Harry Potter und der Orden des Phonix - Rowling Joanne Kathleen. Страница 60

Aber Hermine horte ihm nicht zu; sie blickte vielmehr in die entfernteste Ecke des Raums, wo Fred, George und Lee Jordan im Zentrum einer Reihe von unbedarft aussehenden Erstklasslern sa?en, die alle etwas kauten, das aus einer gro?en Papiertute zu kommen schien, die Fred in den Armen hielt.

»Nein, das tut mir leid, jetzt gehen sie zu weit,«sagte sie, furchterlich wutend aussehend, und stand auf.»Komm schon,

Ron.«

»Ich – was?«fragte Ron, eindeutig auf Zeit spielend.»Nein – komm schon, Hermine – wir konnen ihnen keine Standpauke halten, nur weil sie Su?igkeiten verteilen.«

»Du wei?t ganz genau: das sind Nasenblutnougats oder – oder Kotzpastillen oder -«

»Ohnmachtskekse?«schlug Harry leise vor.

Ein Erstklassler nach dem anderen sackte ohnmachtig auf seinem Platz zusammen, gerade so, als ob ihnen jemand mit einem unsichtbaren Hammer eins uber den Schadel gegeben hatte; einige glitten auf den Boden, andere hingen nur uber den Armlehnen ihrer Stuhle, allen guckte die Zunge aus dem Mund. Die meisten der Zuschauer lachten; Hermine jedoch straffte ihre Schultern und marschierte direkt zu Fred und George, die mit Clipboards in der Hand aufmerksam die bewusstlosen Erstklassler studierten. Ron erhob sich halb aus seinem Sessel, verharrte einen Moment unschlussig in der Luft und murmelte dann zu Harry.»Sie hat es unter Kontrolle,«bevor er, so tief es seine schlaksige Gestalt zulie?, in seinem Stuhl versank.

»Das reicht!«sagte Hermine energisch zu Fred und George, die beide leicht erstaunt aufsahen.

»Ja, das stimmt,«nickte George,»diese Dosierung scheint stark genug zu sein, nicht wahr?«

»Ich habe euch heute Morgen gesagt, da? ihr diesen Mull nicht an Schulern testen konnt!«

»Wir zahlen sie!«sagte Fred entrustet.

»Ist mir egal, das konnte gefahrlich fur sie sein!«

»Unsinn,«sagte Fred.

»Ganz ruhig, Hermine, ihnen geht«s gut!«sagte Lee beruhigend, als er von Erstklassler zu Erstklassler ging und ihnen lila Su?igkeiten in die offenen Munder steckte.

»Ja, schau, sie kommen wieder zu Bewusstsein,«sagte George.

Einige der Erstklassler bewegten sich wirklich. Viele sahen so geschockt aus, als sie sich auf dem Boden liegend oder von den Stuhlen hangend wiederfanden, da? Harry sicher war: Fred und George hatten sie nicht uber die Wirkung der Kekse aufgeklart.

»Alles ok?«fragte George freundlich das kleine dunkelhaarige Madchen, das zu seinen Fu?en lag.

»Ich – ich denke ja,«sagte sie mit zittriger Stimme.

»Hervorragend,«sagte Fred glucklich, aber in der nachsten Sekunde hatte Hermine ihm das Clipboard und die Papiertute mit den Ohnmachtskekse aus den Handen gerissen.

»Nichts ist hervorragend!«

»Naturlich ist es, sie leben noch, siehst du«s nicht?«antwortete Fred wutend…»Das konnt ihr nicht machen, was ware passiert, wenn einer von dem Zeug ernsthaft krank geworden ware?«

»Unsere Sachen machen nicht krank, wir haben sie alle an uns selbst ausprobiert. Wir machen das nur um zu sehen, ob jeder gleich darauf reagiert -«

»Wenn ihr nicht sofort damit aufhort, dann werde ich -«

»Uns nachsitzen lassen?«fragte Fred, in einer wurde-gern-sehen-wie-du-das-versuchst Stimme.

»Uns Strafarbeiten aufgeben?«fragte George grinsend.

Schaulustige im ganzen Raum begannen zu Lachen. Hermine richtete sich zu ihrer vollen Gro?e auf; ihre Augen waren zusammengekniffen und ihre buschigen Haare schienen vor Elektrizitat zu knistern.

»Nein,«sagte sie mit vor Wut zitternder Stimme,»aber ich werde es eurer Mutter schreiben.«

»Wurdest du nicht,«sagte George entsetzt und wich einen Schritt zuruck.

»Doch, wurde ich,«sagte Hermine grimmig.»Ich kann euch nicht davon abhalten, das Zeug selbst zu essen, aber ihr werdet es nicht an Erstklasslern testen.«

Fred und George sahen wie vom Donner geruhrt aus. Es war klar, da? ihrer Meinung nach Hermines Drohung unter die Gurtellinie ging. Hermine warf den Zwillingen einen letzten drohenden Blick zu, druckte Fred Clipboard und Papiertute wieder in die Hand und stolzierte zuruck zu ihrem Stuhl am Feuer.

Ron war mittlerweile so tief in seinem Stuhl versunken, da? sich seine Nase ungefahr auf Kniehohe befand.

»Danke fur Deine Unterstutzung, Ron,«sagte Hermine bissig.

»Das hast Du prima selbst hinbekommen,«murmelte Ron.

Hermine starrte einige Sekunden auf ihre leere Pergamentrolle und sagte dann gereizt,»Ach, es hat keinen Zweck, ich kann mich nicht konzentrieren. Ich gehe ins Bett.«

Sie riss ihre Tasche auf; Harry dachte, sie wollte ihre Bucher wegpacken, an Stelle dessen zog sie jedoch zwei unformige Objekte aus Wolle hervor, legte sie sorgfaltig auf einen Tisch beim Kamin, bedeckte sie mit ein paar zusammengeknullten Pergamentrollen und einer zerbrochenen Schreibfeder und ging ein Stuck zuruck, um ihr Werk zu begutachten.

»Was in Merlins Namen machst du?«fragte Ron und schaute sie an, als ob er um ihren Verstand furchtete.

»Das sind Kappen fur Hauselfen,«sagte sie forsch und stopfte jetzt ihre Bucher in die Tasche.»Ich habe sie wahrend der Sommerferien gemacht. Ohne Zaubern bin ich sehr langsam, aber jetzt, wo ich zuruck in Hogwarts bin, kann ich bestimmt viel mehr davon stricken.«

»Du lasst sie hier liegen fur die Hauselfen?«fragte Ron langsam.»Und Du bedeckst sie zuerst mit Abfall?«

»Ja,«sagte Hermine aufsassig und schwang die Tasche auf ihren Rucken.

»Das lauft hier nicht,«sagte Ron wutend.»Du versuchst, sie durch einen Trick dazu zu bringen, die Kappen zu nehmen.

Du befreist sie, selbst wenn sie gar nicht frei sein wollen.«

»Naturlich wollen sie frei sein!«sagte Hermine sofort, errotete jedoch.»Wage es nicht, diese Kappen anzuruhren,

Ron!«

Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging. Ron wartete, bis sie hinter der Tur zum Madchenschlafsaal verschwunden war, dann entfernte er den Abfall von den Wollkappen.

»Sie sollten wenigstens sehen, was sie aufheben,«sagte er entschieden.»Wie auch immer…,«er rollte das Pergament zusammen auf dem er den Titel des Aufsatzes fur Snape geschrieben hatte,»es hat keinen Sinn zu versuchen es jetzt zu Ende zu bringen, ich kann es nicht ohne Hermine. Ich habe keinen blassen Schimmer davon, was man mit Mondsteinen machen kann, Du vielleicht?.«

Harry schuttelte den Kopf, wobei ihm auffiel das seine rechte Schlafe dadurch nur noch mehr schmerzte. Unter scharf stechenden Schmerzen, dachte er an den langen Aufsatz uber die Gigantenkriege. Er wu?te, er wurde es am nachsten morgen bedauern, wenn er seine Hausaufgaben heute nacht nicht schaffte, packte aber seine Bucher zuruck in seine Tasche.

»Ich gehe auch ins Bett.«.Auf seinem Weg zur Tur zum Schlafsaal kam er an Seamus vorbei, aber er sah nicht zu ihm hin. Harry hatte den fluchtigen Eindruck, als ob Seamus seinen Mund geoffnet hatte, um etwas zu sagen, aber er ging schneller und erreichte die friedliche Ruhe an der steinernden Wendeltreppe ohne noch mehr Provokationen ertragen zu mussen.

Der folgende Tag brach genauso bleiern und regnerisch an, wie der vorherige. Beim Fruhstuck war Hagrid immer noch nicht am Lehrertisch.

»Erfreulich immerhin, heute kein Snape,«sagte Ron angeregt. Hermine gahnte ausgiebig und go? sich etwas Kaffee ein. Sie sah leicht erfreut aus uber irgend etwas, und als Ron sie fragte, was es war, sagte sie einfach,»Die Mutzen sind weg. Es scheint, die Hauselfen wollen doch die Freiheit.«

»Darauf wurde ich nicht wetten,«sagte Ron spitz zu ihr.»Vielleicht gehen sie gar nicht als Kleidung durch. Fur mich sahen sie uberhaupt nicht aus wie Mutzen, eher wie Blasen aus Wolle.«

Hermine sprach den ganzen morgen nicht mit ihm.

Auf eine Doppelstunde Zauberspruche folgte einer Doppelstunde Verwandlung.

Professor Flitwick und Professor McGonagall verwendeten beide die ersten funfzehn Minuten darauf, der Klasse einen Vortrag uber die Wichtigkeit der ZAGs zu halten.

»Woran sie immer denken mussen,«sagte der kleine Professor Flitwick piepsig, wie immer auf einem Haufen Bucher hockend, um uber den Schreibtisch gucken zu konnen,«ist, das diese Abschlussprufungen ihre Zukunft fur viele Jahre beeinflussen konnen! Wenn Sie sich bis jetzt noch keine ernsthaften Gedanken uber Ihren Werdegang gemacht haben, jetzt ist die Zeit dafur gekommen. Und in der Zwischenzeit, befurchte ich, werden wir harter arbeiten mussen, als je zuvor, um sicher zu gehen, das sie alle sich selbst gerecht werden!«