagte Harry. Allmahlich kam ihm das Unternehmen unmoglich vor.

In diesem Moment drang aus Hagrids Hutte das Gerausch von zerbrechendem Porzellan.

»Jetzt hat er gerade den Milchkrug zerlegt«, flusterte Hermine.»Gleich werde ich Kratze finden -«

Und tatsachlich horten sie ein paar Minuten spater ihren uberraschten Aufschrei.

»Hermine«, sagte Harry plotzlich,»wie war's wenn wir – einfach reinrennen und uns Pettigrew schnappen -«

»Nein!«, flusterte Hermine erschrocken.»Begreifst du nicht? Wir brechen gerade eines der wichtigsten Zaubereigesetze! niemand darf die Vergangenheit verandern, absolut niemand! Du hast Dumbledore gehort: wenn wir gesehen werden -«