Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий о - Русаковский Олег. Страница 66

Den 18. Augusti stellten sich beyderseits Herren Commissarien, auch die Herren Mediatores am bestimbten Conferentzorte abermahl ein. Es ward aber nach wenigen güttigen Unterredungen der in der vorigen Conferentz angefangene und von beyden Theilen nicht mehr zu erwehnen bewilligte Streit wegen der Ursachen des Krieges noch viel größer und erhitzte beyderseits Commissarien sehr. Weilen aber keiner dem andern nachgeben wolte und die Herren Moskovitischen viel Brieffe und gedrukte Bücher, aus selbigen die gewiße und unweiderruffliche Ursachen (28v) darzuthun, aufflegten, die Herren Polen aber ihnen selbige wiederlegten, konten die Herren Mediatores die erhitzte Parten vor diesmahl nicht anders mitigiren, als daß sie ihnen ihren Willen ließen, währeten also die strittigen Controversien so lange, daß die einbrechende Nacht unter beyden Theilen Schiedsmann ward, welche auff Persuasion der Herren Mediatorum ferner zusammenzukommen den 20. Augusti bestimmten und ziemlich verbittert voneinander schieden.

Den 20. Augusti war die fünffte Conferentz und wolte annoch die Streitigkeit wegen der Ursachen des Krieges keiner entschafft machen. Die Herren Mediatores moderierten auffs beste sie nur konten, erbothen sich auch, wenn sie nur eine oder die andere Partey nicht befridigen möchten, in diesem Fall, weilen sie nunmehr beyderseits Klagen und Wiederklagen recht wohl eingenommen hätten, ohne beyder Praejuditz ein kurtzes judicium zu fällen, damit sie je ehe je lieber von diesem unnöhtigen Streit abkommen und zur Sachen in aller Freündschafft schreiten möchten. Aber (29r) diese Resolution machte ihnen bey den Herren Moskovitern nur Ungunst, weilen gäntzlich davor gehalten ward, daß sie der polnischen Seite mehr und beßer den der ihrigen affectioniret und zugethan wären, weswegen dan die Herren Mediatores endlich nicht mehr zwischen beyden Parten zu mitteln, sondern nur zu bitten sich bemüheten, die gefährliche impedimenta zu diesem guten Werk an die Seit zu setzen und zur Sachen in aller Güttigkeit zu schreiten, welches beyde Theile anzunehmen sich nicht weigern konten. Doch wolte keiner seine Sache verlohren geben und der erste seyn, diese Materie aus den Händen zu geben, weswegen diese Conferentz annoch ohne Schluß geendiget und den 22. Augusti eine fernere Zusammenkunfft bestimmet ward.

Den 22. Augusti erschienen beyderseits Herren Commissarien auf dem gewöhnlichen Conferentzorte im Gezelte. Die Herren Moskowitischen repetierten annoch die vordem angefangene Materie von ihren rechtfertigen Ursachen. Die Herren Polen wolten (weil sie die Gefahr, so von diesem Streit herrühren konnte, considerierten) sich (29v) ferner, auff Persuasion der Herren Mediatoren beruffend, in keine Weitläuffigkeit einlassen, befahlen die Rache Gottes und bezeügten, daß sie nicht mit den Moskovitische Herren Commissarien zu streiten und nach den Ursachen dieses Krieges (welches ohne Zweiffel ihre Sünden sein müsten) zu forschen, sondern die erwiesene Streitigkeiten an die Seit zu setzen, den edlen Frieden wieder in ihr Reichsländer einzuführen, erschienen ward, hielten demnach an, daß die Herren Moskowiter sich bequehmen möchten, zur Sachen zu schreiten, welches die unseren nicht verstehen wolten, sich einbildend, wan sie die Ursachen unabgehandelt auf die Seit setzen würden, sie sich in grosser Suspicion begeben könten, also daß auch die Polen Ursach gewinnen möchten, die ihrige alles, als welches durch ungerechte Ursachen occupiret worden, wieder fordern. Demnach musten sie endlich mit vielen Cunctiren und Wiederholung selbiger Materie (weilen ihnen die Polen zum ferneren Streit keine Gelegenheit gaben) zur Sachen schreiten und sich resolviren, ob sie nur sich wegen dieses Krieges zu rechtfertigen oder wegen Ablegung (30r) der eingerissenen Streitigkeiten und Wiederbringung des edlen Friedens diese Commission angesetzet hätten, worauff sie zur Antwort gaben, daß, wie der Anfang dieses Krieges von ihrer Seiten gerecht und billig gewesen wäre, also sie auch anitzo, wie Christen gebührte, einen Frieden zu stifften und nicht fernere Streitigkeiten zu renoviren und zu erneuern von Ihro Czar. Maytt., Ihrem grossen Herren, deputiret und geordnet wären, daß aber, so lange Streitigkeiten continuirten, entstünde einig und allein von der Herren Polen Halßsterrigkeit, als welche sich bey ihrer ungerechten Sache dennoch rechtfertigen wolten. Die Herren Polen anworteten, daß die victorisirende Seite allezeit Recht haben müste, sie aber wolten anitzo das Gerichte Gott befehlen und suchten nichts mehr als Fried und Einigkeit. Ob nun die unsrigen mit dieser ihrer Intention zufrieden seyn wolten oder nicht, stunde zu vernehmen. Demnach resolvirten sich beyde Theile, alles dieses an die Seite zu setzen und in künfftiger Zusammenkunfft, welche den 25. Augusti bestimmet ward, zur Proposition zu schreiten.

(30v) Den 25. Augusti, nachdem beyde Theil lange untereinander certiret hatten, wer die erste Proportion thun und seine Resolution von sich geben solte, musten auff Gutdünken der Herren Mediatoren die unsrigen, nemblich die moskowitische Seite, ihre Resolutiones zum ersten entblösen, auff welche die Herren Polen, weil sie ihnen sehr schwer deüchten, sich kaum derer Unbilligkeiten zu beantworten veranlaßen wolten. Nachdem mahl aber beyderseits Meynungen sehr contraire und die eröffnete Conditiones in lauter Weitläuffigkeit bestunden, wurde die Handlung durch vielen unnöhtigen Disputat in vorige Controversien verwandelt und beyderseits Gemüther dergestalt erhitzet, daß auch in Uneinigkeit voneinander zu scheiden und die Gezelte in großer Furie abzureisen erschallete. Die Herren Mediatores, ihren besten Fleiß anwendend, mochten einhalten. Die unsrigen, welche ihr Glük beseßen hatte, dachten der Sache wenig noch, setzten sich zu Pferde und ritten nach der Stadt zu, alle Persuasiones und Einredung der Herren Mediatoren verwerffend.

Den 26. Augusti wurden durch ernsthafften und unverdrossenen Fleiß der Herren Mediatoren beyderseits Herren Commissarien (31r) Gemüther in etwas mitigiret, welche sie dan abermahl den 27. Augusti zusammenzukommen expostulierten und einluden.

Den 27. Augusti erschienen beyde Theile, auch die Herren Mediatores auf den gewöhnlichen Conferentzorte, allda die Parten von den Herren Mediatoren durch eine gar schöne Sermon zur Gütte und Sanfftmühtigkeit ermahnet wurden. Weilen aber den unsrigen die vorige Handelung zu reassumiren nicht rathsam deüchte, maßen dero Vollmacht und Instruction nicht mehres über die Conditionen, so allbereit proponiret waren, leiden wolte, griffen sie zu andern Mitteln und gar neüer Materie, nehmlich zu der Election und begehrten, daß Ihro Czar. Maytt. Ihro Königlichen Maytt. in Polen nach dero Lebtagen succedierten und anitzo zum Successor erwehlet werden möchten, darnebenst den auch die proponirte Conditionen könten gemindert werden. Diese neüe Proposition, ob sie sich zwar den Herren Polen zu ihrer Sachen und itzigen Zustande nicht übel schikte, dennoch so wolten sie bey Lebenszeiten ihres itzt regirender Herren, Ihro Königlichen Maytt. Johannis Casimiri, von keiner neüen Election hören, (31v) geschweige conferiren, weilen sie nicht vornehmen, neüen Herren zu wählen, sondern dem Reiche einen Frieden zu bauen von Ihro Königlichen Maytt. und der gantzen Republic befehliget waren. Zudem so gehörete diese Sache nicht zur Commission, sondern auff den Reichstag, da alle Stände der Republic, versamlet durch freye Suffragia, einen König und Herren zu erwehlen pflegten. Die Herren Mediatores protestirten alsobald auch, daß sie von Ihrem Allergnädigsten Kayser und Herren, Ihro Römisch. Kayserliche Maytt., nicht einen neüen König in Polen zu wehlen, sondern nur beyde, sowohl dem pol. als moskowitschen Reiche, die vorige Ruhe und Einigkeit, Frieden und Freündschafft wiederzubringen expresse gewollmächtiget wären, demnach ihnen von einiger Acction zu hören nicht aufstüde, und, im Fall von dieser Materie ferner solte geredet werden, würden sie Ursach haben, auffzustehen, ihre Zusammenkünffte zu meiden und die Commission zu quitiren. Ungeachtet dessen drungen die unsrigen sehr darauff und wolten mit dieser neüen Proportion keinesweges stehen, daß auch drüber die Herren Polen ohne Consens der Herren Mediatoren die Sache bis morgen in Deliberation zu nehmen sich resolviren musten.