Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 67
(32r) Den 28. Augusti verfügten sich beyderseits Herren Commissarien auf bestimbten Conferentzorte, die Herren Mediatoren aber wolten dieser Zusammenkunfft (weil sie ohne dero Consens von einer neüen und auff Commissionen ungewöhnlichen Materie zu handeln bestimmet war) nicht beywohnen, sondern blieben in ihren Quartieren in der Wilde. Die Herren Polen, nachdem sie durch viele Documenta dargethan, daß diese neüe Proposition nicht allein ihren uhralten Rechten, Freyheiten und Praerogativen, sondern auch dem Eyde, mit welchem sie der Republic und Ihro Königlichen Maytt., Ihren gnädigsten König und Herren, verpflichtet, daß nehmlich bey dero Lebenszeiten sie nicht allein einen andern zu erwehlen, sondern auch selbiges in ihren Gedanken ohne große Sünde zu nehmen nicht mächtig wären, gantz contraire und zuwieder lautete, auch den unsrigen gar zu geschwindes Verfahren und Anmuthung sattsahm exprobriret hatten, resolvirten sich endlich (vernehmend, daß im Fall diese Proposition excludiret würde, auch kein Frieden durch einige andere Mittel zu hoffen wäre), solches ihr, der Herren Moskoviter, Begehren Ihro Königlichen Maytt. (32v) und der Republic zu referiren und zu wissen zulassen und also einen ferneren Befehl und Willen deroselben zu erwahrten, worzu dann auf das allergeringste 7 Wochen Frist seyn müste, ehe und bevor einige Antwort einnehmen könnte. Weilen aber die unsrigen mit dieser ihrer Resolution recht wohl content und zufrieden waren, schieden vor diesmahl beyderseits Herren Commissarien in gutem Verständnüs voneinander und bestimmet, so lange zu wahrten und die Conferentzien auffgeschoben zu seyn laßen, bis der Bothe, welchen die Herren Pol. an Ihro Königliche Maytt. abfertigen würden, zurük kommen müssen.
Den 29. Augusti fertigten die unsrigen einen Courier unter Riga zu Ihrer Maytt. ab, den Verlauff der vergegangenen Conferentzen communicireten, und supplicierten umb fernere Information, wie diese Sache fortgesetzet werden solte.
Den 18. September kahm der abgefertigte Bothe von Ihro Czar. Maytt. außm Lager unter Riga zurük, brachte Schreiben mit sich [409], (33r) welche gnugsahm contestierten, daß der Herren Commissarien Handlung, insonderheit aber die Proposition der Wahl, Ihro Czar. Maytt. sehr lieb und angenehm wäre, demnach auch Befehl ertheilet ward, daß die Herren Commissarien die Sache fortzusetzen sich am höchsten angelegen seyn und die Pol. schrifftlich versichern solten, daß ihnen, wenn sie dieselbe Proposition consen(33v)tiren würden, nicht allein ihre uhralte Rechte, Freyheiten, Privilegien und Praerogativen gehalten, vermehret und verbessert, sondern was sie nur wünschen und begehren würden, ihnen vertheilet und von Ihro Czar. Maytt. contentiret werden solte.
Den 19. September ward der Dworanin Denis Eustaffiow von den unsrigen an die Herren Pol. abgesandt, umb bey selbigen, daß sie sich morgendes Tages an dem Conferentzorte verfügen und mit den unsrigen zusammenkommen möchten, auszuwürken, welche sich auch durch Persuasion der unsrigen darzu, obgleich ihr Courier von dem Könige und der Republic noch nicht zurük gekommen war, bequähmten und zusammenzukommen resolvierten.
Den 20. September verfügten sich beyderseits Herren Commissarien auf vorigen Conferentzorthe. Auch wurden durch Bitte und Anhalten der unsrigen die Herren Mediatoren sich auch einzustellen benöhtiget, bey derer Gegenwart dan die unsrigen, Ihro Czar. Maytt. grosse Gütigkeit zu bezeügen, den polnischen viele reiche Verheisungen und Zusagen thaten, (34r) was nehmlich selbige zu hoffen hätten, wan nur die vorige Proposition, die Wahl der Succession betreffend, sie zu befordern und ins Werk zu stellen, concedieren und sich bequähmen würden, ausdrüklich hinzuthuend, daß alle diese Kriegsbedrängnüsse in lauter Beneficien und gnadenreichen Gutthaten solten mutieret und verändert werden. Die Herren Pol. aber protestierten, daß ehe und bevor ihr abgefertigter Courier von Ihro Königlichen Maytt. zurük kommen wäre, sie sich in keine Conferentz der Sachen wegen einzulaßen ohne Expressen Ihro Königlichen Maytt. und der gantzen Republic Befehl unterstehen dürfften. Die Herren Mediatores waren gar stille und gaben kein Wort von sich, weder im Guten noch im Bösen, sondern liessen die Parten also untereinander agiren, wie sie wolten, nur dieses repetierten sie gar offt, daß nehmlich diese Sache auf einen Betrug angestellet wäre, wer demnach einer den andern betrügen, selbiger auch deßen Herr und Meister werden würde, über ihnen solte hernach keiner klagen, weilen sie beyderseits genugsahm gewarnet und treülich (34v) gemeinet wären. Weilen nun die Herren Pol. sich zu keiner Sache bequemen wolten, wurde ferner zusammenzukommen vermöge voriger Abrede bis zur Wiederkunfft des pol. Couriers auffgeschoben.
Den 2. October waren die Moskovitischen Herren Commissarien, auch die Cantzeleybedienten bey die Herren Mediatores zu Gaste und wurden von ihnen gar delicat und prächtig tractiret, daß sich auch die unsrigen verwunderten über theils specialen in diesem wüsten Orte.
Den 5. October ward von den unsrigen der Dworanin Denis Eustaffiew an die Herren Pol. abgesandt, mit selbigen zu handeln, daß sie absonderlich ohne der Herren Mediatoren Wißen mit ihnen wegen Unterredung von einer hochwichtigen Sachen zusammenkommen möchten. Ob nun zwar die Herren Pol. nicht gerne dran wolten, dennoch umb zu nehmen, was doch so hoch wichtiges zu tractiren wäre, resolvierten sie sich, drey Personen aus ihrem Mittel, nehmlich den Herren Großmarechal Zawisza, den Herren Referendarium Broztowskij und Herren Serbiewskij mit den unsrigen (35r) absolute zu conferiren zu bewilligen, doch dergestalt, daß kein Theil an dem, was allda möchte gehandelt werden, solte gebunden seyn. Der Ort ihrer Zusammenkunfft ward bestimmet in Chotkiewitz seinem Hoffe, eine halbe Meile von der Stadt Wilde auf dem Waßer Willia hinauffwerts gelegen. Unterdeßen aber hatten die pol. Herren Commiss. ihre Leüte noch selbigen Abend bey die Herren Mediatoren, daß also selbigen diese Sache nicht unwißend, vielmehr mit dero Consens fortgesetzet ward.
Den 6. October, des Morgens gar frühe, erschienen beyde Parten am bestimbten Orte in einem zu ihrer Zusammenkunfft praeparierten Sahl. Die Herren Pol., als denen etwas neües zu vernehmen verlangte, repetierten die gantze Handlung, und wie sie ihrer eigen Abrede nach unerwahrtet ihres Couriers, zur Conferentz mit den unsrigen zu kommen nicht resolviert gewesen, weilen aber solches in aller Freündschafft und Vertrauligkeit von den unsrigen begehret worden, sie einer gutten Intention, immermehr (35v) contrair zu seyn, zu bezeügen auch itzo zu erscheinen von ihren Herren Collegis deputieret wären, freündlich zu vernehmen, was unserer Herren Commissarien Gutdünken ihnen allhier zu erkennen geben seyn möchte. Die unsrigen, ihre vorige Proposition auffs beste möglich staffirend, exprobrierten erstlich der Herren Mediatoren malcontenten Willen zu diesem heilsamen Werke, entlich stellten sie den Herren Polen die itzige Ruin ihres Reiches und dero mächtige Feinde, von denen sie auff allen Seiten mächtige Impressen erlitten, vor Augen, praesentierten dagegen die grosse russische Macht und Tapfferkeit ihrer Nation und daß auch Ihro Czar. Maytt. selbst persönlich, ihr geneigtes Gemüthe contestirend, gegen des Königes und die Republic in Polen Feinde, dem Könige in Schweden, in voller Kriegsarbeit begriffen wäre. Darneben demonstrirten sie den grossen Nutzen, der auff solche Conjunction dieser beyden mächtigen Reiche succedieren könte. Die Herren Polen, alle diese Einwürffe nicht (36r) vor gutt erkennend auch theils zu dank annehmend, blieben dennoch feste bey ihrer gethanen Resolution, jedoch dergestalt, daß sie sich ausliessen, daß wann auch Ihro Königliche Maytt. und die Republic die alten, gar offt mit Eyde bekräfftigte Freyheiten der freyen Stände des polnischen Reiches und Großfürstenthumbs Litthauen aus besondern erheblichen Ursachen übersehen und jetzo einige Election eines neüen Königes bey seinen Lebenszeiten geruhen möchten zu consentiren, so konte es dennoch in solcher Eil, als sie sich einbildeten, nicht geschehen, weilen vermöge ihren polnischen Rechten zur Election eines neüen Königes eine gar weitläuffige Convocation gehörete. Zudem so solten die Herren Moskowiter auch von diesem berichtet seyn, daß ihnen ein neüer König nicht allein ihre alte Privilegia zu ratificiren, sondern sie mit neüen Freyheiten zu begaben und des Reiches, nehmlich der Cron Polen und des Großfürstenthumbs Litthauen, zu erweitern und im gringsten nicht zu vermindern, bey Eides Pflicht gehalten seyn müste. Die (36v) unsrigen antworteten, daß nicht allein dieses gringe, ja vielmehres Ihro Czar. Maytt. als ein großer heroischer und milder Herr ihnen zu consentiren und zu schenken geneigt und resolviret würden, dann sie gnugsahm Land und Leüthe hätten und nichts mehr die Ehre und einen unsterblichen Nahmen zu erhalten wünschten, und mit den gleichen Discursen ward der gantze Tag gekürtzet, daß auch die anbrechende Nacht das übrige abermahl bis zur Wiederkunfft des polnischen Couriers determinierte.