Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 63
Der König in Schweden Carolus Gustavus rükte mit einer wohlmundierten Armée in Preüßen und, nachdem er den Churfürsten von Brandenburg unter sich gebracht hatte, ergaben sich auch an ihm der Cron Polen Völker, welche Quartianer genennet werden, streifften ihr Vaterland Polen und auch Preüßen aufs ärgste sie möchten, und machten den Schweden freye Bahn und gutte Quartier drinnen. Die festen Städte in Polen auch in Preüssen (16v) ergaben sich ohne allen Wiederstand an den Feind als nehmlich Elbing, Thoren, Grosen Posen, Warschau, Krakau. Auch alle Senatores und Reichsräthe der Cron Polen suchten Schutz bey Ihro Königlichen Maytt. in Schweden, welcher sie zwar gerne annahm, ihnen dennoch gar wenig oder gar nicht trauete, ward also Ihro Königliche Maytt. in Polen Johannes Casimirus von allen seinigen verlaßen und muste sich wegen Unsicherheit im Reiche, da ihm Feinde und Freunde nachstelleten, über die Grentze nach Schlesien in sein Fürstenthumb Oppeln mit einer gar geringen Assistentz nur von wenigen Hoffgesinde retiriren, gantz Polen, Preüssen und Szameyten dem Schweden, Litthauen und Weißreüssen dem Moskoviter, Kleinreüssen, Volhynien, Podolien und die gantze Ukrain seinen rebellischen Unterthanen, den Kosaken, überlaßend. Ihro Czar. Maytt in Moskow hatten auch ihrem Auffbruch aus Litthauen ihren Bojaren und General Knias Siemion Andrewitz Awrusow mit der Neügarischen und Plescowischen Armee, die bey 30.000 Mann stark war, das übrige zu occupiren und auf Ihro Czar. Maytt. gehorsam zu bringen laßen, welcher, nachdem er viele Plätze (17r) erobert hatte, endlich unter Bresz Littauisch arrivirete und einigen Wiederstand von den Litthauern, die sich zu Sapieha, der an des Fürsten Radziwils Stelle zum General worden war, geschlagen hatten, vermerkte und sich nach wenigen Scharmützel zu weichen voranließe. Der General Sapieha verfolgte ihn mit seinen bey sich habenden Völkern und ward endlich von ihm, als der numehro zu stehen und durch der Polen Courage desperat zu fechten gezwungen war, unter Wierchowitz aus dem Felde geschlagen, also daß viele wohlberittene tapffere Polen durch die überflüssige Courage die Wahlstatt mit ihrem Blute zieren müßen. Der moskowitische General Awrusow aber marchirte nach dieser Victorie, der polnischen wiederlichen Fortun nicht trauend, zurük nach seiner Gräntzen, nachdem er alle occupierte Plätze in Litthauen mit guten Gouverneurs und starker moskowitischer Besatzung versehen und eine gute und sichere Auffsicht hinter sich verlaßen hatte.
Der schwedische Generallieutenant Graff Magnus de la Gardie und der Kriegscommissarius H. Bent Sküt, als sie das gantze Fürstenthum Szameyten unter schwedischer Gewalt brachten und die Adelschafft mit (17v) Eide sich verpflichtet gemacht hatten, trauen hernach den Polen im gringsten nicht, sondern besetzten alle Plätze mit schwedischen Officiren und Knechten, denen Herren Polen Gehör geben musten. Der General Radziwil, diesen Betrug oder Vorsichtigkeit und seiner Intention nach wiederliche Suiten merkend, da ihm nicht allein der getroffenen Contract, absolute zu commandiren, nicht gehalten, sondern auch gäntzlich das Commando benommen und seine Regimenter mit schwedischen Officieren besetzet und untergesteket, seine Officier aber reformiret wurden, begab sich in Melancholie und starb endlich zu Tykotzin (als berichtet wird) eines schändlichen Todes. Der Feldmarechal Gonsewskij aber ward von den Schweden in Königsberg gefänglich gehalten.
Die dritte moskowitische Armée aber unter Commando des Bojaren, Hoffmarschalls und Generalen Wasiley Wasilewitz Buturlin nebst den zaporowischen Cosaken streiffte die gantze Gegend in den Provintzen Podolien, Wolin, Kleinreüßen und Podgurge, machten alles nieder, was ihnen vorkam, eroberten viele Städte und Schlößer, plünderten Lublin und stekten es endlich in den Brand, nahmen viele vornehme (18r) Leüthe gefangen und führten unzehliche Sclaven nach Moskow, unter welchen der Woywoditz Barclawskij Piotr Potockij, ein Kalinowskij und andere vornehmer Leüte mehr waren. Der tartersche Chan stellte sich zwar, als ob er den Polen mit seiner gantzen Macht, die continue den gantzen Sommer über in den Podolischen Feldern lavierte, Hülfe leisten wolte. Aber nachdem er sich ein wenig an den Moskoviter und Cosaken gestoßen hatte, nahm er auch sein Theil, was ihm nur auf dem Lande werden möchte, und marchierte gegen den Herbst mit seiner gantzen ungetaufften Schaar zurük in sein Land, den General Potockij mit gar geringer Macht im Felde verlaßend, welcher demnach vor der Moskoviter und Cosaken Menge feste Oerter zu seiner Retirade suchen muste. Aber der größte Schaden, den die Polen in diesem Jahr erlitten, ward ihnen meistentheils von ihren eigenen Unterthanen, die sich häuffig ohn allen Zwang zum Feinde begaben und überlieffen, verübet, denn es in Wahrheit keine einige feindliche Seite so weit hätte bringen können, wenn nicht des (18v) Reiches eigene Glieder das Eingeweide ihres Vaterlandes zerrissen, dem Feinde die Bahn und Pforten des Landes geöffnet und die wenigen treüen Unterthanen verdrenget und sie den arrivirenden Feinden zum Opffer gegeben hätten. Auf der Moskoviter Seiten ergaben sich also viele lose infamierte Leüthe als nehmlich der Masalskij, Woiwoditz Breskij, welcher, nachdem er den Moskoviter geschworen, allerhand gottloses Gesinde zusammenraffte, streiffte, raubte und brandte her und wieder in Litthauen, eroberte durch moskowitischen Secours endlich Tikotzin und brachte die Standare, Sebel und Sclawe, auch andere Gezierde, so bey des gestorbenen Generals Radziwils Leiche gefunden waren, zum grossen Praesent nach Moskow. Desgleichen that auch Carol Loskij mit seinem gottlosen Anhang, Menzinskij, Rudomina, Suchtickij, der lose verzweiffelte Bube Slonskij und andere mehr, ja die Polen von occupierten und unoccupierten Oertern kahmen hauptweiße nach Moskow, verachteten ihre eigene Nation und schwuren Ihro Czar. Maytt., wieder ihr Land und Herrschafft treülich zu dienen, wurden demnach mit hohen (19r) Chargen und grossen Geschenken begaben, wordurch sie so gar verblendet wurden, daß auch gar keine einige Remedia, sie von dem Blute ihrer Brüder und Verheerung ihres unschuldigen Vaterlandes abzuhalten, tüchtig seyn möchten. Sie verübeten, dem Moskoviter zu gefallen, umb ein loses Buben Lohn viele ärgere Excessen, als die Tartern und Heiden zu thun pflegen, schändeten ehrliche Frauen und Jungfern, marterten und peinigten zu Tode, was ihnen nur vorkahm, und hatten kein Erbarmen auch über diejenigen, so mit ihnen unter einem Hertzen gelegen, plagten auch ihr Vaterland und die Gegend ihrer Heymath dergestalt, daß sie endlich dadurch bey der moskowitischen Nation sich selbst verdächtig machten und drüber durch Gottes gerechten Urtheil, der keine böse That ungereichen läßt, selbst verderben und mit Weib und Kind, Haab und Gutt zu Grunde gehen musten, theils, nachdem sie es bey den Moskovitern versaltzet hatten, lieffen über zu den Polen, Weib und Kind im Elend verlaßend, erhielten doch endlich des polnischen Sebels oder des moskovitischen Galgens Rache. Viele (19v) wurden in ihrem Vornehmen verrathen und mit Weib und Kinder zu Tode gemartert. Daß waren die glüklichsten, welche in moskowitischen Blokhäusern und polnischen Behafft ihr gottloses Leben endeten, die treülosen Seele auspieen.
In diesem Jahre regierete annoch im moskowitischen Reiche zu Kasan, Astrachan, Nisen und vielen andern Örtern die Pest, in welcher auch viele gefangene polnische Leüthe wegsturben. Die berühmte silberne Müntze begunte auch in diesem Reich durch den Krieg abzunehmen, und wurde unterschiedliche kupferne Müntze eingeführet, nehmlich grosse kupfferne Thaler, die 6 Fl[orin] polnisch oder einen Rubel galten. Ander, etwas kleiner, galten halb so viel. Altiniken- und Groschenstük wurden auch gemüntzet, und auf die teütschen Reichsthaler, die continue im Lande nur 50 Kopischen Silber galten, wurde Ihro Czar. Maytt. Marque gestempelt und den Bedienten 64 Kopechen aus dem Schatz in Bezahlung augegeben. Ander wurden in 4 Theile gehauen, und ward jegliches Theil aus dem Schatze zu 25 Copechen angegeben. Aber bey dem gemeinen Mann war alle diese Müntze sehr ungangbahr, ward auch nicht gerne vor selbigen Preiß wieder in den Schatz (20r) angenommen, sondern vor ein geringes von den Bedienten zurükgekauffet, wordurch die Verwalter Ihro Czar. Maytt. Schatz profitirlich zu seyn vermeinten, aber gewis nur ihren eigenen Beütel zu füllen und den gemeinen Mann zu unterdrüken, sich bearbeiteten.