Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen. Страница 36
Madam Hooch kam auf sie zugeschritten. Hinter ihr sah Harry die Slytherin-Mannschaft johlend in seine Richtung deuten.
»Hort mal zu«, sagte Harry, wahrend Madam Hooch naher kam,»wenn ihr beide die ganze Zeit um mich herumfliegt, kann ich den Schnatz nur kriegen, wenn er mir den Armel hochsaust«, sagte Harry.»Geht zuruck zu den anderen und la?t mich mit dem Kerlchen alleine fertig werden.«
»Sei doch nicht blod«, sagte Fred,»er schie?t dir den Kopf ab.«
Wood blickte abwechselnd Harry und die Weasleys an.
»Oliver, das ist verruckt«, sagte Alicia Spinnet wutend,»ihr konnt Harry mit dem Ding nicht alleine lassen: Wir brauchen eine Untersuchung!«
»Wenn wir jetzt aufhoren, mussen wir das Spiel abschreiben«, sagte Harry,»und nur wegen eines durchgedrehten Klatschers wollen wir doch nicht gegen die Slytherins verlieren! Komm schon, Oliver, sag ihnen, da? sie mich allein lassen sollen«
»Das ist alles deine Schuld«, sagte George wutentbrannt zu Wood,»>hol den Schnatz oder stirb bei dem Versuch< – das war saudumm von dir, ihm das zu sagen.«
Madam Hooch war jetzt bei ihnen.
»Bereit, wieder zu spielen?«, fragte sie Wood.
Wood sah den entschlossenen Ausdruck auf Harrys Gesicht.
»Alles klar«, sagte er.»Fred und George, ihr habt Harry gehort – er will es mit dem Klatscher alleine aufnehmen.«
Es regnete jetzt starker. Auf Madam Hoochs Pfiff hin stie? sich Harry mit aller Kraft vom Boden ab und schon horte er den Klatscher Unheil verkundend hinter sich herzischen. Harry stieg immer hoher. Er zog weite Schlaufen und legte Loopings ein, flog Spiralen und im Zickzack und rollte sich seitlich weg; ihm war leicht schwindlig, dennoch hielt der die Augen weit geoffnet; der Regen klatschte gegen seine Brille und lief ihm die Nase hoch, wahrend er sich vom Besen hangen lie?, um einem weiteren tuckischen Angriff des Klatschers auszuweichen. Er konnte einige Zuschauer lachen horen, und ihm war klar, da? er albern aussehen mu?te, doch der Klatscher war schwer und konnte die Richtung nicht so schnell andern wie Harry. Er legte eine Achterbahnfahrt hin, flog um das Stadion herum und linste durch die silbernen Regenschleier hinuber zu den Torpfosten der Slytherins, wo Adrian Pucey versuchte an Wood vorbeizukommen -
Ein Pfeifen in Harrys Ohr sagte ihm, da? der Klatscher ihn eben wieder knapp verfehlt hatte; er legte sich in die Kurve und rauschte in die andere Richtung davon.
»Trainierst du furs Ballett, Potter?«, rief Malfoy, als Harry mitten in der Luft einen albernen Tanz auffuhren mu?te, um dem Klatscher zu entgehen. Er schaffte es jedoch, ein paar Meter zwischen sich und dem Klatscher zu gewinnen; und dann, als er voller Ha? auf Malfoy zuruckblickte, sah er ihn – den Goldenen Schnatz. Er schwebte ein paar Zentimeter uber Malfoys linkem Ohr. Und Malfoy, ganz damit beschaftigt, Harry auszulachen, hatte ihn nicht bemerkt.
Einen qualenden Moment lang schwebte Harry mitten in der Luft und wagte es nicht, auf Malfoy loszurasen, aus Furcht, er wurde hochschauen und den Schnatz bemerken.
WAMM.
Eine Sekunde zu lange hatte er angehalten. Der Klatscher hatte schlie?lich doch noch getroffen. Er war gegen seinen Ellbogen geknallt, und Harry spurte, da? sein Arm gebrochen war. Mit getrubtem Blick und betaubt von dem stechenden Schmerz glitt er auf seinem regennassen Besen zur Seite und lie? sich mit geknicktem Knie von seinem Besenstiel hangen, der rechte Arm pendelte nutzlos an seiner Seite. Der Klatscher kam fur einen zweiten Angriff zuruckgeschossen und diesmal zielte er auf sein Gesicht. Harry kurvte ihm aus dem Weg. Nur noch einen einzigen Gedanken hielt er in seinem betaubten Kopf fest: Schaff es noch zu Malfoy.
Durch den Schleier aus Regen und Schmerz tauchte er zu dem schimmernden, grinsenden Gesicht unter sich ab und sah Malfoy die Augen vor Angst aufrei?en: er dachte, Harry wurde ihn angreifen.
»Was zum -«, keuchte er und jagte vor Harry davon.
Harry nahm seine gesunde Hand vom Besen und griff blitzartig zu; er spurte, wie sie sich um den kalten Schnatz zusammenballte, doch nun hing er nur noch mit den Beinen am Besen. Verzweifelt bemuht, nicht ohnmachtig zu werden, scho? er auf den Boden zu. Die Zuschauer schrien auf,
Schlamm spritzte auf, als er unten aufschlug und sich vom Besen rollte. Sein Arm hing in einem sehr merkwurdigen Winkel an ihm herab: von Schmerzen geschuttelt horte er wie aus weiter Ferne vielstimmiges Pfeifen und Rufen. Er achtete nur noch auf den Schnatz in seiner gesunden Hand.
»Aha«, nuschelte er,»wir haben gewonnen.«
Und dann wurde es schwarz um ihn.
Als er wieder zu sich kam, lag er immer noch auf dem Feld. Regen trommelte auf sein Gesicht und jemand beugte sich uber ihn. Er sah Zahne glitzern.
»O nein, nicht der«, stohnte Harry.
»Wei? nicht, was er sagt«, verkundete Lockhart mit lauter Stimme der gespannten Schar von Gryffindors, die sich um sie drangten.»Keine Sorge, Harry. Ich richte das mit Ihrem Arm.«
»Nein!«, schrie Harry,»ich behalt ihn so, wie er ist, danke…«
Er versuchte sich aufzurichten, doch der stechende Schmerz lie? ihn wieder zurucksinken. Da horte er ein vertrautes Klicken in der Nahe.
»Davon will ich kein Foto, Colin«, sagte er laut.
»Legen Sie sich wieder hin, Harry«, sagte Lockhart besanftigend,»das ist ein einfacher Zauber, den ich unzahlige Male durchgefuhrt habe -«
»Warum kann ich nicht einfach hinuber in den Krankenflugel?«, sagte Harry mit zusammengebissenen Zahnen.
»Das sollte er tatsachlich, Professor«, sagte der schlammbespritzte Wood, der nicht umhinkonnte zu grinsen, obwohl sein Sucher verletzt war.»Gro?er Fang, Harry, wirklich hervorragend, dein bester, wurd ich sagen -«
Durch das Beingewimmel um ihn her erkannte Harry Fred und George Weasley, die den besessenen Klatscher mit Muhe und Not in einer Kiste verstauten. Er lieferte ihnen immer noch einen verbissenen Kampf,
»Zurucktreten«, sagte Lockhart und rollte seine jadegrunen Armel hoch.
»Nein – nicht -«, sagte Harry matt, doch Lockhart fuchtelte schon mit seinem Zauberstab herum und richtete ihn jetzt direkt auf Harrys Arm.
An Harrys Schulter begann sich ein merkwurdiges und unangenehmes Gefuhl auszubreiten, das sich bis in die Fingerspitzen zog: es war, als wurde sein Arm ausgepumpt. Er wagte nicht hinzusehen, hielt die Augen geschlossen und das Gesicht vom Arm abgewandt. Und seine schlimmsten Befurchtungen bewahrheiteten sich, als sie uber ihm die Munder aufrissen und Colin Creevey wie verruckt zu knipsen begann. Sein Arm tat nicht mehr weh, aber er fuhlte sich auch nicht mehr an wie ein Arm.
»Tja«, sagte Lockhart.»Tja. Nun, das kann schon mal passieren. Entscheidend jedoch ist, da? die Knochen nicht mehr gebrochen sind. Das mu? man sich merken. So, Harry, dann trollen Sie sich mal hoch zum Krankenflugel – ahm, Mr Weasley, Miss Granger, wurden Sie ihn begleiten? Madam Pomfrey wird ihn dann schon – ahem – ein wenig zusammenflicken.«
Harry richtete sich auf, Er fuhlte sich merkwurdig seitlastig. Er holte tief Luft und blickte an seiner rechten Schulter hinunter. Und was er da sah, lie? ihn beinahe wieder ohnmachtig werden.
Unter seinem Umhang lugte etwas hervor, das aussah wie ein dicker, fleischfarbener Gummihandschuh. Er versuchte die Finger zu bewegen. Nichts passierte.
Lockhart hatte Harrys Knochen nicht repariert. Er hatte sie zum Verschwinden gebracht.
Madam Pomfrey war alles andere als erfreut.
»Sie hatten gleich zu mir kommen sollen!«, tobte sie und hielt den traurigen lahmen Uberrest dessen in die Hohe, was vor einer halben Stunde noch ein gesunder Arm gewesen war.»Ich kann Knochen in einer Sekunde wieder heilen – aber neu wachsen lassen -«
»Das werden Sie doch schaffen, nicht wahr?«, sagte Harry verzweifelt.
»Ich werde es schaffen, selbstverstandlich, aber es wird schmerzhaft sein«, sagte Madam Pomfrey grimmig und warf Harry einen Schlafanzug aufs Bett.»Sie werden die Nacht Ober hier bleiben mussen…«