Сиддхартха (На немецком языке) - Гессе Герман. Страница 19
Siddhartha sprach mit EntzXcken, tief hatte diese Erleuchtung ihn beglXckt. Oh, war denn nicht alles Leiden Zeit, war nicht alles SichquXlen und SichfXrchten Zeit, war nicht alles Schwere, alles Feindliche in der Welt weg und Xberwunden, sobald man die Zeit Xberwunden hatte, sobald man die Zeit wegdenken konnte? EntzXckt hatte er gesprochen, Vasudeva aber lXchelte ihn strahlend an und nickte BestXtigung, schweigend nickte er, strich mit der Hand Xber Siddharthas Schulter, wandte sich zu seiner Arbeit zurXck.
Und wieder einmal, als eben der Fluss in der Regenzeit geschwollen war und mXchtig rauschte, da sagte Siddhartha: "Nicht wahr, o Freund, der Fluss hat viele Stimmen, sehr viele Stimmen? Hat er nicht die Stimme eines KXnigs, und eines Kriegers, und eines Stieres, und eines NachtvogeIs, und einer GebXrenden, und eines Seufzenden, und noch tausend andere Stimmen?"
"Es ist so," nickte Vasudeva, "alle Stimmen der GeschXpfe sind in seiner Stimme."
"Und weiXt du," fuhr Siddhartha fort, "welches Wort er spricht, wenn es dir gelingt, alle seine zehntausend Stimmen zugleich zu hXren?"
GlXcklich lachte Vasudevas Gesicht, er neigte sich gegen Siddhartha und sprach ihm das heilige Om ins Ohr. Und eben dies war es, was auch Siddhartha gehXrt hatte.
Und von Mal zu Mal ward sein LXcheln dem des FXhrmanns Xhnlicher, ward beinahe ebenso strahlend, beinahe ebenso von GlXck durchglXnzt, ebenso aus tausend kleinen Falten leuchtend, ebenso kindlich, ebenso greisenhaft. Viele Reisende, wenn sie die beiden FXhrmXnner sahen, hielten sie fXr BrXder. Oft saXen sie am Abend gemeinsam beim Ufer auf dem Baumstamm, schwiegen und hXrten beide dem Wasser zu, welches fXr sie kein Wasser war, sondern die Stimme des Lebens, die Stimme des Seienden, des ewig Werdenden. Und es geschah zuweilen, dass beide beim AnhXren des Flusses an dieselben Dinge dachten, an ein GesprXch von vorgestern, an einen ihrer Reisenden, dessen Gesicht und Schicksal sie beschXftigte, an den Tod, an ihre Kindheit, und dass sie beide im selben Augenblick, wenn der Fluss ihnen etwas Gutes gesagt hatte, einander anblickten, beide genau dasselbe denkend, beide beglXckt Xber dieselbe Antwort auf dieselbe Frage.
Es ging von der FXhre und von den beiden FXhrleuten etwas aus, das manche von den Reisenden spXrten. Es geschah zuweilen, dass ein Reisender, nachdem er in das Gesicht eines der FXhrmXnner geblickt hatte, sein Leben zu erzXhlen begann, Leid erzXhlte, BXses bekannte, Trost und Rat erbat. Es geschah zuweilen, dass einer um Erlaubnis bat, einen Abend bei ihnen zu verweilen, um dem Flusse zuzuhXren. Es geschah auch, dass Neugierige kamen, welchen erzXhlt worden war, an dieser FXhre lebten zwei Weise, oder Zauberer, oder Heilige. Die Neugierigen stellten viele Fragen, aber sie bekamen keine Antworten, und sie fanden weder Zauberer noch Weise, sie fanden nur zwei alte freundliche MXnnlein, welche stumm zu sein und etwas sonderbar und verblXdet schienen. Und die Neugierigen lachten, und unterhielten sich darXber, wie tXricht und leichtglXubig doch das Volk solche leere GerXchte verbreite.
Die Jahre gingen hin und keiner zXhlte sie. Da kamen einst MXnche gepilgert, AnhXnger des Gotama, des Buddha, welche baten, sie Xber den Fluss zu setzen, und von ihnen erfuhren die FXhrmXnner, dass sie eiligst zu ihrem groXen Lehrer zurXck wanderten, denn es habe sich die Nachricht verbreitet, der Erhabene sei todkrank und werde bald seinen letzten Menschentod sterben, um zur ErlXsung einzugehen. Nicht lange, so kam eine neue Schar MXnche gepilgert, und wieder eine, und sowohl die MXnche wie die meisten der Xbrigen Reisenden und Wanderer sprachen von nichts anderem als von Gotama und seinem nahen Tode. Und wie zu einem Kriegszug oder zur KrXnung eines KXnigs von Xberall und allen Seiten her die Menschen strXmen und sich gleich Ameisen in Scharen sammeln, so strXmten sie, wie von einem Zauber gezogen, dahin, wo der groXe Buddha seinen Tod erwartete, wo das Ungeheure geschehen und der groXe Vollendete eines Weltalters zur Herrlichkeit eingehen sollte.
Viel gedachte Siddhartha in dieser Zeit des sterbenden Weisen, des groXen Lehrers, dessen Stimme VXlker ermahnt und Hunderttausende erweckt hatte, dessen Stimme auch er einst vernommen, dessen heiliges Antlitz auch er einst mit Ehrfurcht geschaut hatte. Freundlich gedachte er seiner, sah seinen Weg der Vollendung vor Augen, und erinnerte sich mit LXcheln der Worte, welche er einst als junger Mann an ihn, den Erhabenen, gerichtet hatte. Es waren, so schien ihm, stolze und altkluge Worte gewesen, lXchelnd erinnerte er sich ihrer. LXngst wusste er sich nicht mehr von Gotama getrennt, dessen Lehre er doch nicht hatte annehmen kXnnen. Nein, keine Lehre konnte ein wahrhaft Suchender annehmen, einer, der wahrhaft finden wollte. Der aber, der gefunden hat, der konnte jede, jede Lehre gutheiXen, jeden Weg, jedes Ziel, ihn trennte nichts mehr von all den tausend anderen, welche im Ewigen lebten, welche das GXttliche atmeten.
An einem dieser Tage, da so viele zum sterbenden Buddha pilgerten, pilgerte zu ihm auch Kamala, einst die schXnste der Kurtisanen. LXngst hatte sie sich aus ihrem vorigen Leben zurXckgezogen, hatte ihren Garten den MXnchen Gotamas geschenkt, hatte ihre Zuflucht zur Lehre genommen, gehXrte zu den Freundinnen und WohltXterinnen der Pilgernden. Zusammen mit dem Knaben Siddhartha, ihrem Sohne, hatte sie auf die Nachricht vom nahen Tode Gotamas hin sich auf den Weg gemacht, in einfachem Kleide, zu Fuss. Mit ihrem SXhnlein war sie am Flusse unterwegs; der Knabe aber war bald ermXdet, begehrte nach Hause zurXck, begehrte zu rasten, begehrte zu essen, wurde trotzig und weinerlich.
Kamala musste hXufig mit ihm rasten, er war gewohnt, seinen Willen gegen sie zu behaupten, sie musste ihn fXttern, musste ihn trXsten, musste ihn schelten. Er begriff nicht, warum er mit seiner Mutter diese mXhsame und traurige Pilgerschaft habe antreten mXssen, an einen unbekannten Ort, zu einem fremden Manne, welcher heilig war und welcher im Sterben lag. Mochte er sterben, was ging dies den Knaben an?
Die Pilgernden waren nicht mehr ferne von Vasudevas FXhre, als der kleine Siddhartha abermals seine Mutter zu einer Rast nXtigte. Auch sie selbst, Kamala, war ermXdet, und wXhrend der Knabe an einer Banane kaute, kauerte sie sich am Boden nieder, schloss ein wenig die Augen und ruhte. PlXtzlich aber stieX sie einen klagenden Schrei aus, der Knabe sah sie erschrocken an und sah ihr Gesicht von Entsetzen gebleicht, und unter ihrem Kleide hervor entwich eine kleine schwarze Schlange, von welcher Kamala gebissen war.
Eilig liefen sie nun beide des Weges, um zu Menschen zu kommen, und kamen bis in die NXhe der FXhre, dort sank Kamala zusammen, und vermochte nicht weiter zu gehen. Der Knabe aber erhob ein klXgliches Geschrei, dazwischen kXsste und umhalste er seine Mutter, und auch sie stimmte in seine lauten Hilferufe ein, bis die TXne Vasudevas Ohr erreichten, der bei der FXhre stand. Schnell kam er gegangen, nahm die Frau auf die Arme, trug sie ins Boot, der Knabe lief mit, und bald kamen sie alle in der HXtte an, wo Siddhartha am Herde stand und eben Feuer machte. Er blickte auf und sah zuerst das Gesicht des Knaben, das ihn wunderlich erinnerte, an Vergessenes mahnte. Dann sah er Kamala, die er alsbald erkannte, obwohl sie besinnungslos im Arm des FXhrmanns lag, und nun wusste er, dass es sein eigner Sohn sei, dessen Gesicht ihn so sehr gemahnt hatte, und das Herz bewegte sich in seiner Brust.
Kamalas Wunde wurde gewaschen, war aber schon schwarz und ihr Leib angeschwollen, ein Heiltrank wurde ihr eingeflXsst. Ihr Bewusstsein kehrte zurXck, sie lag auf Siddharthas Lager in der HXtte, und Xber sie gebeugt stand Siddhartha, der sie einst so sehr geliebt hatte. Es schien ihr ein Traum zu sein, lXchelnd blickte sie in ihres Freundes Gesicht, nur langsam erkannte sie ihre Lage, erinnerte sich des Bisses, rief Xngstlich nach dem Knaben.