Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 70
Ihro Czar. Maytt. aus Moskow rükten auch mit einer starken Armee, ihren March von der Stolice auff Smolensk, Wittepsk, Polozk und Desna zu nehmend und eine gar prächtige (45r) Artillerie von groben Gestüken, Feüermörseln und schweren Granaten die Diehn hinab fließen laßend, unter Riga in Lieffland, eroberten auff ihrem Marche im Vorbeigehen das Schloß Dünaburg, welches die Schweden von den Polen erobert und mit ihrer Besatzung versehen hatten, und Kokenhausen, sebelten alle lebendige Seelen, die drin waren, nieder und erbarmeten sich keines Menschen, sondern besetzten dieselbigen Plätze mit lauter moskowitischen Völkern und verliessen ihre Gouverneurs und Commendanten drinnen. Die schwedische Salvogarden waren auch allbereit von den rebellierenden pol. Troupen aus Szameyten verjaget, daß auch Ihro Excellentz der Generallieutenant Graf Magnus Gabriel de la Gardie mit alle seinen Officieren totaliter Zameyten quitiret hatten und, allbereit der Herren Moskowiter Vornehmen merkend, in Riga arrivieret waren, hielte demnach gute Ordre und machte gute Praeparation, dem antrabenden geschwinden Feinde redlich zu begegnen, welcher schon das gantze Land streiffete und ohne alles Erbarmen mordete und sengete, was ihm nur vorkahm, darüber den gantz Lieffland, welches nimmermehr so einen geschwinden Einfall von moskowitischer Seiten sich einbilden (45v) möchte, sehr erschroken, das Landvolk sich in den festen Oertern zu retiriren auffmunterte, die sich dann unverzagt diesem mächtigen Feinde praesentierten und ihm mit Parteyen und Ausfällen viel zu schaffen machten. Das arme Baurvolk aber, so sich nicht in sichere Örter begeben noch über die Düne nach Churland (welchem die Sicherheit der Neutralitet etlichermaßen gehalten ward) gemacht haben, muste mit Haab und Gutt, Leib und Blutt daran gehen und das Gelach bezahlen, an denen unchristliche Injurien verübet und gewisse Kennzeichen moskowitischer Tyranney statuiret wurden. Die сzarische Armee, nachdem die Festung Riga gantzer drey Monat stark bloquiret gehalten und ihre besten Schantzen und Pasteyen, Minen, Graben, Grantatenwerffen und allerhand Arbeit gethan und gar nichts an der Festung gewinnen konnte, sondern nur zum Verlust der ihrigen die abgebrandte Vorstatt zu ihrem Werke gebrauchte, weilen der Generalgouverneur Graff Magnus de la Guardie mit seinen beyhabenden Völkern sich tapffer wehrte und dem Feinde durch stündliche Ausfälle vielertheils verübte, muste im 8ber die Belagerung quitiren, mit großem Verlust der ihrigen brechen und den Weg, daher sie kommen, zurük marchieren. In denen neu occupierten (46r) lieffländischen Städten ward von Ihro Czar. Maytt. zum Gouverneur verlaßen der Hoffrath Afonasey Laurentiewitz Ordin-Nasczokin. Auch das grobe Gestük von gantzen, halben und viertel Cartauen und schweren Feüermörsern, so mit unter Riga gewesen waren, verblieb alles (weil es die Düne hinauff zu schiffen beschwerlich fiel, auch befürchtet ward, daß es auf dem Waßer nicht zufrieren möchte) in Kokenhausen beliegen. Ihro Czar. Maytt. aber mit der gantzen Armee, von einer großen Cavalerie, auch Infanterie bestehend, marchierten zurük nach Rußland und arrivierten glüklich bey Schlittwege an dero Residentz.
Der Bojar und Statthalter zu Kasan, Knias Alexey Nikititz Trubetzkoy, mit seinen conjugierten Armeen marchierte in Ingermannland hinein und, nachdem er Waske Narve, Neuschloß und andere schwedische Schlößer erobert und mit moskowitischer Besatzung versehen hatte, bloquirte endlich auch die Festung Derpt und continuirte so lange mit unnachlässiger Belagerung, bis sie sich an ihm durch Accord ergeben muste, wurden demnach der Gouverneuer und die schwedische Völker, so keine Lust, unter moskowitischer Herrschafft zu verbleiben, hatten, ausgestattet, die Festung mit einem moskowitischen Gouverneur und starker Besatzung versehen und den überbliebenen Einwohnern große Freyheiten versprochen. Hernach marschierte der Bojar und General Trubetzkoy mit seiner gantzen Armee zurük nach Groß Neugard und kahm auch endlich nach Moskow.
(46v) Der zaporowische General Bogdan Chmielnickij wolte auff Ihro Czar. Maytt. Begehren, derer Vasal er sich zumahlen nante, wieder die Cron Schweden keinen Securs geben, bezeügend, wie er andere Ihro Czar. Maytt. Feinde anzugreiffen bereit und willig, aber wieder Schweden könte er nichts feindliches vornehmen, weilen er mit der Cron Schweden eine alte unwiederruffliche Alliantz hätte.
Ihro Churfürstliche Durchl. von Brandenburg schikten eine ansehnliche Ambassade zu Ihro Czar. Maytt. zu Riga, umb Neutralitet anhaltend, welche ihr damahls zwar gelobet und versprochen, aber nicht ratificiret ward, mit expressem Begehren, daß Ihro Churfürstliche Durchl. sich der schwedischen Alliantz eüßern, mit der Cron Pohlen sich zur Einigkeit bequämen und die vorigte Correspondentz bey selbiger bearbeiten solten. Wann das geschehen und Ihro Churfürstliche Duchl. unter Riga geschloßene Conditiones Neutralitet geschworen hätte, wolten auch Ihro Czar. Maytt. Verträge zu ratificiren einwilligen.
In diesem Jahr hatt abermahl die Pest in dem moskowitischen Reich in der Hauptstadt Moskow regiert, jedoch nicht so grausahm als vor 2 Jahren, aber in andern unterschiedlichen moskowitischen Städten, Fleken und Dörffern hatt sie unerhört grassiert und viele Örter gantz wüst hinterlaßen, insonderheit Kasan, Astrachan, Nisni Nowgorod und andere Städte, auf der Volga gelegen, in denen auch gar viele von den pol. Gefangen wegsturben.
(47r) Anno 1657
Den 11. Januarius. Nachdem die Peste gäntzlich aufgehöret hatte, kahm der Patriarch von Wiasma nach Moskow.
Den 14. Janua[r] arrivireten auch Ihr Czaar. Maytt. mit der gantzen Hoffhaltung in die Hauptstadt Moskow und wurden von dem Patriarchen neben der gantzen Klerisey und der Gemeinde empfangen und mit einem grossen Glokengeleüte eingebracht.
Den 2. Martii ist der Podkomorzi Pomorski H. Bakowski zu Moscow alß Abgesandter von dem Könige aus Polen angelanget. Ihr[e] Königliche Maytt. excusiren sich bey dieser Gesandschafft, daß der bestimte Reichstag wegen der unerhörten Peste, so in ihrem Reiche grassiret hette, auch vieler unnachlaßig feindliche Inpresse wegen in Jan. oder Februari fortzusetzen unmüglich were, zudehm so währen auch noch unlängst die H. Commissarien von der Willenschen Comission zu Ihr Maytt. nach Dantzig angelanget und hätten diese ihrer Verrichtung Relation gethan, ein Reichstag aber könte in so kurtzer Frist nicht zusammengeruffen werden, demnach biß zum Vorjahr zu patientiren ersuchen thätte.
Den 22. Marcii bekähm der Abgesandter Bakowski seinen Abschiedt mit einer solchen Declaration von Ihr Czaar. Maytt., daß von heute an noch 6 Wochen auf den Courier, welcher der Abrede nach, so auf der Willenschen Commission genommen, den angesetzten Reichstag ankündigen würde, solte gewartet werden. Im Fall nicht, so wolten Ihr Czaar. Maytt, daß Willnische von pohl. Seite violirette Armistitium auch nicht länger continuiren laßen, sondern Ihres Despectes wegen zu andern Mittel schreitten. Aber den unsrigen wahr in Wahrheit schon der Muth, nach dem Reichstag zu ziehen, ziemlich entfallen, weiln der unter Wilde geschlossene Contract albereit durch den Kosaken, welche dem Siebenbürger Fürsten Rakotzi den Obersten Zdanowitz wieder (47v) die Chron Pohl. zum Securs geschickt hetten, auch occupierten die Vestung alt Bychow, die sich den Kosaken, nachdem sie wieder dem Contract lange Zeit von dem moscowitischen General Chowanski belagert und geängstiget worden, übergeben muste, von unserer Seiten schon gebrochen war. Demnach ward gefürchtet, daß nicht solches möchte auf den Reichstag von pol. Seite an den unsrigen vindiciret und gerächnet und sie also, weiln auch alle occupirte Örter der Chron Pohlen nebenst der Wahl zu restituiren, nicht vor rathsam gehalten und denen auf den Reichstag gehörenden Großgesandten nur biß an den Dnipr abzutreten anbefohlen ward, im Arrest behalten werden möchten.