Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 65

Den 19. Juli ward des verstorbenen Bojaren Knias Feodor Nikiticz Odojewskij mit grossem (24v) Wehklagen des alten Herren Vaters, welcher innerhalb 2 Jahren drey erwachsene Söhne verlohren und nunmehro nur einen eintzigen übrig hatte, nach Moskow zurük geführet. Der alte Vater begleitete selbige auf ¼ Meile zu Fuß und weinete gar bitterlich.

Den 20. Juli, nachdem an Ihro Czar Maytt. ein Courier, den tödlichen Hintritt des jungen Odojewskij kund zu thun, auch damit einen der an dessen Stelle zum Commissarius geordnet werden möchte, abgefertigt war, brachen wir von der Nacza ab und lagen die Nacht auff der Plisse. Allda kahm ein polnischer Edelmann mit Nahmen Juskiewitz und gab den Anschlag, daß die moskowitische Herren Commissarien bey währender itziger Commission stark auff die Wahl dringen solten, weilen er vor gewiß wüste, daß die Polen resolviret wären, entweder denjenigen czarischen Printzen oder auch wohl Ihro Czar. Maytt. nach itzigen Könige Johannis Casimiri, der schon gar alt wäre, Lebtagen zum Successoren der Cron Polen zu erwehlen, weswegen denn alsobald in dieser Proportion Ordre zu holen ein Expresser nach Ihro Czar. Maytt. abgefertiget ward.

(25r) Den 21. Juli gelegen unter Gluboke, den 22. allda geruht, den 23. Juli gelegen unter Danilowitz, den 24. bey Piotrowitz seinem Hoffe, den 25. Juli bey dem Stättchen Baszna, den 26. Juli auff den Pass an der Willia, den 27. Juli über die Willia gangen, gelegen zu Michayliskij.

Den 28. Juli in Abramowitz seiner Slubode, den 29. unter der Wilde.

Den 30. Juli mit grosser Pompe und Pracht, auch Froloken des gemeinen Volkes, in der Wilde arriviret und die Quartier in der Subacze Ulicze und bey der Ostrabruma eingenommen, weilen die Häuser an selbigen Orte noch unverdorben waren.

Den 31. Juli sind von den polnischen Herren Commissarien 2 Edelleüte, Matthey Zakrewskij und Jan Pucyna, nach der Wilde mit dero Brieffe kommen, berichten, daß die Herren Polen nicht weit von der Wilde stehen und nur darauff warten, daß ihre Securitet zu einer freyen und ungehinderten Ankunfft und Abreyse durch diese ihre Abgesandten möchte abgeordnet und bestetiget werden.

Den 4. Augusti sind die polnische Herren Commissarien bey der Wilde arriviret. (25v) Weilen aber die Moskoviter Meister in der Stadt waren, musten sie sich als Gäste nach dero Guttdünken 2 Meilen von der Stadt des Weges nach Osmiana hin, ob es ihnen zwar nicht allerdings gefallen wolte, in einem Dorffe, Niemiesza genand, einquartieren lassen und sich allda vor diesmahl mit schwartzen Raumstuben behelffen. Die pol. Herren Comissarii waren diese: caput legationis oder der erste unter ihnen, der erlauchte hochgebohrne Herr Johann Casimirus in Crasne Krasinskij, Palatinus Plocensis, Lorasensis, Prasmowiensis Gubernator, der erlauchte hochgebohrne Herr Christoph in Bakstach Zawisza, Marschalcus Magni Ducatus Lithuaniae, Minsces, Braslaviensis Gubernator, der hochwürdige Herr Johannes Daugelo Zawisza, nominatus Episcopus Wilnensis, der hochgebohrne Herr Ciprianus Paul Brostowskij, Referendarius Magni Ducatus Lithuanie, der hochgebohrne Herr Stanislaus Sarbinskij, Graboviensis etc. Gubernator. Ihr Consultat war sehr schlecht und nicht nach der vorigen polnischen Weise, also daß der Ruin ihres Reiches bey dero geringem Auffzuge wohl zu spühren war.

(26r) Den 9. Augusti kahm von Ihro Czar. Maytt. anstatt des verstorbenen Odojewskij ein ander Commissarius, der Okolnitzey Wasiley Alexandrowitz Ozowlokow, und blieb an der Zahl der dritte. Labanow Rostowskij aber ward erhöhet zum andern Grad an Knias Feodor Odojewskij seiner Stelle.

Den 10. Augusti ward von beyden Theilen das Juramentum Securitatis durch die dazu deputierte Hoffjunker abgeleget. Von unser Seiten beschwuren es der Hoffjunker Denis Derofeiow Syn Astafiew und der Secretarius Iwan Bzystaho, von der polnischen Seiten zwey Edelleüte, Matthey Zakrewskij und Johan Pacina. Der Eid ward von beyden Theilen in der Wilde an der Gesandten Cantzley im Beywesen des Secretarii Michaylo Postnikow abgeleget, welchen von den unsrigen ein moskowitischer Pfaffe, von polnischer Seite aber ein Domicaner Münch verhörete. Der Ort, allda beyderseits Comissarien zusammenkommen solten, ward bestimmet vor der Stadt hinter der Ostrabruma zwischen dem Feiler und Niemiesze, damit beyderseits Commissarien gleich weit zu reisen hätten. Ihre Zusammenkunfft aber solte seyn in Ihro Czar. Maytt. Gezelten, so deswegen auffgerichtet werden solten.

(26v) Den 12. Augusi kahmen beyderseits Herren Commissarien, auch die Römischen kays. Ambassadeurs als Mediatores, auf bestimmte Conferentzort zum erstmahl zusammen. Die Moskowitischen wurden vor den Polen mit einer ziemlichen langen und gar kläglichen Oration entfangen, welcher die unsrigen theils mit Stillschweigen, theils mit unnützen Einwürffen begegneten und sich nach wenigen Complimenten niedersetzten, dergestalt, daß auff beyden Seiten des Tisches die Herren Mediatores, jeglicher zu einer Seite, zwischen die Parten mitten setzten und die Wichtigkeit itziger Zusammenkunfft nebst der Autoritet Kayserlicher Maytt., als welche die gantze Christlicheit gerne an Frieden und Einigkeit zu vernehmen wünschend, zwischen diesen beyden Potentaten Mittler gantz willig, ohne eintziges Beschweren und Bitten, einlaßen wolen, ans beste herausstreichend, eine gute Weile verbrachten, darauff auch ferner bey Parten, nebst denen Herren Mediatoren oder mit derer Consens, den 14. Augusti zusammenzukommen einhellig bestimmeten, da dann von beyden Theilen die Plenipotentzien auffgeleget und (27r) also in Gottes Nahmen zur Sachen geschritten werden solte. Hiermit schieden sie vor diesmahl wohl content voneinander.

Den 14. Augusti, nachdem beyderseits Herren Commissarien auch die Herren Mediatores genommener Abrede nach an vorigen Orte erschienen und sich in dem Gezelte niedergesetzet hatten, legten erstlich die Herren Mediatores Ihre Plenipotentz, die ihnen von Ihro Römischen Kayserlichen Maj. zur Beywohnung dieser Friedenstractaten ertheilet war, auff und ertheilten beyden Parten eine Copie derselbigen, mit ihrer Hand und Siegel bekräfftiget. Hernach wechselten auch beyde Theil ihre gegebene Plenipotentien. Nachdem nun selbige auff beyden Seiten vor gut erkand, auch ein jeglicher seines Herren gute Inclination zum Frieden und Abschaffung eines ferneren Bluttvergiessens bezeüget und herausgestrichen hatte, wurde durch Consens der Herren Mediatoren zum Werk zu schreiten und der Sachen einen Anfang zu machen, den 16. Augusti bestimmet, und also schieden beyde Theile in guter Freündschafft.

(27v) Den 16. Augusti erschiene, genommener Abrede nach, ein jeglicher an seine Stelle, und nach wenigen güttlichen Handelungen enstund unter beyderseits Herren Commissarien ein großer Streit wegen der Ursachen des Krieges. Der Herren Moskoviter Einbildung war, daß diese Sache auff ihrer Seite gar gerecht und dieser Krieg wieder die Cron Polen von erheblichen Ursachen und wegen weiter unerträglichen von der Cron und dem Könige in Polen verübten injuriam angefangen wäre. Dagegen contestierten die Herren Polen, wie daß von Moskoviter Seiten die beschworne pacta violiret, der ewigwährende Frieden gebrochen und ohne alle gegebene Ursach wieder die Cron Polen, nur bloß dero Unterthanen in ihren bösen rebellischen Vornehmen zu stärken und Land und Leüthe bey itzigem Ruin und einheimischer Wiederspenstigkeit unter sich zu bringen, dieser unchristliche Krieg und tyrannisches Blutvergiessen angefangen wäre. In summa ein jeglicher rechtfertigte sich und verthädigte seine Seite auffs beste er möchte. Die (28r) Herren Mediatores aber thaten das ihrige und ermahnten beyde Theile zur Sanfftmuht, vorgebend, daß der eine die Rache Gott befehlen, der andere aber seinem Glüke nicht zuviel trauen solte, und moderierten dergestalt die zwiestige Controversie, daß eine fernere Zusammenkunfft den 18. bestimmet und ferner der Ursachen dieses Krieges, welche allein Gott bekand wären, nicht zugedenken, beschlossen ward.