Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 59
Tagebuch des Krieges der Russen und Polen 1654–1664
(1r) Anno 1654
Den 4. Augusti brach Knias Jacob Tzerkaskij mit seiner auch allen ihm conjugirten Armeen von Kopise, den Trubetzkoy allda verlassend, auff, ging unter Orsza über den Dnieper und lagerte sich auff der andern Seite nach Dubrowna hin. Die Russen öffneten die Gewölbe, so in Orsza bey den Klöstern waren, wurffen die Leichen aus den Särgleien, und legten die ihrigen, so unter Sklow in der Rencontre geblieben waren, darin, und schikten selbige weg nach Moskow, daß sie allda begraben würden.
Den 5. Augusti ward von Ihro Czar. Maytt., die mit der Hauptarmee unter Smolensk in einem festen Lager auf Dewitza Gora stunden und selbige Festung bloquiret hielten, Befehl gebracht, daß der Tzerkaskij mit seiner auch ihm conjugirten Armee unter die Festung Dubrowna rüken, von ihren Völkern aber 6.000 der besten wohlberittenen Leüthe auslesen und zu Trubetzkoy hinüber (welcher den flüchtigen General Radziwil zu verfolgen commandiret war), senden solte.
Den 13. Augusti wurden die polnische Gefangene von des Bojaren Wasiley Piotrowitz Scheremetew Armee, der unter Polotzk stand, zur Hauptarmee unter Smolensk eingebracht. Unter den (1v) Gefangenen war der vornehmste Piotr Biganskij, Podkomorzy Polotzkij, welcher im Treffen unter Gluboka gefangen war.
Den 14. Augusti kahmen von dem Zolotorenko 1.000 Pferde Kosaken unter Smolensk zur Armee und wurden mit grosser Freude entfangen.
Von dem 15. gegen den 16. Augusti in der Nacht attaquirte der Feind die Festung Smolensk mit einem Hauptsturm.
Den 16. Augusti, nachdem der Sturm mit grossem Verlust des Feindes, von dem über 6.000 Mann geblieben waren, auffgehört hatte, etc.
Den 24. September war ein Münch, Waklam genandt, so dem Pauren in der Nacht die Stutten beritten hatte, aus dem Mikolschen Kloster geprügelt.
Supplement des 1654sten Jahres
In diesem Jahr ist Ihro Czar. Maytt. mit einer mächtigen Armee von 300.000 Mann und einer fürtrefflichen Artillerie von groben Geschütz und köstlichen Feüermörsern aus ihrer Residentz Moskow auffgebrochen und selbst persönlich mit der Hauptarmée unter die Festung Smolensk gerüket. In dessen Marche ergaben sich Dorgobusa und Biala, zwey starke Schlößer. Die Festung Smolensk aber ward so lange bloquirt gehalten, bis sie sich nach voraus gehaltenen mächtigen (2r) Sturm, in dem von russischer Seite bey 6.000 Mann geblieben, ihre geringe Bereitschafft des Feindes grosser Batalie nicht ferner trauend, auff Condition ergeben muste. Der Woywode Philip Obuchowitz, der Oberste Wilhelm Korff mit seinem Regiment zu Fuß, der Oberstlieutenant von Tiesenhausen mit des Generalzeugmeisters Gonsewskij Regiment, auch ein Theil der Adelschafft, welche dem russischen Joch nicht unterworffen seyn wolten, sind gnügen den Conditionen ausgelaßen und mit all den ihrigen nach Litthauen marchiret. Die übrigen vom Adel, auch theils von gemeinen Soldaten, denen durch die russische Diplomata, mit Gold geschrieben, grosse Freyheiten versprochen wurden, ergaben sich unter das Joch der russischen Sklaffschafft und hatten zwar im Anfang etwas Libertet, aber endlich verlohren sie alles auff einmahl und wurde mit ihnen viel ärger, als sie sich eingebildet hätten, gehandelt.
Die Bürgerschafft aus Mohilow fertigten durch Persuasion der treulosen Kosaken eine Gesandtschafft zu Ihro Czar. Maytt. unter Smolensk ab und ergaben sich guttwillig unter russischen Schutz, erhielten auch durch Zusage und Brieffe grosse Freyheiten, die ihnen auch wieder alles Verhoffen lange Zeit gehalten wurden. Homel, Kryczow, (2v) Roslaw und andere Festungen, in Severien über der Sosche gelegen, übergaben sich an die Kosaken dem Nesinschen Obersten Iwan Zlotorinkow. Sebies, Newel, Polotzk, Wielisz, Diesna und die andere Festungen, bey der Düne gelegen, ergaben sich dem russischen Woywoden, dem Bojaren Wasiley Piotrowitz Scheremetow, welcher mit der Neügardischen Macht von 40.000 Mann der Örter lavirte, und wurden alle mit russischer Besattzung versehen. Wittepsk, welcher sich tapffer wehrete und dem Feinde ziemlichen Abbruch that, ward auch nach langwiriger Belagerung spat im Herbst, nachdem sich Smolensk schon lang ergeben hatte, vom Scheremetow erobert. Das Schloß, dahin sich die Adelschafft und Soldatesque nach Eroberung der Stadt retiriret hatte, ergab sich endlich auff solche Conditiones, daß allen denjenigen, welchen nicht behagen möchte, unter russischer Obrigkeit zu verbleiben, frey stehen solte, nach Polen und Litthauen, und wohin ein jeder wolte, mit Haab und Gutt je alle dem seinigen zu reysen. Aber nach auffgegebener Festung wurde zwar allen zugelassen, die nicht bleiben wolten, sich auff die Reyse fertig zu machen, auch der Major Wolff mit einer Squadron Dragouner sie zu convojiren commandiret, da sie aber schon (3r) weg waren, gerükte es den Egyptiern, daß sie Israel hatten gehen lassen, ertheilten demnach in der Eil Befehl, sie wieder einzuholen und gefänglich einzubringen. Ihre Gütter wurden alle confisciret und sie sämtlich elendiger Weise nach der Sklawerey weggebracht mit Weib und Kinder. Die andern, so sich unter russischer Pflicht und Gehorsahm begeben hatten, verblieben unmolestirt bey alle dem ihrigen und genossen die sklawischen Freyheit so gutt, als sie es haben konten. Die Festung Mstislaw ward auch in kurtzer Zeit, nachdem die Belagerung kaum 2 Wochen gedauert hatte, von dem Bojaren und General Knias Alexey Mikititz Trubetzkoy und dessen Collegen erobert und geschlieffet, die gantze Besatzung, unter welcher eine grosse Anzahl Vornehmer vom Adel, so aus unterschiedlichen Plätzen sich dahin retiriert hatten, elendeglich niedergehauen. Ein Theil überbliebener Weibsbilder und Kinder wurden unter die Soldatesque zu ewigen Sklawen ausgetheilet, vornehme Frauen und Jungfern geschändet und mit ihnen eine gar erbärmliche Tragoedie angestellet. Hory, Kopiso, Sklow und andere auff den Dnieper gelegene Schlößer ergaben sich auch an selbigen Generalen und blieben unversehrt ohne etzliche von Adel und Bürger, die Verdachts wegen gefänglich nach Moskow weggeführet, (3v) und ihre Gütter confisciret wurden. Die Festung Dombrowna, an dem [D]nieper Strom gelegen, muste nach vielen ausgestandenen feindlichen Anlauffen, herten Stürmen und langweiliger Belagerung, werend sie keines einigen Succurs erwarten, Feindes unnachlässige Impressa aber ferner nicht ertragen konnte, auff gewisse Condition, das hoch und eydlich beteüret, aber gar schändlich gehalten wurden, sich endlich an den General Trubetzkoy ergeben, weil tausend Menschen wurden, nachdem sich die Festung auff Treü und Glauben ergeben und dem treülosen Feinde ihre Wohlfahrt vertrauet hatte, jämmerlich ohne eintziges Nachdenken niedergehauen, alle Haab und Gütter geplündert. Das übrige Volk, die der Schärfe des Schwerdts durch bitteres Heülen und Wieseln entgangen, ward der unbarmhertzigen Soldatesque feilgegeben und von ihnen elendiglich mit Ach und Weh zur ewigen Sklawschafft zu verkauffen weggeführet. Endtlich ward die wohlgebaute gräffliche Stadt in den Brand gestekt, gantz geschleiffet und verwüstet.
Die littausche Armee unter Commando des Generals Fürst Janus Radziwils, nachdem sie unter Szepelewitz von dem russischen General Trubetzkoy in die Flucht geschlagen, konnte (4r) wegen grosser Unordnung und Ungehorsahm, der unter dem Landvolk war, in diesem Jahr zu keiner neuen Perfection gelangen, weswegen den der Moskowiter auff den Düne Strom vor diesmahl Meister bliebe, besetzte dennoch alle Plätze und Festungen mit sterker Besatzung, verordnete auch in dem Gräntze neülich occupirten Städten solche Gouverneurs, die auff denen überbliebenen polnischen Leüthen ein wachsahmes Auge halten und sie nach gerade den einen hie, den andern dort ans Elend verschikten und also gemählich unter dem Joch der Sclaverey gewehnten. Mit der Hauptarmee aber auch andern Völkern, die unter der Bojaren und Generalen Commando stunden, auff etzlichen wenig nach die auff der Grentze ihre Sicherheit in Acht zu nehmen verblieben, marchierte Ihro Czar. Maytt. mit grossem Triumphe und Freüden zurük nach Moskow, sich gegen das Frühjahr wieder aufs beste möglich ins Feld zu praesentieren und die gehabte Victorie ferner zu verfolgen, fertig zu machen.