Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen. Страница 65

»Los! Los! Los!«, drangte Harry seinen Besen – sie kamen Malfoy jetzt naher – Harry legte sich flach auf den Besenstiel und entkam damit einem Klatscher von Bole – jetzt war er an Malfoys Fersen – er war gleichauf -

Harry warf sich nach vorn, nahm beide Hande vom Besen – stie? Malfoys Arm beiseite und -

»Ja!«

Harry ri? den Besen aus dem Sturzflug, die Hand mit dem Schnatz in der Luft, und das Stadion explodierte. Er zischte uber die Menge hinweg, ein merkwurdiges Klingen in den Ohren, und hielt den goldenen Ball fest umklammert, der mit seinen Flugelchen hoffnungslos gegen seine Finger schlug.

Dann raste Wood auf ihn zu, halb geblendet von Tranen; er packte Harry am Arm und lie? sich hemmungslos schluchzend gegen seine Schulter sinken. Fred und George klopften ihm auf den Rucken, da? es richtig wehtat; dann horte er Angelina, Alicia und Katie rufen:»Wir haben den Pokal! Wir haben den Pokal!«Die vielen Arme zu einem einzigen Knauel verschlungen, sank das Gryffindor-Team unter heiseren Schreien zuruck zur Erde.

Welle um Welle scharlachroter Anhanger ergo? sich uber die Absperrungen aufs Feld. Hande regneten auf ihre Rucken herunter. Harry nahm verschwommen wahr, wie der Larm anschwoll und die Korper auf ihn eindrangen. Dann waren er und die anderen Spieler auf den Schultern der Menge. jetzt, da er wieder etwas sehen konnte, erkannte er Hagrid, bepflastert mit scharlachroten Bandschleifen -»Du hast sie geschlagen, Harry, du hast sie geschlagen! Wart nur, bis ich es Seidenschnabel erzahlt hab!«Percy sprang wie verruckt in die Luft und hatte jede wurdevolle Zuruckhaltung abgelegt. Professor McGonagall schluchzte noch herzergreifender als selbst Wood und wischte sich mit einer bettuchgro?en Gryffindor-Fahne die Augen. Und dort kampften sich Ron und Hermine zu ihm durch. Sie brachten kein Wort heraus. Sie strahlten nur, wahrend Harry zu den Rangen getragen wurde, wo Dumbledore mit dem machtigen Quidditch-Pokal auf sie wartete.

Ware doch nur ein Dementor unterwegs gewesen… Als der schluchzende Wood den Pokal an Harry weiterreichte, hatte er das Gefuhl, jetzt konnte er den besten Patronus der Welt hervorbringen.

Professor Trelawneys Vorhersage

Mindestens eine Woche lang schwelgte Harry im Gluck. Selbst der Himmel schien ihren Pokalsieg zu feiern. Der Juni brach an, die Wolken verzogen sich und es wurde schwul, und alle hatten nur noch Lust, uber die Wiesen zu schlendern und sich mit ein paar Krugen eiskalten Kurbissafts ins Gras zu flazen. Hin und wieder konnte man vielleicht eine Partie Koboldstein spielen oder dem Riesenkraken zusehen, wie er traumverloren durch den See kraulte.

Doch es ging nicht – die Prufungen standen bevor und anstatt drau?en zu faulenzen mu?ten die Schuler im Schlo? bleiben und sich die Hirne zermartern, wahrend durch die offenen Fenster verlockend die sommerlichen Lufte hereinwehten. Selbst Fred und George Weasley hatte man arbeiten sehen; bald wurden sie den ersten ZAG (Zauberergrad) schaffen. Percy bereitete sich auf den UTZ (Unheimlich Toller Zauberer) vor, den hochsten Abschlu?, den Hogwarts zu bieten hatte. Da Percy sich beim Zaubereiministerium bewerben wollte, brauchte er die besten Noten. Er wurde zusehends fuchsiger und brummte jedem schwere Strafen auf, der die abendliche Ruhe im Gemeinschaftsraum storte. Nur eine Schulerin hatte noch mehr Bammel vor den Prufungen, und das war Hermine.

Harry und Ron hatten es langst aufgegeben, sie zu fragen, wie sie es schaffte, mehrere Facher gleichzeitig zu belegen, doch als sie ihre Liste mit den Prufungsterminen sahen, konnten sie sich nicht mehr zuruckhalten. In der ersten Spalte hie? es:

Montag

9 Uhr Arithmantik

9 Uhr Verwandlung

Mittagessen

13 Uhr Zauberkunst

13 Uhr Alte Runen

»Hermine?«, sagte Ron behutsam, weil sie in den vergangenen Tagen gern explodierte, wenn man sie unterbrach»Ahm – bist du sicher, da? du diese Prufungszeiten richtig abgeschrieben hast?«

»Was?«, fauchte Hermine, nahm ihren Plan zur Hand und warf einen Blick darauf»Ja, stimmt doch alles.«

»Hat es irgendeinen Sinn dich zu fragen, wie du in zwei Prufungen zugleich sitzen willst?«, fragte Harry.

»Nein«, sagte Hermine knapp.»Hat einer von euch mein Numerologie und Grammatica rumliegen sehen?«

»Ach ja, ich wollte im Bett noch ein wenig lesen und hab's mir ausgeliehen«, sagte Ron, wenn auch recht leise Hermine kramte unter ihren vielen Pergamentstapeln nach dem Buch. In diesem Moment raschelte es am Fenster und Hedwig flatterte mit einer Nachricht im Schnabel herein.

»Von Hagrid«, sagte Harry und ri? den Umschlag auf.»Die Berufungsverhandlung von Seidenschnabel – findet am achten Juni statt.«

»Das ist doch unser letzter Prufungstag«, sagte Hermine, wahrend sie immer noch nach ihrem Arithmantikbuch stoberte.

»Sie kommen dafur eigens hierher«, sagte Harry und las weiter aus dem Brief vor,» jemand vom Zaubereiministerium und… und ein Henker.«

Hermine blickte verdutzt auf

»Sie bringen den Henker mit zur Berufung! Das klingt doch, als hatten sie schon alles entschieden!«

»Ja, allerdings«, sagte Harry langsam.

»Das konnen sie nicht machen!«, heulte Ron,»ich hab Ewigkeiten gebraucht, um fur Hagrid diese Walzer durchzuarbeiten, das konnen sie nicht einfach abtun!«

Doch Harry hatte das schreckliche Gefuhl, da? der Ausschu? fur die Beseitigung gefahrlicher Geschopfe die Sache bereits entschieden hatte, ganz so, wie Mr Malfoy es wollte. Draco, seit dem Triumph der Gryffindors im Quidditch auffallend kleinlaut, schien in den folgenden Tagen wieder ganz das alte Gro?maul zu werden. Nach hamischen Bemerkungen zu schlie?en, die Harry mithorte, war sich Malfoy sicher, da? Seidenschnabel hingerichtet wurde, und er war offenbar hochst zufrieden mit sich, weil er selbst alles angezettelt hatte. Bei solchen Gelegenheiten konnte sich Harry nur mit Muhe davon abhalten, es Hermine nachzutun und Malfoy ein paar Ohrfeigen zu verpassen. Und das Schlimmste war, da? sie weder Zeit noch Gelegenheit hatten, Hagrid zu besuchen, denn die strengen neuen Sicherheitsregeln waren nicht aufgehoben worden, und Harry traute sich nicht, seinen Tarnumhang aus dem Geheimgang unter der einaugigen Hexe zu holen.

Die Prufungswoche begann, und eine unnaturliche Stille breitete sich im Schlo? aus. Montag um die Mittagszeit kamen die Drittkla?ler aus Verwandlung. Ausgelaugt und mit bleichen Gesichtern verglichen sie ihre Ergebnisse und klagten, wie schwer die Aufgaben diesmal gewesen seien. Zum Beispiel mu?ten sie eine Teekanne in eine Schildkrote verwandeln. Hermine argerte sie alle, weil sie sich daruber aufregte, da? ihre Schildkrote eher wie eine Krote ausgesehen habe, woruber die andern mehr als froh gewesen waren.

»Meine hatte den Schnabel der Teekanne als Schwanz, ein Alptraum war das…«

»Sollten die Schildkroten eigentlich Dampf auspusten?«

»Meine hatte diese chinesische Porzellanmalerei auf dem Schild, glaubt ihr, sie ziehen mir dafur Punkte ab?«

Dann, nach einem hastigen Mittagessen, ging es gleich wieder nach oben zur Prufung in Zauberkunst. Hermine hatte Recht gehabt; Professor Flitwick prufte sie tatsachlich in Aufmunterungszaubern. Harry, nervos wie er war, trieb es ein wenig zu weit. Ron, sein Partner, fing aufgedreht an zu lachen und konnte sich nicht mehr einkriegen, so da? man ihn schlie?lich zum Abkuhlen in ein ruhiges Zimmer bringen mu?te, bevor er selbst die Prufung ablegen konnte. Nach dem Abendessen kehrten sie rasch zuruck in ihren Gemeinschaftsraum, nicht etwa, um sich zu entspannen, sondern um fur Pflege magischer Geschopfe, Zaubertranke und Astronomie zu buffeln.

Hagrid nahm die Prufung am nachsten Morgen mit ausgesprochen besorgter Miene ab; mit dem Herzen schien er ganz woanders zu sein. Er hatte fur die Klasse einen gro?en Zuber frischer Flubberwurmer vorbereitet und erklarte ihnen, wenn sie die Prufung bestehen wollten, mu?ten die Wurmer nach einer Stunde immer noch am Leben sein. Da Flubberwurmer am besten gediehen, wenn man sie vollkommen in Ruhe lie?, war das die leichteste Prufung ihres Lebens, und zudem hatten Harry, Ron und Hermine genug Zeit, um mit Hagrid zu sprechen.