Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen. Страница 37
Hermine wartete vor dem Vorhang um Harrys Bett, wahrend Ron ihm in den Schlafanzug half Es dauerte eine Weile, bis der gummiartige, knochenlose Arm in einen Armel gestopft war.
»Wie kannst du jetzt noch zu Lockhart halten, Hermine?«, rief Ron durch den Vorhang, wahrend er Harrys lasche Finger durch den Armelaufschlag zog.»Wenn Harry eine Entknochung gewollt hatte, dann hatte er danach gefragt.«
»Jeder kann mal einen Fehler machen«, sagte Hermine.»Und es tut nicht mehr weh, oder, Harry?«
»Nein«, sagte Harry und stieg ins Bett.»Aber ansonsten tut sich auch nichts mehr.«
Mit ziellos umherflatterndem Arm schwang er sich aufs Bett.
Hermine und Madam Pomfrey kamen jetzt um den Vorhang herum. Madam Pomfrey hielt eine gro?e Flasche in der Hand, auf deren Etikett es hie?:»Skele-Wachs«.
»Du hast eine schwere Nacht vor dir«, sagte sie, schenkte einen Becher mit der dampfenden Flussigkeit voll und reichte ihn Harry.»Knochen nachwachsen lassen ist eine scheu?liche Sache.«
Scheu?lich war auch das Skele-Wachs. Es verbrannte Harry Mund und Rachen und lie? ihn husten und prusten. Und wahrend Madam Pomfrey noch uber gefahrliche Sportarten und unfahige Lehrer schimpfte, zog sie sich zuruck und uberlie? es Ron und Hermine, Harry zu helfen, etwas Wasser hinunterzuwurgen.
»Immerhin haben wir gewonnen«, sagte Ron, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.»Das war ein toller Fang von dir. Du hattest Malfoys Gesicht sehen sollen… er sah aus, als wollte er dich umbringen…«
»Ich mochte wissen, wie er diesen Klatscher verhext hat«, sagte Hermine mit dusterer Stimme.
»Das konnen wir auf die Liste der Fragen setzen, die wir ihm stellen, wenn wir den Vielsaft-Trank eingenommen haben«, sagte Harry und lie? sich auf die Kissen zurucksinken.»Ich hoffe, er schmeckt besser als dieses Zeugs…«
»Wenn Stuckchen von Slytherins drin sind? Du machst wohl Witze«, sagte Ron.
In diesem Augenblick ging die Tur des Krankenzimmers auf Schmutzig und durchna?t sturmten die anderen aus der Gryffindor-Mannschaft herein und scharten sich um Harrys Bett.
»Unglaubliche Fliegerei, Harry«, sagte George,»ich hab gerade gesehen, wie Marcus Flint Malfoy fertig gemacht hat. Von wegen den Schnatz direkt uber dem Kopf haben und nichts bemerken. Malfoy guckte nicht besonders glucklich aus der Wasche.«
Sie hatten Kuchen, Su?igkeiten und Flaschen mit Kurbissaft gekauft und machten sich gerade warm fur eine viel versprechende Party um Harrys Bett, als Madam Pomfrey herbeigesturmt kam:»Dieser Junge braucht Ruhe, schlie?lich mussen dreiunddrei?ig Knochen nachwachsen! Raus! RAUS«
Und sie lie?en Harry allein, mit nichts, was ihn von dem stechenden Schmerz in seinem lahmen Arm hatte ablenken konnen. Viele Stunden spater erwachte Harry jah in rabenschwarzer Nacht und stie? einen kleinen Schmerzensschrei aus: sein Arm fuhlte sich jetzt an, als sei er voll gro?er Splitter. Eine Sekunde lang dachte er, das sei es, was ihn aufgeweckt habe. Dann, mit einem Schauder des Entsetzens, erkannte er, da? jemand in der Dunkelheit seine Stirn abtupfte.
»Hau ab«, sagte er laut, und dann:»Dobby!«
Die glubschigen Tennisballaugen des Hauselfen spahten Harry durch die Dunkelheit an. Eine einsame Trane lief an seiner langen, spitzen Nase herab.
»Harry Potter ist in die Schule zuruckgekehrt«, flusterte er niedergeschlagen.»Dobby hat Harry Potter immer wieder gewarnt. O Sir, warum haben Sie Dobby nicht geglaubt? Warum ist Harry Potter nicht nach Hause zuruckgefahren, als er den Zug verpa?t hat?«
Harry richtete sich muhsam auf und schob Dobbys Taschentuch weg.
»Was machst du hier?«, sagte er.»Und woher wei?t du, da? ich den Zug verpa?t habe?«
Dobbys Lippen erzitterten und Harry kam plotzlich ein furchtbarer Verdacht.
»Du warst es!«, sagte er langsam,»du hast verhindert, da? die Absperrung uns durchlie?!«
»In der Tat, Sir«, sagte Dobby und nickte lebhaft und ohrenflatternd mit dem Kopf,»Dobby hat sich versteckt und nach Harry Potter Ausschau gehalten und den Durchgang verschlossen, ja, und danach mu?te Dobby seine Hande schienen -«er zeigte Harry zehn lange verbundene Finger»- aber Dobby war es egal, Sir, denn er glaubte, Harry Potter sei sicher, und er hat sich nie traumen lassen, da? Harry Potter auf einem anderen Weg zur Schule kommen wurde«
Er schuttelte den ha?lichen Kopf und wiegte vor und zuruck.
»Dobby war so entsetzt, als er horte, da? Harry Potter zuruck in Hogwarts war, da? er das Essen seines Herrn anbrennen lie?! Eine solche Tracht Prugel hat Dobby noch nie bekommen, Sir…«
Harry lie? sich auf die Kissen zuruckfallen.
»Wegen dir sind Ron und ich fast rausgeworfen worden«, sagte er grimmig.»Du verschwindest besser, bevor meine Knochen zuruckkommen, Dobby, oder ich erwurge dich noch.«
Dobby lachelte matt.
»Dobby ist an Todesdrohungen gewohnt, Sir. Zu Hause kriegt er sie funfmal am Tag.«
Er schneuzte sich in eine Ecke des schmutzigen Kissenbezugs, den er trug, und sah dabei so Mitleid erregend aus, da? Harry seinen Zorn widerwillig schwinden spurte.
»Warum tragst du dieses Ding, Dobby?«, fragte er neugierig.
»Das, Sir?«, sagte Dobby und zupfte an seinem Kissenbezug herum.»Das ist ein Zeichen fur den Sklavenstand des Hauselfen, Sir. Dobby kann nur freikommen, wenn seine Gebieter ihm Kleider schenken, Sir. Die Familie achtet aber darauf, Dobby nicht einmal eine Socke zu geben, Sir, denn dann ware er frei, ihr Haus fur immer zu verlassen.«
Dobby wischte sich die hervorquellenden Augen und sagte plotzlich:»Harry Potter mu? nach Hause gehen! Dobby dachte, sein Klatscher wurde reichen, um ihn -«
»Dein Klatscher?«, fragte Harry, und wieder kochte blanke Wut in ihm hoch.»Was meinst du, dein Klatscher? Du steckst dahinter, da? mich dieses verdammte Ding umbringen wollte?«
»Nicht umbringen, Sir, niemals!«, sagte Dobby schockiert,»Dobby will Harry Potters Leben retten! Besser nach Hause geschickt, schlimm verletzt, als hier bleiben, Sir! Dobby wollte nur, da? Harry Potter so verletzt wird, da? sie ihn nach Hause schicken!«
»oh, ist das alles?«, sagte Harry schnaubend.»Ich nehm nicht an, da? du mir sagen wirst, warum du willst, da? ich in Stucke zerlegt nach Hause geschickt werde?«
»Ah, wenn Harry Potter nur wusste«, stohnte Dobby, und noch mehr Tranen tropften auf seinen schmuddeligen Kissenbezug.»Wenn er nur wusste, was er uns bedeutet, den Niederen, den Versklavten, dem Abschaum der Zaubererwelt! Dobby erinnert sich noch, wie es war, als jener, dessen Name nicht genannt werden darf, auf der Hohe seiner Macht war, Sir! Wir Hauselfen wurden wie Ungeziefer behandelt, Sir! Naturlich wird Dobby immer noch so behandelt, Sir«, gab er zu und trocknete sich das Gesicht am Kissenbezug.»Aber insgesamt, Sir, hat sich das Leben fur unsereins verbessert, seit Sie uber jenen, dessen Name nicht genannt werden darf, triumphiert haben. Harry Potter hat uberlebt, und die Macht des Dunklen Lords wurde gebrochen und ein neuer Morgen brach an, Sir, und Harry Potter strahlte wie ein Leuchtturm der Hoffnung fur jene von uns, die dachten, die dunklen Tage wurden nie enden, Sir… und jetzt, in Hogwarts, werden schreckliche Dinge geschehen, und geschehen vielleicht jetzt schon, und Dobby kann Harry Potter nicht hier lassen, nun, da die Geschichte sich wiederholen wird, nun, da die Kammer des Schreckens wieder geoffnet ist -«
Dobby erstarrte. Vom Grauen gepackt, griff er sich Harrys Wasserkrug vom Nachttisch, schlug ihn gegen seinen Kopf und sturzte hintuber. Gleich darauf krabbelte er zuruck aufs Bett und brummelte mit schielendem Blick:»Boser Dobby, sehr boser Dobby…«s
»Also gibt es tatsachlich eine Kammer des Schreckens?«, flusterte Harry,»und – hast du gesagt, sie wurde schon einmal geoffnet? Erzahl's mir, Dobby!«
Dobbys Hand wanderte langsam wieder zum Wasserkrug hinuber und Harry packte sein mageres Handgelenk.»Aber ich stamme nicht aus einer Muggelfamilie, wie kann mir dann Gefahr aus der Kammer drohen?«