Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 64
Das 1656te Jahr
Den 16. Martii ist der königliche polnische Abgesandte Piotr Galinskij, Marschalk Orszanskij, auff der Moskow ankommen und in Hermann von Trogen, eines teütschen Kauffmanns, Hause aufm Pogani Prud einquartieret worden.
Den 25. Martii hat einer von des Abgesandten Völkern einen Moskowiter, der etwas hochgesprochen und die polnische Nation, die bey ihnen zur itzigen Zeit gar verachtet war, geschändet hatte, auff der Gaßen gegen dem Quartier über niedergesebelt, ist auch selbst den 28. Martii auf Ihro. Czar. Maytt. Befehl auff selbigem Platze, da er den Moskowiter niedergehauen, mit einem Beil enthauptet worden.
(20v) Den 29. Martii ist ein Knabe von acht Jahren, ein Edelmanns Iwan Jelaken Sohn, aus der Ursach, daß er mit andern Kindern auf der Gaßen in der Stadt, da sein Vater Woywod gewesen, spielend, er wäre itzo unter ihnen als ein czarischer Printz gesaget hatte, nachdem Vater und Mutter erst deswegen, ob sie ihm solche Worte zu sagen nicht befohlen oder gelehret hätten, zu Tode gepeiniget sind, mit einem Beil enthauptet worden.
Den 10. Aprilis ist der polnische Abgesandter Galinskij zur Conferentz gewesen, hat seines Königs und Herren, Ihro Königlichen Maytt. in Polen, Inclination und Geneigtheit zum Frieden referieret, auch also bald Bescheid, daß Ihro Czar. Maytt. mit dem König und der Cron Polen sich in Frieden einzulaßen und vom Blutvergiessen, dem sie wegen der Polen Unbilligkeit noch ferner Fug und Ursach hätten, zu enthalten gesonnen waren, bekommen, sind ihm, auch Ihro Czar. Maytt. geneiget Willen zu bezeügen, 60 polnische Gefangene verehret worden.
Den 4. May sind die kayserlichen Abgesandten Herr Allegret de Allegretis und Herr Johan Diedrich von Lohrbach bey Ihro Czar. Maytt. zu Taffel droben in den 4ekten Sahl gewesen, (21r) solten auch selbigen Tag ihren Abschied gehabt haben. Weilen sie aber ihrer Verrichtung glüklichen Success spürend, gutes Muthes gewesen, und etwas von dem Trunk übereilet worden, ward dero Expedition ferner aufgeschoben.
Den 7. May haben die Herren Kayserliche bey Ihro Czar. Maytt. die letzte Audience gehabt und sind mit gutem Contentement abgefertiget worden. Ihre Interposition ward mit gebührlichem Respect und in aller Freündschafft angenommen, und eine Commission zur Wilde, umb den Frieden mit der Cron Polen zu tractieren, angesetzet, den Herren Kayserlichen ist als Mediatoren, so bald sie nur von Ihro Kayserlichen Majestät Plenipotent einen von ihren Hoffjunkern, Nicolaum Vincenti, nach Wien abgefertiget, zugelaßen, sich nach der Wilde auff die Commission zu verfügen und dem Friedenswerk beyzuwohnen.
Den 11. May sind die Herren Kayserliche von Moskow abgereiset, haben ihren Weg auf Neugard, umb den Courier, der von ihnen nach dem Römischen kayserlichen Hoffe abgangen war, zu begegnen, weilen ihm diese Straße zu reisen anbefohlen war.
(21v) Den 14. May ist den schwedischen Ambassadoren, dem Reichsrath Herren Gustav Bielke und seinen Collegis, durch ihren Pristaven, Wassiley Wolinskij, und dem Diak Dmitrij Schubin der Arrest und daß Ihro Czar. Maytt. die große Unbilligkeiten des Königes und der treülosen Cron Schweden nicht länger zu dulden, sondern selbige mit Krieg und Ihro Czar. Maytt. Waffen zu überziehen resolvieret wären, angekündiget und ihnen, auch allen ihren Leüten, das Gewehr abgenommen und ihre Tractamenten, so ihnen vorhin gegeben worden, vergeringert. Die guten Herren wolten sich zwar verantworten und das jus gentium zu ihrer Unschuld anruffen, und ihre Worte, wie billig sie auch waren, galten nichts, sondern sie wurden in gestümer Weise mit einer starken Wacht besetzet und aller Freyheit beraubet.
Den 15. May sind Ihro Czar. Maytt. mit dero gantzen Kriegesmacht, Räthen und Hoffgesinde von Moskow nach Smolensk auffgebrochen, von dannen auff Wittepsk, auff Polotzk und so ferner die Duna hinab nach Riga zu marchieren.
Den 30. Juni sind Ihro Czar. Maytt. mit dero gantzen Kriegsmacht von Wittepsk (22r) auffgebrochen und haben ihr Lager unter Dorokupowa geschlagen, allda sie auch den 1. Juli geruhet.
Den Ihro Czar. Maytt. mit dero Armee auffgebrochen und haben sich gelagert zu Milkewitz.
Den 3. Juli auffgebrochen und das Lager unter Wiela geschlagen. Den 4. Juli allda geruhet, ist so ein böses Wetter von Blitz, Donner und Hagel gewesen, daß man gemeinet, Himmel und Erde würden vergehen. Der Hagel fiel grosser den ein Ganßey, von welchen gar viel Menschen und Vieh beschädiget wurden.
Den 5. Juli kahmen Ihro Czar. Maytt. und die gantze Hauptarmee zu Polozk. Ihro Czar. Maytt. und die vornehmsten Bojaren logierten in der Stadt, die Infanterie (ohne die Leibguarde) nebst der Stadt im Felde. Die Reüterey war in den Dörffern verstreüet. Über die Düne war eine Brüke von Böthen gemacht.
Den 6. Juli kahm der Diak Grigorey Bogdanow, der mit Ihro Czar. Maytt. Brieff nach Wien an Ihro Kayserliche Maytt. gesand war, mit einem Brieffe, welcher des Inhalts war, daß Ihro Kayserlichen Maytt. Abgesandten, der Herr Allegret de Allegretis und Herr Johan Diedrich von Lohrbach, von Ihro Kayserlichen (22v) Maytt. als Mediatoren der Wilnischen Commission beyzuwohnen und den Frieden mitzubefördern deputiret und befehliget wären.
Den 9. Juli kahm der Stolnik Nazarey Jelfimow, der nach Ihro Königlicher Maytt. von Schweden verschiket war, mit einem königlichen schwedischen Brieffe, welcher sich kein Böses von Moskow zu versehen, vielmehr die vorige Freündschafft zu bestätigen hoffet.
Den 10. Juli hatten die Herren Kayserliche (welche, nachdem ihnen ihr Courier mit dem kayserlichen Befehl, vor Mediatoren auff die Comission nach der Wilde zu gehen, begegnet war, ihren Weg zurük nach Polozk genommen) bey Ihro Czar. Maytt. geheime Audientz, dabey nur 4 Bojaren oder Reichsräthe waren.
Den 13. Juli wurden die Commissarien oder Großgesandten, denen nach der Wilde auff die Commission zu gehen bestimmet war, auch die Cantzley Bedienten und zu ihrem Comitat Gehörigen von Ihro Czar. Maytt., dero Handt zu küßen, in der Hauptkirche S. Sophiae begnadiget. Die Herren Commissarien waren diese: Der nächste Bojar und Statthalter zu Astrachan, Knias Nikita Ivanowitz Odojewskij (23r) und dessen Sohn, der Bojar und Statthalter zu Pleskow, Knias Feodor Nikititz Odojewskij, der Okolnitzey und Statthalter zu Jaroslav, Knias Iwan Iwanowitz Labanow Rostowskij, der Diak Garasim Semienow Syn Dochtorow und der Diak Jefim Radionow Syn Juriew, Translatores Christoph Bousch und Gregori Kolerczkij, 2 Secretarien Mychailo Postnikow und Iwan Bzystaho und 5 Cantzellisten. Ausbenommen den Cantzeleybedienten bestunde der Herren Commissarien Assistentz von 8 Companien Ihro Czar. Maytt. Hoffjunker, Stolniken und Strelitzen, des Obersten Hanß Georg Stobels Regiement zu Pferde und ein Regiement Strelitzen mit dem Obersten Wasiley Philosophoff.
Den 14. Juli marchierte der Bojar und Statthalter zu Neugarden, Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkaskij, der die Avantguarde hatte, mit seiner Armée von Polotzk.
Den 15. Juli brachen Ihro Czar. Maytt. mit dero Reichsräthen und gantzer Krieges Macht auch von Polotzk nacher Diesna.
Den 16. Juli gingen die Herren Commissarien von Polotzk nach der Wilde, marchierten 2 Meilen und lagerten sich an dem Waßer (23v) Ulatz, blieben auch an selbigem Orte den 17. Juli den gantzen Tag beliegen, aus der Ursach, weilen unser Commissarius aus der Zahl der andere, Knias Feodor Nikititz Odojewskij, mit einer schleunigen Krankheit behafftet, gar schwach und unvergnügend ward. An selbigen Orte arrivierten auch die Herren Kayserliche und conjugirten sich mit uns in einer Gesellschafft zusammen.
Den 18., ungeachtet, daß der junge Odojewskij je länger je schwacher ward, musten wir auffbrechen und machierten 3 Meilen bis Nacza, wären auch wohl weiter gangen, wenn der kranke Commissarius Odojewskij nicht in der Carosse angefangen hätte, den Geist auffzugeben, welcher alsobald, da er aus der Carosse auffgehoben und im Gezelt niedergeleget ward, verschiede. Dieses war ein Zeichen eines grossen Gehorsahms, den die Nation der Obrigkeit leistet, den vorgedachter Bojar, Knias Nikita Iwanowitz Odojewskij, caput legationis, war die dritte Person im Reich, ein Herr von uralter und vornehmer Familie und hoher Dignitet, deßen Sohn, dieser verstorbene, ein Herr von 25 Jahren, war dem Vater an (24r) Autoritet gleich und ein Reichsrath. Dennoch wolte der Vater in seiner grossen Schwachheit, welche ihm viele Tränen zu vergiessen verursachte, nicht eine Stunde wegen dessen Unpäßlichkeit bestehen bleiben, damit des Czaren Befehl, welcher auffs schleunigste müglich sich nach der Wilde zu verfügen lautete, nicht möchte violiret und versäumet werden. Denn gewiß hätte dieser Herr noch länger leben können, wenn er in dieser Krankheit etwas geschonet wäre. Aber es möchte von dem Vater keines Weges erhalten werden, weilen ihm solches der czarischen Ordre zuwieder deuchte. Die Herren Mediatoren verwunderten sich sehr über diese That, ermahnten und baten den Vater, daß er des Sohnes in seiner Schwachheit etwas schonen und ein Tag etzlich still stehen möchte. Er aber wolte sich keines weges solches zu thun resolviren, antwortend, daß er lieber den Sohn (ob er ihm zwar von Hertzen lieb wäre) verliehren, denn seines Herren Befehl hindensetzen wolte.