Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 68
Den 8. October, nachdem die unsrigen abermahl einen Courier zu Ihro Czar. Maytt. unter Riga abgefertiget hatten mit gar gewißer Versicherung, daß an der Election im gringsten nicht zu zweiffeln wäre, kahmen zwey polnische Hoffjunker, berichtend, wie daß der von den Herren Polen an Ihro Königliche Maytt. abgefertigte Courier zurük angelanget wäre, dennoch sie mit dieser Zeitung, auch umb sich zu erkündigen, ob es den Herren unsrigen gelegen seyn und belieben (37r) möchte, morgendes Tages zur Conferentz zu kommen, abgesandt wären. Die unsrigen, welche dieser Zeitung wegen sich hoch erfreüeten, resolvierten sich morgendes Tages, den 9. Octob[er], sich an vorigen Ort im Gezelte zur Conferentz einzustellen.
Den 9. Octobris erschienen beyderseits Herren Commissarien, auch die Herren Mediatores am bestimbten Orte. Die Herren Pol., nachdem sie mit einer langen Sermon ihre gute und unverfälschte Inclination zum Frieden sattsahm bezeüget und contestiret hatten, entdekten sie endlich die Verrichtung ihres abgeschikten Couriers, declarirend, wie daß Ihr allergnädigster König und Herr, Ihro Königliche Maytt., und die Republic nicht aus einiger Nothbedrängnüß noch Zwang, sondern einig und allein, weilen keine andere Mittel (als von den Herren Moskovitern verstanden) übrig waren, das langwierige Bluttvergiessen in ihrem Vaterlande zu hemmen, aus königlicher angebohrner Gütigkeit und christlicher Condolentz (37v) contra jus civile dennoch ohne einige der Republic der alten Privilegien, Praerogativen und liberaler Freyheiten Verkleinerung und Violation Conditionem novae Electionis so weit angenommen hätten, daß sie ihren Commissarien anitzo die Herren unsrigen, in dero unvermuhtlichen Proposition zu befriedigen, mit ihnen dergestalt zu conferiren concediret hatten, daß ihnen nur die praeliminere Electionis (wenn sie Tranquillitas Patriae zu stifften decliniret werden könten), zu tractieren zugelaßen und consentieret wäre. Wann aber dieselbige auff dieser Commission gehandelt und mit guter Assecuration eines reputirlichen Friedenschlusses staffiret wären, solte ein übriges Landesrechten verfahren und die Bestetigung der Election auff einen öffentlichen Reichstage geschlossen werden. Ehe und bevor aber in dieser Sachen etwas vorgenommen würde, begehrten die Herren Pol. von den unsrigen eine wichtige und vollenkommene Assecuration in dem, daß Ihro Czar. Maytt., wann sie itzo (38r) glüklich regierenden Könige in Polen Johanni Casimiro in der Regierung der Cron Polen und des Großfürstenthumbs Litthauen zu succediren möchten, erwehlet werden, der Republic in Polen dero Rechtsgebräuche, Privilegien und Freyheiten confirmiren und darüber Ihro Czar. Maytt. Diploma ertheilen solten. Die Herren unsrigen, gantz nicht considerirend, was vor einem großen Nachklang die polnische Rechten und uralte Freyheiten haben, spondirten und versprachen alsobald, ohne einige Wiederrede und Exception, selbige Assecuration morgendes Tages, da eine fernere Zusammenkunfft bestimmet war, schrifftlich zu lieffern und abzugeben.
Den 10. Octobr[is] erschienen beyderseits Herren Commissarien, auch die Herren Mediatores an vorigen Conferentzorte. Die unserigen, gethaner Zusage nach, praesentirten alsobald denen Herren Pol. vorerwehnte Assecurationsschrifft, welche die Herren Pol. zu Dank annehmend, der Herren Moskowiter Treuhertzigkeit und gute Intention, hochrühmeten, sich auch darneben fernerer guten Conditionen versicherten, einigen demnach an zu tractiren und schloßen selbigen Tag etzliche (38v) Puncta mit großem Contentement und Freündligkeit. Die übrigen aber wurden, weilen die Nacht hereinbrach, bis an den 14. October verschoben.
Den 14. Octobr[is] erschienen abermahl beyderseits Herren Commissarien auff bestimbten Conferentzorte, der nunmehr wegen der Kälte in Chotkiewitz einem Hofe eine ½ Meile von der Wilde, in warmen Stuben bewilliget war, tractierten ferner und verabschiedeten noch etzliche Puncta in guter Verständnüs. Das übrige ward bis an den 16 October verschoben.
Den 16. October, nachdem beyde Theile zusammenkommen, auch die Herren Mediatores sich eingestellet hatten, machte dieser Nation Antinomia wegen der Religion des neu erwehlten Königes, auch der Person, welche ihn krönen solte, große Differentien. Die unsrigen warten, daß Ihro Czar. Maytt. bey ihrer griechischen Religion verbleiben und von einem Bischoffe selbiger Confession gekröhnet werden solten. Die Herren Polen aber declarierten, daß ein König in Polen keiner ander, den der römisch-catholischen Religion zugethan seyn und gemäß ihrem uralten Recht von einem catholischen Bischoffe, insonder(39r)heit aber von dem Primas des Reichs, nehmlich dem Ertzbischoff von Gnesen, gekrönet werden müste. Endlich, weilen gantz keine Mittel, diesen Punct beyzulegen, erfunden wurden, muste er bis beider Potentaten Gutdünken und fernerer Resolution auffgeschoben bleiben. Die beyde letzte Puncta, die Gefangenen und Resitution der occupierten Oerter belangend, vorbehielten beyde Theile bis dem 20. October, da sie ferner zusammenzukommen bestimten.
Den 20. October stelten sich beyderseits Herren Commissarien, auch die Herren Mediatores ein im vorigen Conferentzorte in Chotkiewitz Hofe. Der erste Punct wegen der Gefangenen ward nach vielen wiederlichen Controversien endlich dergestalt geschloßen, daß alle Gefangene ohne einigen Praetext ausgeantwortet und befreyet werden solten, ohne die, welche selbst guttwillig der einen oder der andern Seiten dienen wolten. Mit der andern Proposition wolte keiner heraus. Der eine fragte, was zu geben, der andere was zu behalten wäre. Die Herren Mediatores, wie sie den allwege bey diesen Conferentzen gethan hatten, saßen gar stille, wahrteten nur, was die Conclusion bringen würde. Die Herren Pol., (39v) so durch vorige Schrifft, welche ihnen den 10. hujus von den unsrigen gegeben war, gar große Einbildung gemacht hatten, maßen sie bey Confirmirung ihrer Freyheiten und Rechten nicht unbillig auch die Restitution aller occupierten Oerte vermutheten, weilen ihre Rechte ausdruklich vorbehalten, daß ein neuerwehlter König des Reiches Gräntzen zu erweitern und nicht zu vergringern bey Eydes Pflicht gehalten seyn soll, demnach sie sich keinesweges einbilden konten, daß die Herren Moskowiter selbige Schrifft zuwieder von den eingenommenen Plätzen in Litthauen, Klein- und Weißreüßen bey dieser Wahl etwas zu vorenthalten resolviret seyn möchten. Die unsrigen aber, die Sache auff eine andere Meynung deutend, wolten die occupierte Oerter ihrem moskowitischen Reiche submittiren und anverbunden haben, vorgebend, daß beyde Reiche durch diese Wahl stark conjungiret und vereiniget seyn würden, daß auch gleich viel wäre, selbige Oerter diesem oder dem andern Reiche einverleibet blieben, und also stürtzte diese contraire Meinung alles übern Hauffen, was vorhin überleget und abgehandelt war. Die Parten wurden (40r) uneinig und rükten sehr exacerbiert voneinander. Die Herren Mediatores aber (denen diese Diaphora vielleicht nicht übel gefiel) stelten sich auch recht malcontent und exprobrirten beyden Parten die unnnöthige Verwerffung ihrer vorigen guten Meinung, daß sie nicht absolute ohne die Election vom ewigen Frieden tractieret und gehandelt hätten, contestirend, daß dieses unnöthige Werk, ein Zwang zum ferneren großen Bluttvergiessen und einen schreklichen Krieg wäre, dann unmöglich, daß die polnische große Libertet und Freyheit mit der moskowitischen Servitut und Sklawerey concordiren und übereinstimmen könte, wäre dennoch zu wünschen, daß dies friedenstörenden und von bösen friedenstörenden Leüten eingeworffene Werk an die Seit gesetzet und nochmahlen vorige gute Intention reassumiret werden möchte. Aber diese Persuasion wolte den unserigen gantz nicht gefallen, weswegen dan beyde Theile in Uneinigkeit voneinander schieden mit großen Protestiren und Reprotestieren.
(40v) Den 21. October gingen die unsrigen, welche Ihren Herren Ihro Czar. Maytt. durch ihren Brieff mit einer gewißen Election versichert hatten, zu Rath, considerirten den gefährlichen Ausgang von derer Seiten, weilen bey dieser Nation mit der Herrschafft nicht zu schertzen ist, wurden demnach eins, diese Sache mit den Herren Mediatoren ferner zu überlegen, damit aber von ihnen sanum Consilium möchte ertheilet, die gute Anleitung, was ferner anzugreifen, gegeben werden, wurde einem jeglichen zu 2 Zimmer Zobeln, das eine à 100 Ducaten, verehret.