Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 62
Ferner sprach der Cantzler: Allegret und Johan, der große Herr, Ihro Czar. Maytt., begnadigen euch anstatt der Taffel zur Gnüge mit Speiß und Trank. Hiemit ward ihnen ein Wink, abzutreten, gegeben, und sie traten nach gemachten Reverentz ab und begaben sich nach ihrem Quartier.
Selbigen Tag, nachdem die Herren Kayserliche abgetreten waren, hatten auch die schwedischen Herren Ambassadeurs Gustav Bielke etc. Audientz und brachten viel schöne Praesenten von allerhand künstlich gemachten Silbergeschier, welche alle wohl angenommen und entfangen wurden. Ihre Einholung und Annehmung geschah auff dieselbige Manier, wie bey den H. Kayserlichen specifiret ist, ohne daß ihre Suite, ob sie gleich im Traur, dennoch viel stärker und ansehnlicher war, auch mit besserer Raritet und Zierligkeit, den die H. Kayserliche, auffzogen. Nach abgelegten Gruß von ihrem Könige und Herren wünschten sie Ihro Czar. Maytt. Glük zu der Victorie gegen (12v) der Cron Polen und überreichten danebst Ihro Königlichen Maytt. Credit, umb eine Conferentz mit Ihro Czar. Maytt. Bojaren und Räthen, ihr anbefohlenes Gewerbe abzulegen, anhaltend.
Den 26. December wurden die schwedischen zur Conferentz gefordert und, nachdem sie erstlich bey Ihro Czar. Maytt. gewesen, vor die geschikten Speise und Trank gedanket, auch wer mit ihnen zu conferiren deputiret wäre, vernommen hatten, begaben sie sich nach der Conferentzstuben und setzten sich mit den Conferentzherren zu Tisch, im Nahmen Ihro Königlichen Maytt. begehrend, daß die Pacta, mit der Königin in Schweden Christina gestifftet, von Ihro Czar. Maytt., weilen Ihro Königliche Maytt. selbige schon ratificiret hätten, möchten confirmiret werden, daß demnach endlich eine nähere Verbündniß gegen der Cron Polen als beyder Potentanten Feinde gestifftet würde. Die Herren Moscoviter aber wandten viel Ursachen, die den Pacten von schwedischer Seiten zugegen gehandelt wären, vor, und konten also vor diesmahl keine Richtigkeit finden, sondern es ward die Sache suspendiert und in Deliberation zu nehmen erklähret.
Den 29. December wurden auch die H. Kayserliche, welchen es sehr verdroß, daß ihnen die (13r) Schweden in der Conferentz vorgezogen waren, zur Conferentz beruffen und, nachdem sie vorgedachter Manier nach zu Ihro Czar. Maytt. in den Sahl getreten und vor die zugeschikte Speiß und Trank gedanket hatten, ließ Ihro Czar. Maytt. auf voriger Weise durch den Cantzler nach ihrer Gesundheit fragen.
Endlich fing der Cantzler im Nahmen Ihro Czar. Maytt. an und sprach: Ihro Kayserlichen Maytt. Gesandten, der Große Herr, Czar und Großfürst Alexei Michailowitz etc., ut supra, lässet eüch sagen, ihr seyd bey Uns, grossen Herren, Uns. Czar. Maytt., zur Audientz gewesen und haben uns, grossen Herren, Uns. Czar. Maytt., unseres Bruders, des grossen Herren Ferdinandi 3., von Gottes Gnaden Römischen Kaysers, Brieff überreichet, auch haben wir, grosser Herr, Uns. Czar. Maytt., unsers Bruders, des grossen Herren, Ihro Kayserlichen Maytt., Brieff von euch entfangen, selbigen zu verdolmetschen anbefohlen und freündlich verhöret. In seinen Brieffe aber an uns, grossen Herrn, von Uns. Czar. Maytt., schreibet unser Bruder, der grosse Herr, Ihro Kayserliche Maytt., daß zu uns, grossen Herrn, Uns. Czar. Maytt. er, euer grosser Herr, Ihro Kayserliche Maytt., euch seine Räthe in Gesandtschafft wegen (13v) unserer beyder Reichssachen abgeordnet hat, und was ihr uns, grossen Herren, Uns. Czar. Maytt. vortragen werdet, daß wir, grosser Herr, Unsr. Czar. Maytt., denen allen Glauben zustellen möchten, alß haben wir, grosser Herr, Uns[e]r[e] Czar. Maytt., wegen Verhörung selbiger Sachen mit uns zu conferiren verordnet, Unserer Czar. Maytt. Bojaren und Räthe, den nechsten Bojaren und Statthalter zu Kasan, Knias Alexey Mikititz Trubetzkoy etc.
Nach diesem begaben sie sich nach der Conferentz Stuben und setzten sich mit den Conferentzherren zu Tische. Aber Ihre Praetension war, daß mit der Cron Polen möge ein Armistitium geschlossen und das eingerissene Mißverständnüsse bey Seite gesetzet und abgeschaffet werden.
Den 30. December ist der polnische Abgesandte Paul Rola, welcher von den Ständen in Littauen abgesandt worden, Ihro Czar. Maytt. dero Submission und Unterthänigkeit zu offeriren, die auch mit grossem Content angenommen und ihnen ein Schutzbrieff ertheilet ward, daß all die unter Ihro Czar. Maytt. Schutz sich begeben würden, mit alle den ihrigen verbleiben und sicher von Moskovitischen Überfall seyn solten.
(14r) Suplement des 1655 Jahres
Die Polen sammelten noch im vergangenen Herbst viel Völker von allerhand Nation zusammen, mit denen der General des Großfürstenthumbs Littauen Radziwil, und der Feldmarechal Gonsewskij unter Mohilow rükten und selbige Festung, dero Bürger und Einwohner, die Zeit her von der kosakischen Rebellion an nimmermehr der Cron Polen treü und hold gewesen, sondern alle weg mit dero Feinden unter das Hüttlein gespielet und sich endlich gar ohne einige Ursach und Zwang an die Moskoviter ergeben hatten, stark bloquierten, musten aber, nachdem sie etzliche Stürme verfehlet hatten und der gutten und vorsichtigen Praeparation, die in der Festung angestellet war, nicht gewachsen waren, auch einen starken Succurs aus Moskow vernehmend, unverrichter Sachen abmarchiren, ob sie gleich viele Leüte in Stürmen, meistentheils aber von der bittern Kälte, verlohren hatten.
Im Vorjahr gingen Ihro Czar. Maytt. mit der gantzen Assistentz und einer mächtigen Armee von Moskow nach Smolensk, von dannen ihren March auff Sklow nacher Littauen richtend, auff Borisow, welches die Polen wüste verlaßen und den Pass unbesetzt dem arrivirenden Feinde zum Überzuge cediret hatten. Von dannen, nachdem der Platz wohl besetzet war, rükten sie nach (14v) Minsk, welches auch nach gar wenigen Scharmutzel mit dem Okolnitzey und Generalzeugmeister Bogdan Mattwiewitz Chytrawo, der den Vortrop commandierte, von den Polen verlaßen und dem Feinde quitieret ward. Nachdem auch dieser Ort besetzet, richteten Ihro Czar. Maytt. dero March ferner auff Smorgon. Von dannen marchierten sie gerade in voller Batalie mit allen ihren Armee auff die Hauptstadt in Litthauen Wilde zu. Der General Radziwill und Gonsewskij, vernehmend, daß der Feind mit einer so tapfferen Resolution arrivierte, verliessen erstlich ihr Lager Niemiez, 2 Meilen von der Wilde, und retirten sich mit den Armeen in die Stadt hinein, welche sie endlich auch nach gar wenig propter Courage dem stark anmarchirenden Feinde zum Raube ließen. Der cosakische Oberste Ivan Zlotorenkow mit seinen Cosaken wolten nicht wahrten nach den moskowitischen Armeen, die, dem Feinde annoch nicht trauend, etwas vorsichtiger einzumarchiren sich praeparirten, thaten also die Cosaken mit ihrem losen Gesinde den ersten Einfall in dieser weit berühmten Hauptstadt, welche sie gantz wüst von Leüthen, aber voll von allerhand Fülle funden. Diesen folgten etzliche Moskovitische (15r) Regimenter, Ihro Czar. Maytt. aber setzten sich mit dem Hauptlager auff die Berge vor der Stadt. Die übrigen Polen, so von gemeinem Volk waren und in der Stadt ertappet wurden, lieffen unordentlicher Weise über die Brüke, die auff das Waßer Willia gebauet war, und wurden liederlich von dem Feinde niedergemetzet. Es hatte zwar der General Radzivill, so alvor weggewichen war, etzliche Fähnlein neben Gestüke über der Brüke auff den Berge gepflantzet, umb den Paß zu defendiren und die übrigen von pol. Leüten hinüber zu helffen, aber dieser wenige Wiederstand möchte wegen der grossen Menge wenig ausrichten, weilen die gantze lithausche Armee schon gewichen war, ehe sie den Feind ansichtig worden, verließen demnach auch diese wenige endlich den Pass und salvierten ihr Leben aufs beste sie möchten, ward also die vornehme und weitberühmte Stadt gantz spoliiret und ausgeplündert, auch alles, was von lebendigen Seelen betroffen, niedergehauen oder gefänglich zur ewigen Sclavschafft weggeführet. Die köstliche Gebäude in der Stadt wurden endlich in den Brand gesteket und gantz verdorben, nur das königliche Schloß mit moskowitischer Besatzung be(15v)setzet, und, nachdem Ihro Czar. Maytt. ein wenig nach dem langwierigen March ausgeruhet hatten, richteten sie sich wieder in der Hauptarmee zum Aufbruch und marchierten selbige Straße, daher sie kommen waren, zurük nach Weißreüssen, Generals und Gouverneurs in Litthauen, die übrige unter dero Gewalt zu bringen und auff die occupirete Oerter und überbliebene polnische Leüthe ein wachsames Auge zu haben, mit wohlgerichteten Armeen von commandierten Völkern verlaßend. Also ward das gantze Großfürstenthum Litthauen von den Moskowitern und Kosaken verwüstet und verheeret, viele tausend Menschen unschuldiger Weise niedergemetzet und die übrigen zur ewigen Sclavschafft weggeführet, Kowenskij, Lida, Grodno, Nowogrodek und alle Schlößer und Festungen von den Moskowitern eingenommen und besetzet, auff Bresz, Lachowitz, Slutzk und Nieswies, die sich annoch verschlossen und dem Feinde nicht übergaben, desgleich auch Buchow auff den Dnieper gelegen. Der General Radziwil aber, nachdem er die Hauptstadt Wilde und das gantze Großfürstenthumb Litthauen dem Feinde verlaßend, (16r) marchierte mit seinen bey sich habenden Völkern nach Szameyten und übergab sich erstlich unter schwedischen Schutz auf gewiße Conditiones, die er mit Graff Magnus de la Gardie und Herren Bent Skütt aufgerichtet hatte. Auch den Feldmarechal Gonsewskij bracht er in schwedische Hände, welches die Armee merkend, ein jeder, der eine sichere Straß zu suchen und ihr Leben zu salviren aus waren, theils ergaben sich unter schwedischer Herrschafft, theils lieffen zum Moskoviter. Die wenigsten aber suchten die Obrigkeit des Landes, welche nirgend anzutreffen war, blieben also neutral, bis der Generalschafft des Großfürstenthumbs Litthauen dem Palatino von der Wilde, Herren Paul Sapieha, übergeben ward.