Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 83

»Da ist Ron!«, sagte Harry plotzlich.

Eine dunkle Gestalt hetzte uber das Gras und ihre Rufe hallten durch die stille Nachtluft.

»La? ihn in Ruhe – hau ab – Kratze, komm hierher -«

Und dann tauchten wie aus dem Nichts zwei weitere Gestalten auf Harry beobachtete, wie er selbst und Hermine Ron hinterherjagten, der jetzt ins Gras hechtete.

»Hab ich dich! Hau ab, du stinkender Kater -«

»Da ist Sirius!«, sagte Harry. Der riesige Hund war zwischen den Wurzeln der Weide hervorgesprungen, sie sahen, wie der schwarze Umri? Harry zu Boden stie? und Ron packte…

»Sieht von hier noch schlimmer aus, nicht wahr?«, sagte Harry und beobachtete, wie der Hund Ron zwischen die Wurzeln zerrte.»Autsch – der Baum hat mir gerade eine verpa?t – und jetzt kriegst du auch eine gewischt – das ist unheimlich -«

Die Peitschende Weide achzte und schlug mit den unteren Zweigen aus; sie sahen sich selbst dabei zu, wie sie immer wieder versuchten den Baum zu uberlisten und an den Stamm zu gelangen. Und dann erstarrte der Baum.

»jetzt hat Krummbein den Knoten gedruckt«, sagte Hermine.

»Und los geht's…«, murmelte Harry.»Wir sind schon drin.«

Kaum waren sie verschwunden, regte sich der Baum wieder. Sekunden spater horten sie ganz in der Nahe Schritte. Dumbledore, Macnair, Fudge und das alte Ausschu?mitglied waren auf dem Ruckweg ins Schlo?.

»Gleich nachdem wir runter in den Tunnel sind!«, sagte Hermine.»Wenn Dumbledore doch blo? mitgekommen ware…«

»Macnair und Fudge waren dann auch gekommen«, sagte Harry bitter.»Und Fudge hatte Macnair auf der Stelle befohlen, Sirius umzubringen, darauf kannst du Gift nehmen…«

Sie sahen den vier Mannern nach, die jetzt die Schlo?treppe hochstiegen und verschwanden. Ein paar Minuten herrschte Stille. Dann -

»Dort kommt Lupin!«, sagte Harry, und sie sahen seine Gestalt die Steinstufen hinunterspringen und auf die Weide zurennen. Harry sah zum Himmel. Der Mond war vollig hinter den Wolken verschwunden.

Sie sahen, wie Lupin einen abgebrochenen Zweig aus dem Gras hob und den Knoten am Baumstamm anstupste. Der Baum horte auf, um sich zu schlagen, und auch Lupin verschwand im Erdloch zwischen den Wurzeln.

»Wenn er nur den Tarnumhang mitgenommen hatte«, sagte Harry.»Der liegt da einfach rum…«

Er drehte sich zu Hermine um.

»Wenn ich kurz ruberrenne und ihn hole, kann ihn Snape nicht mitnehmen und -«

»Harry, niemand darf uns sehen!«

»Wie kannst du das ertragen?«, erwiderte er aufgebracht.»Einfach nur rumzustehen und alles geschehen zu lassen?«Er zogerte.»Ich schnapp mir den Umhang!«

»Harry, nein!«

Hermine packte Harry am Kragen, und keinen Moment zu fruh. In diesem Augenblick horten sie, wie jemand laut anfing zu singen. Es war Hagrid. Leicht schwankend war er auf dem Weg zum Schlo?, schmetterte ein Liedchen und fuchtelte mit einer gro?en Flasche in der Hand durch die Luft.

»Siehst du?«, flusterte Hermine.»Siehst du, was passiert ware? Wir mussen versteckt bleiben! Nein, Seidenschnabel!«

Der Hippogreif machte erneut hektische Anstalten, zu Hagrid zu laufen. Auch Harry packte ihn jetzt wieder an der Leine und hielt ihn muhsam zuruck. Sie sahen Hagrid nach, wie er in gewagten Schlangenlinien den Weg entlang ging und schlie?lich verschwand. Seidenschnabel erlahmte und lie? traurig den Kopf sinken.

Kaum zwei Minuten spater flog das Schlo?portal erneut auf und Snape kam heraus. Mit gro?en Schritten kam er auf die Weide zu.

Vor der Weide hielt er inne und blickte sich um. Harry ballte die Fauste. Snape langte nach dem Tarnurnhang im Gras und hob ihn hoch.

»La? deine dreckigen Finger davon«, knurrte Harry hinter vorgehaltener Hand.

»Schhh!«

Snape nahm den Ast, den schon Lupin benutzt hatte, um den Baum zu lahmen, stupste gegen den Knoten und verschwand dann unter dem Tarnumhang.

»Das war's«, sagte Hermine leise.»Wir sind alle da unten. Und jetzt mussen wir warten, bis wir wieder rauskommen…«

Sie nahm das Ende von Seidenschnabels Leine und wickelte es fest um den nachsten Baum, dann setzte sie sich auf den trockenen Boden und schlang die Arme um die Knie.

»Harry, eins verstehe ich nicht… warum haben die Dementoren Sirius nicht gekriegt? Ich wei? noch, wie sie kamen, und dann bin ich wohl ohnmachtig geworden… es waren so viele…«

Auch Harry setzte sich ins Gras. Er schilderte Hermine, was er gesehen hatte; der Dementor hatte bereits seinen Schlund auf Harrys Mund gesenkt, als ein gro?es wei?es Etwas uber den See galoppiert kam und die Dementoren zum Ruckzug trieb.

Als Harry fertig war, stand Hermines Mund halb offen.

»Aber was war das?«

»Wenn es die Dementoren vertrieben hat, dann kann es nur eins gewesen sein«, sagte Harry.»Ein richtiger Patronus. Ein machtiger.«

»Aber wer hat ihn heraufbeschworen?«

Harry antwortete nicht. Er dachte an die Gestalt, die er auf der anderen Seite des Sees gesehen hatte. Er wu?te schon, an wen er dabei dachte… aber wie konnte das nur moglich sein?

»Hast du nicht gesehen, wie er aussah?«, fragte Hermine begierig.»War es einer der Lehrer?«

»Nein«, sagte Harry.»Es war kein Lehrer.«

»Aber es mu? ein sehr machtiger Zauberer gewesen sein, wenn er all diese Dementoren verjagen konnte… wenn der Patronus so leuchtete, hat er ihn nicht beschienen? Konntest du nicht sehen -?«

»Doch, ich hab ihn gesehen«, sagte Harry langsam.»Aber… vielleicht hab ich's mir nur eingebildet… ich konnte nicht klar denken… gleich danach bin ich ohnmachtig geworden…«

»Wer, glaubst du, war es?«

»Ich glaube -«, Harry schluckte. Er wu?te, wie seltsam dies klingen wurde.»Ich glaube, es war mein Vater.«

Harry blickte auf und sah, da? Hermine den Mund weit aufgerissen hatte. Sie starrte ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Mitleid an.

»Harry, dein Dad ist – nun ja – tot«, sagte sie leise.

»Das wei? ich«, sagte Harry rasch.

»Glaubst du, es war ein Geist?«

»Ich wei? nicht… nein er schien aus Fleisch und Blut…«

»Aber dann -«

»Vielleicht hab ich mir alles nur eingebildet«, sagte Harry.»Aber… was ich gesehen habe… sah wie Dad aus… ich hab Fotos von ihm…«

Hermine sah ihn immer noch an, als machte sie sich Sorgen um seinen Verstand.

»Ich wei?, das klingt verruckt«, sagte Harry mit tonloser Stimme. Er sah sich nach dem Hippogreif um, der gerade den Schnabel in die Erde bohrte und offenbar nach Wurmern suchte. Aber im Grunde sah er Seidenschnabel gar nicht an.

Er dachte uber seinen Vater nach und uber seine drei altesten Freunde… Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone… waren sie alle vier heute Nacht auf dem Gelande? Wurmschwanz war diesen Abend wieder aufgetaucht, wo doch alle gedacht hatten, er sei tot… war es denn unmoglich, da? sein Vater dasselbe getan hatte? Hatte er druben am anderen Ufer wirklich jemanden gesehen? Die Gestalt war zu weit weg und zu verschwommen… doch einen Moment lang war er sich sicher gewesen, bevor er ohnmachtig wurde…

Eine leichte Brise lie? die Blatter uber ihnen rascheln. Hinter den Wolken, die uber den Himmel zogen, kam der Mond zum Vorschein und verschwand wieder. Hermine sa? da, unverwandt auf die Weide blickend, und wartete.

Und dann, endlich, nach uber einer Stunde…

»Da kommen wir!«, flusterte Hermine. Auch Seidenschnabel hob den Kopf Sie sahen Lupin, Ron und Pettigrew muhsam aus dem Erdloch klettern. Dann kam Hermine… dann der bewu?tlose Snape, merkwurdig senkrecht dahinschwebend. Schlie?lich kamen Harry und Black. Sie alle machten sich auf den Weg zum Schlo?.

Harrys Herz begann sehr schnell zu pochen. Er sah zum Himmel. Jeden Moment wurde diese Wolke weiterziehen und der Mond wurde zum Vorschein kommen…

»Harry«, murmelte Hermine, als ob sie genau wu?te, was er dachte,»wir mussen hier bleiben. Wir durfen nicht gesehen werden. Wir konnen nichts tun…«

»Also lassen wir Pettigrew einfach wieder entkommen…«, sagte Harry leise.